Wie bereits im Interview mit Genoveva Rückert, Kuratorin des OÖ Kulturquartiers, erwähnt, ist die CyberArts Exhibition traditionell einer der Höhepunkte des Ars Electronica Festival. Wenngleich das Ars Electronica Festival heuer mit einer ganzen Reihe von Neuerungen aufwartet, ist und bleibt hingegen die CyberArts-Ausstellung die wichtigste Medienkunstschau, die im Rahmen des Festivals präsentiert wird.
Nicht weniger als 2.703 Projekte wurden zum Prix Ars Electronica 2014 eingereicht. Schon Anfang Mai bewertete eine internationale Jury die aus insgesamt 77 Ländern stammenden Projekte in insgesamt sechs Kategorien. In kurzen Statements erzählen uns die Jurymitglieder mehr über die Projekte der jeweiligen Kategorien. Viele dieser Arbeiten werden im Rahmen der CyberArts 2014 präsentiert.
Interactive Art
Die Kategorie „Interactive Art“ befasst sich mit Installationen, Performances und Netzprojekten. Im Vordergrund stehen die künstlerische Qualität der jeweiligen Interaktion und ein stimmiger Dialog zwischen den Inhalten und Interaktionsprinzipien bzw. Interfaces. Von besonderem Interesse ist die gesellschaftspolitische Relevanz der Interaktion.
Aus der Kategorie Interactive Art sind Balance From Within von Jacob Tonski (US), There is the sun von Ief Spincemaille (BE), Captives von Quayola (IT/UK), Loophole for All von Paolo Cirio (IT/US), Disarming Corruptor von Matthew Plummer-Fernandez (UK), Das Vergerät von Boris Petrovsky (DE), Transfigurations von Agi Haines (UK), The Machine to Be Another von BeAnotherLab, Sports Time Machine von Ryoko Ando (JP), Hiroshi Inukai (JP), Avena+ Test Bed – Agricultural Printing and Altered Landscapes von Benedikt Groß (DE), Peace Can Be Realized Even Without Order von teamLab (JP, CN, ROC, Epiphyte Chamber von Philip Beesley (CA), Sound of Honda / Ayrton Senna 1989 von Kaoru Sugano (JP), Sotaro Yasumochi (JP), Yu Orai (JP), Nadya Kirillova (RU/JP), Kyoko Yonezawa (JP), Kosai Sekine (JP), Taeji Sawai (JP) und Daito Manabe (JP), Clouds von James George (US), Jonathan Minard (US) und Swarm von James Coupe (UK).
Digital Communities
Hier dreht sich alles um innovative Formen des gesellschaftlichen Miteinanders. Es geht um Projekte und Initiativen, die Gemeinschaft schaffen, die soziales Kapital entstehen lassen und gesellschaftliche Innovation und Nachhaltigkeit im kulturellen und ökologischen Bereich vorantreiben. Digital Communities setzen sich zudem für eine Neugestaltung des Machtgefüges zwischen BürgerInnen und Politik, Staat, Verwaltung und Wirtschaft ein, indem sie eine Stärkung des zivilen Sektors und eine lebendige Demokratie forcieren.
Im Rahmen der diesjährigen CyberArts werden Project Fumbaro Eastern Japan, Freemuse und Goteo gezeigt.
Computer Animation
Seit 1987 Bestandteil des Prix Ars Electronica fahndet die Kategorie „Computer Animation / Film / VFX“ nach herausragende Leistungen in unabhängigen Kunst- und Wissenschaftswerken sowie in kommerziellen High-End-Produktionen der Film-, Werbe- und Unterhaltungsindustrie. künstlerische Originalität zählt dabei genauso viel wie exzellente technische Leistung.
2014 präsentiert die CyberArts-Schau Walking City von Universal Everything (GB).
[the next idea] voestalpine Art and Technology Grant
Ziel des von voestalpine und Ars Electronica jährlich ausgeschriebenen Kunst- und Technologie-Stipendiums ist es, inspirierende, neue, ungewöhnliche Ideen für die Zukunft auszuzeichnen und ihre Weiterentwicklung zu unterstützen. Künstlerische und soziale Innovationen sind dabei genauso gefragt, wie technologische und wissenschaftliche Ansätze.
Im Rahmen der CyberArts wird das Projekt BlindMaps von Markus Schmeiduch (AT), Andrew Spitz (FR) und Ruben van der Vleuten (NL) präsentiert.
u19 – CREATE YOUR WORLD
Die österreichweit ausgeschriebene Kinder- und Jugendkategorie will junge Menschen unter 19 Jahren dazu ermutigen, ihre Vorstellungen und Ideen zur Welt von Morgen zu realisieren und zu präsentieren.
2014 ging die Goldene Nica in an Sarah Oos (AT) – ihr Video Femme Chanel – Emma Fenchel wird im Rahmen der CyberArts zu sehen sein.
Visionary Pioneers of Media Art
Zum ersten Mal wurde heuer die Prix-Kategorie Visionary Pioneers of Media Art ausgeschrieben. Eine neue Wettbewerbskategorie, die sich von allen anderen gleich mehrfach unterscheidet: Zum einen geht es nicht um einzelne Projekte, sondern um das Lebenswerk einer Künstlerpersönlichkeit und dessen Wirkung und Einfluss auf die internationale Medienkunstszene. Zum anderen setzt sich die Jury, die darüber entscheidet, wer die Goldene Nica bekommt, ausschließlich aus jenen KünstlerInnen zusammen, die seit 1987eine Goldene Nica gewonnen haben.
Als erster „Visionary Pioneer of Media Art“ wird nun Roy Ascott mit einer Goldenen Nica ausgezeichnet: Der britische Künstler, Theoretiker und visionäre Denker ist seit den 1960er Jahren aktiv, seine zahlreichen Publikationen und Arbeiten hatten und haben einen großen Einfluss auf die weltweite Digital Art Community. Ascott’s Arbeiten wurden unter anderem auf der Biennale in Venedig, der Shanghai Biennale, der Milan Triennale, beim Ars Electronica Festival, im Plymouth Arts Centre und im Rahmen des Incheon International Arts Festival in Südkorea, gezeigt.
1980 zeichnete Ascott für eines der ersten Online-Kunstprojekte verantwortlich, in einer Zeit als es zwar noch kein Internet, jedoch schon das sogenannte ARPANET für Universitäten, gab. 1983 zeigte Ascott im Musée d’Art Moderne in Paris die Arbeit MuLa Plissure du Texte (A Planetary Fairy Tale), ein telematisches Projekt mit KünstlerInnen in Paris, Amsterdam, Vienna, Bristol, Sydney, Vancouver, Pittsburgh, Toronto, San Francisco, Honolulu und Alma.
1989 war Roy Ascott beim Ars Electronica Festival in Linz zu Gast und präsentierte mit Aspects of Gaia: digital pathways across the whole earth ein Computer-Netzwerkprojekt in Form einer interaktiven Installation. Roy Ascott feiert heuer seinen 80. Geburtstag – der perfekte Zeitpunkt also, ihn nach Linz einzuladen und mit einer Goldenen Nica auszuzeichnen.
Gewinner Visionary Pioneer of Media Art Roy Ascott
Zu erleben ist die CyberArts-Ausstellung im Offenen Kulturquartier OÖ. Ergänzend zur Ausstellung finden am Samstag, 6. September 2014, die von einzelnen Mitgliedern der Prix-Jury moderierten KünstlerInnengespräche statt.
OK im OÖ Kulturquartier
Do 4. – Mo 8. 9. 10:00 – 21:00, Sa 10:00 – 23:00
Opening: Do 4. September 2014 um 18:00