Es ist mittlerweile zur Tradition geworden, dass die Ars Electronica mit zwei Open Calls das Neue Jahr einläutet und Künstlerinnen, Künstler und Kreative einlädt, ihre Medienkunstwerke und Arbeiten zum Prix Ars Electronica und zum STARTS Prize der Europäischen Kommission einzureichen. Während beide Wettbewerbe mit der Verleihung der Goldenen Nica und der 3-D-gedruckten STARTS-Trophäe beim Ars Electronica Festival im September ihren Höhepunkt finden, präsentiert sich das Ars Electronica Center in Linz das ganze Jahr über für Groß und Klein als Schauplatz für Medienkunst.
„Kreative Robotik“ lautet der Titel einer Ausstellung im Ars Electronica Center, die Industrieroboter abseits ihres „natürlichen Lebensraums“ präsentiert – denn auch Kunst, Design und Architektur profitieren von den technologischen Entwicklungen unserer Zeit. Roboter sind nicht mehr nur der Industrie vorbehalten – so können inspirierende Kooperationen zwischen Kunst und Industrie zu neuen und ungewöhnlichen kreativen Ideen führen.
Mit der „Experimentale“ lädt das Ars Electronica Center einen Tag lang über 2.000 SchülerInnen ein, hier im „Museum der Zukunft“ Experimente aus Naturwissenschaft und Technik der Öffentlichkeit zu präsentieren – und sich mit anderen SchülerInnen darüber auszutauschen.
Die Experimentale im Ars Electronica Center, Credit: Christopher Sonnleitner
So unterschiedlich die Jahre der Ars Electronica auch sind, sie ist stets eine Plattform des Zusammenkommens, des gemeinsamen Erlebens und des Miteinander-Redens – über Kunst, über Technologie und dessen Zusammenspiel in unserer Gesellschaft. 2017 erhält die Ars Electronica den höchst dotierten Kunstpreis Österreichs, den Bank Austria Kunstpreis.
Ausstellungen wie „Beyond the Lab: The D.I.Y. Science Revolution“ und Events wie “GameStage@AEC” im Ars Electronica Center führen einmal mehr vor Augen, dass technologische Entwicklungen mehr Menschen offen stehen als zuvor. Die wissenschaftliche Forschung verlagert sich aus den professionellen Laboren in die Werkstätten und Hinterhöfe, das Programmieren von Computerspielen ist nicht nur globalen Spielegiganten vorbehalten, es mischen auch immer mehr lokale EntwicklerInnen mit.
Die Ausstellung “Beyond the Lab” im Ars Electronica Center, Credit: Florian Voggeneder
Aber auch die Wissenschaft bedient sich den Elementen der Kunst, um Sachverhalte anschaulich und (be)greifbarer darzustellen: Das von Siemens Healthineers und Prim. Univ.-Prof. Dr. Franz Fellner mitentwickelte „Cinematic Rendering” zeigt fotorealistische 3-D-Darstellungen des menschlichen Körpers und ermöglicht bislang einmalige Einblicke in die Anatomie des Menschen. Das für den Deutschen Zukunftspreis 2017 nominierte Projekt ist damit eines von vielen Beispielen, wie sie im Deep Space 8K des Ars Electronica Center zu sehen sind.
Mit der Reihe „Deep Space LIVE“ am Donnerstagabend im Ars Electronica Center ist der Deep Space 8K mit seinen 16 mal 9 Meter großen Wand- und Bodenprojektionen der ideale Präsentationsort für eine Reihe an Fachvorträgen von Astronomie über Informatik bis hin zu Medizin. So stellt beispielsweise in diesem Jahr unter dem Motto „Next Generation JKU“ eine junge Generation an WissenschafterInnen der Johannes Kepler Universität Linz hochaktuelle und gesellschaftsrelevante Forschungsergebnisse vor.
Next Generation JKU, Credit: Christopher Sonnleitner
Wir entfernen uns etwa 9.000 Kilometer Luftlinie von Linz und landen in Osaka, Japan. Hier treffen in der bereits 7. Auflage der Veranstaltungsreihe „Ars Electronica in the Knowledge Capital“ Geschäftsleute mit KünstlerInnen aufeinander, um sich gemeinsam bei einer Mischung aus Ausstellung, Vorträgen und Workshops über die Industrie der Zukunft Gedanken zu machen.
“Ars Electronica in the Knowledge Capital”. Credit: Knowledge Capital Osaka
Das Thema „Begegnung“ wird in der insgesamt drei Monate dauernden Ausstellung „Ars Electronica in Berlin“ im DRIVE. Volkswagen Group Forum mitten im Herzen der Hauptstadt Deutschlands aufgegriffen. Es ist die bereits sechste gemeinsame Ausstellung von Volkswagen AG und Ars Electronica Export.
“Ars Electronica in Berlin”. Credit: Florian Voggeneder
Eine weitere Stadt in Deutschland, in der Ars Electronica im Jahr 2017 Station macht, ist Chemnitz. Dank einer Forschungskooperation der TU Chemnitz und dem Ars Electronica Futurelab lädt die interaktive Ausstellung „Gesten – gestern, heute, übermorgen“ im Industriemuseum Chemnitz ein, die Interaktionen zwischen Menschen und Maschinen im Lauf der Zeit neu zu entdecken.
Gesten-Ausstellung in Chemnitz, Credit: Michael Mayr
Wieder zurück in Österreich laden der Prix Ars Electronica und der STARTS Prize der Europäischen Kommission internationale ExpertInnen zum „Jury-Wochenende“ nach Linz, um aus den bis dahin 3.677 bzw. 2.977 eingetroffenen Einreichungen der beiden Open Calls die besten Medienkunstwerke der Welt zu küren.
Das scheinbar Unmöglich wird möglich: Intensive Gespräche der JurymitgliederInnen führen schließlich zu sechs GewinnerInnen – mit nur vier Kategorien beim Prix Ars Electronica und zwei Kategorien beim STARTS Prize.
Die JurorInnen 2017, Credit: Florian Voggeneder
Bei der Ars Electronica Gala im September werden die GewinnerInnen dann endlich gebührend gefeiert: Beim Prix Ars Electronica 2017 erhält David OReilly (IE) für seine Animation „Everything“ die Goldene Nica in der Kategorie Computer Animation, Cedrik Fermont (CD/BE/DE) und Dimitri della Faille (BE/CA) dürfen sich für „Not Your World Music: Noise In South East Asia“ über eine Goldene Nica in der Kategorie „Digital Musics“ freuen, die Goldene Nica in der Kategorie Hybrid Art geht an Maja Smrekar (SI) für das Projekt „K-9_topology “. Lisa Buttinger erhält in der österreichweit ausgeschriebenen Kategorie „u19 – CREATE YOUR WORLD“ für ihre „non-visual art“ die Goldene Nica. Auch beim STARTS Prize 2017 der Europäischen Union gibt es zwei GewinnerInnen: Für ihr Projekt „I’m Humanity“ bekommt Etsuko Yakushimaru den Grand Prize für Artistic Exploration verliehen, der Grand Prize für Innovative Collaboration geht an Gramazio Kohler Research der ETH Zürich und das Self-Assembly Lab am MIT für ihre Installation „Rock Print“.
Die GewinnerInnen des Prix Ars Electronica 2017 und des STARTS Prize 2017, Credit: Florian Voggeneder
“Get Inspired” heißt es schließlich im Ars Electronica Center – eine Abendveranstaltung, bei der im Stakkato-Takt eine ganze Reihe an innovativen Projekten aus Linz und Oberösterreich ins Rampenlicht rücken.
Get Inspired, Credit: Robert Bauernhansl
Mit den Ausstellungen “TIME OUT .07” der StudentInnen des Bachelorstudiengangs „Zeitbasierte und Interaktive Medien“ an der Kunstuniversität Linz und „What would Ted Kaczynski´s daughter do?” von Kathrin Stumreich schafft das Ars Electronica Center auch für lokale und österreichische MedienkünstlerInnen den nötigen Platz.
Wachstropf von Domas Schwarz, Credit: Martin Hieslmair
Der Pneuma Fountain des US-amerikanischen Künstlers Chico MacMurtrie im Innenhof des Stifts Kremsmünster ist ein erster Vorgeschmack auf das bevorstehende Ars Electronica Festival 2017 mit dem Thema „Artificial Intelligence – Das andere Ich“, dessen Vorbereitungen im Sommer in die intensive Phase treten.
Dank der 474 Kooperationspartner ist es wieder gelungen, das stillgelegte Post- und Paketverteilzentrum am Linzer Hauptbahnhof, die POSTCITY, bereits zum dritten Mal als riesige Festival-Location zu gewinnen.
Den ganzen Sommer über arbeitet das Festival-Team bis zuletzt intensiv daran, auf den 100.000 Quadratmetern der POSTCITY Raum für aktuelle Medienkunst zu schaffen. Allein die technischen Voraussetzungen haben mit dem Ars Electronica Festival 2017 ein neues Level erreicht.
Das Ars Electronica Festival 2017 ist ein riesiger Erfolg. Innerhalb von fünf intensiven Tagen – von 7. bis 11. September 2017 – werden bei über 600 Einzelveranstaltungen an 12 verschiedenen Locations in der Linzer Innenstadt rund 100.000 Festivalbesuche gezählt. Die besten Fotos davon finden sich in einem eigenen Feature zum Festival auf ars.electronica.art/feature/festival2017/!
Mehr als 1.000 KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen aus über 40 Ländern haben das Festival besucht und hier bei Konferenzen vorgetragen, Fragen beantwortet und diskutiert, Lectures und Workshops gehalten, Konzerte aufgeführt oder ihre Kunst- und Forschungsprojekte in Ausstellungen persönlich präsentiert.
Besucherandrang in der POSTCITY, Credit: Florian Voggeneder
Die POINT-ZERO-Ausstellung in den weitläufigen Katakomben der POSTCITY zählt wohl zu den Publikumsmagneten des Ars Electronica Festival 2017.
Regenerative Reliquary von Amy Karle (US), Credit: Florian Voggeneder
Aber auch der quirlig-kreative Tummelplatz von CREATE YOUR WORLD im Obergeschoß der POSTCITY, der gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen gestaltet wurde, findet großen Anklang.
AI Music, Credit: Florian Voggeneder
Gemeinsam mit 20 Jugendlichen aus Europa baut der New Yorker Künstler Joseph Herscher eine „Unintelligent Machine“ und verwandelt die alte Rutschenhalle der POSTCITY für sein Video „Secret Life of a Postal Worker“ in eine große Filmkulisse.
Ebenfalls ein Highlight ist das mit unglaublicher Liebe zum Detail gestaltete Paralleluniversum von „Turnton Docklands“, das das KünstlerInnenkollektiv Time’s Up im Keller des LENTOS Kunstmuseum inszeniert hat.
Turnton Docklands von Time’s Up, Credit: Florian Voggeneder
Ins Staunen versetzt Uwe Riegers riesige audiovisuelle Installation „Lightscale II“ im Mariendom, der auch diesmal wieder eine der 12 Festival-Locations ist.
LightScale II von Uwe Rieger (DE), Credit: Tom Mesic
Die CyberArts-Schau im OK im OÖ Kulturquartier präsentiert die besten Medienkunstwerke des Prix Ars Electronica 2017 – unter anderem auch „Light Barrier 3rd Edition“ von Mimi Son (KR) und Elliot Woods (UK). Großes Interesse erhält auch die Ausstellung „Feminist Climate Change: Beyond the Binary“ der University of California aus Los Angeles.
Ausverkauft ist schließlich die „Große Konzertnacht“ in der Gleishalle der POSTCITY, die erstmals die Handschrift des neuen Dirigenten des Brucknerorchesters, Markus Poschner, trägt.
Die Große Konzertnacht, Credit: Tom Mesic
„Rock Print“ von Gramazio Kohler Research an der ETH Zurich (CH) hat den STARTS Prize 2017 der Europäischen Kommission erhalten – beim Festival können die BesucherInnen dem Roboter beim Zusammensetzen der Steinmauer zusehen und mit den EntwicklerInnen ins Gespräch kommen.
Im Rahmen des European Digital Art and Science Networks präsentieren die beiden Residency-Künstlerinnen Aoife Van Linden Tol und Sarah Petkus ihre künstlerischen Arbeiten – wenige Wochen nachdem sie von ihrer Residency an der Europäischen Weltraumbehörde ESA und dem Ars Electronica Futurelab zurückgekehrt sind. Mit dabei ist auch Yen Tzu Chang, die für ihr Projekt mit Fraunhofer MEVIS zusammengearbeitet hat.
Mit neuen programmierbaren Materialien hat Prof. Hiroshi Ishii und seine Tangible Media Group, eine interdisziplinäre Forschungseinrichtung am MIT Media Lab in Cambridge, die Ausstellung „Radical Atoms“ im Ars Electronica Center erweitert.
Das sind aber nur Auszüge aus einem umfangreichen Festival-Programm, das nicht nur vertiefende Themensymposien rund um künstliche Intelligenz und ein Klavierkonzert von Maki Namekawa im Deep Space 8K beinhaltet, sondern auch ein gemeinsames Brainstorming zur künstlichen Intelligenz beim Future Innovators Summit, einen Hackathon, einen über ein Brain-Computer-Interface steuerbaren Bagger, 27 verschiedene WE-GUIDE-YOU-Touren in zahlreichen Sprachen und vieles mehr.
Maki Namekawa im Deep Space 8K, Credit: Florian Voggeneder
Leider hat auch ein Medienkunstfestival ein Ende und die Ars Electronica schaltet wieder in den „Normalmodus“ – wobei auch das eine Definitionssache ist.
Gleich anschließend an das Festival finden in Brasilien bei „Rock in Rio“, dem Musikfestival der Superlative, Drohnenshows der Extraklasse statt. Über mehrere Tage hinweg steigen jeden Abend die Ars Electronica SPAXELS® über dem Barra Olympic Park von Rio de Janeiro auf und stimmen das Publikum mit spektakulären Leuchtskulpturen auf Stars wie Justin Timberlake oder die Red Hot Chili Peppers ein.
Bereits im Frühling des Jahres hat sich das Team auf diesen großen Auftritt vorbereitet und wenige Kilometer von Linz entfernt Testflüge mit dem 100 Stück großen Drohnenschwarm, der seit 2012 vom Ars Electronica Futurelab entwickelt wird, durchgeführt. Mit welchen Themen sich das Futurelab sonst noch beschäftigt, das hat die Webserie „Homo Digitalis“ gut zusammengefasst.
Testflug der Ars Electronica SPAXELS für „Rock in Rio“, Credit: Martin Hieslmair
Zeitgleich hat sich die Ars Electronica Solutions, die innovative Anwendungen für den Markt kreiert, den Auftritt des internationalen Unternehmens Fronius auf der Weltleitmesse „SCHWEISSEN & SCHNEIDEN 2017“ in Düsseldorf realisiert. Zuvor entwickelte Ars Electronica Solutions interaktive Themenwände für das Österreichische Parlament oder aber auch für das Wiener Riesenrad.
Messeauftritt von Fronius, Credit: Fronius
Wenn die Tage im Herbst wieder dunkler werden, widmet sich das Ars Electronica Center verschiedenen Schwerpunkten. So ist das „Museum der Zukunft“ nicht nur Schauplatz für Veranstaltungen wie den „Kindertag der Oberösterreichischen Industrie“ oder spannenden Vorträgen über das „Gehirn für Alle“ sondern auch Bühne für Modeschauen, experimentelle Musik und Tanzvorstellungen im Deep Space 8K zur „Langen Nacht der Bühnen“.
Lange Nacht der Bühnen, Credit: Vanessa Graf
Im neu gestalteten VRLab der Ausstellung „Neue Bilder vom Menschen“, das mit der Veranstaltung „DE/MATERIALIZE“ präsentiert wurde, können im Ars Electronica Center Virtual-Reality-Projekte selbst ausprobiert werden.
Das VRLab im Ars Electronica Center, Credit: Robert Bauernhansl
Am Ende des Jahres lädt in seiner Rolle als „European Space Education Resource Office” der ESA lädt das Ars Electronica Center SchülerInnen und LehrerInnen ein, bei einer Live-Schaltung zur International Raumstation ISS mit dabei zu sein und dem Astronauten Paolo Nespoli Fragen zu stellen.
Mit einer von der 80-jährigen Medienkünstlerin Waltraut Cooper gestalteten Friedensbotschaft auf der leuchtenden LED-Fassade des Ars Electronica Center lässt die UNESCO City of Media Arts Linz das Jahr 2017 mit einer künstlerische Visualisierung des Wortes PEACE ausklingen.
Es freut uns sehr, dass Sie unsere Leidenschaft und unsere Interesse für aktuelle Entwicklungen im Dreieck von Kunst, Technologie und Gesellschaft teilen. Das Ars Electronica Center in Linz, Österreich, ist ganzjährig von Dienstag bis Sonntag (mit ein paar Ausnahmen) für Sie geöffnet. Mitte Jänner 2018 starten wir mit den Open Calls zum Prix Ars Electronica und zum STARTS Prize. Das nächste Ars Electronica Festival findet von 6. bis 10. September 2018 in Linz statt. Und wenn Sie über weitere Aktivitäten all unserer Bereiche informiert bleiben möchten, melden Sie sich doch bei unserem Newsletter an, besuchen Sie hin und wieder den Ars Electronica Blog oder folgen Sie uns auf Facebook, Twitter, Instagram, Flickr und YouTube.
Wir wünschen Ihnen einen guten Start ins Neue Jahr!