Von uns, für uns: Gesellschaft gestalten

Electromagnetic Street Bon Dance Festival / ELECTRONICOS FANTASTICOS; photo: vog.photo

Ars Electronica verkörpert eine lebendige Gemeinschaft, in der Kunst, Technologie und Gesellschaft miteinander verschmelzen. Gesellschaft ist für uns mehr als ein Begriff – es ist das dynamische Miteinander von Menschen, die gemeinsam Visionen entwickeln, kreative Lösungen finden und Zukunft gestalten.

Jahresrückblick 2024

Am Ende des Jahres werfen wir noch einmal einen Blick zurück auf 365 Tage voller spannender Projekte und Events. Entlang der drei Säulen der Ars Electronica – Kunst, Technologie und Gesellschaft – haben wir die Highlights des Jahres 2024 für euch zusammengefasst.

Als Ars Electronica verstehen wir uns als Plattform, die Kunst, Technologie und Gesellschaft verbindet. In einer Zeit, in der technologische Innovationen oft schneller voranschreiten als der gesellschaftliche Diskurs, sehen wir es als unsere Aufgabe, Räume für Reflexion, Dialog und kreative Lösungsansätze zu schaffen. Wir sind ein Ort, an dem Zukunftsvisionen diskutiert, Ideen erprobt und neue Perspektiven entwickelt werden. 

Digitalisierung, Klimawandel, soziale Ungleichheit, geopolitische Spannungen – gesellschaftliche Herausforderungen stellen uns vor komplexe Fragen und erfordern neues Denken. Angesichts dieser Dynamik stellt sich immer drängender die Frage: Was macht eine Gesellschaft aus? 

Von Hoffnung zu Handlung

Eine Gesellschaft ist mehr als ein Konstrukt aus Regeln und Strukturen – sie ist ein lebendiger Organismus, der von den Ängsten, Visionen und Hoffnungen jedes Einzelnen geformt wird. Sie lebt von den Impulsen ihrer Mitglieder. Genau hier setzte das weltweit größte Medienkunstfestival an und stellte 2024 unter dem Titel „HOPE – who will turn the tide“ die Bedeutung der Hoffnung und ihre Rolle als verbindendes Element unserer Gesellschaft in den Mittelpunkt.

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Veranstaltungen wie die Ars Electronica sind Orte, an denen Menschen zusammenkommen, um neue gemeinsame Visionen für eine gemeinsame Zukunft zu entwerfen, sich zu vernetzen und auszutauschen.  Es entsteht Raum für Dialog, Reflexion und Kreativität, der für die Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen unabdingbar ist. Wie in den vergangenen Jahren standen auch 2024 die Menschen – wir – im Mittelpunkt der Festivaltage. Noch nie bot die Ars Electronica so viele Diskussionen, Workshops und Präsentationen. Ein besonderes Augenmerk galt in diesem Jahr jenen Menschen, die mit ihren Initiativen, Projekten und Aktivitäten Anlass zur Hoffnung geben – den Kunstschaffenden. Das hautnahe Erleben der diversen Projekte ermöglichte es dem Publikum, sich der „Superkraft“ der Künstler*innen bewusst zu werden, Hoffnung zu entfachen und Gleichgültigkeit zu beseitigen. Die Besucher*innen wurden aufgefordert, sich nicht nur mit gesellschaftlichen Problemen auseinanderzusetzen, sondern auch ihre eigene Verantwortung in der Gesellschaft zu reflektieren und aktiv am Diskurs teilzunehmen.

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Das diesjährige Open Futurelab bot den Besucher*innen des Festivals die Gelegenheit, in Workshops, interaktiven Installationen, inspirierenden Talks und geführten Expert Tours unsere Mitarbeiter*innen des Futurelab persönlich kennenzulernen, Einblicke in ihre innovativen Projekte und Ideen zu gewinnen und gemeinsam über neue Ideen zu sprechen oder diese sogar weiterzuentwickeln. Ein besonderes Highlight war die Futurelab Night im Deep Space 8K des Ars Electronica Center. Hier wurden technologische Visionen und künstlerische Experimente zum Leben erweckt.

Schon seit 2015 stellt die STARTS Ausstellung Initiativen und Projekte in den Mittelpunkt, die sich nicht nur mit technologischen und gestalterischen Komponenten, sondern auch mit den sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Herausforderungen auseinandersetzen, vor denen wir als Gesellschaft heute stehen. Jahr für Jahr zeigt die Ausstellung, wie künstlerische Praxis dazu beitragen kann, den Dialog über drängende Themen wie Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit zu eröffnen. Die diesjährigen Gewinnerprojekte „Calculating Empires: A Genealogy of Power and Technology, 1500 – 2025“ von Kate Crawford und Vladan Joler sowie das Projekt „Arts at CERN“ veranschaulichen dies, indem sie sich auf unterschiedliche Weise mit dem Verhältnis von Technologie und Gesellschaft auseinandersetzen. Während Crawford und Joler mit ihrem Projekt das Publikum dazu auffordern, die gesellschaftlichen Auswirkungen technologischer Entwicklungen zu hinterfragen, fördert das Projekt Arts at CERN den Austausch zwischen Künstler*innen und Wissenschaftler*innen und lädt dazu ein, die Schnittstellen zwischen Kunst und Teilchenphysik zu entdecken, um die Rolle von Technologie in unserer Gesellschaft zu reflektieren.

Calculating Empires / Kate Crawford, Vladan Joler; photo: vog.photo

Zum ersten Mal wurde 2024 auch der S+T+ARTS Prize Africa verliehen. Der Preis zeichnet herausragende regionale Initiativen aus und wird als afrikanische Erweiterung des renommierten S+T+ARTS Prize verliehen. Der Hauptpreis ging in diesem Jahr an das Projekt Balot NFT von CATPC, ein innovatives Modell, das NFTS einsetzt, um afrikanische Kulturgüter wieder zu kollektiven Gütern und damit zu einem wichtigen Instrument der Dekolonisierungsbewegung zu machen. Die prämierten Projekte wurden im Rahmen des diesjährigen Ars Electronica Festivals ausgestellt und einem internationalen Publikum präsentiert.

Balot NFT / Cercle d’Art des Travailleurs de Plantation Congolaise; photo: vog.photo

Blicken wir gemeinsam zurück auf das create your world Festival, das auch in diesem Jahr als integraler Teil des Ars Electronica Festivals stattgefunden hat – ein echtes ‚Festival im Festival‘. Wie schon in den Vorjahren konnten die Besucher*innen im create your world Bereich experimentieren, neue Technologien kennenlernen, verschiedene Open Labs entdecken und ihren Horizont erweitern. Ob 10 Minuten oder ein ganzer Tag, jede*r konnte selbst entscheiden, wie viel Zeit er*sie einem Projekt widmen wollte. Unsere individuelle Verantwortung und kollektive Hoffnung sind der Schlüssel, um das Ruder herumzureißen und eine positive Zukunft zu gestalten. – Deshalb lautete das diesjährige Motto: The Page Turners. Inmitten der POSTCITY verwandelte sich der create your world Bereich in einen Tummelplatz für Künstler*innen, Vereine und Unternehmen und bot kreativen Vordenker*innen und Wissensdurstigen einen idealen Raum, um in die Welt von morgen einzutauchen. 

Kommen wir zu einem weiteren wichtigen Teil der Ars Electronica, der sich mit den gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit beschäftigt. Der European Union Prize für Citizen Science. Er ist mehr als ein Wettbewerb – er ist ein starkes Bekenntnis zum gesellschaftlichen und politischen Wandel in Europa und zeichnet Projekte aus, die aktiv eine inklusive, pluralistische und nachhaltige Gesellschaft vorantreiben. Das INCREASE-Projekt, welches den Preis 2024 gewonnen hat, kombiniert exzellente wissenschaftliche Forschung mit Citizen Science und fördert das Bewusstsein für Agrobiodiversität und Ernährung. Es bildet Teilnehmer und Entscheidungsträger in nachhaltiger Landwirtschaft aus und zeugt eindrucksvoll, wie die Zusammenarbeit zwischen Bürger*innen und führenden Forschungszentren wissenschaftliche Exzellenz und soziale Inklusion vorantreibt.  

INCREASE / Kerstin Neumann, Roberto Papa; photo: Elisa Bellluci & INCREASE consortium

Ein weiterer Preis, der 2024 zum vierten Mal im Rahmen des Prix Ars Electronica in Kooperation mit dem Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten verliehen wurde, ist der Award for Digital Humanity, der die Bedeutung von kulturellem Austausch und Zusammenarbeit für den gesellschaftlichen digitalen Wandel unterstreicht. Der Preis zeichnet künstlerische Initiativen aus, die sich mit sozialen und kulturellen Fragen in der digitalen Gesellschaft auseinandersetzen und kollaborative Ansätze fördern, um neue Wege zu einem digitalen Humanismus zu schaffen. Das Gewinnerprojekt „Patchwork Girl“ ist ein beeindruckendes Beispiel für den Einsatz von Kunst und Technologie, um drängende gesellschaftliche Probleme wie Sexting, Shaming und Online-Missbrauch anzugehen. Es nutzt digitale Tools, um die Auswirkungen von Online-Traumata zu thematisieren und gleichzeitig den Prozess der Selbstermächtigung durch die Schaffung einer digitalen Identität zu beleuchten. Das Projekt setzt neue Maßstäbe für den digitalen Humanismus und fordert konkrete Veränderungen im Umgang mit digitalen Räumen.

Patchwork Girl / De Toneelmakerij; photo: Sanne Peper

Wir blicken auf ein Jahr intensiver europäischer Kooperationen zurück, die eindrucksvoll zeigen, wie interdisziplinäre Zusammenarbeit Innovation und kulturellen Austausch fördert. 2024 wurden die europäischen Aktivitäten unter der Marke “Ars Electronica Platform Europe” gebündelt. Über 100 Partner-Einreichungen arbeiteten in 17 EU-geförderten Projekten zusammen. Diese Kooperationen entwickelten neue Narrative über Technologie, Umwelt und Gesellschaft. Die Ergebnisse wurden im Rahmen des Festivals präsentiert, das auch 2024 wieder als Plattform für den internationalen Austausch diente.    

Die Gesellschaft von morgen – im Museum der Zukunft

Während das Festival und die Open Calls 2024 globale Diskussionen anregten und künstlerische Impulse für eine bessere Zukunft setzten, ist es uns als Ars Electronica ebenso wichtig, nicht nur ein internationales Publikum zu begeistern, sondern auch unsere lokale Community in Linz und darüber hinaus zu inspirieren. Das Ars Electronica Center als Herzstück unserer lokalen Aktivitäten trägt dazu bei, den Dialog über Technologie, Gesellschaft und Kunst im täglichen Leben fortzusetzen.

Auch dieses Jahr bot das Ars Electronica Center wieder unvergessliche Abende für Jung und Alt. Veranstaltungen wie die Lange Nacht der Forschung oder die Lange Nacht der Museen verwandelten das Museum in einen Ort des Entdeckens und gemeinsamen Erlebens. Von interaktiven Stationen bis hin zu inspirierende Vorführungen war für jeden etwas dabei.

Die jungen Mitglieder unserer Gesellschaft liegen uns besonders am Herzen. Kinder und Jugendliche sind nicht nur die Zukunft, sie prägen auch heute schon mit Neugier und Kreativität unser Zusammenleben. Aus diesem Grund wurde auch heuer wieder ein abwechslungsreiches Programm im Ars Electronica Center angeboten. Ob in den Semester-, Oster-, Sommer-, Herbst- oder Winterferien – immer gab es spannende Workshops und Aktivitäten, die zum Mitmachen einluden. Von Musik und dem Universum über das menschliche Gehirn und Mikroorganismen bis hin zu Raumfahrt und neuen Technologien: Es war für jede*n junge*n Forscher*in etwas dabei. Ein besonderes Highlight war dieses Jahr die Preisverleihung für den Wettbewerb Mission X – Train like an Astronaut – ein internationaler Wettbewerb, durchgeführt in Österreich vom ESERO Asutria Büro im Ars Electronica Center, bei dem Schüler*innen die Möglichkeit hatten, in die Welt der Raumfahrt einzutauchen und spielerisch zu lernen, wie Astronaut*innen trainieren.

Nachhaltig handeln, gemeinsam wachsen

Nachhaltigkeit und der Schutz unseres Planeten sind seit jeher zentrale Anliegen der Ars Electronica. Mit dem Festivalthema „Welcome to Planet B“ oder der Ausstellung „There is no Planet B“ haben wir bereits in der Vergangenheit auf die Dringlichkeit nachhaltigen Handelns hingewiesen. Mit unserer neuen Ausstellung „Connected Earth“, die im November im Ars Electronica Center in Kooperation mit dem Klima und Energiefonds eröffnet wurde, wollen wir dieses Engagement nun fortsetzen.

Mit „Connected Earth“ rückt Ars Electronica die untrennbare Verbindung zwischen Mensch, Natur, Technologie und Gesellschaft in den Mittelpunkt. Die präsentierten Kunstwerke und wissenschaftlichen Projekte beleuchten die komplexen Zusammenhänge zwischen natürlichen Ökosystemen, menschlicher Infrastruktur, Klimawandel und Energiewende. Dabei zeigt die Ausstellung nicht nur die Dringlichkeit nachhaltigen Handelns, sondern auch die Chancen gemeinschaftlichen Engagements.

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Auch das Ars Electronica Futurelab beschäftigte sich im Jahr 2024 mit drängenden Umweltthemen, die unsere Gesellschaft nachhaltig beeinflussen. Eines dieser Projekte war die Initiative „Schmilz, Schmilz, Baby!“ der aktivistischen Künstler*innengruppe Aggro Climate, die sich mit der dramatischen Gletscherschmelze und ihren Folgen auseinandersetzte.

Mit dem Projekt haben die Künstler*innen – bestehend aus Mitgliedern des Ars Electronica Futurelab – eine Kampagne ins Leben gerufen, die auf den dramatischen Rückgang der Gletscher aufmerksam macht. Die Zahlen sind alarmierend: Bis zum Jahr 2100 könnten die Alpengletscher 91 Prozent ihrer Fläche und 94 Prozent ihrer Masse verlieren. Während globale Lösungsansätze wie Geoengineering diskutiert werden, rückt die Initiative die Frage in den Mittelpunkt, wie wir uns an die neuen Landschaften nach dem Abschmelzen der Gletscher anpassen und diese demokratisch nutzen können.

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Gesellschaft formen, Demokratie leben

Demokratie lebt von den Menschen, die sie gestalten. Genau hier setzt ein weiteres spannendes Projekt des Ars Electronica Futurelab in Kooperation mit dem österreichischen Parlament an. „Säulen der Demokratie“. Kurz vor den Nationalratswahlen 2024 wurden LED-Netze an das Parlamentsgebäude angebracht, die Videos und Silhouetten der teilnehmenden Besucher*innen zeigten – sogenannte „Shadow Clips“. Die Installation ermöglichte es den Menschen, ihre Haltung zu den zentralen Säulen der Demokratie (Solidarität, Wahlfreiheit, Kompromiss, Vielfalt, …) gedanklich und körperlich auszudrücken.

Pillars of Democracy; photo: Parlamentsdirektion / Thomas Topf

Bereits zum vierten Mal fand 2024 das Kunstprojekt #eachnamematters in Kooperation mit Ars Electronica statt. In diesem Jahr wurden die Brückenkopfgebäude am Linzer Hauptplatz zu einem eindrucksvollen Mahnmal für die Opfer des KZ-Systems Mauthausen-Gusen. Seit seiner Premiere im Jahr 2021 erinnert das Projekt auf eindrucksvolle Weise an die 90.000 Menschen, die im Konzentrationslager Mauthausen dem nationalsozialistischen Terror zum Opfer fielen. Durch die Projektion der Namen der Toten entsteht ein Ort des Innehaltens und Gedenkens – ein starkes Zeichen gegen das Vergessen und für eine bewusste, reflektierte Gesellschaft. Erinnern heißt Verantwortung übernehmen. #eachnamematters zeigt, dass Kunst ein wichtiges Medium ist, um Vergangenes sichtbar zu machen, Raum für Reflexion zu schaffen und die Bedeutung eines gemeinsamen, menschlichen Miteinanders in der Gegenwart zu stärken.

Nachdem wir die demokratischen Grundpfeiler beleuchtet haben, gilt es nun, die Erinnerungskultur als zentrales Element unserer Gesellschaft hervorzuheben. Denn eine lebendige Demokratie braucht das Bewusstsein ihrer Geschichte.

#eachnamematters 2024 on Linz’s main square; Photo: Mark Sengstbratl

Eine zukunftsfähige Gesellschaft entsteht dort, wo Kunst, Technologie und Kreativität zusammenkommen, um neue Denkweisen zu ermöglichen und nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Ars Electronica bietet nicht nur Raum für Dialog und Reflexion, sondern auch die Möglichkeit, gemeinsam den Wandel aktiv zu gestalten – für eine inklusive, innovative und lebenswerte Zukunft. In diesem Sinne verabschieden wir uns von 2024 und freuen uns auf ein aufregendes, spannendes und gemeinsames neues Jahr!

Wer uns auch nächstes Jahr wieder auf unserer spannenden Reise begleiten und Teil der Plattform Ars Electronica sein will, ist herzlich eingeladen uns auf unseren Social Media Kanälen wie FacebookInstagramLinkedIn, und Youtube zu folgen, unseren Newsletter zu abonnieren, oder uns im Ars Electronica Center zu besuchen.

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