

Café Kuba, David Shongo (CD), Photo: David Shongo
Winners 2025
Main Prize
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Café Kuba
David Shongo (CD)
Café Kuba von David Shongo stellt die Frage nach der Schöpfung in der Krise: Wie kann man sein eigenes Land filmen, wenn man darin zum Flüchtling geworden ist? Die Installation bietet einen scharfen ästhetischen und politischen Blick auf Kinshasa, das nach der Rebellenoffensive im Osten unter Spannung steht.
Award of Distinction
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Fugue
Anet Sandra Açıkgöz (TR)
Die Videoinstallation Fugue ist inspiriert von dem lateinischen Wort für „Flucht“ und der auf Wiederholung basierenden polyphonen Form in der klassischen Musik. Sie erforscht die Konfrontation mit kollektiven Traumata, die Verleugnung und das Ausweichen vor der Verantwortung und die Aufführung von Handlungsfähigkeit durch das Spiel „Völkerball“.
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Losing the freedom of choice
Issa Touma (SY) and Art Camping (SY)
Hiba sagte: Meine ganze Generation, die Kinder der 90er Jahre, sitzen hier fest, sind aus dem Land geflohen oder tot. Es ist eine Schande für denjenigen, der dafür sorgt, dass das so weitergeht. Das Projekt zeigt das Leben junger syrischer Frauen in einer sensiblen Phase des Übergangs des Landes von einer autoritären Republik zu einem…
Honorary Mentions
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Dear Jafar
Maksym Khodak (UA)
Maksym Khodak greift auf das Kino als Mittel zur Überwindung politischer Differenzen zurück. Der Künstler versucht, mit dem iranischen Regisseur Jafar Panahi in Kontakt zu treten, indem er ihm eine Nachricht schreibt und vorschlägt, gemeinsam einen Film über den Krieg in der Ukraine und die Rolle der iranischen Shahed-136-Drohnen zu drehen.
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Dust of the Ancestors – Resisting Through Clay
Oumar Sangho (ML)
Ein skulpturaler und performativer Akt des Widerstands des malischen Töpfers Oumar Sangho, Erbe der Djenné-Djenno-Tradition. Im Exil formt er Figuren aus Ton und dokumentiert gefährdete Techniken, um sich der Auslöschung zu widersetzen, die Erinnerung zurückzuerlangen und das Wissen der Vorfahren weiterzugeben.
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Friends of Fearness
Marwa Abu Raida (PS)
Friends of Fearness untersucht die emotionalen Folgen von Konflikten anhand der miteinander verflochtenen Lebensgeschichten dreier Freunde. Der Film spielt in Jerusalem und den USA und ist eine lyrische Reflexion über Angst, Exil und die zerbrechlichen Fäden von Identität und Widerstand.
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Pamalandong sa Danow (Reflection in the Marsh)
Breech Asher Harani (PH)
Inmitten ökologisch-sozialer Herausforderungen und Hoffnungen für die Zukunft begeben sich drei Freunde aus Kindertagen auf die lebenslange Mission, ihr angestammtes Land zu schützen und zu erhalten.
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The Hole Open It
Mariam Ghalayan (AM)
The Hole Open It ist eine physische und emotionale Performance, die das Trauma im weiblichen Körper erforscht. Durch Wasser, Bewegung und Klang konfrontiert sie mit Erinnerung, Schmerz und dem Kampf um die Wiedergewinnung innerer Stärke.
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Спомини [Spomyny]
Sophia Bulgakova (UA)
Спомини [Spomyny] ist eine ortsspezifische Klanginstallation der ukrainischen Künstlerin Sophia Bulgakova, die als Reaktion auf die vollständige Invasion der Ukraine entstanden ist. Mit Hilfe von Isolierrohren und versteckten Lautsprechern enthüllt sie vielschichtige Klangmemoiren, die aus Zeugenaussagen, Feldaufnahmen und Medienfragmenten zusammengetragen wurden.
Jury Statement 2025
Wir leben in Zeiten des Umbruchs, Aufbruchs und Abbruchs.
Der Boden unter unseren Füßen gerät ins Wanken – politisch, ökologisch, gesellschaftlich. Systeme zerfallen, während gleichzeitig neue Bewegungen entstehen. Diese Gleichzeitigkeit – von Umwälzungen, Aufbruch und Zusammenbruch – prägt den globalen Zustand im Jahr 2025. Inmitten multipler Krisen rüstet die Welt in alarmierendem Ausmaß auf. Investitionen in militärische Infrastruktur, Überwachung und bewaffnete Grenzregime nehmen rasant zu, während Friedensprozesse stocken, bürgerliche Freiheiten schwinden und das Ausmaß sowie die Häufigkeit ökologischer Katastrophen zunimmt. Von Gaza bis Sudan, von Goma bis in die Ukraine und nach Myanmar – Intoleranz und Krieg sind längst zur dauerhaften Realität geworden, nicht zur letzten Option.
Und doch behauptet sich die Kunst gerade in dieser Zeit der Zerrissenheit als Ausdruck des Lebens.
Der State of the ART(ist) Award verzeichnete in diesem Jahr beeindruckende 506 Einreichungen aus 76 Ländern. Diese Resonanz spiegelt die wachsende Dringlichkeit – und den unerschütterlichen Willen – von Künstler*innen wider, sich Gehör in der globalen Debatte zu verschaffen. Die Bandbreite und Intensität der eingereichten Arbeiten hat uns tief beeindruckt. Besonders erfreulich war die Vielzahl an Einsendungen vom afrikanischen Kontinent – voller Talent, politischem Witz und klarem Blick auf strukturelle Ungerechtigkeiten, die aus kolonialen Kontinuitäten, Konflikten und ökologischer Zerstörung hervorgehen. Ein Viertel der Beiträge kam von Personen mit diversen oder intersektionalen Identitäten, und das Geschlechterverhältnis der Einreicher*innen war nahezu ausgewogen.
Die Jury begegnete Arbeiten, die von Vertreibung, Zensur, Krieg und Klimakollaps geprägt sind – aber auch von Mut, Solidarität und Vorstellungskraft. Die Künstler*innen erzählen nicht nur vom Überleben, sondern entwerfen radikale Visionen für eine andere Zukunft: sie entwickeln kollektive Strategien des Zusammenhalts, beleben überliefertes Wissen neu, schaffen digitale Schutzräume und inszenieren Protestformen, die sich nicht auslöschen lassen. Sie erinnern uns daran, dass Kunst vielerorts ein aktiver, oft riskanter Akt des Widerstands ist.
Auch wenn das Thema Risiko ein Kriterium für die Teilnahme war, stand für uns als Jury die künstlerische Qualität im Mittelpunkt – nicht die Biografie. Dennoch war das Risiko allgegenwärtig. Viele Werke entstanden unter Überwachung, im Exil oder unter prekären, sich rasant verändernden Bedingungen. Was wir gesehen haben, waren nicht bloß Arbeiten über Gefahr – es war Kunst, die trotz Gefahr geschaffen wurde.
Die State of the ART(ist) Initiative steht kompromisslos für Meinungsfreiheit und die Autonomie künstlerischen Denkens. Sie lehnt jede Form kollektiver Schuldzuweisung oder politischer Instrumentalisierung ab. Die hier ausgezeichneten Künstlerinnen sind keine Vertreterinnen von Staaten oder Systemen – sie sind kritische Beobachter*innen Aktivist*innen, Visionär*innen und Wahrheitssuchende in eigener Sache.
Unser aufrichtiger Dank gilt allen Künstler*innen, die ihre Arbeiten mit uns geteilt haben. Sie geben nicht nur einen tiefen Einblick in diese bewegte Zeit, sondern zeigen, dass Widerstand, Trauer und Hoffnung nebeneinander bestehen können.
Eure Stimmen sind wichtig. Eure Kunst zählt.
Sergio Fontanella, Marita Muukkonen, Ivor Stodolsky, Simon Mraz, Christl Baur