“Die Vernunft bringt die Wahrheit ans Licht.” Diese programmatische Aussage kennzeichnete das Zeitalter der Aufklärung. Heute nähern wir uns der Realität mit Hilfe von Wahrscheinlichkeitsverteilungen: Large Language Models (LLMs) wie ChatGPT (OpenAI) oder Bard (Google) werden zu zentralen Informationsquellen. Ein LLM wird mit großen Textmengen trainiert, um Wörter vorhersagen zu können. Dazu werden statistische Kontingenzen von sehr komplexen, übergeordneten Beziehungen zwischen Wörtern erfasst, was zu der Frage führt: Kann Wahrscheinlichkeit Wahrheit ersetzen?
Die JKU widmet sich diesem sich abzeichnenden epochalen Wandel gemeinsam mit KI-Instituten, dem LIFT_C (Linz Institute of Transformative Change), dem ZdW (Zirkus des Wissens) und seinem neuen Spin-off EUMETA (European School of Metaverse). In der JKU LLM School erhalten die Besucherinnen einen Crash-Kurs zur Technologie, die hinter ChatGPT und Bard steckt. Neben Workshops mit KI-Expertinnen der JKU wird das neue JKU-Spin-off EUMETA seinen ersten Auftritt haben und das zweitägige Festival-Symposium mitveranstalten.
Auf Einladung der JKU wird das international einflussreiche Center of Constructive Communication (CCC) des Massachusetts Institute of Technology (MIT) das Festival in diesem Jahr erstmals mit seiner großen Expertise im Bereich aktueller sozialer und massenmedialer Ökosysteme bereichern. Das CCC wird in einer Ausstellung und zwei Workshops (Nature of LLMs und Tech / LLMs for constructive communication) Einblick in seine Arbeit geben.
Darüber hinaus wird das MIT-Spin-off Cortico seine Plattform Local Voices Network (LVN) vorstellen. LVN ist ein einzigartiges System für “menschliches Zuhören + maschinelles Lernen”, das alte Techniken des menschlichen Dialogs und Deep Listenings (durch moderierte Gespräche in kleinen Gruppen) mit der analytischen Leistung moderner KI (durch Tools zur Identifizierung von Mustern/Themen in Gesprächen) kombiniert. Das Ergebnis ist ein System, das in großem Umfang die öffentliche Meinung mit einem Grad an Authentizität und Nuancierung erfasst, den Umfragen und Fokusgruppen nicht erreichen können.
In noch nie dagewesenem Umfang wird der Zirkus des Wissens (ZdW) in diesem Jahr auf dem Festival vertreten sein. In A.I.–A Punch Intervenes greift er mit Puppetficial Intelligence das Thema LLMs in einem allgegenwärtigen anarchisch-bösen Puppenspiel (für Erwachsene und Kinder) auf. Außerdem lädt das ZdW Rimini Protokoll zu einem Gastspiel mit der hochgelobten Produktion Uncanny Valley ein. Darin geht es um die Frage, ob ein Roboter auf der Bühne glaubhaft einen Menschen darstellen kann.
Das ZdW zeigt außerdem den einzigen, weltweit selten gezeigten computeranimierten Film des Künstlers William Kentridge aus den 1990er-Jahren und kontextualisiert ihn mit KI-generierter Kunst. Die Festivalbesucher*innen werden auch die Gelegenheit haben, mit William Kentridge selbst via Videoübertragung aus Venedig zum Thema Wahrheit in der Kunst ins Gespräch zu kommen. Zusätzlich bietet der Zirkus des Wissens gemeinsam mit Times’s Up, dem Linzer Labor für die Konstruktion von Szenarien zum Experimentieren und Erleben, den Workshop AIFutures an, der es Besucher*innen ermöglicht, ihre Zukunft mit KI zu erforschen.