Der österreichweite Bildungspreis „Klasse! Lernen.“, der sich an Lehrer*innen und Schüler*innen richtet, zeichnet die digitale Transformation im Unterricht aus. Das Hauptkriterium des Wettbewerbs liegt in der nachhaltigen Verankerung und vielseitigen Nutzung von digitalen Hilfsmitteln und neuen Technologien.
Zu gewinnen gibt es einen Hauptpreis von 10.000 Euro. Weiters werden auch zwei Auszeichnungen mit je 5.000 Euro verliehen. Dazu kommen weitere sieben Anerkennungen. Die Übergabe der Preise erfolgt am jährlichen Ars Electronica Festival.
Wir haben uns näher mit dem Pädagogen Matthias Schoiswohl-Szwajor unterhalten, der mit seiner Schulklasse 2022 eine Auszeichnung und 5.000 Euro für das Projekt „Schnittstelle Werken“ erhalten hat. Mit dem Projekt sollen Schüler*innen Zusammenhänge und Kontexte offengelegt werden und durch praktische Arbeit die Transformation von Knowledge zu KnowHow ermöglicht werden. Handlungs- und auch fächerübergreifender Unterricht soll dabei die Grundlage sein. Das Unterrichtsfach Werken agiert dabei als eine Art Schnittstelle, an der naturwissenschaftliche, technische, künstlerische und geisteswissenschaftliche Fächer aufeinandertreffen. Dafür ist die Einarbeitung von Fertigungstechnologien sowie die Schaffung analoger und digitaler Schnittstellen entscheidend. Schoiswohl-Szwajor und seine Schulklasse waren ein wesentlicher Teil der Umsetzung dieses Gesamtkonzeptes. Im Schuljahr 2021/22 wendeten sie Techniken und Technologien, Werkzeuge, Geräte und Konzepte an um das Unterrichtsprojekt durchzuführen.
Für das Projekt „Schnittstelle Werken“ hast du und deine Schulklasse einen Anerkennungspreis von 5.000 Euro erhalten. Wie läuft es jetzt mit dem Projekt und wie hat es sich entwickelt?
Matthias Schoiswohl-Szwajor: Derzeit laufen verschiedene Projekte im Bereich „Schnittstelle Werken“. Die Schule beteiligt sich an Projekten zur Professionalisierung im Bereich Schulentwicklung, Zusammenarbeit und inhaltlichen Aspekten. Derzeit sind wir bei zwei Erasmus+ Projekten beteiligt. GoSTEAM, wo es um Steameducation geht und CaRE, wo es um Communities of Practice geht.
Dazu wird an der Schule an verschiedenen Projekten gearbeitet. Im Schuljahr 2022/23 wird erstmals ein Wahlpflichtfach „3D Druck“ für die Oberstufe und eine unverbindliche Übung „Werkstatt Werken“ für alle Schüler*innen angeboten.
Ein weiterer Teil des Schulentwicklungskonzepts „Schnittstelle Werken“ ist das OpenLab, welches handlungsorientiertes transdisziplinäres Lernen fördern soll. Werken soll dabei die praktische Schnittstelle zu anderen Fächern sein und interdisziplinäres und intertechnologisches Arbeiten an der Schnittstelle analog- und digital ermöglichen.
Welche Pläne gibt es für „Schnittstelle Werken“?
Matthias Schoiswohl-Szwajor: Ziel war es, eine Hütte für den Schulhof zu bauen, welche es ermöglichen sollte, gewisse Unterrichtsszenarien wie beispielsweise den Biologieunterricht oder den Werkunterricht nach draußen zu verlagern. Allerdings fand sich keine Gelegenheit, wo wir dieses Projekt durchführen hätten können. Die einzige Möglichkeit war dann außerhalb der Unterrichtszeit. Die Schüler*innen und ich sowie eingeladene Kolleg*innen trafen uns wöchentlich am Nachmittag, um die Hütte fertigzustellen. Nicht erst hier zeigte sich ihre große Lust am Entwerfen, Tüfteln, Bauen und gleichzeitig ihre Enttäuschung darüber, dass sie in der Schule ab der dritten/vierten Klasse Gymnasium keinen Raum mehr dafür haben, sich in diesem Feld weiterzuentwickeln.
Aus diesem Bedürfnis heraus entwickelten wir das Open Lab. An einem Nachmittag in der Woche sind seit November die Werkstätten geöffnet und werden von Fachkolleg*innen betreut. Es ist dabei keine Anmeldung nötig, man kann solange bleiben wie man möchte und es gibt keine Noten oder Prüfungen. Seither kommen wöchentlich zwischen 20 und 40 Schüler und arbeiten an eigenen Projekten und an der Schnittstelle analoger und digitaler Verfahren.
Wie konntet ihr das erhaltene Preisgeld verwenden?
Matthias Schwoiswohl-Szwajor: Das Material und die Betreuungskosten werden im Schuljahr 2022/23 durch die Auszeichnung von „Klasse! Lernen.“ und das Sponsoring von Borealis und der OMV beglichen.
Für eine Weiterführung des Projekts im Schuljahr 2023/24 und darüber hinaus suchen wir noch finanzielle Unterstützung. Aber auch Projektpartner*innen, die Interesse an einer Zusammenarbeit in der Thematik „Making“ in der Schule, STEAM-Education oder sonstiges haben und mit uns gemeinsam dieses Pilotprojekt weiterentwickeln wollen, sind erwünscht.
Worin siehst du die Bedeutung von Bewerben wie „Klasse! Lernen.“ und warum habt ihr euch entschlossen, daran teilzunehmen?
Matthias Schoiswohl-Szwajor: Die Teilnahme an Wettbewerben, wenn sie auch mit Erfolg verbunden ist, bestärkt einem im eigenen Tun. Schüler*innen wie Lehrer*innen sind sehr wenig mit positiven Rückmeldungen konfrontiert. Solche, die außerhalb des eigenen Mikrokosmos der Schule stattfinden, sind umso schöner. Ein wenig außerhalb der Schule zu agieren ist für alle schön!
Ein wesentlicher Motivator an Wettbewerben teilzunehmen ist außerdem Geld. Das ist deshalb wichtig, um Projekte auf die Beine zu stellen. In öffentlichen Schulen gibt es das normalerweise nicht. Ohne Geld hätte es die Beiträge für den Wettbewerb 2022 von unserer Schule nicht gegeben, da beispielsweise da beispielsweise die Werkstattausstattung für digitale Produktion mit Computerarbeitsplätzen, 3D Druckern, Lasercuttern, usw. durch Sponsoring finanziert wurde. Ohne Geld gibt es nächstes Jahr kein OpenLab und die Schüler*innen haben keinen Ort, um zu arbeiten. Ohne Geld kann dieses Schulentwicklungsprojekt nicht weitergeführt werden.
Für „Klasse! Lernen.“ kann noch bis 20. März eingereicht werden. Eine genaue Übersicht über alle laufenden Open Calls der Ars Electronica findet ihr hier sowie auch auf unseren Social Media Kanälen.
Matthias Schoiswohl-Szwajor ist seit 15 Jahren auf verschiedenen Ebenen mit handlungsorientierter Vermittlung beschäftigt. Dabei entwickelt er didaktische Konzepte und Workshops, baut Hands-on-Prototypen und Apparate für den Kulturbereich. Er unterrichtet technisches und textiles Werken in der SEK1 und an den pädagogischen Hochschulen Burgenland und Niederösterreich im Bereich Making-,Technik und Design. Schoiswohl-Szwajor setzt sich für das Schulfach Werken als interdisziplinäre und intertechnologische Schnittstelle ein. Im Jahr 2022 wurde er mit seiner Schulklasse beim Bewerb „Klasse! Lernen.“ ausgezeichnet.