„In dieser fesselnden Darstellung von Verzweiflung und ethnisch bedingten Spannungen zwischen lokalen kurdischen Arbeitern und syrischen Flüchtlingen in einem türkischen Lager beschäftigt sich Ümit Güçs Film mit Arbeit, Identitäten sowie Einwanderung und spiegelt seine persönlichen Erfahrungen wider, die er beim Aufwachsen in der Grenzregion Hatay gemacht hat. Er konfrontiert in seinem Film die unterdrückende Natur der politischen Macht, den Nationalismus und die Frage der Identität, indem er die Wut und die Spannungen zwischen einheimischen Arbeitern und syrischen Flüchtlingen in einem Zeltlager schildert. Das Verschwinden zweier Kinder dient als Katalysator, der beide Gruppen dazu bringt, sich auf eine Suche zu begeben, die ihre Unterschiede überwindet und sie in einer gemeinsamen Suche nach menschlichen Werten vereint. Dabei stellen sie fest, dass ihre von außen aufgezwungenen nationalen Identifikationen verschwimmen oder sogar umgekehrt werden. Die persönlichen Erfahrungen des Regisseurs, einschließlich der Tragödie und Dringlichkeit des jüngsten Erdbebens, verleihen der Erzählung Tiefe und Authentizität. Es ist ein Werk über die Widerstandsfähigkeit und die gemeinsame Menschlichkeit von Individuen im Angesicht von Widrigkeiten.“
Jury Statement
Im Mittelpunkt von Footprints of Ants steht die Wut, die einheimische Landarbeiter gegenüber Flüchtlingen empfinden, und die Geschichte von syrischen Flüchtlingsarbeitern und einheimischen Landarbeitern, die im selben Zeltlager leben. Eines Tages verschwinden zwei Kinder, Barış und Evin, die nichts von dieser aufgeheizten, von Armut getriebenen Wut wissen. Einheimische und Flüchtlingsarbeiter suchen nach den Kindern. Während dieser Suche teilen sie für einen Moment die gleichen Gefühle und die Suche nach den Kindern entwickelt sich zu einer Suche nach menschlichen Werten.
Der Film besteht aus vier Teilen: Der erste ist „Pain“, der den Zusammenhang zwischen dem Leiden einer Frau und der Geburt aufzeigt. „Journey“ fragt: Warum eine Reise? Die Reise, die im Film stattfindet, ist eine Darstellung einer Reise zu den Feldern, um Arbeit zu suchen und Geld zu verdienen. Die Metapher, dass Menschen und andere Lebewesen ständig in Bewegung sind, lässt uns an Gruppen denken, die in Vergangenheit und Gegenwart flüchten mussten. Der dritte Teil heißt „Suche“ und fragt danach, wonach genau die Figuren, die ihre bisherige Heimat verlassen haben, auf der Suche sind. Und schließlich „Ricat“, was in der arabischen Militärtaktik „Rückzug“ bedeutet. Hier reflektiert der Regisseur über den Kreislauf des Lebens und den Rückzug der Menschen nach innen und den Versuch, ihr Leben zu pflegen, nicht als militärische Taktik, sondern als Teil des Lebens selbst.
Ümit Güç
Ümit Güç wurde 1989 in Antakya geboren. Er absolvierte den Fachbereich Radio, Fernsehen und Kino an der Cukurova-Universität in Adana. Sein erster Kurzfilm *Who Built the Stone Bridge?* (2018) und sein zweiter Film *Feets of Earth* (2020) waren preisgekrönte Finalisten bei nationalen und internationalen Festivals. Sein dritter Kurzfilm *Footprints of Ants* erhielt den Mansion Award des CA‘ FOSCARI Short Film Festivals.
Güçs Praxis basiert auf der Veränderung der sozialen und politischen Auswirkungen auf Gesellschaften. Arbeit, Identitäten und Einwanderung standen schon immer im Mittelpunkt seiner Filme. Güç beschäftigt sich mit der unterdrückenden Natur politischer Macht, Nationalismus, dem Nationalstaat und Fragen der Identität durch Themen, die er aus seinen Kindheitserfahrungen in Antakya/Hatay und der umliegenden Region auswählt.
Güç ist auch einer der Mitbegründer der Karaçay-Koordination, die zur Zeit der Erdbeben vom 6. Februar, die den Südosten der Türkei und den Nordosten Syriens erschütterten, die anhaltende Solidarität der ersten Stunde ins Leben rief und immer noch praktiziert.
Written and directed by: Ümit Güç
Cast: Evin: Gurbet Kancak, Barış: Mahir Aslan, Selma: Fatma Zalim, Delal: Filiz Karadağlı Khaled: Khaled Dikko, Süleyman: Süleyman Bolat, Ercan Ertik, İsmail Emre Halvacı, Serdinç Çağlayan, Zeynep Arslan, Rabia Kancak, İbrahim Kancak, Bahçeköy ve Çadır Halkı
Assistant Director: Arzu Görgülü
Director of photography: Necati Öz
Art director: Esra Fidantek
Sound: Tuncay Ayvaz
Camera: Cihan Kar
Crew: Görkem Yazgan, İlker Cengiz Gül, Mahsun Tosun, Fırat Yetişgin, Orhan Sayın