State of Play:شهر بازی ist eine spielbasierte partizipative Kunstperformance in Anlehnung an die 7 Prüfungen des Rostam im epischen Gedicht Shahnameh von Abul-Qâsem Ferdowsi Tusi (Iran, 977–1010 n. Chr.). Bis zu fünf Personen aus dem Publikum stellen in der Performance die letzte Prüfung nach, indem sie ihre Avatare von Rostam im Deep Space 8K mithilfe von Laser-Tracking steuern. Am Ende steht ein dekonstruierter Kampf gegen einen Boss, der von der Performerin Fran Klein in einem Motion-Capture-Anzug dargestellt wird. Die Arbeit wurde von den Künstler*innen Tara Habibzadeh, Harriet Davey und Mati Bratkowski mit Unterstützung des Ars Electronica Futurelab im Rahmen des EU-Projekts SHARESPACE entwickelt, mit Musik und Sounddesign von snake_case und Himera.
So unkompliziert die Teilnahme an State of Play:شهر بازی ist, so sehr ist das Projekt von einer vielschichtigen, komplexen Zusammenarbeit geprägt. Es verkörpert den antikolonialen Aspekt der künstlerischen Leitung in seinem historischen Kontext, seiner Struktur und seinem Inhalt durch Methoden der dekonstruktiven Philosophie. Das Werk würdigt alte und indigene Praktiken der Rezeption asiatischer Literatur durch authentische Erzähl- und Regiekunst. Es basiert auf einem Bottom-up-Ansatz für das Spieldesign und die technische Produktion sowie auf einer fairen Umverteilung von Wissen und Fähigkeiten.
State of Play:شهر بازی ist für den immersiven Erlebnisraum Deep Space 8K mit einer 16 mal 9 Meter großen Wandprojektion und einer ebenso großen Bodenprojektion konzipiert. Zunächst wird das Publikum über zeitgenössische handgemalte Gemälde, die auf die Miniaturmalereien des Shahnameh verweisen, mit einer Reihe von Handlungssträngen vertraut gemacht. Die Gemälde werden mit einer Live-Sprachperformance auf Farsi erzählt, begleitet von englischen Überschriften auf der Leinwand. Sie leiten in das interaktive Spiel über: Die Besucher*innen werden nun von der Spielleiterin motiviert, den Spielbereich zu betreten.
Das mittels Unreal Engine erstellte Spiel trackt die Spieler*innen mithilfe des Pharus-Lasersystems des Futurelab: Sobald eine Person die Arena betritt, verkörpert sie einen Avatar – „kleine Rostams“ – auf dem Bildschirm und kann diesen einfach durch Gehen, Laufen und Springen im Raum steuern. Die Teilnehmer*innen müssen in verschiedenen Spiele-Levels zusammenarbeiten, um den Beschuss durch den Boss-Charakter div-e sepid (weißer Dämon) zu überleben. Dieser wird in Echtzeit von der Darstellerin Fran Klein in einem Rokoko-Motion-Capture-Anzug gesteuert.
In der ersten Sequenz werden verschiedene Angriffe ausgelöst, wenn die Darstellerin ihre linke, rechte oder beide Hände hebt. In der zweiten Sequenz müssen die Spieler*innen neue Vermeidungsmechanismen erlernen, um dem eisigen Blick von div-e sepid zu entgehen. In der letzten Sequenz müssen die Teilnehmer*innen erkennen, dass die Heilungsmechanik, die sie gegenseitig anwenden konnten, nun auf den Boss gerichtet werden kann. Sie können ihn so heilen und das Spiel beenden.
Eine Spielleiterin führt die Spieler*innen durch die Reise und unterstützt sie dabei, die Spielmechaniken und Interaktionen zu erlernen. Dabei werden Performance und Erzählung der Spielleiterin live in die Spielwelt integriert. Mit den Apps Live Link Face von Epic Games und MetaHuman der Unreal Engine, die die Darbietung vorantreiben, nimmt sie eine ähnliche Rolle ein wie eine freundliche Spielleiterin in einem Tabletop-Rollenspiel. Das Stück endet mit einem ambivalenten offenen Ende, das darauf abzielt, neben der körperlichen auch die intellektuelle und spirituelle Beteiligung zu wecken.
State of Play:شهر بازی ist das Ergebnis einer zehnmonatigen Zusammenarbeit von Habibzadeh, Davey und Bratkowski in den Bereichen Forschung, Produktion und Aufführung, die vom Ars Electronica Futurelab unterstützt wurde. Das Werk wurde beim Ars Electronica Festival 2024 präsentiert, unter Mitwirkung des Kompositions- und Sounddesign-Duos snake_case (Imogen Davey und Callum Murray), der Körper- und Bewegungskünstlerin Fran Klein und des Musikers Himera.
State of Play:شهر بازی wurde im Rahmen der künstlerischen Erkundung des europäischen Forschungs- und Entwicklungskonsortiums SHARESPACE entwickelt. 14 Partnerinstitutionen aus acht verschiedenen Ländern sind hier beteiligt sind, darunter das Ars Electronica Futurelab. Das Hauptziel von SHARESPACE besteht darin, die erweiterte Realität (XR) auf ein ethisch einwandfreies Niveau von Präsenz und Sozialität zu bringen, indem die Möglichkeiten der Interaktion in einem virtuellen Raum mithilfe von Avataren erweitert werden.
Credits
Artists: Tara Habibzadeh, Harriet Davey, Mati Bratkowski
Supporting Artists: Fran Klein, snake_case (Imogen Davey and Callum Murray), Himera
Ars Electronica Futurelab: Roland Haring, Daniel Rammer, Cyntha Wieringa
This work has been developed in the framework of the SHARESPACE project.
SHARESPACE has received funding from the European Union’s Horizon Europe research and innovation programme under grant agreement No 10192889.