Großer Publikumsandrang, renommierte Kooperationspartner, florierendes Projektgeschäft
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- Ars Electronica Blog: Jahresrückblick 2023. Teil 1, Teil 2, Teil 3.
(Linz, 14.2.2024) Mehr als 250.000 Besuche im Ars Electronica Center und auf dem Ars Electronica Festival, sechs Wettbewerbe, die mit Preisgeldern von 232.850 Euro dotiert waren und 6.131 Einreichungen verzeichneten, 20 EU-Projekte, langfristige Kooperationen mit dem Louvre, Reina Sofia, Museo Nacional del Prado und den Salzburger Festspielen, Kundenaufträge u.a. von Toyota, Ricoh, Böhler, KEBA, der ESA sowie das FOUNDING LAB mit der IT:U – 2023 war ein ebenso produktives wie erfolgreiches Jahr für Ars Electronica.
„Wir haben unsere Position als international führende Vernetzungsplattform für Kunst, Technologie und Gesellschaft gefestigt, uns als Forschungseinrichtung profiliert, als innovativer Dienstleister für global agierende Unternehmen etabliert und wir durften Studierende und Lehrende aus mehr als 50 Ländern nach Linz holen, um die Ausgestaltung der IT:U zu inspirieren”, fasst Gerfried Stocker, Künstlerischer Geschäftsführer von Ars Electronica, zusammen.
„Die Vielzahl dieser Aktivitäten spiegelt sich in einer erfreulichen wirtschaftlichen Bilanz wider”, knüpft Markus Jandl, Kaufmännischer Geschäftsführer von Ars Electronica, an. „Wir haben die Nachwirkungen der Pandemie überwunden, der hohen Inflation und den schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen getrotzt und nach 2022 ein zweites Mal in Folge einen Jahresüberschuss erzielen können. Zwei Drittel der Gesamterträge hat die Ars Electronica im Jahr 2023 dabei selbst erwirtschaftet; der Rest entfällt auf öffentliche Mittel, die zur Erfüllung gemeinwirtschaftlicher Aufgabenstellungen eingesetzt werden. Hier gilt der Dank insbesondere der Stadt Linz, die als Eigentümerin große Teile der inflationsbedingten Kostensteigerungen getragen und somit die Erfüllung unseres öffentlichen Bildungsauftrages abgesichert hat.”
Ars Electronica am Puls der Zeit
„2023 war ein außergewöhnliches Jahr. Quasi über Nacht hat ChatGPT der ganzen Welt bewusst gemacht, wovon Ars Electronica seit Jahren unermüdlich spricht. Ihre Relevanz, Aktualität und Attraktivität lockt Jahr für Jahr zehntausende Besucher*innen ins Museum und zum Festival, lässt Künstler*innen aus aller Welt bei Wettbewerben einreichen und renommierte Institutionen und globale Konzerne die Zusammenarbeit suchen”, gratuliert Klaus Luger, Bürgermeister der Stadt Linz und Eigentümervertreter, zur Bilanz 2023.
„Die Auseinandersetzung mit neuen Technologien wie KI oder Virtual Reality ist bei der Ars Electronica Gebot der Stunde. Diese mit ganz unterschiedlichen Partner*innen voranzutreiben und für die Gesellschaft sinnstiftend aufzubereiten, ist immer wieder herausfordernd. Ars Electronica verzeichnet Besucher*innenzahlen in einer Dimension, die wir in der gesamten Geschichte des Unternehmens selten hatten! Es geht um die Vermittlung unserer Zukunftstechnologien, und das gelingt durch Kunst und Kultur im Ars Electronica Center auf spielerische und interaktive Art für alle Altersgruppen. Vor allem so viele Schulklassen wie kaum zuvor nutzen gerne das Angebot von Führungen durch unser Museum der Zukunft! Gratulation zum einzigartigen Erfolg im Jahr 2023!”, meint Doris Lang-Mayerhofer, Kulturstadträtin der Stadt Linz und Beiratsvorsitzende von Ars Electronica.
Großer Andrang im Museum der Zukunft
Im November 2022 machte ChatGPT die Welt staunen, nur sechs Monate später hatte das Ars Electronica Center seine Ausstellungen auf den letzten Stand gebracht. Unter dem Motto Compass reloaded! Navigating the Future lud das Museum der Zukunft im Mai 2023 zur Auseinandersetzung mit generativen KI-Systemen und präsentierte Exponate von Künstler*innen und Entwickler*innen aus Österreich, Rumänien, Belgien und den USA.
Großen Interesses erfreute sich zudem wiederholt der Deep Space 8K. Pünktlich zum Ars Electronica Festival mit weiteren vier Laserprojektoren ausgestattet, glänzt der immersive Raum seither mit exklusiven Meisterwerken der Kunstgeschichte, den 3D-Applikationen LAST SUPPER INTERACTIVE (Franz Fischnaller) und Venice Revealed (Grand Palais Immersif, Iconem, Fondazione Musei Civici di Venezia).
Mit den Ausstellungsreihen Best Off und Time Out setzte das Ars Electronica Center seine enge Zusammenarbeit mit der Kunstuniversität Linz fort. 2023 präsentierte man Arbeiten von in Linz studierenden Medienkünstler*innen, die mit Sound, Film, Performances, Programmierungen und innovativen Interfacetechnologien experimentieren.
Wie gut das Museumsprogramm ankam, spiegelte sich im Besucher*innenandrang wider: Mit 172.160 Besucher*innen – Teilnehmer*innen von Veranstaltungen nicht mitgezählt – gehört das Jahr 2023 zu den bestbesuchten in der Geschichte des Ars Electronica Center. Ein besonderer Erfolg wurde mit Blick auf Schulklassen verzeichnet: Insgesamt 36.485 Schüler*innen im Klassenverband besuchten 2023 das Ars Electronica Center; das ist – abgesehen vom Kulturhauptstadtjahr 2009 – ein neuer Bestwert in der Geschichte des Unternehmens.
Ars Electronica Festival: 575 Events in 14 Locations
Von 6. bis 10. September 2023 wurde Linz wieder zum Nabel der internationalen Medienkunstwelt: Auf 80.000 Quadratmetern im ehemaligen Postverteilerzentrum und an 13 weiteren Locations in der Linzer Innenstadt präsentierten 1.542 Künstler*innen, Wissenschaftler*innen, Entwickler*innen, Designer*innen und Aktivist*innen insgesamt 650 Projekte. 338 Partner*innen und Sponsor*innen machten es möglich, in nur einer Festivalwoche 575 Events umzusetzen.
Zu den Highlights zählten die Eröffnungsrede von Jimmy Wales, Gründer von Wikipedia, die Große Konzertnacht mit dem Bruckner Orchester Linz, der Kontrabassistin Bára Gísladóttir und dem österreichischen Rappers Def Ill und die Performance Uncanny Valley des deutschen Theaterkollektivs Rimini Protokoll. Das dreitägige, von der EU-finanzierte Symposium zielte auf das Festivalthema „Who Owns the Truth?“ ab und holte internationale Top-Speaker auf die Bühne: Zu hören waren etwa Forscherin Nina Jankowicz oder Taiwans Digitalministerin Audrey Tang, die das TIME Magazin zu den „100 Most Influential People in AI“ zählt.
Großen Anklang fand auch der mit der Kunstuniversität Linz ausgerichtete Festival-Campus: 56 Universitäten aus aller Welt, darunter die Taipei National University of Arts, die Universidad Austral de Chile, die Shanghai Tech University und die Universität der Künste Berlin, waren zu Gast und steuerten ihre Perspektiven zum Programm bei.
Ars Electronica Futurelab: Innovative Projekte für renommierte Partner
Allein im Jahr 2023 hat das Ars Electronica Futurelab an mehr als 60 Projekten für Partnerunternehmen aus aller Welt gearbeitet.
In Zusammenarbeit mit den Salzburger Festspielen entstand etwa die Virtual-Reality-Anwendung Faust VR, die Max Reinhardts umjubeltes Originalbühnenbild der „Faust“-Inszenierung (1933 bis 1937) erstmals virtuell erfahrbar machte.
Mit Ricoh, einem japanischen Unternehmen und weltweit führenden Anbieter für digitale Bürokommunikationslösungen, initiierte man das Projekt Future Teams und erforscht, wie verschiedene Akteur*innen, darunter Roboter und Mikroorganismen, künftig gewinnbringend interagieren und kooperieren können.
Im Auftrag der gemeinnützigen Kaiserschild-Stiftung entwickelte das Ars Electronica Futurelab mit „missimo: Deine Mission Morgen“ einen 100 Quadratmeter großen mobilen MINT-Erfahrungsraum für Volksschüler*innen. Um Kinder schon früh an die Auseinandersetzung mit KI, Robotik und Programmierung heranzuführen, tourt der Truck seit Herbst 2023 durch ganz Österreich und besucht Volksschulen im ländlichen Raum. Der Betrieb des Trucks wird von einem Team des Ars Electronica Center, ebenfalls im Auftrag der gemeinnützligen Kaiserschild-Stiftung, verantwortet.
Dass das Futurelab einen bedeutenden Beitrag zur wissenschaftlichen Praxis am Standort Linz leistet, wurde im November 2023 mit dem oberösterreichischen Landespreis für Innovation gewürdigt: Die weltweit einzigartige didaktische Applikation Cinematic Virtual Anatomy[MG1] [NE2] von Ars Electronica Futurelab, Siemens Healthineers und der Johannes Kepler Universität Linz wurde mit dem Jurypreis „Geschäftsmodell Innovationen“ ausgezeichnet.
Langfristige Kooperationen mit Innovator*innen in Japan
In Japan wurden vergangenes Jahr bestehende Partnerschaften gefestigt und neue angebahnt. Mit den einflussreichen Medienakteuren Nikkei und Hakuhodo etablierte man das Art Thinking Forum in Tokio; in Gestalt der Civic Creative Base Tokyo (CCBT) ist Ars Electronica an der kreativen Zukunftsgestaltung der Metropole beteiligt. Mit Toyota Coniq Alpha entwickelte das Ars Electronica Futuelab das Data Art & Science Projekt, das Data Science und das immersive Potential des Deep Space 8K miteinander verknüpft.
Ars Electronica Export in München, Dubai und Taiwan
Ars Electronica Export hat 2023 insgesamt neun Ausstellungen und künstlerische Projekte kuratiert, 48 Events in 26 Ländern umgesetzt und mit 70 Kunstschaffenden weltweit zusammengearbeitet.
Catalyst Lab – The Making of Tomorrow lautet der Titel der von Ars Electronica Export co-kuratierten und -produzierten Ausstellung im Europäischen Patentamt in München, das im Oktober 2023 das 50-Jahre-Jubiläum des Europäisches Patentübereinkommens beging. In Dubai – mitten an der belebten Alserkal Avenue – wurde mit Festival X das Event „From the Past We Love, to the Future We Need” umgesetzt und dabei die komplexe Realität zwischen Tradition und Moderne in den Vereinigten Arabischen Emiraten mittels Medienkunst begutachtet und gemeinsam mit Expert*innen diskutiert. Zehn Flugstunden entfernt, in Taoyuan City (Taiwan), wurde die Kooperation mit dem Taoyuan Art x Technology Festival vertieft und der subversive künstlerische Versuch unternommen, Online-Berichten über den Klimawandel mehr Sichtbarkeit zu verleihen.
Ars Electronica Solutions übertrifft alle Erwartungen
2011 initiiert, setzt sich Ars Electronica Solutions Jahr für Jahr ambitionierte Ziele – und hat sie 2023 weit übertroffen. Insgesamt 44 Projekte für 22 Kund*innen in neun verschiedenen Ländern wickelte das Team erfolgreich ab.
Für die europäische Weltraumorganisation ESA setzte das Team gleich zwei Großaufträge um: den Pavillon bei der Internationalen Luft- und Raumfahrtmesse in Paris und die Weiterentwicklung des ESA-ESRIN-Zentrums in Frascati bei Rom. Darüber hinaus stattete Ars Electronica Solutions die größte öffentliche Sternwarte der Schweiz (das Space Eye bei Bern) mit einem neuen Besucher*innenzentrum aus, setzte die Eröffnungsshow für das neue Böhler-Edelstahlwerk in Kapfenberg um und gestaltete den „KEBA-InnoSpace“ in Linz.
Im Dezember exportierte Ars Electronica Solutions dann noch einen Deep Space 8K in das West Bund Museum nach Shanghai. Es ist der erste 8K-immersive Erfahrungsraum mit großflächigen Projektionen, Laser-Tracking und 3D-Animationen seiner Art in Asien und der bereits dritte Deep-Space-Export nach dem Cubo Negro im Centro de Ciencias de Sinaloa (Mexiko) und dem Multimediasaal im Hotel DAS MORGEN in Vitznau (Schweiz). Ein weiterer Deep Space 8K wird 2024 in der kroatischen Hauptstadt Zagreb den Betrieb aufnehmen.
Future Thinking School vermittelt Empowerment
„Zukunftsstudio“-Workshops für Frauen, die nach einer Unterbrechung wieder in den Beruf einsteigen, und Workshoptage für Lehrlinge, deren Innovationsgeist geweckt werden will – die Ars Electronica Future Thinking School hat ihr Angebot 2023 deutlich vergrößert und mit dem AMS, der Industriellen Vereinigung und der Wirtschaftskammer neue Partner gewonnen. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr mehr als 100 Vorträge, Workshops und interaktive Veranstaltungen umgesetzt.
FOUNDING LAB – Inspiration für eine neue Universität
Mit der IT:U wird in Linz eine neue Universität aufgebaut, die ihren Fokus auf die digitale Transformation richten und Interdisziplinarität leben wird. Das gemeinsam mit Ars Electronica entwickelte und durchgeführte FOUNDING LAB lud Studierende und Expert*innen aus aller Welt nach Linz ein, um über die Ausgestaltung des neuen Instituts zu diskutieren und interdisziplinäres sowie projektbasiertes Forschen zu erproben.
75 Studierende aus 43 Ländern nahmen an einer Summer School (23. August bis 13. September 2023), 21 renommierte Fellows an einem Expert*innen-Forum (6. bis 10. September 2023) teil. Während des soeben zu Ende gegangenen Wintersemesters 2023/24 arbeiteten 25 Studierende an ihren Semesterarbeiten und wurden dabei von eben jenen Fellows unterstützt.
EU-Projekte als treibende Kraft: Mehr als 160 Partner*innen in Europa
2023 hat Ars Electronica an insgesamt 20 EU-Förderprojekten mitgewirkt, drei davon federführend als Koordinator vorangetrieben, und dabei mit 164 europäischen Partnerinstitutionen aus den Bereichen Forschung, Wirtschaft, Kultur und Bildung zusammengearbeitet. Die kontinuierliche Durchführung des S+T+ARTS Prize der Europäischen Kommission und des Citizen-Science-Preises der Europäischen Union stehen exemplarisch für die erfolgreiche Umsetzung internationaler Vernetzungsprojekte. Auch im Jahr 2024 werden sich die prämierten Arbeiten wieder in entsprechenden Ausstellungen auf dem Ars Electronica Festival finden.
Hinzu kommt die Beteiligung an Forschungsvorhaben wie dem European Digital Deal, einer Untersuchung zwischen 13 Forschungspartner*innen, die den Einfluss neuer Technologien auf demokratische Prozesse erarbeitet, oder SHARESPACE, koordiniert durch das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz.
Das Festival als Green Event und Energie-Effizienz im Stammhaus
Zum wiederholten Mal wurde das Ars Electronica Festival im September 2023 als Green Event ausgerichtet und orientierte sich damit an den Nachhaltigkeitszielen der Agenda 2030 der Vereinten Nationen. Parallel dazu wurden die bereits 2022 eingeleiteten Bestrebungen zur Senkung des Energiebedarfs im Ars Electronica Center konsequent weiterverfolgt. Durch eine Reihe von Optimierungen im täglichen Ausstellungsbetrieb und gezielte Investitionen in energieeffizientere Hardware – darunter die neuen Laserprojektoren im Deep Space 8K – konnte der Stromverbrauch im Vergleich zum Jahr 2019 um etwa die Hälfte gesenkt werden. Waren es 2019 noch rund 1,7 Millionen Kilowattstunden Strom, wurden 2023 nur mehr 873.000 Kilowattstunden verbraucht.
Bruckner-Jahr 2024: Ein Ausblick
Mit zwei eigens entwickelten, interaktiven Projekten beteiligt sich Ars Electronica in Kooperation mit der OÖ KulturEXPO Anton Bruckner 2024 am Bruckner-Jubiläumsjahr. Im Deep Space 8K eröffnet die aufwändige 3D-Visualisierung Playing Anton die Möglichkeit in Bruckners Werk einzutauchen und dabei das Bruckner Orchester Linz mit seinem Dirigenten Markus Poschner in einem völlig neuen und interaktiven Setting zu erleben. Being Anton entführt ins von Technologiesprüngen, gesellschaftlichen Spannungen und Kriegen, von Aufbruchs- und Untergangsstimmung geprägte 19. Jahrhundert und die Lebenswelt von Anton Bruckner. Besucher*innen bewegen sich durch einen interaktiven Klangraum und hören Geräusche des damaligen Stadtlebens, Auszüge aus Zeitungsartikeln und Tagebüchern, oder Bruckners Musik.
Playing Anton und Being Anton sind seit 1. Februar 2024 und bis Jahresende im Ars Electronica Center zu erleben.
Fassadenspiel / Ars Electronica Futurelab
Foto: Ars Electronica / Bernadette Geißler
Hebocon: Wettstreit der Low-Tech Roboter / Open Commons Linz (AT), Ars Electronica create your world (AT)
Foto: tom mesic
Deep Space by Ars Electronica im West Bund Museum in Shanghai; Eröffnung im Dezember 2023
Applikation im Hintergrund: Sun / Michael König, NASA ; Foto: JZE
Playing Anton / Ars Electronica Futurelab, Bruckner Orchester Linz, Studio Weinberg, OÖ KulturEXPO Anton Bruckner 2024
Foto: Martin Hieslmair