Das FOUNDING LAB Fall Term (Wintersemester) ist eine Fortsetzung der FOUNDING LAB-Kooperation zwischen der österreichischen Universität IT:U und Ars Electronica von September 2023 bis Januar 2024. IT:U startete 2023 mit dem FOUNDING LAB, unterstützt von Expert*innen der Ars Electronica und einem Team des Ars Electronica Futurelab.
Das Ziel dieses kollaborativen Prototyps war es, neue Methoden und Formate für die Gestaltung einer zukunftsweisenden Universität zu identifizieren und zu entwickeln. Im Rahmen des FOUNDING LAB Wintersemesters war unser Team unter anderem für die Gesamtkuration des Semesterprogramms verantwortlich. Dabei unterstützten wir die Fellows (Lehrende) bei der Gestaltung und Umsetzung des Bildungsprogramms und bauten eine offene Membran zu den Projekten, Erfahrungen und dem Netzwerk von Ars Electronica auf.
Dieses erste experimentelle Wintersemester an der IT:U begann nach der FOUNDING LAB Summer School und dem Forum, bei dem 75 Studierende und 21 Fellows aus aller Welt und mehr als 100 Disziplinen ihre Zukunftsszenarien für die neue Universität skizzierten. Das FOUNDING LAB Fall Term mit 25 Studierenden und 21 Fellows diente als Prototyp, um die Machbarkeit und Nachhaltigkeit ihrer Visionen zu testen. Dabei lag der Schwerpunkt auf interdisziplinärer und projektbasierter Arbeit, die sowohl wissenschaftliche Methoden als auch künstlerisches Denken einbezieht und so ein Umfeld schafft, das transkulturelles und kritisches Engagement fördert. Die Ergebnisse wurden in einer Abschlussveranstaltung am 25. Januar 2024 der Öffentlichkeit vorgestellt.
Das Programm des FOUNDING LAB Fall Term
Unter der Leitung der Abteilung Festival-Prix-Exhibitions der Ars Electronica hat ein gemeinsames Team aus Ars Electronica Futurelab und Mitarbeiter*innen der FOUNDING LAB Summer School das Konzept des FOUNDING LAB Fall Term entwickelt.
Aufgeteilt in sechs Themenblöcke beschäftigte sich das FOUNDING LAB Fall Term mit Kernaspekten der digitalen Transformation: der physischen Infrastruktur von Technologien, Daten und Code, Robotern, Maschinen und greifbaren Objekten, Interfaces und Visualisierungen, der Rolle der Medien sowie der politischen Diplomatie der digitalen Gesellschaft. Gemeinsam mit den Futurelab Catalysts eröffnete die unkonventionelle Mischung von Fellows aus aller Welt den Studierenden völlig neue Perspektiven und schuf einen internationalen Dialog weit über einzelne Fachgebiete hinaus. In ihrer eklektischen Zusammensetzung waren die FOUNDING LAB Fall Term Chapters als Lernbuffet für Fähigkeiten, Denkweisen, Methoden und praktische Übungen für die individuellen Wintersemester-Projekte der Studierenden konzipiert. Experimentelle Workshop-Settings und Exkursionen zu lokalen Industriepartner*innen luden die Studierenden ein, verschiedene Facetten ihrer Forschungsthemen zu erkunden.
Vier Monate lang arbeiteten die Studierenden an einzelnen Projekten, die verschiedene Disziplinen vereinten. Dieser Prozess wurde von unserem Team gestaltet und kontinuierlich begleitet. Neben der individuellen Betreuung durch Fellows vor Ort in Linz und Online-Mentoring-Sessions boten auch Deep Dive Talks von renommierten Expert*innen Einblicke in ihre jeweiligen Bereiche. Die Anleitung zum wissenschaftlichen Arbeiten, die Erkundung von Forschungsmethoden und das Experimentieren mit künstlerischen Ansätzen waren während des gesamten Semesters eine Konstante. Der im Ars Electronica Futurelab entwickelte Art-Thinking-Ansatz bot den Studierenden einen innovativen Rahmen für diskursive Auseinandersetzung und kritische Reflexion.
Der gesamte Prozess wurde von einem aktiven Feedback- und Evaluierungsprozess begleitet. Die enge Kommunikation zwischen den Studierenden und dem Team ermöglichte es, alle Teilnehmer*innen innerhalb dieses projektbasierten, interdisziplinären Rahmens zu fördern und zu fordern, wobei ein zusätzlicher Fokus auf die bereichernden transkulturellen Vermittlungsaspekte dieser Konstellation gelegt wurde.
Projekte der Studierenden und FOUNDING-LAB-Veranstaltung
Ein Schlüsselelement dieses interdisziplinären projektbasierten Programmformats waren die Projekte der Studierenden im Wintersemester. Die Master- und PhD-Studierenden brachten ihre Ideen ein – inspiriert durch unterschiedliche Hintergründe, Studienrichtungen und Interessengebiete. Die Feinabstimmung erfolgte in der übergreifenden Zusammenarbeit, die auf gegenseitige Unterstützung und kollektives Wachstum abzielte und von den erfahrenen Fellows und den Facilitators begleitet und angeleitet wurde.
Am 25. Januar wurden die Projekte und Prozesse der Studierenden des Wintersemesters veröffentlicht. Beim Tag der offenen Tür von IT:U konnten Besucher*innen die Projekte erkunden und Einblicke in Gespräche gewinnen, die von IT:U-Präsidentin Stefanie Lindstaedt, den Gründungsmitgliedern Katja Schechtner und Christopher Lindinger sowie dem künstlerischen Leiter der Ars Electronica, Gerfried Stocker, moderiert wurden. Am Abend fanden im Ars Electronica Center die Performances der Studierenden im Deep Space 8k statt. Das FOUNDING LAB Event bildete den Abschluss eines Wintersemesters voller Herausforderungen und persönlicher Weiterentwicklung.
Making-of des FOUNDING LAB Fall Term
Nach einem Open Call, um die Fellows zu finden, die die Kapitel mit ihrer individuellen Expertise zum Leben erwecken sollten, wurde das Wintersemester-Programm in Linz realisiert – unterstützt vom IT:U-Gründungskonvent und den Mitarbeiter*innen, die die Entwicklung und Umsetzung dieses Projekts ermöglichten.
Vor jedem Kapitelblock gab ein Zoom-in-Call eine Vorschau auf die anstehenden Themen, Fellows und Materialien. In einem Online-Workshop, der sich am Art Thinking des Ars Electronica Futurelab orientierte, erarbeiteten Studierende und Fellows gemeinsam Fragen, die die Erkundung des Programms leiteten. Nach jedem Block förderte ein Zoom-out-Call die Reflexion, um die Erfahrungen mit der breiteren Vision einer Universität des 21. Jahrhunderts abzugleichen. Futurelab-Mitglieder unterstützten und begleiteten die Studierenden bei der Umsetzung ihrer individuellen Projekte, ließen die FOUNDING LAB-Erfahrungen zu sinnvollen Lernergebnissen reifen und führten die verschiedenen Projektstränge in einer öffentlichen FOUNDING-LAB-Abschlussveranstaltung im Januar 2024 zusammen.
Während die Summer School und das Forum auf die kreative Auseinandersetzung mit den Inhalten und Protagonist*innen des Ars Electronica Festival ausgerichtet waren, bestand das Ziel des Wintersemesters darin, die Möglichkeiten und Grenzen neuer Formen kollektiven Handelns zu erforschen und Lernumgebungen für alle Beteiligten – Team, Studierende und Fellows – zu schaffen. Dabei ging es nicht in erster Linie um den Wissenstransfer, sondern darum, einen Raum zu schaffen, in dem wir alle die richtigen Fragen stellen können, um voneinander zu lernen. Im Zentrum stand die Entwicklung eines Prototyps für ein Lehrplankonzept, das einige der Kernthemen der Ars Electronica – und insbesondere des Futurelab – aufgreift:
- Interdisziplinäre Projektarbeit zwischen Kunst und Anwendung,
- die Facetten der digitalen Transformation und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft,
- Art & Science Research, das kreative Grenzen und disziplinäres Denken auflöst,
- internationale Zusammenarbeit zu Evergreen-Themen wie künstliche Intelligenz, (virtuelle) Realitäten, Code, Robotik,
- oder der gesellschaftliche und politische Diskurs über diese Entwicklungen.
Hier konnten die Forscher*innen und Künstler*innen des Ars Electronica Futurelab nicht nur ihre persönlichen Erfahrungen aus ihrer täglichen Arbeit in der interdisziplinären Forschung und Entwicklung und der künstlerischen Auseinandersetzung einbringen, sondern auch ihre Offenheit für die inhaltliche Entwicklung und den thematischen Diskurs mit den Fellows und Studierenden anbieten.
FOUNDING LAB Fall Term Programmkapitel vor Ort
Chapter 1: Birth, Life and Death of Infrastructure. Heavy Lift – the infrastructure to run the code.
Hosted by Gerhard Grimm, Darsha Hannah Hewitt, Vladan Joler, and Futurelab Catalyst Otto Naderer
Chapter 2: Data & Code. Soft Wars – data, code and models that run our lives.
Hosted by Arianna Salazar Miranda, Roland van Dierendonck, Paolo Cirio and Futurelab Catalyst Friedrich Bachinger
Chapter 3: Robots, Machines and Tangibles. Moral Machines – Living with robots that care and scare.
Hosted by Edwina Portocarrero, Nan Zhao, RAY LC and Futurelab Catalyst Peter Holzkorn
Chapter 4: Interfaces & Visualizations. Intangible Worlds – The Reality of the Virtual.
Hosted by the Fellows Dietmar Offenhuber, Jiabao Li, Barbara Lippe and Futurelab Catalysts Peter Freudling and Peter Holzkorn
Chapter 5: Media. Fake, Re-check, Double Check – A new civic media contract in the age of AI.
Hosted by Ziv Green Epstein, Sarah Kriesche, David McDonald, Umlilo Siya and Futurelab Catalysts Nicolas Naveau and Denise Hirtenfelder
Chapter 6: Chapter 6: Digital Society & Policy. Tech-diplomacy – Movements and Mobilities among Nature, Tech, and People.
Hosted by Julia Kloiber, Alex Putzer, Lukas Fuchs, Kamya Ramachandran, Elisabeth Windisch and Futurelab Catalyst Cyntha Wieringa
Mehr über das FOUNDING LAB Fall Term finden Sie am Ars Electronica Blog:
- Intersections of Technology, Society, and Environment in Mobility
- Disinformation, manipulation and the art of storytelling
- Discoveries beyond the surface: social dynamics, data visualisations and alternative realities
- Between machines and humankind: A glimpse into technological developments
- Soft Wars – Data, code and models that shape our lives
- Of digital systems, colonialist implications, and sustainable solutions for technology
Credits
Ars Electronica Futurelab: Friedrich Bachinger, Kerstin Blätterbinder, Chiara Croci, Peter Freudling, Barbara Habringer, Denise Hirtenfelder, Peter Holzkorn, Otto Naderer, Nicolas Naveau, Anna Oelsch, Maria Pfeifer, Cyntha Wieringa
Further team members: Magdalena Giegler, Bart Grabski, Regina Sipos, Iris Tschank