Gemeinsam für geflüchtete Menschen: die 2. HelferInnenkonferenz in Linz

Habibi Hawara Wien Helferinnenkonferenz Festival 2016
SC | Optical Engineers,

Ohne sie wäre das letzte Jahr ganz anders verlaufen: Die vielen Freiwilligen, die sich in der Flüchtlingsbetreuung engagiert haben und immer noch engagieren, unterstützen ein gutes Zusammenleben mit geflüchteten Menschen erheblich. Zum besseren Austausch, aber auch als Zeichen von Wertschätzung und zur Wissensvermittlung organisiert ZusammenHelfen in Oberösterreich, die Anlaufstelle rund um das Thema geflüchtete Menschen beim Unabhängigen LandesFreiwilligenzentrum (ULF), deshalb seit Frühling 2016 die HelferInnenkonferenz – eine Plattform für alle Engagierten.

Wo es zum Zeitpunkt der ersten Konferenz noch stark um die Erstversorgung von Flüchtlingen ging, rücken nun andere Themen in den Mittelpunkt: Es geht um Integration, um langfristige Projekte und darum, wie man geflüchteten Menschen ein Ankommen, ein Sich-Zu-Hause-Fühlen, ermöglichen kann. In drei Themenblöcken werden am 10. September 2016 die verschiedenen Aspekte diskutiert, die für Geflüchtete wie Freiwillige heute wichtig sind.

Alle Engagierten und Interessierten, freiwillig oder hauptamtlich, können sich für die HelferInnenkonferenz anmelden (online oder telefonisch unter: 0732/ 770 993). Die Teilnahme ist kostenlos.

Bevor die HelferInnenkonferenz stattfindet, erzählt uns Nicole Sonnleitner von ZusammenHelfen in Oberösterreich hier mehr über die Inhalte und Beweggründe für die zweite HelferInnenkonferenz.

Helferinnenkonferenz

Nicole Sonnleitner von ZusammenHelfen in Oberösterreich. Credit: Vanessa Graf

Was erwartet die TeilnehmerInnen bei der HelferInnenkonferenz am 10. September 2016?

Nicole Sonnleitner: Diese Konferenz ist für uns ein sehr neues, innovatives und vielleicht auch etwas ungewöhnliches Format. Wir haben versucht, das innovative Potential und die Rahmenbedingungen am Ars Electronica Festival dafür zu nutzen, neue oder möglicherweise zukünftige Themen in der Konferenz aufzugreifen. Dabei sind drei Themenblöcke entstanden, von denen wir denken, dass sie besonders interessant für Freiwillige sind: Gesellschaft, Arbeit und Medien. Im Vorfeld befragten wir fast 1000 Freiwillige darüber, welche Inhalte bei weiteren Konferenzen gewünscht sind, aber auch welche die grundsätzlichen Bedürfnisse für Freiwillige sind. Was müssen Freiwillige wissen, damit sie sich gut engagieren können?

Es hat sich herausgestellt, dass der Bereich Arbeit und Beschäftigung für Freiwillige wie geflüchtete Menschen sehr wichtig ist. Wir widmen diesem Thema deshalb einen eigenen Themenblock. Der Themenblock Gesellschaft soll wiederum einen allgemeinen Einstieg in das Thema bieten, damit man einen Überblick über die aktuelle Situation bekommt, auch außerhalb von Österreich. Dafür kommt zum Beispiel der Leiter der UNHCR Österreich, Christoph Pinter, der mit seinem Vortrag „Europa: Flüchtlingskrise oder Solidaritätskrise?“ einen grundsätzlichen Einstieg in das Thema schafft. Wie sieht die Situation weltweit aus? Wie spielt sich diese Flüchtlingskrise wirklich ab? Wo sind die Flüchtlingsbewegungen?

Der dritte Themenblock, Medien, ist nicht primär etwas, das man unmittelbar mit freiwilligem Engagement in Verbindung bringt. Dabei waren die Medien seit Anfang 2015 eigentlich ein sehr zentraler Punkt, auch bei den Freiwilligen. Die Kommunikation lief sehr viel über Facebook, es haben sich über soziale Medien viele neue Netzwerke innerhalb kürzester Zeit gebildet – das kennen wir im Freiwilligenbereich in dieser Dimension nicht. Wir erkannten schließlich, dass diese neuen Medien auch für den Freiwilligenbereich eine große Bedeutung haben. Genau das wollen wir thematisieren, zum Beispiel mit Frau Brodnig, die das Thema Hass im Netz, der ja auch viele Freiwillige trifft, aufgreift. Wir wollen zeigen, was in dieser Welt möglich ist, wie viel mehr vielleicht Freiwillige diese Potentiale noch nutzen können, aber auch, wie wir Freiwillige schützen können.

Auf welche Programmpunkte kann man sich besonders freuen?

Nicole Sonnleitner: Jeder einzelne Programmpunkt ist spannend. Sehr interessant sind zum Beispiel Projekte, die über Oberösterreich oder Österreich hinausgehen. Wir versuchen ganz bewusst, uns Beispiele und vielleicht auch neue Zugänge aus anderen Ländern zu holen. Eines dieser Projekte ist Sharehaus Refugio in Berlin. Die Gründer des Projekts werden zur HelferInnenkonferenz kommen und von ihrem Ansatz erzählen, dass unter einem Dach eigentlich eine ganze Lebenswelt, ein Miteinander, passiert. Es ist ein sehr interessantes Beispiel, wie das Thema Integration auf eine ganz andere Art und Weise behandelt wird.

Auch der Vortrag „Flüchtling ist kein Beruf“ von Frau Burkert wird spannend – sie wird auf die Bedeutung einer zügigen Arbeitsmarktintegration eingehen. Das Projekt bzw. Restaurant Habibi & Hawara aus Wien wird uns dann zeigen, wie ÖsterreicherInnen und Geflüchtete gemeinsam unternehmerisch tätig sein können. Es sind Beispiele oder neue Ansätze, wie Integration gelingen kann. Vielleicht denkt sich jemand aus dem Publikum, dass so ein Projekt auch in der eigenen Gemeinde einen Versuch wert wäre. Das ist unser Ziel – wir wollen die Leute auf Ideen bringen und motivieren.

Post City Ars Electronica Festival 2016 Tour

Ein Bild der Notbetten in der POSTCITY – in derselben Halle, in der auch die HelferInnenkonferenz 2016 stattfinden wird. Credit: Vanessa Graf

Wissen vermitteln und zu Ideen inspirieren – war das auch der Ansatz der ersten Konferenz, die im Frühjahr 2016 stattfand?

Nicole Sonnleitner: Die erste Konferenz hatte noch etwas andere Voraussetzungen. Im Jahr 2015 ist sehr viel passiert und es kamen auch sehr viele Freiwillige zur Konferenz. Es ging darum, zu sehen, wie man so viel freiwilliges Engagement auch erhalten kann. Wie kann man erreichen, dass die Stimmung nicht kippt? Wo können wir unterstützen? Einerseits wollten wir Erfahrungen austauschen, andererseits aber auch Wertschätzung vermitteln. Wir wollten mit der Konferenz einen Rahmen bieten. Integrationslandesrat Rudi Anschober war auch dort, um direkt vor Ort mit den Menschen zu sprechen und ihre Fragen zu beantworten. Das wird er auch dieses Mal wieder machen. Wir wollten zeigen: Wir sind da für euch, wir stellen euch etwas zur Verfügung. So gab es zum Beispiel verschiedene Workshops zu Themen wie Traumatisierung oder Sprache. Wir bekamen danach auch viel Rückmeldung: Die Leute sahen die Konferenz als Wertschätzung und Motivation.

Inwiefern haben sich die Themen der Konferenz weiterentwickelt?

Nicole Sonnleitner: Die Themen haben sich mit der Situation verändert. Letztes Jahr hatten wir alle das Bild von den vielen Freiwilligen am Bahnhof im Kopf – heute ist das anders. Viele von den geflüchteten Menschen, die jetzt in den Quartieren in den Gemeinden sind, werden hier bleiben. Am Anfang ging es darum, wie man an Nahrungsmittel oder Windeln kommt, oder ein Dach über dem Kopf findet. Jetzt geht es darum, wie man Arbeit finden, einen Sprachkurs, eine Wohnung. Wie können sich Geflüchtete in Österreich etwas aufbauen? Auch bei den Freiwilligen haben sich die Themen verlagert. Die Leute, die früher bei uns anriefen, wollten wissen, wohin sie ihre Winterkleidung oder Möbelstücke bringen können. Jetzt rufen Menschen an und fragen, wie sie mit der Vermittlung von Sprachkursen helfen können oder ob Geflüchtete Praktika machen dürfen oder wo sie sich freiwillig engagieren können. Die Freiwilligen sind mit den Themen mitgewachsen. An den Fragen der Freiwilligen kann man Entwicklungen, die im Flüchtlingsbereich stattgefunden haben in den letzten eineinhalb Jahren, gut nachvollziehen.

Es geht mittlerweile also weniger um Erstversorgung als um langfristige Integration…

Nicole Sonnleitner: Es geht darum, das Potential von Freiwilligen langfristig zu nutzen, denn sonst funktioniert Integration nicht. Aus meiner Sicht hat jeder und jede von uns eine Verantwortung für das eigene Umfeld. Es leben Menschen bei uns, die aus ihren Heimatländern geflüchtet sind – das ist so. Wir können die Verantwortung nicht einfach an den Staat geben: Es ist ein Auftrag an uns alle und der kann nur gemeinsam bewältigt werden. Es müssen Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, aber jede und jeder von uns muss sich die Frage stellen wie wir miteinander leben wollen. Und jeder und jede kann einen Beitrag leisten – unser Dank gilt den Freiwilligen, die sich oft in unzähligen Stunden für geflüchtete Menschen und damit unsere Gesellschaft engagieren!

Die 2. HelferInnenkonferenz wird von ZusammenHelfen in Oberösterreich im Rahmen des Ars Electronica Festivals 2016 am 10. September 2016 organisiert. Die Teilnahme ist kostenlos. Zielgruppe sind freiwillige und hauptamtliche HelferInnen, die geflüchtete Menschen bei ihrer Integration in Oberösterreich unterstützen. Zusätzlich sind auch AsylwerberInnen, die sich freiwillig engagieren oder gemeinnützig tätig sind, herzlich zu einer Teilnahme an der Konferenz eingeladen. Die Anmeldung zur Konferenz ist online oder telefonisch (0732/ 770 993) möglich. Bitte beachten Sie, dass Ihre Anmeldung erst nach telefonischer oder elektronischer Bestätigung von ZusammenHelfen in Oberösterreich gültig ist.

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