Das Animation Festival 2024 präsentiert aktuelle und gesellschaftskritische Produktionen im Bereich der digitalen Animation.
Wie Aktivist*innen, die für eine gerechtere Welt kämpfen, nutzen während des Ars Electronica Festival Animationskünstler*innen moderne Technologien zur Selbstreflektion und üben Kritik an den sozialen und technischen Aspekten der verwendeten Systeme. 2024 lädt das Ars Electronica Animation Festival, eine Kollaboration zwischen Ars Electronica und der Fachhochschule Oberösterreich Campus Hagenberg, erneut zu einem spannenden Programm im Bereich der digitalen Animation ein. Kuratiert von Juergen Hagler und Daniela Duca De Tey folgen Screening Programme dem übergreifenden Thema des Ars Electronica Festival „HOPE – who will turn the tide?“ und möchte mit einer Auswahl an künstlerischen Produktionen am Schnittpunkt von Animation, Kunst und Technologie inspirieren.
Das Programm „Prix Ars Electronica Best of“ setzt sich aus Einreichungen des Prix Ars Electronica 2024 zusammen, dessen Kategorie Computer Animation bereits im vergangenen Jahr auf New Animation Art erweitert wurde. So umfasst diese nun ein breites Spektrum an Techniken und Technologien, was sich in den präsentierten Arbeiten niederspiegelt. Allen voran illustriert Golden Nica Gewinner „Smoke and Mirrors“ von Beatie Wolfe in einer Mischung aus Musikvideo und wissenschaftlichen Visualisierungen steigende Methanwerte mit historischen Werbesologans gegen Klimapolitik von Ölkonzernen. Fakten über die globale Erwärmung werden mit ideologischen Positionen, die diese leugnen, kombiniert und so Bewusstsein für die Klimakrise geschaffen. Weitere sieben ausgewählte Einreichungen behandeln soziopolitische Themen wie Datenüberwachung, die unsichtbare menschliche Arbeit beim Training von KI-Systemen, die Verringerung der Glaubwürdigkeit von Bildern und die Kommerzialisierung transnationaler Bildung.
Das Programm „H-O-P-E“ erweitert und interpretiert das Festivalthema „HOPE – who will turn the tide“, ausgehend von vier verbundenen Konzepten, H für Healing, O für Otherness, P für Paradox und E für Entanglement.
Im Rahmen von „AI & Human“ wird der wachsende Einfluss der künstlichen Intelligenz auf die Animationskunst untersucht. Mit einer Rekordzahl an KI-bezogenen Einreichungen setzt sich die diesjährige Auswahl mit den gesellschaftlichen, ethischen und identitätsbezogenen Auswirkungen von KI auseinander. Zu den präsentierten Werken zählen beispielsweise „The Oasis I deserve“, eine animierte Dokumentation über Dating mit einem KI-Chatbot, oder „AI Day“, ein KI-generierter digitaler Wandteppich, der Frauen in einflussreichen, kreativen Positionen würdigt.
„Data and Science Visualizations“ ist ein Programm, das durch Animation komplexe wissenschaftliche Konzepte durch visuelle Darstellung einem breiten Publikum zugänglich machen will. Zu sehen sind eine Visualisierung der Umlaufbahnen von Sternen um ein schwarzes Loch bei „A Journey to the Center of the Milky Way: Stellar Orbits around Its Central Black Hole“ sowie eine Darstellung der Entwicklung einer DNA-Replikation oder der Erderwärmung bei „DNA Replication of the lagging strand“. Diese und weitere Projekte informieren über Phänomene, die zu langsam (Klimawandel) oder zu schnell (DNA-Replikation), oder einfach zu komplex sind, um wahrgenommen werden zu können.
Ergänzt wird diese Auswahl durch Gastprogramme von ISEA und SIGGRAPH. Außerdem präsentiert Ars Electronica in Kollaboration mit dem Runway AI Film Festival verschiedene Ansätze und Stile im Bereich des KI-gesteuerten Filmemachens.
Zu sehen ist die umfassende Auswahl des Ars Electronica Animation Festival 2024 erstmals im MEDSpace auf dem medizinischen Campus der Johannes Kepler Universität Linz. Umgesetzt vom Ars Electronica Futurelab bietet dieser mit einer 14 x 7 m Projektionsfläche ein immersives 4K Erlebnis. Im Anschluss an mehrere Screenings finden außerdem moderierte Gespräche mit den Künstler*innen statt, die dem Publikum Einblicke in den kreativen Prozess hinter den Animationen geben. Zu diesen gehören Nicolas Gourault (FR), Jeremy Kamal (US), Ethel Lilienfeld (FR), Rachel Maclean (GB), Celine Pham (AT) und Verena Repar (AT).
Nicht zuletzt findet parallel zum Festival wieder das Expanded Animation Event statt, das bereits in den vergangenen 11 Jahren zahlreiche Künstler*innen, Kurator*innen, Kulturschaffende und Wissenschafter*innen eine Bühne geboten hat. Mit der 12. Ausgabe wird aus dem Symposium eine Konferenz. „Expanded 2024 – Conference on Animation and Interactive Art“ legt den Fokus auf akademische Arbeiten im Bereich Animation und interaktive Kunst, die durch audiovisuelle Projekte Kunst mit Technologie verbinden. Zusätzlich zu diesen Vorträgen werden drei Diskussionsrunden mit namhaften Künstler*innen und Expert*innen stattfinden, darunter Filmemacherin Irina Rubina, Spielstudio Slow Bros, Paul Clarke von uninvited guests, Prix Ars Electronica Honorary Mentions Rachel Maclean und Nicolas Gourault, Golden Nica Gewinner Paul Trillo, Jan Pinkava und Bonnie Mitchell.
Erstmals wird dieses Jahr außerdem eine Ausstellung unter dem Titel „Expanded Play“ im Atelierhaus Salzamt Werke von Studierenden der Fachhochschule Oberösterreich Campus Hagenberg und des Department of Visual Computing der Masaryk University zeigen. Die Projekte beschäftigen sich mit „mixed reality“ und „spatial interaction“ im Bereich spielerischer Medien – von VR Leseecke bis hin zu Installationen wie „Förglets“, bei der der Körper des Users als Controller dient.
Durch seinen experimentellen Ansatz zelebriert das Ars Electronica Animation Festival nicht nur Animation, sondern zeigt auch Handlungsansätze auf. Durch die Auseinandersetzung mit dem Thema Hoffnung anhand vielfältiger und innovativer Werke fordern die unterschiedlichen Projekte auf, sich eine bessere Zukunft vorzustellen und seine Rolle bei deren Gestaltung zu überdenken.
Das Animation Festival findet vom 4. bis 8. September im Rahmen des Ars Electronica Festivals statt. Tickets dazu gibt es hier.