Rückblick: Das war Open Futurelab 2020

Open Futurelab Exhibition 2020: Spotless by Daniel Rammer, Credit: tom mesic
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Es ist seit Jahren Teil des Ars Electronica Festival, doch heuer war es ein eigenes kleines Festival im Festival: Open Futurelab. Das Format, das üblicherweise dazu einlädt, aktuelle Arbeiten und Forschungen des Ars Electronica Futurelab, also der Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Ars Electronica, auf interaktive Art und Weise kennenzulernen, musste heuer aufgrund der besonderen Umstände um die Coronavirus-Pandemie nicht auf Publikum verzichten. Im Gegenteil: Neben neuen Online-Formaten wie Creative Question Challenge (CQC) und virtuellen Reisen an kilometerweit entfernte Orte wurden erstmals auch öffentliche Führungen durch die Labore und Ateliers des Ars Electronica Futurelab angeboten. Für all jene, die beim diesjährigen Open Futurelab nicht (vor Ort) dabei sein konnten, gibt es hier einen kurzen Rückblick auf das Open Futurelab 2020:

Credit: tom mesic

Führungen durch die Räumlichkeiten des Ars Electronica Futurelab

Besonders erfreulich war das rege Interesse an den Führungen durch das Ars Electronica Futurelab seitens der Festivalbesucher*innen. Wie noch nie zuvor öffnete das Futurelab seine – normalerweise verschlossenen – Türen für die Außenwelt und damit auch den Dialog zwischen Forscher*innen und Gesellschaft. In den rund 45-minütigen Führungen, die eigens von Lab-Mitgliedern geleitet wurden, erhielten die Besucher*innen Einblick in laufende Arbeiten, Forschungsprojekte und auch die kollaborative Arbeitsatmosphäre des Ars Electronica Futurelab. Sehr beliebt waren ausgestellte Exponate wie Matthew Gardiners Oribotics, das Social-Media-Projekt Spotless und die lichtmalenden Drohnen von Future Ink Project.

Open Futurelab als Experimentierfeld für soziale Interaktion

Doch nicht nur lokal, sondern vor allem auch virtuell konnte das heurige Open Futurelab besucht werden. Über Virtual-Reality-Räume von Mozilla Hubs waren Besucher*innen eingeladen, das Innere und Äußere des Ars Electronica Futurelab zu erkunden: Egal, ob es eine Begehung der virtuellen Büroräumlichkeiten, das Beobachten einer virtuellen Drohnenschwarm-Performance oder das Öffnen einer mysteriösen roten Tür war – die virtuellen Räume von Mozilla Hubs ermöglichten es auch jenen, die nicht vor Ort sein konnten, Festivalfeeling zu schnuppern.

Damit reagierte das Ars Electronica Futurelab auch auf die aktuellen Einschränkungen, verursacht durch die Coronavirus-Pandemie. Neben der Mozilla-Hubs-Präsenz beschäftigte es sich auch aus Forschungssicht im Rahmen mehrerer Projekte zum Thema Social Telepresence mit neuen Formen sozialer Interaktion über lokale Entfernungen hinweg.

Neue Online-Formate als Chance für globale Vernetzung

Herzstück des diesjährigen Ars Electronica Festival war jedoch das Online-Programm. Mehr als 160 Partner*innen weltweit luden mittels Online-Vorträgen, -Performances, -Diskussionen und -Führungen zu sich ein und kreierten damit ein globales Netzwerk von Künstler*innen, Forscher*innen, Entwickler*innen und der Gesellschaft. Auch das Ars Electronica Futurelab initiierte eine neue Online-Austauschplattform mit dem Titel Creative Question Challenge (CQC), die unter den globalen Partner*innen so viel Anklang fand, dass sie auch in Zukunft fortgesetzt werden soll. Bei CQC diskutieren zwei Redner*innen aus verschiedenen Bereichen 30 Minuten lang über ein vorgegebenes Thema, beispielsweise Art – Education (Kunst und Bildung). Ziel ist es nicht, konkrete Lösungen für Probleme zu finden, sondern vielmehr die Methode des Art Thinking anzuwenden und damit neue Fragestellungen zu entwerfen, um die Diskussion auch aus anderen Blickwinkeln zu betrachten und durch neue Aspekte zu erweitern. Eine Zusammenfassung aller gestreamten CQCs des Ars Electronica Futurelab gibt es in diesem Blog-Artikel.

Online-Reisen um die Welt

Das globale Netzwerk des Ars Electronica Futurelab wurde auch durch Online-Reisen („Journeys“) sicht- und erfahrbar: Wir besuchten Key Researcher Matthew Gardiner in seinem Oribotics-Atelier in Australien, flogen einmal quer um den Erdball, um bei der Future Humanity Journey herauszufinden, wie die Welt in 20 Jahren aussehen könnte, und landeten dann wieder in Linz im Studio des Ars Electronica Futurelab, um Drohnen zuzusehen, wie sie künstlerische Kreativität in Lichtzeichen übersetzten.

Open Futurelab an anderen Festival-Lokalitäten

Doch damit nicht genug. Auch an anderen Festival-Ausstellungsorten wie der Johannes Kepler Universität (JKU) und dem Ars Electronica Center waren Projekte des Ars Electronica Futurelab vertreten. Ganz vorne mit dabei war das EU-Projekt Immersify, das gleich mehrere immersive Vorstellungen im Deep Space 8K zeigte. Großes Highlight war eine interaktive virtuelle 3D-Tour durch den Wiener Stephansdom, geführt durch niemand geringeren als die Experten Franz Zehetner und Wolfgang Zehetner von Dombauhütte St. Stephan zu Wien. Ein weiteres Deep-Space-Projekt war Deepandemia: eine visuelle Darstellung von Ursache- und Wirkungsketten, die gerade in Coronazeiten relevanter ist als je zuvor.

Auch Besucher*innen der Festivallokalitäten an der Johannes Kepler Universität konnten Einblicke in Projekte des Ars Electronica Futurelab erhaschen. Im Fulldome, einer Art Versuchslabor für Virtual- und Augmented-Reality-Content für immersive Umgebungen, wurde eine Kurzdemonstration des Projekts Virtual Anatomy gezeigt. Dabei handelt es sich um die virtuelle und hochaufgelöste Darstellung medizinischer Informationen wie MRTs und CT-Scans für Aus- und Weiterbildungszwecke. Im LIT Robopsychology Lab hingegen konnten Festivalbesucher*innen sogar selbst Teil einer VR-Versuchsumgebung im Rahmen des Projekts CoBot Studio werden, in der es um die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine geht.

An der Johannes Kepler Universität aus- und vorgestellt wurden zudem mehrere Arbeiten von Ali Nikrang, Key Researcher im Ars Electronica Futurelab im Bereich Creative Intelligence, unter anderem eine AI-Performance während der Großen Konzertnacht und eine Teilnahme am Panel AIxMUSIC: Artificial Stupidity. Mehr dazu gibt es in Kürze in einem Interview mit Ali Nikrang.

Insgesamt könnte man sagen: Glück im Unglück. Denn die spezielle Situation rund um das diesjährige Ars Electronica Festival forderte das Team des Ars Electronica Futurelab zwar gehörig, geeignete Formate zu (er)finden, das einzigartige Feeling von Open Futurelab auch virtuell übertragen zu können. Es eröffnete aber auch viele neue Möglichkeiten, von denen mit Sicherheit, auf die eine oder andere Weise, auch beim nächsten Festival wieder Gebrauch gemacht werden wird. Zunächst heißt es aber: Reflektieren. Denn vieles des gebotenen Programms war experimental – ein erster Versuch, durch die sozialen Herausforderungen der derzeitigen Zeit zu navigieren. Ob und wie relevant und zukunftsträchtig eine Online-Version des Open Futurelab oder gar des Ars Electronica Festivals und ähnlicher Events sein kann, wird sich erst in den kommenden Monaten zeigen.

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