Der erste Band des Archivs, der im Rahmen des Ars Electronica Festivals 2022 präsentiert wurde, befasste sich mit den russisch besetzten Gebieten Georgiens, wo Dörfer und Städte gezielt aus der Landschaft getilgt wurden, um keine Spuren der ehemaligen Bewohner*innen zu hinterlassen, die infolge des Krieges vertrieben wurden.
„Archive of Spatial Knowledge“ ist eine digitale Plattform, die sich der Sammlung und Bewahrung von räumlichen und sozialen Erinnerungen von Menschen widmet, die gewaltsam vertrieben und denen räumliche Rechte verweigert wurden. Das wichtigste Instrument des Archivs ist eine mobile App namens Space Reader, die es den ehemaligen Bewohner*innen ermöglicht, schriftliche Erinnerungen an ihre früheren Gemeinschaften und Lebensumgebungen mit den ursprünglichen Orten in einer virtuellen Ebene zu verbinden. Mithilfe dieses Tools schafft das Archiv einen geschützten Wissenspool, der die physische Landschaft überlagert, ausgelöschte Erzählungen bewahrt und den Besucher*innen des Archivs ermöglicht, die Verbindung zwischen den Erinnerungen und dem geografischen Raum wieder herzustellen.
In der Ausstellung wurden die Besucher*innen mit der Online-Plattform des Projekts und der Mobile App Space Reader vertraut gemacht. Zusätzlich wurden die Erzählungen aus dem Archiv in Form von defensiven Barrikadenstrukturen im Raum erlebbar gemacht. So erhielten die Geschichten im Raum eine vorrangige Präsenz und luden die Betrachter*innen zur Auseinandersetzung mit ihnen ein.
Wir möchten Ihnen einen Einblick in die verschiedenen Phasen des Projekts geben:
Das Sustainable AI Lab der Universität Bonn war in diesem Jahr zum ersten Mal Wissenschaftspartner. Prof. Dr. Aimee van Wynsberghe und ihr wunderbares Team unterstützten Iraklis Forschung mit ihrer Expertise in Ethik und Technologie. Der Austausch begann mit Online-Sitzungen, gefolgt von einer einwöchigen persönlichen Zusammenarbeit im Labor in Bonn.
Am 9. Juni 2022 wurden die ersten Ergebnisse im Rahmen der Veranstaltung User Manual for Digital Humanists: ArtScience Special der Öffentlichkeit im Headquarter der Deutschen Telekom in Bonn vorgestellt. Später, im Shared Experience Lab Podcast, gab Irakli im Gespräch mit Laura Welzenbach und Sabina Suru weitere Einblicke in den Projektfortschritt. Während der Festivaltage in Linz schließlich sprachen Irakli und Aimee gemeinsam mit Christian Rauch, Robertina Šebjanič und Marjan Žitnik über ihre Erfahrungen beim Ars Electronica Festival Panel Residency. But How?.
Zwischen diesen Veranstaltungen reiste Irakli für seine Recherchen nach Georgien, um die Mitwirkenden der Plattform persönlich zu treffen. Er bearbeitete eine Auswahl von neun Geschichten, die verschiedene Perspektiven aufzeigen und den ersten Band des Archivs bilden. Im September 2022 wurde das „Archive of Spatial Knowledge“ mit dem Mobile App und der Website im Rahmen des Ars Electronica Festivals zum ersten Mal einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dies ist nur der Beginn eines langfristigen Forschungsprojekts, das sich mit einem hochaktuellen Thema befasst. Das Projekt, das sich der Bewahrung des Gedächtnisses der vertriebenen Gemeinschaften verschrieben hat, zielt darauf ab, die Dringlichkeit der räumlichen Gerechtigkeit in der Region und darüber hinaus zu erforschen.
Dieses Kunstwerk entstand mit Unterstützung des Creative Industries Fund (NL) im Jahr 2021 und während der ArtScience Residency, ermöglicht durch die Partnerschaft der Ars Electronica und der Deutschen Telekom und mit Unterstützung des Sustainable AI Lab der Universität Bonn im Jahr 2022.