Deep Space 8K am Ars Electronica Festival 2018: Sag niemals Kino zu ihm!

Deep Space 8K,

Dank der jeweils 16 mal 9 Meter großen Wand- und Bodenprojektionen, der 8K-Auflösung und technischer Raffinessen wie Lasertracking und 3D-Animationen sind beeindruckende Erlebnisse und Bildwelten im Deep Space 8K des Ars Electronica Centers möglich. Während des Ars Electronica Festival 2018 werden auch heuer wieder eine Reihe an Künstlerinnen und Künstlern ihre aktuellen Arbeiten persönlich im Deep Space 8K präsentieren. Was uns an den fünf Tagen genau erwartet, hat uns Michaela Obermayer, Arealsverantwortliche des Deep Space 8K, im Interview verraten.

Noise Aquarium, Credit: Karina Lopez

Unser Motto lautet ja: „Sag niemals Kino zum Deep Space 8K!“. Beim Deep Space Programm zum Ars Electronica Festival 2018 wird beispielsweise bei einigen Projekten mit Lasertracking gearbeitet. Kannst du uns mehr zu diesen Projekten verraten?

Michaela Obermayer: Beim Festival wird es insgesamt vier Arbeiten geben, die Lasertracking verwenden. Allen voran die Linzer Kunstuni mit Professor Gerhard Funk und seinen Studierenden, die mit „Kooperativer Ästhetik“ nun schon seit einigen Jahren Projekte im Deep Space 8K verwirklichen. Bei Kooperativer Ästhetik geht es darum, dass – wie der Name schon sagt – das Publikum zusammenarbeiten muss, um ein bestimmtes Bild an der Leinwand zu erzeugen. Je besser man sich abspricht, desto interessanter wird die visuelle Gestaltung.

Eine weitere Arbeit, die Lasertracking verwendet, ist „City Lights“ von der Fachhochschule Hagenberg. Man wird in das Chicago der 1920er Jahre versetzt, wo nach einem Stromausfall die Stadt im Dunklen liegt und das Publikum muss durch die eigene Position im Deep Space wieder Licht in die Stadt bringen.

Victoria Vesna von der UCLA präsentiert uns ebenfalls eine neue Arbeit mit Lasertracking mit dem Titel „Noise Aquarium“. Hier taucht man in einen Ozean voller Plankton, die im Deep Space 8K riesengroß projiziert werden und auf die Anwesenheit der Besucherinnen und Besucher im Raum reagieren. Das soll darauf hinweisen, dass wir Menschen bereits durch unsere bloße Anwesenheit Einfluss auf die Natur und unsere Umwelt nehmen.

Eine andere Arbeit mit Lasertracking kommt von Bandai Namco, dem japanischen Spieleentwickler, der beispielsweise PACMAN erschaffen hat. Letztes Jahr haben sie beim Ars Electronica Festival das Projekt „Fungage“ präsentiert. Ein Wortspiel aus „Fun“ und „Language“. Bei dem man PACMAN, den schnappenden Objektefresser, verschiedene Emoticons zuweisen und damit die eigene Stimmung ausdrücken konnte. Das wird heuer in einer erweiterten Form präsentiert.

Haus der Medusa, Credit: FH Hagenberg

Diesmal wird es sogar ein Projekt geben, das den Deep Space 8K mit Virtual Reality verbindet…

Michaela Obermayer: Ja, bei „Haus der Medusa“ von der Fachhochschule Hagenberg! Wir zeigen dieses Projekt seit einiger Zeit in unserem VRLab, wo man es mit einem VR-Headset ansehen kann. Es ist eine sehr schöne Arbeit, bei der es um Archäologie in Oberösterreich geht. Man findet sich in einer Villa wieder, die vor einiger Zeit in der Nähe von Enns ausgegraben wurde. Sie hat wunderschöne Fresken, die bei den Ausgrabungsarbeiten jedoch nur mehr in Fragmenten gefunden wurden. In der VR Applikation versucht man diese Fresken, wie ein Archäologe, wieder zusammenzusetzen. Das funktioniert mit einem VR-Headset natürlich sehr gut, aber da sieht immer nur eine Person, was in dieser virtuellen Welt passiert. Zum Festival werden wir das Haus der Medusa im Deep Space 8K zeigen. Das Publikum nimmt quasi das Blickfeld der Person ein, die das Headset auf hat und das, was die Person sieht, wird riesengroß auf die Deep Space Leinwand projiziert.

Old News from New Friends, Credit: Resoluta

Welche Projekte nutzen den Deep Space 8K noch auf besondere Art und Weise?

Michaela Obermayer: Das Projekt „Old News from New Friends“ nutzt den Deep Space 8K zum Festival als Performancebereich. Diese Arbeiten von jungen Künstlerinnen und Künstlern der Kunsthochschule für Medien Köln hatten ihre Premiere bereits im Rahmen von Deep Space LIVE. Die gezeigten Arbeiten reichen von klassischen Videos und Animationen, über Sound Performances bis hin zu Werken, die in Kooperation bzw. Interaktion mit den Besucherinnen und Besuchern entstehen. Das wird ein audiovisuelles Erlebnis!

Dann gibt es noch das Projekt „GAPPP“ von Marco Ciciliani. Er beschäftigt sich mit den Sounds und Klängen von alten Computerspielen. Hier wird Forschung betrieben, wie diese Spiele heute audiovisuell neu umgesetzt werden können.

Prima Materia, Credit: Robert Bauernhansl

Nicht nur externe Künstlerinnen und Künstler bespielen den Deep Space 8K zum Festival. Auch unsere Kolleginnen und Kollegen vom Ars Electronica Futurelab präsentieren Projekte. Was genau erwartet uns?

Michaela Obermayer: Das Projekt „Immersify“, das durch Horizon 2020, ein EU-Programm für Forschung und Innovation, zustande gekommen ist. Dementsprechend ist das Projekt eine große europaweite Kooperation. Dabei geht es darum, wie die Grenzen der Immersion noch weitergetrieben werden können. Immersion, dieses Eintauchen in die virtuelle Welt, bedeutet ja, wir brauchen hochauflösende Bilder, am besten in 3D. „Immersify“ zeigt deshalb zum Festival sehr hochauflösende Videos zum Beispiel von Los Angeles von Joe Capra. Das ist ein Fotograf, von dem wir bereits ein sehr beeindruckendes Video über Rio im Deep Space 8K mit einer 10K Auflösung haben. Und wir freuen uns auch ganz besonders, dass wir das wunderschöne künstlerische Werk „Prima Materia“ von Nohlab, das wir vor zwei Jahren beim Festival gezeigt haben, dieses Jahr durch „Immersify“ auch in 8K zeigen können.

Des Weiteren hat das Ars Electronica Futurelab eine Kooperation mit NHK, dem japanischen Fernsehsender. Sie präsentieren eine Reihe hochauflösender Videos, unter anderem eines von Tokyo, bei dem in dieser hohen Qualität wirklich jedes kleinste Detail der Stadt sichtbar wird. Auch Kurzvideos von Künstlerinnen und Künstlern sind mit dabei, weil es auch immer spannend zu sehen ist, wie diese mit hohen Auflösungen arbeiten.

Wie am Ars Electronica Blog kürzlich berichtet, kommt auch ein tolles Projekt von unserem Kollegen Ali Nikrang mit „Creative AI – Style Transfer“. Dabei wird eine Technologie verwendet, die viele schon von Smartphone-Apps kennen, nämlich die Bildbearbeitung von Fotos in Richtung eines bestimmten Stiles eines berühmten Künstlers. Ali Nikrang hat diese Technik nun aber auf die Spitze getrieben und sie auf Videos – Frame für Frame –angewendet, und somit kann man nun unser berühmtes Video von der Skiabfahrt der Streif in Kitzbühel im Stile von Wassily Kandinsky oder Roy Lichtenstein erleben. Soweit wir wissen, ist es weltweit einzigartig, dass dies in einem Video angewandt wird. Ali wird auch darüber sprechen, wie das technisch funktioniert und weitere Beispiele dafür zeigen.

Maki Namekawa beim Ars Electronica Festival 2017, Credit: Magdalena Sick-Leitner

Was sind heuer deine persönlichen Highlights zum Festival im Deep Space 8K?

Michaela Obermayer: Mein persönliches Highlight sind jedes Jahr die großen Live-Konzerte im Deep Space. Letztes Jahr hat die bekannte Pianistin Maki Namekawa „Twenty Etudes for Piano“ im Deep Space 8K mit Live-Visualisierungen von Cori O‘Lan gespielt. Heuer wird Suyang Kim im Deep Space live auf dem Piano spielen. Das tolle heuer wird sein, dass die Künstlergruppe Ouchhh aus der Türkei, die ebenfalls bereits letztes Jahr beim Festival war, die Live-Visualisierung für dieses Konzert machen wird.

Ebenfalls eine sehr schöne Videoarbeit kommt heuer von Memo Akten, einem mittlerweile alten Bekannten der Ars Electronica. Und zwar zeigt er auch ein paar Arbeiten bei denen er mit künstlicher Intelligenz arbeitet.

Saliera, Credit: Robert Baurnhansl

Es wird also wieder ein bunter Mix im Deep Space 8K während des Festivals zu sehen sein…

Michaela Obermayer: Genau! Wir versuchen jede Präsentationen mindestens einmal am Tag zu zeigen, damit die Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit haben möglichst viele Arbeiten zu sehen. Zwischen den Präsentationen der einzelnen Künstlerinnen und Künstler zeigen wir auch immer wieder unser „Best of Deep Space 8K“ Programm und einen unserer Deep Space Klassiker, nämlich „Kulturelles Erbe“. Heuer ist ja das Europäische Jahr des Kulturerbes und nachdem wir im Deep Space jede Menge kulturelle Erbstücke zeigen können, zu denen man normalerweise entweder gar keinen Zugang hat oder sehr weit reisen müsste, haben wir das heuer auch im Festivalprogramm aufgenommen. Zusätzlich wird es jeden Tag ein Daily Selection des Festivalprogramms geben, bei dem wir die Highlights des diesjährigen Festival-Deep-Space-Programms zeigen.

Der Deep Space 8K im im Ars Electronica Center hat während des Ars Electronica Festival von 6. bis 10. September 2018 von Donnerstag bis Sonntag von 10:00 bis 20:00 und Montag von 10:00 bis 18:00 geöffnet.

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