Pianographique

Das diesjährige Abschlusskonzert des Ars Electronica Festival steht ganz im Zeichen der Suche nach Authentizität im künstlerischen Schaffen und präsentiert Maki Namekawa mit dem legendären Köln Concert von Keith Jarrett, begleitet von Cori O’Lans Echtzeit-Visualisierungen.

Maki Namekawa: The Köln Concert von Keith Jarrett

Mit Echtzeit-Visualisierungen von Cori O’Lan

Am 24. Jänner 1975 legte Keith Jarrett während einer Europatournee einen Zwischenstopp in der Kölner Oper ein. Das Konzert fand unter äußerst widrigen Umständen statt: der ursprünglich angeforderte Konzertflügel war vertauscht worden und so stand ihm nur ein schlecht gewarteter Stutzflügel zur Verfügung. Zudem war er nach einer langen Fahrt sehr müde und litt unter Rückenschmerzen. Dennoch spielte er das Konzert. Das überraschende Ergebnis: ein zauberhaftes, vollständig improvisiertes Konzert, bei dem reine und leidenschaftlich intensive Musik erklang. Die Aufnahme des Konzerts, 1975 auf dem renommierten Label ECM veröffentlicht, wurde zu einer der meistverkauften Jazzplatten.

Maki Namekawa, die beim letztjährigen Ars Electronica Festival schon mit Keith Jarretts frühem Klavierwerk Ritual das Publikum begeisterte, hat sich nun das legendäre Köln Concert vorgenommen, das sie bereits mit großem Erfolg in der Philharmonie de Paris, dem größten Konzertsaal für klassische Musik in Paris, aufgeführt hat. Einmal mehr beeindruckt sie nicht nur mit enormer Werktreue, sondern auch mit ihrer einzigartigen und virtuosen Art, der Musik Leben einzuhauchen. Sie spielt das Köln Concert auf der Grundlage der Originalaufnahme und ihre Wiedergabe ist von Keith Jarrett autorisiert. Auf die Frage nach ihrem Austausch mit Keith Jarrett erinnert sie sich, wie sie zu ihm sagte: „Ich bin keine Jazzpianistin, aber ich wüsste gerne, wie meine Interpretation des Köln Concert für dich klingt. Da lächelte er und sagte: „The Köln Concert ist nicht Jazz“.

Part I
Part II a
Part II b
Part II c

Cori O’Lan: Entstehungsprozess der Visualisierung

Sämtliche Bilder, die in den Visualisierungen für dieses Konzert zu sehen sind, wurden mit generativen KI-Programmen erstellt: MidJourney, RunwayML, Stable Diffussion und werden live durch die digitale Auswertung der Klänge des Klaviers an die Musik angebunden, mit ihr synchronisiert.

Dabei geht es um den Versuch, das dialogische Prinzip der Improvisation auf die Arbeit mit KI-Systemen zu übertragen, als experimentelle Annäherung an die Frage nach dem Ankerpunkt künstlerischen Schaffens.

Der Ausgangspunkt sind lange Sessions mit ChatGPT, „Gespräche“ über die Musik von Keith Jarrett und seine Wirkung auf Zuhörer*innen und über das Wesen von Improvisation. Daraus entstehen die sogenannten Prompts, mit denen die Bilder generiert werden, mehrere zehntausend Bilder, aus denen ausgewählt werden muss, um damit auch wieder die eigenen Vorstellungen zu formen und den Entstehungsprozess zu lenken.

Die Unklarheit darüber, mit wem, bzw. womit man dabei im Dialog ist, mit sich selbst, mit einer Maschine, mit den enormen Mengen an gesammelten Daten und Informationen und den daraus generierten Weltbildern, auf denen diese KI-Systeme aufbauen, ist eine den künstlerischen Prozess enorm bereichernde Dynamik. Man changiert dabei immer an der Grenze zwischen Neuem und Repetition, zwischen Originalität und Imitation. Damit adressiert diese Kooperation mit Maki Namekawa die zentralen Fragestellungen des heurigen Festivals.

Pianographique

Pianographique ist die seit 2013 bestehende künstlerische Zusammenarbeit der Pianistin Maki Namekawa und des Pianisten Dennis Russell Davies mit dem Medien- und Visualisierungskünstler Cori O’Lan. Sie performen in unterschiedlichen Konstellationen.

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