Talk with Q&A
Moderation: José Luis de Vicente (ES)
Mit Holly+ haben die Künstler*innen Holly Herndon und Mathew Dryhurst einen digitalen Zwilling geschaffen. Das Projekt besteht aus einer Reihe von Instrumenten und Werkzeugen, die es allen Nutzer*innen ermöglichen mit Herndons Stimme zu experimentieren, als Solostimme oder als Chorgesang. Es ist ein spannender neuer Weg abseits der Standards der Musikindustrie. Dezentralisierte und kollektive Zugänge zum Konzept des Urheberrechts wie auch konstruierte Identitäten werden durch Holly+ thematisiert. In diesem Spotlight, und im anschließenden Interview mit José Luis de Vicente, gewähren sie Einblicke in ihre Entwicklungsprozesse und Perspektiven zum „identity play“.
Biographies
Holly Herndon (UM) ist eine amerikanische multidisziplinäre Künstlerin, die in Berlin lebt. In ihrer Arbeit entwickelt sie neue Technologien, um mit ihrer Stimme und ihrem Abbild zu experimentieren, unterstützt durch kritische Forschung im Bereich der Künstlichen Intelligenz und dezentraler Infrastruktur. In jüngster Zeit hat sie ein Instrument entwickelt, mit dem jede*r mit ihrer Stimme singen kann, die Verwaltung ihrer digitalen Stimme an die Holly+DAO übertragen und die Porträtserie „Classified“ veröffentlicht, die aus öffentlich zugänglichen KI-Datensätzen über ihr Konterfei erstellt wurde. Ihre einflussreichen Musikalben PROTO (4AD) und Platform (4AD) hat sie weltweit auf Tournee gebracht, zuletzt mit einem Chor aus menschlichen Stimmen und Stimmen einer Künstlichen Intelligenz. Sie promovierte in Komposition an der Stanford University und arbeitete mit dem Center for Computer Research in Music and Acoustics (CCRMA) zusammen. Sie macht ihren Forschungsprozess durch den Interdependence-Podcast öffentlich.
Mathew Dryhurst (US) ist ein in Berlin lebender Künstler und Forscher. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf technischen und ethischen Protokollen. Er macht Musik und kreiert Kunst mit Holly Herndon, ihre Alben Proto und Platform (4AD) haben internationales Kritikerlob erhalten. Er unterrichtet am Clive Davis Institute of Recorded Music der NYU, am Strelka Institute und an der European Graduate School. Zuvor war er als Programmdirektor bei Gray Area in San Francisco tätig.
José Luis de Vicente (ES) ist ein Kurator und Kulturforscher. Er erforscht die aktuellen und künftigen Auswirkungen sozialer und technologischer Innovationen anhand von Artefakten, Geräten und Erzählungen, die neue soziale und politische Szenarien erkunden. Seine Projekte sind stark antidisziplinär und schaffen Kontexte der Zusammenarbeit und des Dialogs zwischen Künstlern, Designern, Architekten, Technologen, Wissenschaftlern, Aktivisten und Gemeinschaften. Er ist der Chefkurator von Sónar +D, dem Kunstprogramm des renommierten Sónar-Festivals in Barcelona. Er war Mitbegründer und Co-Direktor von MODEL, Barcelonas Festival der Architekturen, und Tentacular, einem Festival für kritische Technologien und digitale Abenteuer in Matadero (Madrid). Er ist Mitglied des Programmierteams von Llum BCN, dem Lichtfestival von Barcelona. Er hat mehrere Ausstellungen kuratiert, darunter „Big Bang Data“ und „After the End of the World“ (CCCB Barcelona), „Radical Curiosity: In the Orbit of Buckminster Fuller“ (Esspacio Fundación Telefónica Madrid, ArtScience Museum Singapore), „Atmospheric Memory“ (Manchester International Festival) und die Dauerinstallation Mirador torre Glòries in Barcelona. Er unterrichtet am Institut für fortgeschrittene Architektur von Katalonien (IaaC).
S+T+ARTS Day is supported by the European Project Repairing the Present which has received funding from the European Commission’s Directorate-General for Communications Networks, Content and Technology under grant agreement LC01641664.