Jahresrückblick 2019 – Teil 2/2

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Juli: 40 Jahre Kunst, Technologie, Gesellschaft

Spulen wir also ein Stück zurück, genauer gesagt 40 Jahre in die Vergangenheit: Hannes Leopoldseder gründete 1979 die Ars Electronica, zeitgleich hält die digitale Revolution ins Leben der Menschen Einzug. Seitdem verfolgen wir dasselbe Ziel: Wir erforschen die Verbindung von Kunst, Technologie und Gesellschaft und sind dabei stets von der Frage geleitet, was neue Technologien für unser Leben bedeuten. Im Mittelpunkt steht immer der Mensch.

Es gibt so vieles, das wir noch nicht sehen, so vieles, was noch verborgen ist; niemand weiß wirklich, wohin uns die digitale Revolution führen wird.

Hannes Leopoldseder, Mitbegründer der Ars Electronica

40 years Bilderserie, Credit: Ars Electronica / Martin Hieslmair

Und wisst ihr, was es anlässlich dieses runden Geburtstags noch gibt? Ein eigenes Ars-Electronica-40-Jahre-Buch! In „Creating the Future“ erzählt Andreas J. Hirsch die Geschichte unserer Institution, lässt Schlüsselpersonen zu Wort kommen und skizziert die Bedeutung seit ihrer Gründung 1979.

Jetzt aber zurück ins Jahr 2019, wir blicken noch einmal auf den Juli. Während im Ars Electronica Center die Themenwochenenden den BesucherInnen die neuen Ausstellungen näher bringen, sind die Vorbereitungen für das Ars Electronica Festival 2019: Out of the Box – die Midlife-Crisis der Digitalen Revolution bereits voll angelaufen.

Die Festival-T-Shirts sind da, das riesige Plakat auf der POSTCITY erinnert ganz Linz daran, dass bald wieder Festivalzeit ist und selbst in Chile bereitet man sich schon auf die Präsentation in Linz vor.

Nach und nach veröffentlichen wir immer mehr (Programm-)Details des Festivals: Dem Aufeinandertreffen von menschlicher Kreativität und technischer Perfektion verschreibt sich das erste „AIxMusic Festival“, das Ars Electronica und die Europäische Kommission als Teil der STARTS-Initiative ausrichten. Von 6. bis 8. September 2019 versammelt Ars Electronica dafür MusikerInnen, KomponistInnen, KulturhistorikerInnen, TechnologInnen, WissenschaftlerInnen und AI-EntwicklerInnen aus aller Welt in Linz und widmet sich mit Konzerten und Performances, Konferenzen, Workshops und Ausstellungen der Interaktion von Menschen und Maschinen.

A-MINT / Alex Braga

Und dem nicht genug, das neue Festival wird zum Großteil in den altehrwürdigen Gemäuern des Stifts Sankt Florian stattfinden!

Auch in der POSTCITY wird vieles neu: Die Architekten Jürgen Haller und Christoph Weidinger von any:time Architekten geben uns einen Einblick in die Festivalarchitektur, die großteils aus PERI-Elementen bestehen wird. Festivaldirektor Martin Honzik zeigt uns „Die unendlichen Räume der POSTCITY“, die unter anderem das Ars Electronica Animationfestival erstmals unter einem Dach, unter dem Dach der POSTCITY, vereinen.

Das Ars Electronica Animationfestival, das von 5. bis 9. September im Rahmen des Ars Electronica Festival 2019 „Out of the Box“ in der POSTCITY in Linz stattfindet, bietet jedes Jahr ein verdichtetes Best-of aktueller Produktionen im Digital Filmmaking, zusammengestellt aus den Einreichungen des diesjährigen Prix Ars Electronica in der Kategorie Computeranimation.

MIAZMAT / Klaudiusz Wesołowski

Das LENTOS Kunstmuseum, am südlichen Donauufer gegenüber des Ars Electronica Centers beheimatet, verfügt über den größten Museumsraum Österreichs und beherbergt jedes Jahr die Featured Artist Ausstellung der Ars Electronica. Dieses Jahr steht zum ersten Mal keine Künstlerin, kein Künstler und auch kein Künstlerkollektiv im Mittelpunkt, sondern die Ars Electronica selbst. „Ars and the City“ feiert den 40-jährigen Geburtstag unserer Institution, stellt aber auch und vor allem die Beziehung zur Stadt Linz in den Mittelpunkt. WegbegleiterInnen erzählen aus der Geschichte, Projekte der vergangenen Jahre sind ausgestellt und nicht zuletzt geht es darum, wie sich die beiden, Ars Electronica und die Stadt Linz, gegenseitig beeinflusst haben.

Audience Participation / Loren & Rachel Caprenter, CINEMATRIX™, Credit: Felix Nöbauer

Nicht nur das Festivalteam, auch die anderen Abteilungen sind emsig: Im Ars Electronica Futurelab wird an den Verkehrsberufen der Zukunft geforscht: Für das österreichische Kuratorium für Verkehrssicherheit wurde eine umfangreiche Studie darüber durchgeführt, wie sich Berufe in den Bereichen Mobilität und Logistik im Straßenverkehr bis 2050 verändern könnten.

Gemeinsam mit der Firma BRP Rotax wird der Rotax MAX Dome eröffnet: Eine zweistöckige Rennstrecke für die neuen E-Karts des Unternehmens, scharfe Kurven, Games und rasante Fahrten durch virtuelle Welten. Kurz: ein Fahrerlebnis, wie man es sonst nirgendwo bekommt.

Außerdem geben NTT und das Ars Electronica Futurelab einen Einblick in ihre gemeinsame Forschung und präsentieren einen neuen Schwarm von Robotern für Kunst, Unterhaltung und Sport. Die innovative Schwarmtechnologie wird im Juli 2019 in mehreren Aufführungen im Miraikan, in Japans Nationalem Museum für Zukunftsforschung und Innovation in Tokio, vorgestellt.

August: Bühne, Festival, Spielwiese und Showcase

Eine der weltgrößten Bühnen für Medienkunst, ein Festival für digitale Musik, eine Spielwiese für die nächste Generation, ein Showcase für Kreativität und Innovation – Ars Electronica ist ein weltweit einzigartiges Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft: 2019 wird dieses Festival, wie bereits angekündigt, 40 – und feiert das Jubiläum mit dem umfangreichsten Programm in seiner Geschichte. Im August werden noch mehr Programmpunkte dieser gigantischen Geburtstagsparty enthüllt…

Eine Auswahl der besten Arbeiten des Prix Ars Electronica wird in der CyberArts Ausstellung im OK im OÖ Kulturquartier präsentiert. Die Schau übernimmt souverän ihre Rolle als visionäre Beobachtungsstation und zeigt anhand internationaler, prämierter Medienkunstprojekte die Trends und aktuellen Entwicklungen unserer Zeit.

Wie weit können wir als Menschen gehen, wo liegen unsere persönlichen Grenzen, wo liegen die Grenzen meines Körpers? Unter dem Titel „Human Limitations – Limited Humanity“ geht die Themenausstellung des Ars Electronica Festival 2019 nicht nur diesen gleichzeitig sehr individuellen Fragestellungen nach, sondern sie stellt vielleicht die größten Fragen der Gesellschaft selbst. Neue Technologien wie Bioengineering oder Künstliche Intelligenz machen es wichtiger denn je, über die uns selbst auferlegten, moralischen Grundsätze nachzudenken, sind Co-Producer Christl Baur und Gerfried Stocker, künstlerischer Leiter, überzeugt.

Das Campus-Format am Ars Electronica Festival bringt seit 2002 internationale Universitäten nach Linz, um ihre Arbeiten zu präsentieren und sich auszutauschen. 57 Unis werden heuer mit mehr als 200 Projekten in der POSTCITY und in der Kunstuniversität Linz vertreten sein. Hier ein kleiner Vorgschmack:

Sie ist der Auftakt des erstmals stattfindenden „AIxMusic Festival“ und gleichzeitig auch eines der letzten Konzerte, die in der POSTCITY Linz während des Ars Electronica Festival stattfinden werden: Die Große Konzertnacht 2019. Wir haben uns mit Norbert Trawöger, dem künstlerischen Direktor des Bruckner Orchesters Linz, und Gerfried Stocker, dem künstlerischen Leiter der Ars Electronica, über diesen faszinierenden Ort, Gustav Mahler und künstliche Intelligenz unterhalten.

Das treibt uns an und das ist notwendiger denn je für Menschen des 21. Jahrhunderts. Menschen hereinzubekommen, die vielleicht noch nie einen Anton Bruckner, einen Gustav Mahler oder einen anderen Komponisten gehört haben. Das finde ich ganz toll.

Norbert Trawöger, Künstlerischer Direktor des Bruckner Orchester Linz, über die Große Konzertnacht

Die Ars Electronica Nightline ist nicht nur für die Tanzbegeisterten ein jährlicher Höhepunkt des Programms des Ars Electronica Festival. Die Gleishalle der POSTCITY beherbergt am späten Freitagabend eine Reihe von Medienkunst, elektronischer Musik und Performances.

Einen eigenen Kompass schaffen, sich die Zukunft vorstellen: Das will die neue Art Thinking School, die zum ersten Mal am Ars Electronica Festival 2019 stattfinden wird. Aufbauend auf Ars Electronicas 40-jähriger Expertise mit Art Thinking führt die neue Initiative BesucherInnen durch das weitläufige Festival – und zwar mit einer Art-Thinking-Einstellung. Das neue Programm soll Raum zum Nachdenken geben, über die Inputs, Fragen und Inspirationen, denen man am Weg durch das Festivalprogramm begegnet.

Auch das Deep-Space-Programm zum Festival wartet mit vielfältigen Projekten, die die technischen Möglichkeiten des Deep Space 8K voll ausschöpfen, auf. Von begehbaren dreidimensionalen Pyramiden, Gigapixelbildern von Aufzeichnungen Leonardo da Vincis, einem Livestream nach Japan in 8K-Auflösug bis hin zu faszinierenden Livekonzerten mit den dazu passenden Visualisierungen – das diesjährige Deep-Space-Programm ist so vielseitig wie noch nie!

Quantum Logos / Mark Chavez, Ina Conradi, Tate Chavez, Bianka Hofmann, Bob Kastner, Credit: Magdalena Sick-Leitner

3.000 Quadratmeter PERI Elemente, 370 Scheinwerfer, 370 Computersysteme, 1.200 Verlängerungskabel: Dass ein Festival dieser Größenordnung keine Kleinigkeit ist, haben wir Ende August versucht euch auf Facebook mit dieser netten Grafik „Das Festival in Zahlen“ näher zu bringen:

Das Festival in Zahlen, Credit: Martin Hieslmair

Das klingt nach einem Riesenprogramm? Ist es auch, und damit sich unsere BesucherInnen in der Fülle an Formaten, Ausstellungen und Events nicht verlaufen, haben wir vorab Festivaltipps für euch erstellt: Für Studierende, für MusikliebhaberInnen, für Kunstfans, für Familien, für AktivistInnen, für Technikfreaks & GamerInnen, für Neulinge sowie für LinzerInnen und WegbegleiterInnen.

September: Lasset die Spiele beginnen!

In wenigen Tagen geht’s los! Nicht nur in der POSTCITY sondern an allen Festivallocations wird noch eifrig aufgebaut, gebohrt, gefegt und feingeschliffenen, bevor das Ars Electronica Festival zum 40. Mal am Donnerstag, 5. September 2019, ihre Pforten für die BesucherInnen öffnet.

Noch bevor das Festival offiziell losgeht, ist Mittwochabend vor allem das lokale Publikum zu einer ersten Eröffnungsrunde, zum Pre-Opening, geladen. Vier Locations der Ars Electronica 2019 können dabei vorab besichtigt werden: der Mariendom, das LENTOS Kunstmuseum, die Kunstuniversität Linz und das neue Ars Electronica Center.

Im LENTOS lassen wir auch bereits zum ersten Mal die Korken knallen, wenn die Gründerväter der Ars Electronica, Hannes Leopoldseder, Walter Haupt und Siegbert Janko, die Ausstellung „Ars in the City“ eröffnen.

Hannes Leopoldseder, Walter Haupt and Siegbert Janko, Credit: tom mesic

Und dann ist es endlich soweit! Es ist Donnerstag, 10 Uhr, Tag 1 des Ars Electronica Festival 2019 bricht an! Ihr habt den Eröffnungstag verpasst? Tja, wir wollen mal nicht so sein, und lassen euch trotzdem noch einmal an den Highlights teilhaben:

Am Donnerstagabend findet auch die große Geburtstagsgala statt, in deren Rahmen die PreisträgerInnen des Prix Ars Electronica und des STARTS Prize geehrt werden sowie dem „Geburtstagskind“ gratuliert wird. Wir freuen uns sehr, dass außerdem Österreichs Bundeskanzlerin, Brigitte Bierlein, uns als Gratulantin beehrt.

Brigitte Bierlein bei der Ars Electronica Gala 2019, POSTCITY, Credit: Jürgen Grünwald

Nach der Gala geht es bei freiem Eintritt im Innenhof der POSTCITY mit einem musikalischen Eröffnungsprogramm weiter, bei dem die Künstliche Intelligenz als Nebendarstellerin zu den fantastischen KünstlerInnen eine nicht unbedeutende Rolle spielt.

A-MINT / Alex Braga (IT), Credit: Philipp Greindl

Tag 2 – das Festivalwochenende steht bevor! Die Wirtschaftstreibenden des Landes laden zur Ideenschmiede, die EU-Initiative STARTS stellt sich in Gesprächen und Projektpräsentationen vor, Fridays for Future besuchen uns am Festival, die Animationscommunity erfreut sich erstmals in der POSTCITY an Animationen und schließlich kann das Publikum zuhören, wie eine Künstliche Intelligenz den Versuch startet, Mahlers 10. Sinfonie zu vollenden.

Um 13.15 Uhr wird es plötzlich still in der POSTCITY. Das ganze Festival hält inne, BesucherInnen sehen sich fragend um. Es ist kein ungeplanter Stromausfall, nein, es sind die jungen AktivistInnen von Fridays for Future, die gegen den Climate Shutdown kämpfen.

Springen wir ein wenig vor: Abends öffnen sich die Tore der Gleishalle der POSTCITY, um die bereits angekündigte Große Konzertnacht zu zelebrieren. Seit 2003 ist die Zusammenarbeit mit dem Bruckner Orchester ein fixer und einzigartiger Bestandteil des Ars Electronica Festivals. Eine Zusammenarbeit, die es ermöglicht, nicht nur interessante Werke aufzuführen, sondern jedes Jahr einzigartige künstlerische Gesamtprojekte zu entwickeln, in denen es zu vielfältigen Begegnungen von Orchestermusik, elektronischer Musik, Robotern, TänzerInnen und digital Images, heuer unter dem Titel: The “Mahler-Unfinished” Project kommt.

“Mahler-Unfinished”, Credit: Jürgen Grünwald

Der Samstag ist vollgepackt mit Events, Talks, Ausstellungen, Foren, Konferenzen – da ist es wirklich schwer, überall dabei zu sein. Ein buntes Treiben quer durch die Festival-Locations. Allen voran die Außenstelle St. Florian – im Stift findet erstmals das „AI x Music Festival“ statt.

SHOJIKI “Play Back” Curing Tapes / Muku Kobayashi (JP), Mitsuru Tokisato (JP), Credit: vog.photo

In der POSTCITY findet derweil die ZusammenHelfen Konferenz statt, der BR41N.IO Hackathon lädt die Hacker der nächsten Generation zum Programmieren ein und für die kulinarische Verpflegung sorgt der Bauernmarkt von BIO AUSTRIA.

Das „Zukunftsfestival der nächsten Generation“, das „Festival im Festival“, lädt auch in diesem Jahr wieder zum Experimentieren und Ausprobieren ein. Beim create your world FESTIVAL können neue Technologien, ungewöhnliche Lebensmodelle oder Konzepte und Ideen in einem Open Lab getestet werden.

abc-Dojo / Pädagogische Hochschule Oberösterreich, Credit: Philipp Greindl

Der Sonntag steht ganz im Zeichen einer europäischen Identität in den kommenden digitalen Entwicklungen – offen in die Zukunft! Am Abend geht es zur Hommage an die allererste Klangwolke, zur „Episode am Fluss“, in den Donaupark. Und noch einmal besucht uns ein Staatsmann: Bundespräsident Van der Bellen schaut beim Jubiläumsfestival vorbei und nimmt sich Zeit, nicht nur die Ausstellungen zu besichtigen, sondern auch die AktivistInnen von Fridays for Future zu treffen.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit AktivistInnen von Fridays for Future, Credit: vog.photo

Auch das ereignisreichste Festival geht irgendwann zu Ende. Einen letzten, wunderbaren Tag können wir mit dem Music Monday noch genießen – traditionell steht dieser Tag ganz im Zeichen der Musik. Mit dem Abschied vom Festival verabschiedet sich die Ars Electronica auch von der Festivallocation POSTCITY.

Piano Sonata / Maki Namekawa (JP), Cori O’lan,  Credit: tom mesic

Puh, ereignisreiche fünf Tage waren das! Wir blicken noch einmal auf das gesamte Festival im Schnelldurchlauf zurück:

Das Medieninteresse am Ars Electronica Jubiläumsfestival war groß: Der Bayrische Rundfunk hat uns besucht, daraus ist sowohl eine Dokumentation, wie auch einen Radiobeitrag entstanden. Die französische Nachrichtenagentur Agence France Press ist nach Linz gereist, um über unser Medienkunstfestival zu berichten. Sogar bis in die spanischen Medien haben wir es heuer geschafft: EFE, die spanische Nachrichtenagentur, hat ebenfalls hier gedreht.

Zurück zur Normalität heißt es jetzt für uns wie auch für die Schulkinder im Land: Tardi durch den Mikrokosmos begleiten, mit Robotern experimentieren oder selbst Musik komponieren: Der Schulbeginn ist im Ars Electronica Center auch der Startschuss für neue Vermittlungsprogramme speziell für Schulklassen.

Diese Stationen gemeinsam stellen eine Verschmelzung unserer natürlichen mit unserer künstlichen Umgebung dar, die dort als selbstverständlich verhandelt wird. In diesem Selbstverständnis werden Natur und Kunst/Kultur untrennbar und dadurch gleichwertig erfahren und auch diskutiert.

Nicole Grüneis, Leiterin der Bildungs- und Kulturvermittlungsabteilung des Ars Electronica Center

Oktober 2019: Keine Zeit für Stillstand

Der Ars Electronica Herbst beginnt und das heißt es wird „etwas“ ruhiger nach den turbulenten letzten Monaten – jedoch auf keine Fall langweilig!

In ganz Österreich öffnen am 5. Oktober unter dem Titel „Lange Nacht der Museen“ zahlreiche Museen und Galerien ihre Türen für kulturinteressierte NachtschwärmerInnen. Im Ars Electronica Center stehen die neuen Ausstellungen im Mittelpunkt. Bis 1 Uhr nachts werden stündlich Führungen angeboten, laufend finden Deep Space 8K Präsentationen statt und es gibt sowohl für große und kleine MusikerInnen wie auch Technikfreaks oder Verspielte viel zu entdecken. Hier findet ihr noch einmal unsere Tipps zum Nachlesen. 

Das Ars Electronica Center ist außerdem von 8. bis 22. Oktober Schauplatz der Bestoff Ausstellung, der Jahresausstellung von Studierenden aller Studienrichtungen der Kunstuniversität Linz.

Bestoff Opening 2019, Credit: Ars Electronica / Martin Hieslmair

Träumt eine KI von Tulpen? Kann ein Kuss in Neurofeedback-Daten übertragen werden? Oder wie würde die ultimative Spezies einer Post-Klimawandel-Welt aussehen? Das sind nur einige Fragen, die KünstlerInnen im Rahmen des European Media Artists Residency Exchange Programms spielerisch untersuchen. EMAP vergibt jährlich Produktionsstipendien an herausragende europäische MedienkünstlerInnen und unterstützt damit Forschung, Produktion, Präsentation und Vertrieb von Medienkunst in Europa und darüber hinaus. Der Open Call für die Residencies der Jahre 2020 und 2021 läuft noch bis 2. Dezember.

Auch das European ARTificial Intelligence Lab, bietet internationalen KünstlerInnen, die im Bereich der künstlichen Intelligenz tätig sind, die Möglichkeit, eine Residency an einer wissenschaftlichen Partnerinstitution und im Ars Electronica Futurelab zu gewinnen. Open Call Nummer Zwei startet!

Als Teil der von Ars Electronica für Greiner Technology & Innovation organisierten Vortragsreihe „Future in a Nutshell“ spricht Michael Haller, Professor am Fachbereich Interaktive Medien der Fachhochschule Oberösterreich und Gründer und Leiter des Media Interaction Lab, über Imperceptible Textile Interfaces. Außerdem berichtet Elena Robles Mateo über ihr Forschungsprojekt, das daran interessiert ist, Netzwerke von Frauen in der Medienkunst seit den 1990er Jahren darzustellen. Sie hat sich in ihrer Arbeit unter anderem auf die Women in Media Arts Datenbank der Ars Electronica bezogen.

Auch wenn es bereits einige Wochen zurück liegt, lassen wir das Ars Electronica Festival 2019 mit etwas Abstand noch einmal Revue passieren. Wir reflektieren einerseits die Themenausstellung noch einmal, denn Human Limitations – Limited Humanity ist ein Thema, das uns noch länger beschäftigen wird…

Andererseits denken wir erneut über die Verbindung zwischen Künstlicher Intelligenz und Musik nach. Genauer gesagt denken wir weiter. Vielleicht ist auch AIxMusic eine Verbindung, die der Ars Electroncia noch länger erhalten bleiben wird…?

Technologie als unverzichtbare Erfindung des Menschen oder als Selbstläufer, der uns in Zukunft überholen wird? Mit der seit 40 Jahren präsenten Frage nach dem Gegensatz Mensch und Technologie beschäftigt sich die von der Central Academy of Fine Arts Beijing (CAFA) und Ars Electronica gestaltete Ausstellung „40 Years of Humanizing Technology – Art, Technology and Society“, die am 2. November in Shenzhen eröffnet wird.

Die Ausstellung zeigt, mit welch großer Sensibilität und feinem Gespür MedienkünstlerInnen schon seit Jahrzehnten die Digitale Revolution begleiten, analysieren, kritisieren und mit vorantreiben. Und die Schau macht deutlich, welch hohe Expertise MedienkünstlerInnen darin besitzen, eine breite Öffentlichkeit in einen Zukunftsdiskurs zu involvieren, der von Kritikfähigkeit, Selbstvertrauen und Optimismus getragen ist.

Positions of the Unknown / Quadrature (DE), Credit: Design Society

Ars Electronica Solutions sind derweil von Linz aus in ganz Österreich aktiv: Die von Ars Electronica Solutions konzipierte Ausstellung „Out of Control – Was die digitale Welt über dich weiß“ thematisiert die Aspekte der Digitalisierung und sensibilisiert durch informative und spielerisch-interaktive Installationen. Um dieses Themenfeld primär der Jugend, aber auch einem breiten Publikum zugänglich zu machen, holt nun die Stadt Bregenz die Ausstellung für die Dauer von zwei Monaten in ihre Räumlichkeiten.

„Out of Control“ in Bregenz, Credit: Udo Mittelberger

Smart Home – Sweet Home?“ ist eine Ausstellung der Arbeiterkammer Salzburg und Ars Electronica Solutions zum Thema Smart Home. Beginnend mit Oktober 2019 werden in Salzburg und den Arbeiterkammer-Bezirksstellen in Zell am See, Bischofshofen, Tamsweg und Hallein für ein Jahr lang die Auswirkungen der immer weiter fortschreitenden Digitalisierung auf unseren Alltag betrachtet.

„Smart Home – Sweet Home?“, Credit: Ars Electronica / My Trinh Müller-Gardiner

Nicht zuletzt aber hinterlässt Ars Electronica Solutions ihre Spuren in Linz: Im Prunerstift können die Kinder künftig ihr musikalisches Gedächtnis trainieren, indem sie Klangpaare finden. Ebenso können Interessierte von nun an mit Hilfe eines Ankündigungsscreens über Events und Highlights der Musikschule erfahren. Um den Kindern die Wartezeit auf ihren Unterricht zu verkürzen, steht im Foyer nun ein „akustisches Memory“ bereit, das nicht nur den spielerischen Zugang zu Klängen fördert, sondern auch noch ein pädagogisch wertvolles, interaktives Spiel ist, das Gehör und Gedächtnis trainiert.

Eröffnung Akustisches Memory in der Landesmusikschule Linz, Credit: Ars Electronica / My Trinh Müller-Gardiner

Künstliche Intelligenz, virtuelle Realitäten und nicht weniger als unsere Zukunft im digitalen Zeitalter. Darüber spricht Life Radio ab Oktober einmal im Monat mit ausgewiesenen ExpertInnen von Ars Electronica. In Teil Eins erklärt etwa Künstlerischer Leiter Gefried Stocker, warum Technologie nicht schuld ist, in Teil Zwei steuern Christoph Guger von g.tec und Erika Mondria Gegenstände mit der Kraft ihrer Gedanken und in Teil Drei geht es mit Ali Nikrang, Forscher und Künstler des Ars Electronica Futurelab, um passende (smarte) Weihnachtsgeschenke. Viel Spaß beim Reinhören!

Ars Electronica Center in Gelb, Credit: Ars Electronica / Martin Hieslmair

November: Ars Electronica rund um die Welt

Ein kompletter Baum mit Ästen und Blättern, aber klein wie eine Topfpflanze: ein Bonsai wird das Sinnbild von „In Vivo“, das die Grenzregion zwischen Leben und Tod beleuchtet. Dahinter stecken die beiden Künstler Ernest Wu und Jake Tan aus Singapur, die im November ihre interaktive Installation im Rahmen der Künstlerresidenz „STEAM Imaging II“ des Fraunhofer-Instituts in Linz erarbeiten. Präsentiert wird das Werk im kommenden Jahr auf dem Ars Electronica Festival.

Patient Bonsai / Ernest Wu (SG), Jake Tan (SG), Credit: Ars Electronica / Martin Hieslmair

Welche Grenzen haben wir dank unserer Kreativität und unseres Erfindungsreichtums überwunden und vermeintlich Unmögliches damit möglich gemacht? Welche Folgen hat das für uns, für unser Selbstbild und den Stellenwert, den wir uns in der Welt beimessen? An welche alten und neuen Grenzen stoßen wir trotz all unserer Erfolge – als einzelne und als Gesellschaft(en)? Und welche Grenzen sollten wir uns künftig vielleicht mitunter freiwillig setzen? „human (un)limited“ lautet der Titel des aktuellen und dabei zweiten, großen Ausstellungsprojekts von Ars Electronica und Hyundai Motorstudio. Worum es dabei geht, erklärt Martin Honzik, Leiter von Ars Electronica EXPORT und Kurator der Schau, im Interview.

„human (un)limited“ ist im Wesentlichen von zwei Dingen inspiriert: Einerseits von unserem letztjährigen gemeinsamen Ausstellungsprojekt mit Hyundai, bei dem es um die „Future Humanity“ ging. Andererseits knüpfen wir an die spektakuläre Themenausstellung des diesjährigen Ars Electronica Festivals an, die ganz im Zeichen des Spannungsverhältnisses „Human Limitations – Limited Humanity“ stand.

Martin Honzik, Leiter Festival/Prix/Exhibitions der Ars Electronica

Internet of Everything: All Connections / Shaun Hu (CN), Credit: Hyundai Motorstudio

Das Projekt „ShadowGAN“ des Ars Electronica Futurelab ist Teil der Ausstellungsreihe „human (un)limited“, die im Moment und noch bis Ende Februar in Peking, Seoul und Moskau zu sehen ist. Dabei steht nicht die Technologie an sich, sondern der Mensch selbst, samt seinen Schwächen und Stärken und seiner ewigen Suche nach dem Platz in der Welt im Mittelpunkt.

Maja Smrekars „!brute_force“ – ebenfalls Teil der human (un)limited Ausstellung in Peking – beschäftigt sich mit der Relation Mensch-Hund-Maschine. Die Grundaussage der Arbeit ist: Auch wenn wir Technologie brauchen, darf sich unsere Existenz nicht auf Maschinen beschränken.

human (un)limited exhibition, Credit: Hyundai Motorstudio

Von 16. bis 17. November 2019 ist das Ars Electronica Futurelab am International Science Art Festival in Matsudo, Japan, zu Gast – und zwar mit dem Ars Electronica Salon. Zum Thema „Future Citizen“ werden nicht nur Werke der japanischen Künstlerin Etsuko Ichihara gezeigt, sondern auch drei eigene Arbeiten ausgestellt.

Ars Electronica Salon Matsudo, Credit: Hajime Kato

Dezember: Die Ars Electronica-Welt

„Komm in meine Welt“ ist ein Film von Simon Mück (AT), der am Ars Electronica Festival 2019 entstanden ist. Der junge Regisseur hatte zuvor mehrmals beim Prix Ars Electronica in der Kategorie u19 – create your world eingereicht und somit auf sein Talent aufmerksam gemacht. Jetzt wurde das Werk veröffentlicht. Simon möchte alle Jugendlichen motivieren, ebenfalls einzureichen. 

Welche Künstlerin oder welcher Künstler macht das Rennen um den nächsten Residency-Platz des European ARTificial Intelligence Lab gemeinsam mit dem Edinburgh Futures Institute und dem Ars Electronica Futurelab? Die Jury bestehend aus Suzy Glass, Drew Hemment, Martin Honzik und Horst Hörtner stellt sich dieser Frage bei der European ARTificial Intelligence Lab Jurysitzung Anfang Dezember.

AI LAB Jury December 2019, Credit: Ars Electronica / Martin Hieslmair

Keine Angst vor Langeweile in den Schulferien! Beim Ars Electronica Ferienprogramm am 2. und 3. Jänner können große und kleine Kinder fantastische Körpererweiterungen erfinden oder per Mikroskop faszinierende Kleinstlebewesen wie Springschwänze oder Bärtierchen im Moos entdecken.

Future Matters, Credit: Ars Electronica / Martin Hieslmair

Ein Team von Ars Electronica Solutions ist im Dezember im Centro de Ciencias de Sinaloa in Mexiko unterwegs, um das Vermittlungsteam für die Eröffnung der ersten Nachbildung unseres Deep Space 8K zu schulen. Wir sind genauso aufgeregt wie sie selbst und wünschen ihnen alles Gute für den Go-Live!

Die erste Deep Space 8K Replika entsteht, Credit: Centro de Sciencias de Sinaloa

Er brachte den Menschen einst das Feuer, die Technik, die Zivilisation und die Kunst – jetzt hält die KI auf der Bühne Einzug: Am 14.12. feiert „Prometheus Unbound“ im Landestheater Linz Premiere. Es ist der zweite Teil von „social virtuality“, ein Projekt der CyberRäuber Berlin, die in Koproduktion mit dem Landestheater Linz und dem Badisches Staatstheater Karlsruhe in Kooperation mit der Ars Electronica und dem ZKM – Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe am Theater der Zukunft forschen. Und es ist der Versuch, sich dem Digitalem im Theater völlig zu öffnen, um letztlich wieder beim Menschen anzukommen…

Prometheus Unbound, Credit: Marcel Karnapke

…und was passiert 2020?

Nach diesem Jahr voller Feierlichkeiten freuen wir uns 2020 auf eine ganz besondere Neuerung: Nach fünf Jahren verlässt das Ars Electronica Festival die POSTCITY und begibt sich ans andere Ende der Stadt, hinaus an den Campus der JKU und hinein in die Kepler Gardens – POST NATURE quasi.

Im Ars Electronica Center stehen spannende Workshops und Führungen zu den neuen Ausstellungen und unzählige Deep Space und Deep Space LIVE Präsentationen am Plan, Ars Electronica EXPORT bucht die nächste Reise um die Welt, das Festivalteam feilt bereits am Thema des Festivals 2020 und in Kürze beginnt der Open Call des Prix Ars Electronica 2020 und des STARTS Prize 2020.

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Einen guten Rutsch ins neue Jahr wünscht das Team der Ars Electronica!