Mehr als 160 Künstler*innen waren nominiert, fünf von ihnen wurden im April 2022 mit den ersten CIFO-Ars Electronica Awards ausgezeichnet: Dora Bartilotti, das Electrobiota Collective, Thessia Machado, Amor Muñoz und Ana Elena Tejera erhalten jeweils bis zu 30.000 Dollar für die Entwicklung und Umsetzung ihrer eingereichten Konzepte. Präsentiert werden die fertigen Arbeiten im Rahmen einer eigenen Ausstellung beim Ars Electronica Festival 2022 (7. bis 29. September 2022 im LENTOS Kunstmuseum), danach werden sie Teil der ständigen Sammlung lateinamerikanischer Kunst der renommierten Cisneros Fontanals Art Foundation (CIFO).
Die Preisträger*innen 2022
Ein beratendes Gremium von mehr als 50 Wissenschaftler*innen, Kurator*innen und Künstler*innen aus 20 Ländern nominierte zunächst mehr als 160 lateinamerikanische Künstler*innen für eine Bewerbung zu den ersten CIFO-Ars Electronica Awards. Ein Auswahlkomitee aus Kurator*innen und Wissenschaftler*innen für zeitgenössische Kunst und neue Medien wählte davon fünf Preisträger*innen aus. Ihre Entscheidung gründete auf dem konzeptionellen Wert der Arbeit sowie der künstlerischen und wissenschaftlichen Beweggründe für das Projekt. Ebenfalls Teil der Betrachtung waren der Kontext, in dem das Werk entstehen soll, sowie das Gesamtwerk der jeweiligen Künstler*innen.
Amor Muñoz (Mexiko) / 30.000 Dollar Preisgeld
Amor Muñoz (Mexiko) arbeitet mit Textilien, Performance, Zeichnung, Sound und experimenteller Elektronik. Sie forscht zur Beziehung zwischen Technologie und Gesellschaft, wobei ihr besonderes Interesse der Interaktion zwischen materiellen Formen und sozialem Diskurs gilt. Ihre neue Auftragsarbeit wird biologische Prozesse wie Zirkulation und Atmung untersuchen und sie in einer biotechnischen Erkundung der Beziehung zwischen Technologie und unserem täglichen Leben zusammenführen.
Dora Bartilotti (Mexiko) / 15.000 Dollar Preisgeld
Dora Bartilotti (Mexiko) ist eine feministische Multimediakünstlerin, die sich auf kritische Dialoge zwischen Kunst, Design, Pädagogik und Technologie konzentriert. Sie will Gespräche über mögliche Formen der Organisation, Intervention und mikropolitischen Aktion im öffentlichen Raum anstoßen. Für ihre Auftragsarbeit wird die Künstlerin ihre aktuelle Forschung fortsetzen und neue Medien und elektronische Textilien als kreative Mechanismen für feministischen Aktivismus untersuchen. Die daraus resultierende Arbeit, ¿La has visto…? (Haben Sie sie gesehen?) wird ein partizipatorisches elektronisches Kunstwerk sein, das sich als poetische Geste der Suche versteht und eine kollektive Forderung der Suche nach jenen mexikanischen Frauen initiieren will, die Opfer des erzwungenen Verschwindens wurden.
Thessia Machado (Brasilien) / 15.000 Dollar Preisgeld
Thessia Machado (Brasilien, lebt in den Vereinigten Staaten) ist eine Bild- und Klangkünstlerin, Instrumentenbauerin und Performerin, die in ihrer Arbeit die Materialität des Klangs und seine Auswirkungen auf unsere Raumwahrnehmung auslotet. Sie schafft Umstände, unter denen sie die Materie ihrer Stücke auf ihre angeborenen physikalischen Eigenschaften und die klanglichen und visuellen Beziehungen, die sich aus ihren Interaktionen ergeben können, untersucht. Für ihre neue Auftragsarbeit wird sie eine Klang- und Lichtinstallation mit zwei an der Wand montierten, lichtempfindlichen Saiteninstrumenten schaffen, die von den Lichtverhältnissen einer Videoprojektion gesteuert werden. Die Architektur des umgebenden Raums fungiert als Resonanzkörper. Machados Skulpturen, Zeichnungen und Klanginstallationen wurden in wichtigen Institutionen in den USA und Europa ausgestellt, darunter The Drawing Center, Museo del Barrio und BRIC Arts.
Ana Elena Tejera (Panama) / 15.000 Dollar Preisgeld
Ana Elena Tejera (Panama, lebt in Frankreich) ist eine multidisziplinäre Künstlerin, die in den Bereichen Film und Performance arbeitet. Ihre Projekte wurden in ganz Panama, den Vereinigten Staaten und Europa gezeigt. Sowohl ihr erster Spielfilm als auch ihr erster VR-Film wurden vom Internationalen Filmfestival Rotterdam ausgezeichnet. Für ihre Auftragsarbeit wird die Künstlerin ein KI-System entwickeln, dessen Ausbildung durch den Konsum von Klassenbüchern, Archiven und Fotografien der School of the Americas in Panama geformt wird und so eine „militärische Ausbildung“ nachahmt, die auf Elementen basiert, die von der Schule übriggeblieben sind.
Electrobiota Collective (Argentinien/Mexiko) / 10.000 Dollar Preisgeld
Electrobiota Collective (Argentinien/Mexiko) ist ein Kunstkollektiv mehrerer Spezies, das 2014 von den mexikanischen Transmedia-Künstlerinnen Gabriela Munguía und Guadalupe Chávez gegründet wurde. Im Kontext lateinamerikanischer Epistemologien und mit verschiedenen Ansätzen, darunter elektronische Kunst, Biokunst, ökologische Geisteswissenschaften, Kulturbiologie und Bodenökologie, untersuchen sie mögliche Ausdrucksformen und Gesten zwischen unterschiedlichen Spezies. Die Künstler*innen koordinieren das Rizosferic Laboratory, ein experimentelles Bildungsprojekt mit den Schwerpunkten Umwelt, Kunst und Open-Source-Technologien. Für ihren Auftrag werden sie eine taktische und forensische Untersuchung von Feuchtgebieten auf der Isla Puente in Paraná, Entre Ríos, Argentinien, entwickeln, die auf photogrammetrischen Techniken basiert und Drohnen und Satellitenbilder nutzt, um Feuchtgebiete zu identifizieren und gefährdete Pflanzenarten zu untersuchen.
Über die CISNEROS FONTANALS KUNSTSTIFTUNG (CIFO)
Ella Fontanals-Cisneros gründete die gemeinnützige Cisneros Fontanals Art Foundation (CIFO) im Jahr 2002. Aufgabe der Stiftung ist es, das kulturelle Verständnis und den Bildungsdialog zwischen lateinamerikanischen Künstlern und dem globalen Publikum zu unterstützen und zu fördern. CIFO dient als Plattform für aufstrebende, mittelalte und etablierte lateinamerikanische Künstler durch das Stipendien- und Auftragsprogramm, einschließlich des neuen CIFO-Ars Electronica Award, die CIFO-Sammlung und andere damit verbundene Kunst- und Kulturprojekte in den Vereinigten Staaten von Amerika und international.