Eine Zusammenarbeit zwischen Ars Electronica und transmediale Berlin, kuratiert von Nora O Murchú
Das von transmediale Festival Berlin kuratierte Programm präsentiert eine Reihe von Arbeiten von Künstler:innen, die im letzten Jahr als Artists-in-Residence Teil der transmediale waren. In Onset von Anna Engelhardt und Mark Cincevich bewegen sich Zuschauende in synthetischen Umgebungen, die aus Satellitenbildern von Militärstützpunkten erstellt wurden. The Epoch of Mapalucene von Natasha Tontey taucht in die Weltanschauung der Minahasa ein und verbindet spirituelle Überzeugungen mit kapitalistischen Ideen im Kontext der digitalen Kultur. In The Alluvials von Alice Bucknell, angesiedelt in einem alternativen Los Angeles der nahen Zukunft, erkunden Tiercharaktere das Element Wasser. In finalforest.exe von Sahej Rahal interagiert eine schamanische Figur mit einer KI in einem sich entfaltenden kybernetischen Ritual. Die Filme untersuchen das Erbe von technokolonialer Gewalt, Erzählungen von Folklore, Urban Legends und Science-Fiction sowie die verschwommenen Grenzen zwischen Realität und digitalen Welten.
Anna Engelhardt and Mark Cinkevich, Onset, 2023 (25’)
Ein Dämon streift durch eine bedrohliche synthetische Umgebung, rekonstruiert aus Satellitenbildern russischer Luftwaffenstützpunkte: Khmeimim in Syrien, Baranovichi in Belarus und Belbek in der Ukraine. In Onset schaffen Anna Engelhardt und Mark Cinkevich eine unheilige Allianz aus mittelalterlicher Dämonologie, Open-Source-Intelligence und CGI-Animation, um das verborgene Leben dieser Militärbasen aufzudecken.
Credits: Drehbuch Anna Engelhardt, Mark Cinkevich, Alex Quicho, Story Editor – Alex Quicho, CGI-Umgebungen & Virtuelle Produktion – Eduard Morocho-Baias, Soundtrack – Yikii Tong, Sprecher – J. E. Burton, Musik – Regular Citizen, Sound Designer & Ingenieur – Alisa Kibin
Natasha Tontey, The Epoch of Mapalucene, 2021 (24’)
In der Kosmologie der indonesischen Provinz Nord-Sulawesi war die erste Person, die jemals existierte, eine Frau, die durch einen Stein geboren wurde. Durch die westliche Kolonialisierung entwickelten sich die Kultur der Minahasans von einer Geschenkwirtschaft namens Mapalus zu einem steinbasierten Austauschsystem, das von einer Mischung aus ihren ursprünglichen spirituellen Überzeugungen und von christlich beeinflussten kapitalistischen Ideen geprägt war. The Epoch of Mapalucene erforscht die Dynamik der Minahasa-Weltanschauung aus der Perspektive der digitalen Kultur und spekuliert über das Potenzial einer alternativen Gesellschaft, die animierte und unbelebte Elemente miteinander verbindet.
Alice Bucknell, The Alluvials, 2023, work in progress (9’)
The Alluvials ist ein Open-World-Videospiel, das Politiken von Dürre und Wasserknappheit zum Ausgngspunkt nimmt. In einer alternativen nahen Zukunft von Los Angeles erkundet The Alluvials Wasser-Welten aus der Perspektive verschiedener Tiercharaktere. Die Szenerie spielt sich rund um den einst befestigten LA River ab, und die Protagonist:innen des Spiels leben in einer Reihe miteinander verbundener Welten aus verödeten Städten, ausgetrockneten Seen und einem privaten Wasserunternehmen.
Sahej Rahal, finalforest.exe, 2021 (9’)
In finalforest.exe finden wir uns mitten in einem sich entfaltenden kybernetischen Ritual wieder. Eine maskierte schamanische Figur, der Hüter alter Geheimnisse und verlorener Geschichten, unterhält sich mit einer KI. Flüsternde Überreste dieser verlorenen Vergangenheiten werden an eine KI-Biped übermittelt, während die Kreatur durch einen scheinbar unendlichen tropischen Wald wandert. Rahals Biped wird nicht von einem einzelnen Gehirn angetrieben, sondern von einer Ansammlung mehrerer KI-Skripte, die an den virtuellen Knochen in seinem polygonalen Körper angebracht sind. Indem er Folklore, Urban Legends, archäologische Aufzeichnungen, Verschwörungen und Science-Fiction miteinander verwebt, hinterfragt Rahal die mythischen Erzählungen, die die Kaste als Kernanatomie der indischen Gesellschaft bewahren.
Credits: Musik von Harmeet Rahal, Sound-Mastering von Pratik Modi.