Die Kategorie u19 – create your world des Prix Ars Electronica versteht sich als Talenteförderungsplattform. In zwei Subkategorien werden die Ideen und Projekte von Young Creatives, das heißt Jugendlichen bis 14 Jahren, und Young Professionals, Jugendlichen bis 19 Jahren, mit insgesamt 7.000 Euro Preisgeld belohnt. Dazu kommt der mit 1.000 Euro dotierte MIC Spezialpreis, gesponsert von MIC – managing international customs & trade compliance – eine Auszeichnung für innovative Ideen und Projekte im Bereich IT, Programmierung, Gamedesign, Web und Internet. Die YOUNG PROFESSIONALS haben zusätzlich die Chance, die Goldene Nica, die Siegesstatuette der elektronischen Künste, mit nach Hause zu nehmen. Diese folgenden fünf jungen KünstlerInnen, ErfinderInnen und Filmemacherinnen haben bereits eine im Schrank stehen und wer weiß, vielleicht seid genau IHR die nächsten?
Goldene Nica 2019: JUNGLE / Alex Lazarov
„DSCHUNGEL“ ist eine Webserie in fünf Episoden – zu sehen auf Youtube – die den letzten Tag des Sommers im Leben verschiedener Teenager in Wien beschreibt. Zwischen Genres und stilistischen Einflüssen gibt es dabei keine Grenzen. Sequenzen, die wie Rap-Musikvideos anmuten, surreale Traumszenen, unterlegt mit orthodoxen Chorklängen, Found-Footage-Thriller und Coming-of-Age-Film der 1980er-Jahre: Das alles und noch mehr formt sich in der Webserie zu einem Gesamtwerk, in dem Alex Lazarov und sein Team eine Gelegenheit gesehen haben, so viele neue Sachen wie möglich auszuprobieren, ohne zu versuchen, perfekt zu sein. „Wie das Scrollen durch den Instagram-Feed“ soll sich der Film anfühlen, hat er uns im Interview verraten. Der damals 19-jährige Alex Lazarov, ein junger kreativer Filmemacher und YouTuber aus Wien, erhielt 2019 für DSCHUNGEL die Goldene Nica in der Kategorie u19 – create your world des Prix Ars Electronica.
„Alexander Lazarov hat uns alle mit seiner Coming-of-Age-Serie DSCHUNGEL überzeugt, denn er ging mit seinem Projekt einen Schritt weiter als andere Filmeinreichungen. Er hat seine fünfteilige Miniserie speziell fürs Handy konzipiert (…). Handy und soziale Netzwerke sind auch in den Handlungssträngen allgegenwärtig und verknüpfen diese zum Teil. (…) Die Bildsprache, die Lebenswelten und die Ästhetik des Mediums Instagram vermitteln einen authentischen Einblick in das Lebensgefühl seiner Generation.“
Goldene Nica 2018: Levers & Buttons / Five Hours of Sleep, Lorenz Gonsa, Martin Hatler, Samuel Stallybrass, Vincent Thierry
„Du bist einzigartig. Zumindest ist es das, was sie dir sagen. In Wirklichkeit bist du ein Klon einer bestimmten außerirdischen Spezies, die besonders gut putzen kann. Das ist dein Schicksal. Das Raumschiff putzen, dem du zugewiesen bist, mit Hilfe deines Partners, der im Kontrollraum sitzt, die Hebel zieht und die Knöpfe drückt…. Doch diesmal ist alles anders! Das Schiff hat Feuer gefangen, das sofort gelöscht werden muss, um die Passagiere zu retten! Das sollte eigentlich für ein so gut eingespieltes Team wie ihr kein Problem sein, oder? Nutzt eure kooperativen Fähigkeiten und werdet zu den Heros unter den Klonen!“
Mit ihrem Videospiel haben es die vier Jugendlichen Lorenz Gonsa, Martin Hatler, Samuel Stallybrass und Vincent Thierry, die sich Five Hours of Sleep nennen, geschafft: Sie erhielten 2018 für „Levers and Buttons“ in der Kategorie „u19 – create your world“ die Goldene Nica. Levers and Buttons ist ein Video-Game, genauer gesagt, ein asymmetrisches, kooperatives VR-Puzzle für zwei SpielerInnen. Während eine Person einen Charakter im zweidimensionalen Raum steuert, agiert die andere mittels VR-Brille und Controller in der virtuellen Realität. Das Team Five Hours of Sleep hat Levers & Buttons im Rahmen des Abschlussprojekts der HTL Spengergasse, Wien umgesetzt. Gebildet hat sich das Team rund um Vincent und Martin, die seit 13 Jahren befreundet sind und schon früh von einem gemeinsam entwickelten Spiel träumten. Ihre Ausbildung legte zwar den Grundstein für die erfolgreiche Umsetzung, aber nur durch ihre Leidenschaft und die Freude am Entwickeln konnte das Spiel in diesem Umfang realisiert werden.
Goldene Nica 2017: nonvisual-art / Lisa Buttinger
„nonvisual-art“ ist ein Bild, das visuell gar nicht zu existieren scheint, bei genauer Betrachtung jedoch eine Zauberwelt darstellt: eine verborgene Welt, die erst durch Licht ans Licht kommt. Das Bild entsteht durch die Brechung des Lichts in der Oberfläche von Elementen aus Zellophanfolie und in in einem Kleber eingeschlossenen Luftbläschen. Lisa Buttinger fordert die Physik hinter diesen banalen Alltagsabfällen heraus. Sie hat die lichtbrechenden Eigenschaften dieser Materialien experimentell erforscht und macht so quasi „die Naturwissenschaft“ zum bildnerischen Werkzeug. Ein Polarisationsfilter bricht das „Unsichtbare“ in Farben auf, und betrachtet man ihr Werk dann mit einer 3D-Brille, ergibt sich eine Raumstaffelung, die die BetrachterInnen förmlich einsaugt. Jede kleine Veränderung in der Positionierung auf der Fläche führt zu einer Veränderung des unsichtbaren Bildes: Sie baut sich ihre bunte Zauberwelt wortwörtlich zurecht.
Für diese Arbeit hat Lisa Buttinger 2017 nicht nur die Goldene Nica der Kategorie u19 – create your world gewonnen, sondern auch einen Honorary Mention des STARTS Prize zugesprochen bekommen. Seit der Umgestaltung des Museums 2019 ist ihr Kunstwerk auch als Teil der Ausstellung zu sehen und zu erleben.
„Man kann nie wissen, woher die nächste bahnbrechende Idee kommt. Was wird den nächsten künstlerischen Trend auslösen? Und wo könnte dieser hinführen? Als der STARTS Prize Jury das Projekt nonvisual-art von der Wettbewerbskategorie „u19 – create your world“ vorgelegt wurde, war man war sich sofort einig, dass es einen Anerkennungspreis verdient. Es überzeugt durch Wissbegier und Forschungsdrang, die handgefertigte Ästhetik zeugt zugleich von akribischer Feinarbeit und spielerischer Offenheit. Lisa schuf nicht nur zauberhafte Bilder, sondern erfand auch ein neues Medium aus alltäglichen Materialien.“
Goldene Nica 2016: Die Entscheidung / Jonas Bodingbauer
„Der Tag von – nennen wir ihn – Ulrich beginnt an einem strahlend sonnigen Montagmorgen. Das Wochenende hat er damit verbracht, sich auf die heute bevorstehende Präsentation im Büro vorzubereiten – schließlich hängt viel davon ab, ob er einen weiteren Großkunden einmal mehr davon überzeugen kann, eines seiner Projekte zu finanzieren. Doch soweit soll es nicht kommen – Ulrich bricht während des Vortrags nach wenigen Minuten im Besprechungsraum zusammen. Was Ulrich nicht weiß, ist, dass sich in der Zwischenzeit in seinem Körper Metastasen gebildet haben und er in den kommenden Wochen – oder gar nur wenigen Tagen – mit einer noch viel größeren Herausforderung zu kämpfen haben wird: Dem Krebs.“
„Die Entscheidung“ ist ein Computerspiel für zwei Spieler, die auf zwei Computern gegeneinander spielen. Dabei bekommen sie unterschiedliche Informationen und haben unterschiedliche Aufträge zu erfüllen. Spieler 1 ist ein Ehemann/Vater, der vor einem sehr bedeutsamen Tag seiner beruflichen Karriere steht. Spieler 2 ist ein bösartiger Tumor, der den an Krebs erkrankten Mann töten soll. Eine Person erlebt eine Geschichte, die sie bewältigen soll, die andere muss strikte Regeln befolgen und erweitert so die Fähigkeiten des bösartigen Tumors. Letztendlich überlebt der Patient – oder er stirbt. Beide TeilnehmerInnen werden mit dem Resultat konfrontiert und sollen sich darüber austauschen, wie sie den Ablauf erlebt haben. Die Idee hinter diesem Spiel basiert zum Teil auf dem Milgram-Experiment, bei dem Mitwirkende ethisch zweifelhafte Anweisungen bekamen. Obwohl ihnen bewusst war, dass ihre Handlungen Versuchspersonen Schmerzen zufügen würden, folgten sie den Instruktionen ohne die Konsequenzen zu berücksichtigen.
Mit „Die Entscheidung“ hat der 17-jährige Jonas Bodingbauer die Jury des Prix Ars Electronica 2016 überzeugt und ist dafür in der Kategorie „u19 – create your world“ mit der Goldenen Nica ausgezeichnet worden. Ihm ist mit seinem Werk gelungen, sich einfühlsam dem Leben eines an Krebs erkrankten Menschen zu widmen und gleichzeitig – inspiriert vom berühmten Milgram-Experiment – Kritik an denjenigen Computerspielen zu äußern, deren primäres Ziel es ist, virtuell Menschen zu töten oder ganze Staaten zu vernichten. „Zurzeit widme ich mich der Spieleprogrammierung, vielleicht entwickle ich ja als nächstes ein – kleines – Spiel“, hatte Jonas Bodingbauer schon vor Jahren in einem unserer Interviews angekündigt, als er eine Auszeichnung für seine „Smart Watch“ bekomme hatte.
Goldene Nica 2015: Inside & Between / Gabriel Radwan
„Hör mir jetzt gut zu. Mein Film ist keine Kopie! Er hat zwar Ähnlichkeiten mit den Arbeiten von William Kentridge, und das gebe ich auch zu. Er hat schon öfters gezeigt, dass die Kombination von Malerei / Zeichnung und Film eine besondere Wirkung entfalten kann. Durch meine Liebe zum Film und die Tatsache, dass ich immerhin ein wenig mit dem Kohlestift umgehen kann, kam mir die Idee, auch so einen Stop-Motion-Film zu drehen. Man hat auch gleich ganz andere Möglichkeiten, wenn man alles, was auf dem Papier passieren soll, unter Kontrolle hat. Die Bilder entstanden durch das Ausmalen von A3-Blättern und anschließendem Radieren, um so Lichteffekt zu inszenieren. Nach jeder Veränderung, die im Film gezeigt werden soll, nahm ich ein Foto mit einer an einem Stativ befestigten Kamera auf. Doch ganz anders als Kentridge möchte ich mit meiner Arbeit nicht auf Probleme in der Gesellschaft hinweisen. Es ist viel mehr der Versuch, die Fantasie in uns allen anzuregen und meine Gedankengänge mitzuteilen.“
Gabriel Radwan ist der Gewinner des Jahres 2015 des Prix Ars Electronica in der Kategorie u19 – create your world. Der 19-jährige Schüler kreierte einen Stop-Motion Film mit dem Titel „Inside & Between“. Der Kurzfilm besteht ausschließlich aus Kohlezeichnungen, die immer wieder radiert und neu gezeichnet wurden. Jede noch so kleine Veränderung hielt er in Form eines Digitalfotos fest. Am Ende fügte er alle Fotos zu einer Stop-Motion-Animation zusammen. Der dabei entstandene Film handelt von einem Künstler, genauer einem Maler, der sich in seiner selbst geschaffenen Illusion derart verliert, dass er darüber alles um sich herum vergisst.
„[…] Gabriel Radwan dichtet und verdichtet, er kreiert Poesie in ihrer reinsten Form sowohl mit verspielter als auch gekonnter Raffinesse für Bild und Ton. Seine emotionale Wucht entwickelt der Film nicht aus einer vordergründigen Erzählung heraus, sondern eben von Innen und Dazwischen.“ So lautete das Statement der Jury zu Gabriel Radwans künstlerischer Arbeit.
Wenn du zwischen 0 und 19 Jahren alt bist, bist du herzlich eingeladen, am Prix Ars Electronica u19 – create your world teilzunehmen. Hier kannst du dein Projekt, deine Ideen, Bilder, Modelle oder was dir sonst noch so einfällt, einreichen.