Simon Mück ist ein junger Filmemacher aus Wien. 2017 hat er das erste Mal einen Film beim Prix Ars Electronica in der Kategorie u19 – create your world eingereicht – und auf Anhieb einen Anerkennungspreis gewonnen. Nach einem Jahr Pause hat er im ablaufenden Jahr wieder an der Ausschreibung teilgenommen – und wurde abermals mit einer Anerkennung bedacht. Weil man bei create your world Simons Talent erkannt hat, bekam er heuer zusätzlich und unabhängig vom Medienkunstpreis die Möglichkeit, mit Mitteln von SySTEM2020 einen Kurzfilm am Ars Electronica Festival zu realisieren. „Komm in meine Welt“ heißt das Ergebnis und ist ab sofort auf Youtube zu bestaunen. Simon hat mit uns darüber gesprochen, wie schwierig es ist, bei laufendem Festivalbetrieb einen Film zu drehen, wie es war, erstmals bei der Award Ceremony auf der Bühne zu stehen und warum er alle ermuntern würde, beim Prix Ars Electronica mitzumachen.
Mich würde zu Beginn interessieren, wie du zu create your world gekommen bist. Wie hast du von uns erfahren, als du zum ersten Mal eingereicht hast?
Simon Mück: Hm, ich bin mir nicht mehr ganz sicher. Das war wahrscheinlich eine Mischung aus einem Hinweis meiner Mutter – die schon immer viel mit Kulturprojekten zu tun hatte und mir immer gerne interessante Sachen weitergibt. Und oft habe ich auch einfach selbst recherchiert, wo man etwas einreichen kann. Dabei bin ich immer wieder über interessante Sachen wie etwa Messen, Veranstaltungen etc. gestolpert, die ich cool gefunden habe und bei denen man dann merkt: „Hey, da kann man ja auch was einreichen“.
Du hast bereits 2017 einen Anerkennungspreis bekommen. Wie war das damals, als du das erste Mal eingereicht hast? Du hast eingereicht und dann kam die Rückmeldung, dass du gewonnen hast?
Simon Mück: Ich habe eingereicht und irgendwann hab‘ ich eine E-Mail bekommen. In dem Moment habe ich mich sehr gefreut, weil ich nicht damit gerechnet habe. Der Film ist nicht extra für die Einreichung entstanden, sondern für ein Schulprojekt. Alles war ganz neu für mich, das war die erste Preisverleihung auf der ich war, das erste Mal, dass ich vor Menschen reden musste. Es war ein großes Highlight für mich! Zusammenfassend kann ich nur sagen: Freude! Das war es, was ich empfunden habe.
…und weil das ein positives Erlebnis war, hast du 2019 wieder eingereicht?
Simon Mück: Ja, genau, also 2018 wollte ich einreichen, aber mir ist nicht viel eingefallen, ich hatte keine Idee. Und statt krampfhaft irgendwas einzureichen, habe ich ausgesetzt. Heuer hat es aber wieder gepasst, außerdem war es das letzte Jahr, in dem ich einreichen konnte. Einmal musste ich unbedingt noch mitmachen!
Das hat ja wieder ganz gut funktioniert?
Simon Mück: Das hat super funktioniert! Und aus dem heraus ist dann auch die Möglichkeit entstanden, den Film „Komm in meine Welt“ zu machen. Ich habe eine Mail bekommen, dass meine Einreichung gut ankommt, dass der Film neu und „etwas Anderes“ ist, und ob ich mir vorstellen könnte, im Rahmen eines Projektes einen Kurzfilm zum Ars Electronica Festival zu drehen.
Du hast also ein Konzept entwickelt und das mit dem Team von create your world besprochen?
Simon Mück: Wir haben telefoniert und besprochen, worauf es ankommt und was gezeigt werden soll. Daraus habe ich eine Geschichte entwickelt, die sich allerdings im Laufe der Planung verändert hat. Die ursprüngliche Geschichte war die eines Kindes, das am Festival verloren geht, und durch die Technik und Hilfsmittel, die da sind, diese neue Welt für sich gewinnt und die Eltern wiederfindet. Mit dieser Geschichte war ich nicht ganz glücklich – und außerdem war es schwierig, ein Kind im Alter von 7, 8 Jahren als SchauspielerIn zu finden, besonders zu Schulbeginn.
Daraus hat sich dann dieselbe Geschichte mit einem alten Mann entwickelt. Hier gab es Parallelen zu meinem letzten größeren Kurzfilm – Surprise Me. Auch darin spielt ein älterer Mann die Hauptrolle. Dass die Hauptperson eine ältere Person ist, fand ich schließlich sehr passend: Ein älterer Mann wird in eine Welt gestoßen, mit der er nichts zu tun hat. Er liest lieber Zeitung, als ein Tablet zu benutzen. Seine Enkelin schickt ihm eine Geburtstagskarte, die ihn einlädt, sich auf diese fremde Welt einzulassen. Ihr zu Liebe muss er sich darin zurechtfinden und nach und nach entdeckt er, dass diese Welt auch ihren Reiz hat, dass er sie ebenfalls für sich nutzen kann und sie nicht nur jungen Menschen vorbehalten ist. Diese Message war mir wichtig: Jeder kann Technik nutzen, es gibt keine Einschränkung auf eine Zielgruppe.
„Diese Message war mir wichtig: Jeder kann Technik nutzen, es gibt keine Beschränkung auf eine Zielgruppe.“
Das heißt, du hast ein Produktionsbudget bekommen und ein Team zusammengestellt, um den Film umzusetzen?
Simon Mück: Es war relativ schnell klar, wen ich haben wollte. Ich habe zwei ehemalige Schulkollegen von mir gefragt, die ich erstens wieder einmal sehen wollte und mit denen ich zweitens schon lange einmal ein gemeinsames Projekt machen wollte. Es hat mich gefreut, dass sie zugesagt haben. Dann mussten wir noch einen Schauspieler finden. Schließlich war ich sehr happy, das Manfred Loydolt Zeit hatte und zugesagt hat.
Wie war das, direkt am Festival zu drehen? Das war sicher nicht ganz einfach, nehme ich an?
Simon Mück: Das Lustige an diesem Film war, das logistisch Schwierige, dass man den Festivalbetrieb nicht einfach stoppen kann. Bei einem „normalen“ Kurzfilm sind alle still und man kann eine Szene durchspielen. Hier waren wir abhängig davon, was die anderen Leute machen. Wir hatten nicht die Möglichkeit, richtig zu planen oder ein Storyboard zu schreiben, weil man die Abläufe vor Beginn des Festivals noch nicht vorhersagen kann. Ich habe lediglich auf Basis der Projektbeschreibungen geplant und mich eingelesen. Im Grunde musste ich hoffen, dass es passt. Ich bin froh, dass es schließlich so reibungslos abgelaufen ist. Klar gibt es immer Punkte, die man im Nachhinein besser machen würde. Wenn das nicht so ist, würde der Spaß fehlen. Aber unsere Aufteilung hat super funktioniert – Xana ist meistens vorgegangen und hat die nächste Station vorbereitet. Das hat zeitlich sehr gut geklappt. Über ein paar Kleinigkeiten muss man natürlich hinwegsehen.
Zuletzt: Was würdest du anderen jungen Leuten empfehlen, die gerade überlegen oder vielleicht noch zweifeln, ob sie beim Prix Ars Electronica einreichen sollen? Wie hast du dir selbst Mut gemacht?
Simon Mück: Auf jeden Fall machen! Es ist immer cool, etwas Anderes zu probieren, einen Film nicht nur vor der Klasse oder vor Freunden herzuzeigen, die ihn natürlich gut finden müssen. Man bekommt beim Prix das Feedback einer Jury und die Rückmeldung des Publikums – das ist viel wert! Es ist ein ganz anderes Gefühl, ein Feedback, das man anders nicht bekommt. Und es ist ein tolles Gefühl zu sehen, dass der Film gut ankommt, Bestätigung zu bekommen, wenn eine Szene noch nicht ganz funktioniert. Außerdem gibt es so viele Leute bei create your world, Einreichende, die ähnlich denken, sich mit einem ähnlichen Thema befasst haben, aber neue Aspekte einbringen, auf die man selbst nicht gekommen wäre. Der Austausch und die neuen Kontakte sind super interessant! Also: auf jeden Fall einreichen! Einfach machen!
Simon Mück ist bereits seit seiner Volkschulzeit leidenschaftlicher Filmemacher. Im Laufe der Jahre sind viele Kurzfilme zu verschiedensten Themen entstanden. So hat sich ein anfängliches Hobby immer weiter in Richtung Profession entwickelt. Seine Filme und Projekte archiviert Simon auf seinem Portfolio: https://mueck.myportfolio.com/projekte
Der Open Call zum Prix Ars Electronica 2020 in der Kategorie u19 – create your world läuft bereits. Junge Neu-, Quer-, und WeiterdenkerInnen zwischen 0 und 19 Jahren sind eingeladen, hier ihre Projekte, Ideen und Designs in den Subkategorien „Young Creatives“ (0 bis 14 Jahre) und „Young Professionals“ (0 bis 19 Jahre) einzureichen und haben somit die Chance auf insgesamt 24 Auszeichnungen und Anerkennungen.
Um mehr über Ars Electronica zu erfahren, folgen Sie uns auf Facebook, Twitter, Instagram und Co., abonnieren Sie unseren Newsletter und informieren Sie sich auf https://ars.electronica.art/.
Dieses Projekt ist Teil von SySTEM 2020 Learner’s Perspectives und create your world beim Ars Electronica Festival 2019. SySTEM 2020 wurde im Rahmen der Fördervereinbarung Nr. 788317 aus dem Forschungs- und Innovationsprogramm der Europäischen Union Horizon 2020 finanziert.