Festival University 2022: Zukunft wird in Linz gemacht

Festival University 3, Credits: JKU

Unter dem Motto ‚Bridge the Gaps‘ eröffnet die Festival University 2022 200 Studierenden aus rund 70 verschiedenen Ländern die Möglichkeit, im Zuge des Ars Electronica Festivals die größten Herausforderungen unserer Zeit gemeinsam zu diskutieren und über Grenzen hinauszudenken. Nach mehrwöchigen Workshops, Vorträgen und gemeinsamem Arbeiten wird dieses Jahr als Höhepunkt des Programms während dem Festival eine Simulation einer Gerichtsverhandlung über die behandelten klimarelevanten Themen abgehalten. Möglich gemacht wird das Projekt auch dieses Jahr wieder durch Kooperation von Johannes Kepler Universität Linz und Ars Electronica und aufgrund der Unterstützung durch das österreichische Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Karin Gabriel, Programm-Leiterin, hat uns mit spannenden Details und Einblicken hinter die Kulissen versorgt.

Credits: JKU

Junge Menschen auf dem Weg Richtung Zukunft

200 teilnehmende Studierende zwischen 16 und 26 Jahren, die rund 70 Nationalitäten repräsentieren. „Das besondere an den Teilnehmenden sowie am Programm und den Vortragenden der Festival University ist auch heuer wieder die große Vielfalt an Internationalität, Interkulturalität und Transdisziplinarität“, betont Karin Gabriel. So ziehen sich auch die akademischen Hintergründe der Studierenden über diverse Gebiete: von Kunst bis Künstliche Intelligenz, von Wirtschaft bis Psychologie.

Credit: vog.photo

Eine internationale Fakultät

Über den gesamten vierwöchigen Zeitraum der Festival University werden die Studierenden von einer internationalen Fakultät, bestehend aus Wissenschaftler*innen sowie hochkarätigen Expert*innen aus Kunst, Kultur, Journalismus, Wirtschaft oder der Zivilgesellschaft begleitet und unterstützt. Diversität spiegelt sich hier genauso wider. Karin Gabriel erzählt: „Auch die Vortragenden decken verschiedene Themenbereiche ab, von Journalismus und Storytelling bis hin zu Robotics, Künstlicher Intelligenz und, dieses Jahr ganz wichtig, Rechtswissenschaften“.

Unter anderem werden der ehemalige Bundesminister und EU-Kommissar für Landwirtschaft Franz Fischler, Nafeez Mosaddeq Ahmed (Director of the Global Research Communications – RethinkX; Special Investigations & Global Trends Reporter – Byline Times), Head of BBC News Lab Miranda Markus, Mike Artner von Fridays for Future, der afghanische Journalist Emran Feroz, Karen Palmer (Storyteller from the Future), Sarah Newman (Co-Founder – Data Nutrition Project, Director of Art & Education at metaLAB at Harvard), Manthia Diawara (Filmemacher, Kulturtheoretiker, Wissenschaftler, Kunsthistoriker), Ernst Ulrich von Weizsäcker (Umweltwissenschaftler, ehemaliger Abgeordneter des Deutschen Bundestags und ehemaliger Vizepräsident des Club of Rome), Jayati Ghosh (Development Economist, Vorsitzende des Center for Economic Studies NJU), Giulia Foscari (Architektin, Gründerin von UNLESS, Projektleitung Antarctic Resolution) sowie JKU Wissenschaftler*innen wie z.B. Barbara Krumay (JKU Institut für Wirtschaftsinformatik), Thomas Gegenhuber (JKU Linz Institute of Technology) am Programm mitwirken und in spannenden Vorträgen, Podiumsdiskussionen, Hands-on Workshops oder Exkursionen den Studierenden interaktiv methodisches und fachliches Wissen aus unterschiedlichen Disziplinen und Perspektiven vermitteln. Erstmals wird heuer auch der Medizinische Campus der JKU Schauplatz der Festival University sein: Die Studierenden erleben u.a. „Virtuelle Anatomie“ im JKU medSPACE, der vom Team des Ars Electronica Futurelab entwickelt wurde. 

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Brücken bauen

„Die Stadt Linz baut derzeit buchstäblich neue Brücken, und somit ist Linz der ideale Austragungsort für dieses internationale Programm.“

‚Bridge the Gaps‘ – gemäß diesem Motto setzen sich die Studierenden mit dem Thema Klimawandel und seinen Konsequenzen auseinander. Grenzen sollen aber nicht nur physisch überschritten werden. Karin Gabriel erzählt weiter: „Insbesondere gehen wir der Frage nach, wie Brücken zwischen verschiedenen Kulturen und Ländern gebaut werden können und welche Bausteine uns vom Ist- zum Ideal-Zustand bringen, wenn es um Klimawandel geht.“ Gesucht wird eine neue Perspektive auf die Herausforderungen unserer Zeit. Handeln ist gefragt.

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Handeln – aber wo?

Betont wird nicht speziell die Verantwortung jedes Einzelnen, sondern vor allem die Wichtigkeit und Dringlichkeit vom Handeln der Staaten in Bezug auf Umwelt- und Klimaprobleme. Diskutiert werden konkret drei essenzielle kontemporäre Aspekte: Wasser, Migration und Energie.

„Ist Wasser ein öffentliches oder kommerzielles Gut? Wer hat wann Anspruch auf Migration und gilt ab wann als Klimaflüchtling? Sollen Kernenergie oder fossiles Gas als ‚grün‘ eingestuft werden?“

Auf die gemeinsame Arbeit folgt das besondere Highlight der Festival University: der ‚International Environmental and Climate Court‘ (IECC). Hierbei handelt es sich um die Simulation einer fiktiven internationalen Gerichtsverhandlung. Karin Gabriel erläutert näher: „Die genannten Themen werden von 6 Gruppen von Studierenden bearbeitet, pro Thema 2 Gruppen. Das heißt, es stehen sich im Gerichtssaal dann jeweils eine Gruppe von Antragssteller*innen und Antragsgegner*innen gegenüber. Zusätzlich zu den sechs Gerichts-Gruppen widmet sich eine Gruppe von Studierenden dem akademischen und journalistischen Output.“

Verurteilt vor Gericht?

Der – vor allem für Zuschauer*innen – spannendste Teil der Festival University, die Gerichtsverhandlung, findet am Wochenende des Ars Electronica Festivals auf der ‚Festival University Stage‘ vor der Bibliothek auf der Johannes Kepler Universität Linz statt. Jeder Tag ist einem der behandelten Themen gewidmet. Aber wie soll eine derartige Gerichtssitzung konkret über die Bühne gehen? Die Verhandlungen beginnen am Freitag, den 9. September, um 10:30 Uhr mit dem Thema Wasser. Es folgen Migration am Samstag, 10. September, und Energie am Sonntag, 11. September. Nach Vorbereitung durch erfahrene Expert*innen der Rechtswissenschaften sind die Studierenden nun an der Reihe, ihre Anliegen vor Gericht zu bringen. Gestartet wird nach Eröffnungsplädoyers mit der Präsentation von Beweisen und Anhörung von Zeug*innen. Auf die Schlussplädoyers folgt dann die Urteilsverkündung. Abschließend werden die erarbeiteten Ergebnisse bekannt gegeben. „Alle Besucherinnen und Besucher des Ars Electronica Festivals sind zu diesen Simulationen einer Gerichtsverhandlung geladen, und wir freuen uns auf ein großes Publikum“, beendet Karin Gabriel ihre Ausführungen.

Credit: JKU

Karin Gabriel leitet seit September 2020 die Future Thinking School by Ars Electronica. Ihr professioneller Weg hat sie von Österreich nach Bangalore, Indien sowie Dubai, VAE gebracht. Karin hat 10+ Jahre internationale Erfahrung in der Entwicklung und Leitung von Programmen fokussiert auf Innovation, Emerging Technologies und Start-ups für Entscheidungstragende im öffentlichen sowie privaten Sektor.

Die Festival University ist unter anderem Teil des Programms des Ars Electronica Festivals 2022. Details werden in Kürze online auf der offiziellen Website zum Festival zu finden sein. 

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