Heating Season / Vasya Dmytryk (UA)
Heating Season / Vasya Dmytryk (UA), credit: tom mesic

Jury and Advisors 2025

Sergio Fontanella
Photo: vog.photo

Sergio Fontanella (CU)

Sergio Fontanella ist ein kubanischer Kunsthistoriker, Kulturmanager und Kurator mit Wohnsitz in den Vereinigten Staaten. Derzeit ist er als Director of Operations & Collections bei der Cisneros Fontanals Art Foundation (CIFO) tätig, wo er maßgeblich an der Entwicklung und Umsetzung zentraler Programme beteiligt ist – darunter das Grants & Commissions Program, Wanderausstellungen, kritische Publikationen sowie die CIFO–Ars Electronica Awards, eine wegweisende Initiative zur Förderung lateinamerikanischer Künstler*innen an der Schnittstelle von Kunst, Technologie und globalen gesellschaftlichen Fragestellungen.

Bevor er zu CIFO kam, lehrte Fontanella zeitgenössische Kunst an der Universität Havanna. Sein wissenschaftliches und kuratorisches Interesse gilt insbesondere der zeitgenössischen Kunst Lateinamerikas, mit einem besonderen Fokus auf den politischen und sozialen Dimensionen künstlerischer Praxis. Zu seinen Ausstellungen zählen unter anderem Critical Landscapes am MCA Denver und Dialogues im MARCO, Monterrey.

Photo: Roser Gamonal

Marita Muukkonen (FI) und Ivor Stodolsky (FR/US)

Marita Muukkonen und Ivor Stodolsky (in abwechselnder Reihenfolge) gründeten und leiten Perpetuum Mobilε (PM), das Ecologists at Risk (ER) und Artists at Risk (AR) betreibt. Zu den kuratorischen Projekten gehören: Alliances for Art at Risk (ZKM), Risk and Rebellion, AR Pavilion (4 Wiederholungen einschließlich Biennalen), Pluriversity, School of the Displaced (Kyiv Biennale), Re-Aligned (10), Perpetual Romani Pavilion (Venedig, Berlin, Moderna Museet), Arts Assembly (Manifesta, CAFA, Beaux Arts, +5); Raw, Cooked, Packaged (Kiasma).

Photo: Sebastian Bolesch

Simon Mraz (AT)

Simon Mraz ist ein Ausstellungsmacher und Kunsthistoriker. Von 2009 bis 2020 war er Direktor des Österreichischen Kulturforums Moskau. Simon Mraz‘ Arbeitsschwerpunkt ist die künstlerische Erkundung verschiedener kultureller Schichten Russlands und die Interaktion mit unabhängigen russischen Kreativen. Er initiierte, organisierte und kuratierte eine Reihe von Kunstprojekten mit russischen und internationalen Künstlern an Orten in ganz Russland, die über Jahre hinweg zu den international erfolgreichsten zeitgenössischen Kunstprojekten in Russland zählten. 2021 wurde Simon Mraz vom österreichischen Außenministerium mit der Aufgabe betraut, innovative Formate für eine internationale österreichische Kulturpolitik im Bereich der zeitgenössischen Kunst zu entwickeln und umzusetzen. Im März 2022 war er an der Gründung des führenden österreichischen Programms zur Unterstützung ukrainischer Künstler in Österreich – „Office Ukraine – Shelter for Ukrainian Artists“ und gemeinsam mit Ars Electronica das internationale Programm „State of the Art(ist)“, das sich an gefährdete Künstler aus aller Welt richtet, beteiligt.

Photos: Ivan Strahov

Christl Baur (DE)

Christl Baur ist Leiterin des Ars Electronica Festivals, wo sie sich als interdisziplinäre Forscherin mit der Konvergenz von Kunst und Wissenschaft befasst. Mit einem vielfältigen akademischen Hintergrund, der Kunstgeschichte, Kulturmanagement und Naturwissenschaften umfasst, dreht sich ihre Arbeit um die Verschmelzung von ästhetischen und sozialen Praktiken, die etablierte Normen in Frage stellen. Sie hat eine Vielzahl von Ausstellungen und Performances kuratiert und koproduziert, darunter die Ausstellung „40 Years of Humanizing Technology – Art, Technology, and Society“ in Zusammenarbeit mit CAFA und der Design Society in Shenzhen, China. Baurs Expertise erstreckt sich auf verschiedene Bereiche, darunter Videokunst, neue Medientechnologien, Computerkunst, Biotechnologie und interaktive Kunst. Ihre Forschungsarbeiten erforschen das Zusammenspiel von Kunst und Wissenschaft, wobei sie ständig die Grenzen sozialer, politischer und wirtschaftlicher Protokolle verschiebt.

Jury Statement 2025

Wir leben in Zeiten des Umbruchs, Aufbruchs und Abbruchs.

Der Boden unter unseren Füßen gerät ins Wanken – politisch, ökologisch, gesellschaftlich. Systeme zerfallen, während gleichzeitig neue Bewegungen entstehen. Diese Gleichzeitigkeit – von Umwälzungen, Aufbruch und Zusammenbruch – prägt den globalen Zustand im Jahr 2025. Inmitten multipler Krisen rüstet die Welt in alarmierendem Ausmaß auf. Investitionen in militärische Infrastruktur, Überwachung und bewaffnete Grenzregime nehmen rasant zu, während Friedensprozesse stocken, bürgerliche Freiheiten schwinden und das Ausmaß sowie die Häufigkeit ökologischer Katastrophen zunimmt. Von Gaza bis Sudan, von Goma bis in die Ukraine und nach Myanmar – Intoleranz und Krieg sind längst zur dauerhaften Realität geworden, nicht zur letzten Option.

Und doch behauptet sich die Kunst gerade in dieser Zeit der Zerrissenheit als Ausdruck des Lebens.

Der State of the ART(ist) Award verzeichnete in diesem Jahr beeindruckende 506 Einreichungen aus 76 Ländern. Diese Resonanz spiegelt die wachsende Dringlichkeit – und den unerschütterlichen Willen – von Künstler*innen wider, sich Gehör in der globalen Debatte zu verschaffen. Die Bandbreite und Intensität der eingereichten Arbeiten hat uns tief beeindruckt. Besonders erfreulich war die Vielzahl an Einsendungen vom afrikanischen Kontinent – voller Talent, politischem Witz und klarem Blick auf strukturelle Ungerechtigkeiten, die aus kolonialen Kontinuitäten, Konflikten und ökologischer Zerstörung hervorgehen. Ein Viertel der Beiträge kam von Personen mit diversen oder intersektionalen Identitäten, und das Geschlechterverhältnis der Einreicher*innen war nahezu ausgewogen.

Die Jury begegnete Arbeiten, die von Vertreibung, Zensur, Krieg und Klimakollaps geprägt sind – aber auch von Mut, Solidarität und Vorstellungskraft. Die Künstler*innen erzählen nicht nur vom Überleben, sondern entwerfen radikale Visionen für eine andere Zukunft: sie entwickeln kollektive Strategien des Zusammenhalts, beleben überliefertes Wissen neu, schaffen digitale Schutzräume und inszenieren Protestformen, die sich nicht auslöschen lassen. Sie erinnern uns daran, dass Kunst vielerorts ein aktiver, oft riskanter Akt des Widerstands ist.

Auch wenn das Thema Risiko ein Kriterium für die Teilnahme war, stand für uns als Jury die künstlerische Qualität im Mittelpunkt – nicht die Biografie. Dennoch war das Risiko allgegenwärtig. Viele Werke entstanden unter Überwachung, im Exil oder unter prekären, sich rasant verändernden Bedingungen. Was wir gesehen haben, waren nicht bloß Arbeiten über Gefahr – es war Kunst, die trotz Gefahr geschaffen wurde.

Die State of the ART(ist) Initiative steht kompromisslos für Meinungsfreiheit und die Autonomie künstlerischen Denkens. Sie lehnt jede Form kollektiver Schuldzuweisung oder politischer Instrumentalisierung ab. Die hier ausgezeichneten Künstlerinnen sind keine Vertreterinnen von Staaten oder Systemen – sie sind kritische Beobachter*innen Aktivist*innen, Visionär*innen und Wahrheitssuchende in eigener Sache.

Unser aufrichtiger Dank gilt allen Künstler*innen, die ihre Arbeiten mit uns geteilt haben. Sie geben nicht nur einen tiefen Einblick in diese bewegte Zeit, sondern zeigen, dass Widerstand, Trauer und Hoffnung nebeneinander bestehen können.

Eure Stimmen sind wichtig. Eure Kunst zählt.

Sergio Fontanella, Marita Muukkonen, Ivor Stodolsky, Simon Mraz, Christl Baur

Advisors

  • Said Ahmed Mohamed Alhassan (SD)
  • Leila Samari, Maryam Sehhat (IR)
  • Vardit Goldner (IL)
  • Kam Seng Aung (li li k.s.a) (MM)
  • Lai Lai Natalie Lo (HK)
  • Farah Salka (LB)
  • Ruthia Jenrbekova (KZ)
  • Saddam Jumaily (IQ)
  • Indu Antony (IN)
  • Rafiul Alom Rahman, Rachita Sai Barak, Maniza Khalid (IN)
  • Azu Nwagbogu (NG)
  • Nina Bulgakova, Anastasiia Mostova, Kateryna Zhuravlova (UA)
  • Margarethe Makovec (AT)
  • Eduardo Cachucho (ZA)
  • Julie Trebault (US)