Die Alchemiebox

Interview with Christian Kern,

Eine bunte Mischung an Menschen, Motive ohne Ende und dann noch fünf Tage lang Zeit – das einmal jährlich im September in Linz stattfindende Ars Electronica Festival dient immer mehr als kreativer Rahmen für Foto- und Filmprojekte jeglicher Art. So auch für ein Team von Jugendlichen mit körperlichen Beeinträchtigungen, die im Zuge ihrer EDV-Ausbildung im September 2016 Videointerviews mit den KünstlerInnen und BesucherInnen mitten in der PostCity führten und daraus eine über 20-minütige Dokumentation rund um das Festivalthema 2016, „RADICAL ATOMS and the alchemists of our time“ produzierten.

Hinter dem Filmprojekt „Die Alchemiebox“ stehen FAB, der Verein zur Förderung von Arbeit und Beschäftigung, und das dazugehörige „Virtual Office“. Die dreijährige EDV-Ausbildung wendet sich vor allem an Jugendliche in Oberösterreich mit körperlichen Beeinträchtigungen, denen eine manuelle Tätigkeit nur schwer oder überhaupt nicht möglich ist. Das Ziel dieser Ausbildung ist es, die Jugendlichen für eine Beschäftigung am Arbeitsmarkt oder im geschützten Bereich je nach ihren persönlichen Möglichkeiten zu qualifizieren. Dass sich durch Projekte dieser Art durchaus auch das Selbstvertrauen stärkt und dass hier die Teamfähigkeit stark gefördert wird, zeigt nicht nur der dabei entstandene Film, sondern auch der Eindruck, den Trainerin Birgit Pölz dabei gewonnen hat.

Zu allererst – wie sind Sie an das Filmprojekt mit den Jugendlichen herangegangen?

Birgit Pölz: In der Vorbereitungsphase und vor allem für die Produktion unseres Teasers haben wir uns im Unterricht zunächst mit dem Thema Alchemie auseinandergesetzt. Wir haben uns gemeinsam gefragt, was Alchemie eigentlich ist, welche AlchemistInnenen wir aus dem Film und aus der Geschichte und Mythologie kennen. Was waren die Aufgaben der AlchemistInnen, welchen Stellenwert hatten sie in der damaligen Zeit und deren Gesellschaft? Darüber hinaus haben wir mit den Jugendlichen einen Workshop im Medienkulturhaus Wels zum Thema Interviewtechniken gemacht, und dabei auch unsere Fragen für den Dreh beim Ars Electronica Festival vorbereitet. Die Jugendlichen waren von Beginn an mit großem Eifer dabei!

Alchemiebox

Credit: Martin Hieslmair

Was hat Ihnen beim Festival als „Spielwiese“ für dieses Filmprojekt gefallen? An welche Eindrücke und Situationen erinnern Sie sich gerne zurück?

Birgit Pölz: Was mir besonders gut gefallen hat war die große Vielfalt der Gäste und KünstlerInnen beim Ars Electronica Festival. Und natürlich auch die Location, die PostCity, das ehemalige Postverteilzentrum, bot viel „Spielfläche“ für uns. Gerne erinnere ich mich daran zurück, dass wir als Team während dieser Tage zusammengewachsen sind. Es war eine tolle Zusammenarbeit untereinander, aber auch mit den Verantwortlichen der Ars Electronica. Das war eine lockere und entspannte Atmosphäre in der PostCity.

Alchemiebox

Credit: Martin Hieslmair

Wie haben die Jugendlichen dieses Projekt angenommen?

Birgit Pölz: Unsere Jugendlichen haben das Projekt wohlwollend und mit viel Neugier und Elan angenommen – und was ich betonen möchte: ohne Scheu und Angst. In ihrem Verhalten waren sie sehr professionell. Sie haben einfach jede Menge Spaß gehabt und das auch ausgestrahlt. Ein besonders wertvolles Feedback, das wir von unseren TeilnehmerInnen bekommen haben, möchte ich unbedingt erwähnt wissen: sie haben die Scheu, mit „fremden“ Menschen reden zu müssen/dürfen, abgelegt. Sie sind in ihrem Auftreten sicherer geworden. Das war für jede und jeden persönlich in ihrer und seiner Entwicklung, ein sehr nachhaltiges und bereicherndes Projekt.

Alchemiebox

Credit: Martin Hieslmair

Was hat den TeilnehmerInnen am besten gefallen?

Birgit Pölz: Das war sehr unterschiedlich. Ivan hat es zum Beispiel sehr gut gefallen, Regie zu führen. Anamaria hat es am besten gefallen, Interviews zu gestalten und auf dem großen „Wolkenbett“ zu liegen. Susanne war vor allem über die Möglichkeit, mit dem österreichischen Bundeskanzler Christian Kern ein Interview zu führen, begeistert. Marcel hat es die Kunstinstallation mit dem Ergometer und der aufblasbaren Jacke angetan. Isabelle gefiel „eigentlich alles“. Nicole fand das Interview mit Martin Honzik, dem Leiter des Ars Electronica Festival, ganz gut, Wolfgang das mit Integrations-Landesrat Rudi Anschober und Tobias ebenso das Interview mit Christian Kern. Arber hingegen hat am Fliegen mit der Drohne Gefallen gefunden.

Alchemiebox

Credit: Martin Hieslmair

Die Dokumentation „Die Alchemiebox“ wird am 16. Februar 2017, 19:00, im Deep Space 8K des Ars Electronica Center Linz erstmals öffentlich präsentiert.

Übrigens: Noch bis 3. März 2017 können Kinder und Jugendliche bis 19 Jahren aus Österreich ihre (Film-)Projekte beim Prix Ars Electronica in der Kategorie „u19 – CREATE YOUR WORLD“ einreichen. Mitmachen lohnt sich! Mehr Infos unter ars.electronica.art/u19/prix!

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