Während des Ars Electronica Festival spielt Zukunftsmusik

TRIPTYCH, credit: Lachie Douglas

Die Bühne ist aufgebaut, die Lichter sind gedimmt und die Atmosphäre ist voller Vorfreude. In diesem Beitrag wollen wir mitnehmen auf eine kurze Tour durch eines der Herzstücke des Ars Electronica Festival: die Konzerte und Performances. Während die präsentierten Musikstücke vielfältige Ansätze und neue Zugänge zu musikalischer Performance zeigen, treffen sie sich in der Idee, durch innovative, transdisziplinäre und interaktive Elemente das Publikum zu fesseln sowie mit Musik die brennenden Zukunftsfragen des Festivals zu adressieren und bereits erste Schritte in diese Zukunft zu visualisieren.

Gestartet wird am Mittwoch mit dem Opening von Ars Electronica und dem IDSA FOUNDING LAB. Wer zwischen 21:00 und 24:00 in die POSTCITY, Gleishalle, kommt, kann Performances der anderen Art erleben. Es ist kein klassisches Konzert, das Besucher*innen erwartet, sondern vielmehr eine Verbindung von Musik, innovativen Ideen, Technologie und visuellen Elementen: OSZILOT, Prix Honorary Mention 2023, von den Schweizer Künstlern Luc Gut und Rolf Hellat ist eine immersive Performance, bei der Alltagsgegenstände, die in oszillierende Klangskulpturen verwandelt werden, dynamische Rhythmen und abstrakte Musik erzeugen. So entsteht durch Verbindung analoger und digitaler Elemente ein einzigartiges elektronisches Live-Erlebnis und später eine interaktive Installation, die auch Besucher*innen ausprobieren können. Kyokas New Music Syntax, das durch Musiktheorie und Neurowissenschaft die Wechselwirkung zwischen Klang und Mensch erforscht, und Ali Mahmut Demirels Rockforms, eine Untersuchung der dynamischen Schnittstelle zwischen Meer und Land werden in Syntax-2 zu einer Performance fusioniert. Triptych ist die neueste Kreation des australischen AV-Künstlers und Komponisten Robin Fox, Isao Tomita Prize Gewinner, und verbindet elektronische Musik und audiovisuelle mechanische Synästhesie mit Hilfe von speziell angefertigter Hardware, die Ton und Bild durch Aufspaltung der Spannung harmonisiert. Aus einer jahrelang als groß angelegten Installation im Freien hervorgegangen, nutzt das Konzertformat drei synchronisierte RGB-Laserprojektoren, um Veranstaltungsorte in lebendige elektrische Live-Umgebungen zu verwandeln. FE:MI:NA von Riccardo Giovinetto verbindet die Renaissance-Madrigale und elektronische Musik miteinander und verwandelt Gemälde in eine dynamische visuelle Erzählung.

Noch mehr beeindruckende visuelle Impressionen kann man am Donnerstag abends im Deep Space 8K erleben. Deep Stage öffnet von 20:00 bis 22:30 seine Türen und präsentiert ein Abendprogramm voller inspirierender audiovisueller Projekte aus aller Welt.

Im ersten Teil reflektiert Fragments: The Shape of Things vom Künstlerduo ALMA, wie datenverarbeitende KI-Systeme sowohl globale Konflikte als auch alltägliche Beziehungen anonymisieren und ästhetisieren. Visonary Music – With Instrument Reactive Visualizations von Gerald Peter versucht eine Verschmelzung von Klang und Licht sowie Ton und Bild, wobei es sich mit der sich entwickelnden Landschaft der multimedialen Kunstformen auseinandersetzt. Interaktionen zwischen zwei Menschen visualisiert Environment von Carlotta Borcherding.

Im zweiten Teil von Deep Stage beginnend um 21:30 werden weitere Projekte präsentiert, bei denen Kreativität und Technologie nahtlos ineinander übergehen. Homodyne erforscht die Geheimnisse der Quantenphysik und -philosophie. Das generative Skulpturprojekt AI Flowers von Yuma Yanagisawa verwendet KI-generierte Bilder und Bewegungssimulationen und erforscht leuchtende Farben und fließende Bewegungen, die von der Natur inspiriert sind. Schließlich können Besucher*innen mit Striate Cortex von Razieh Kooshki und Vahid Qaderi in eine Welt aus immersiven stereoskopischen Visualisierungen eintauchen, die mit experimenteller elektronischer Musik verbunden sind.

Der nächste Programmpunkt unserer Tour ist die Große Konzertnacht am Freitag, 08.09.2023, von 20:00-21:30. Die Gleishalle in der POSTCITY erwartet Besucher*innen mit dem Brucknerorchester und Dirigenten Markus Poschner, die vier Scherzi und vier Tanzstücke aus den Symphonien des traditionsreichen heimischen Avantgardisten Anton Bruckner aufführen, der am 4. September seinen 199. Geburtstag feiert. Ergänzt wird dieses Klangspektakel durch das innovative Musikstück SILVA der Bassistin und Komponistin Bára Gísladóttir, das auf der Idee eines nach unten wachsenden Waldes aufbaut, der sein eigenes geheimes Leben aus Underground-Raves und meditativem Zusammenhalt führt, und die rhythmischen Verse des österreichischen Rappers Def Ill.

„Erwartet das Unerhörte, die Wahrheit gehört uns Zuhörenden!“

Norbert Trawöger, Artistic Director, Bruckner Orchester

Im Anschluss an diese Veranstaltung findet die Nightline statt, die mit der Rückkehr in die POSTCITY endlich wieder Teil des Festivals ist. Sie lädt ein, bis 4:00 des Folgetages moderne musikalische Performances von Siska, den von Pro Helvetia unterstützten Künstler*innen Jessiquoi, Noémi Bücki und Bonaventure, Myriam Bleau, Mika Bankomat und Kenji Araki zu erleben. Die Darbietungen lassen Besucher*innen vielseitige und neue Ansätze an Musik und Performance erleben, indem sie verschiedene Genre verblenden, durch Storytelling und Poesie in andere Welten entführen, mit modernen Technologien Zukunftsvisionen transportieren und kontemporäre Sichtweisen und Musikelemente dekonstruieren. Unsculpt von Myriam Bleau zum Beispiel zeigt mithilfe von KI Szenen und Konstruktionen ohne menschliche Präsenz und stellt die Frage, was von unserer Handlungsfähigkeit übrig bleiben wird, wenn Wissen und Handwerk außerhalb des menschlichen Körpers modelliert werden. Über die Projekte der Schweizer Künstler*innen kann man in diesem Blog mehr lesen.

Sowohl Tickets für die Große Konzertnacht sowie auch die Nightline können entweder via dem Festivalpass oder ab dem 06.09.2023 onsite gekauft werden. Mehr dazu auf unserer Ticketpage.

Am Samstag haben Besucher*innen die Qual der Wahl. Zum einen lädt die Bruckneruniversität im Rahmen des Sonic Saturday, dessen Fokus in diesem Jahr passend zum Festivalthema darauf liegt, wie die auditiven Künste Wahrheitskonzepte erforschen und hinterfragen, zum Medium Sonorum Konzert ein. Dieses starten um 20:00 und lässt das Publikum durch das 20.4-System des Sonic Labs tief in frisch produzierte immersive elektronische Musik eintauchen. Währenddessen werden im Deep Space 8K die Futurelab Night Performances veranstaltet. Dort bekommt das Publikum die Möglichkeit, einen exklusiven Blick auf die neusten künstlerischen Projekte des Ars Electronica Futurelab zu werfen und in einer immersive Umgebung, im Zusammenspiel mit visualisiertem Sound, sonifizierten Biodaten und experimentellen Live-Visualisierungen, zu erleben. Außerdem findet erneut auch die Klangwolke in Linz statt.

Wie schon in vergangenen Jahren wird die musikalische Reise durch das Festival mit Pianographique, eine Performance von Maki Namekawa, am Sonntag von 14:00-15:00 in der POSTCITY, Gleishalle, beendet. Die Darbietung des Köln Concert, ein von Keith Jarrett 1975 improvisiertes Konzert, das zu einem der best-selling Jazz-Records wurde, von Maki Namekawa am Flügel wird begleitet durch Visualisierungen von Cori O’Lan. Diese Kombination verstärkt die Virtuosität der einzigartigen Spielweise von Maki Namekawa und zieht Besucher*innen ganz in den Bann der Musik.

Noch nicht sicher, an welchem Tag ihr zum Festival kommt? Während des gesamten Festivals findet die Performance Uperqt von Cod.Act in der Gleishalle der POSTCITY statt. Hier wird ein Musikstück durch die Inszenierung eines Kampfes zweier großer metallischer Kreaturen artikuliert und komponiert. Die ständige Wechselwirkung zwischen Leistung der Kämpfenden und hörbaren Reaktionen des Publikums führen zu einer charakteristischen Abfolge von Spannungen und Entspannungen, aus denen Rhythmus und Dramaturgie einer Show entsteht.

Mehr zu den Highlights des Ars Electronica Festival 2023 findest Du hier. Details werden laufend am Blog und auf der offiziellen Festivalwebsite veröffentlicht.

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