Innovation ist ein Schlagwort unserer Zeit geworden. Sie ist allerorts und allerseits gefragt, wird gern gefördert und noch lieber verkündet. Doch längst nicht alles, auf das „Innovation“ heute draufgepickt wird, hat dieses Etikett (noch) verdient. Gerade deswegen erklärt Ars Electronica Tag 2 des Festivals zum „Innovation Day“ und plädiert für ein zeitgemäßes Verständnis von Innovation. Präsentiert und diskutiert werden Projekte und Initiativen, die nicht mehr nur ökonomische Wertschöpfung, sondern vor allem gesellschaftlichen Mehrwert versprechen.
Perfekte Beispiele dafür, was Innovation im 21. Jahrhunderts bedeutet, holt der STARTS Prize der Europäischen Kommission vor den Vorhang. Im Rahmen einer großangelegten Ausstellung, eines ganztägigen Konferenz- und üppigen Workshop-Programms wird etwa gezeigt, auf welche bahnbrechende Weise die Kunst hilft, wissenschaftliche Daten (be-)greifbar zu machen (Oceans in Transformation / Territorial Agency – John Palmesino und Ann-Sofi Rönnskog), wie einfach und genial Kreislaufwirtschaft in eigenen Stadtteil funktionieren kann (Remix el Barrio, Food Waste Biomaterial Makers / Anastasia Pistofidou, Marion Real and The Remixers at Fab Lab Barcelona, IaaC), wie Daten in die DNA von Pflanzen gespeichert und so eine funktionale und CO2-negative IT-Infrastruktur geschaffen werden kann (Data Garden / Grow Your Own Cloud) und dass organische Abfälle generell über revolutionäres Potential als nachhaltige Energiequellen verfügen (The Living Light / Nova Innova).
Territorial Agency: Oceans in Transformation, exhibition view at Ocean Space, Venice, 2020 or 2021. Territorial Agency: Oceans in Transformation is commissioned by TBA21−Academy and co-produced with Luma Foundation. Photo: Giulia Bruni
HYBRID TIMES – INTERDEPENDENCE, Remix, Food Waste Biomaterial Makers, Remix el barrio exhibition – Design Hub Barcelona, Credit: Dihue Miguens Ortiz
Data Garaden, Cyrus Clarke (UK), Monika Seyfried (PL), Jeff Nivala (US), Credits: Cyrus Clarke, Monika Seyfried, Jeff Nivala
The Living Light, Nova Innova (NL), Credits: Nova Innova
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Dass man Probleme nicht mit derselben Denkweise zu lösen vermag, durch die sie entstanden sind, hat Albert Einstein nicht nur einfach nur in den Raum, sondern eindrucksvoll unter Beweis gestellt. In anderen Worten; gewohnte Trampelpfade immer nur ein wenig schneller und eleganter entlangzulaufen, führt letztendlich nicht ans Ziel. Was es braucht, sind Abstecher ins steinige, unwegsame Gelände, die unerwartete Aus- und damit Einblicke eröffnen. Genau solche suchen die
Johannes Kepler Universität und die
Universität für angewandte Kunst Wien im Rahmen ihrer Allianz „
Innovation durch Universitas“ seit 2019.
Technologische und wissenschaftliche Errungenschaften werden dabei von der Kunst quasi absorbiert und zum Ausgangsmaterial deren ästhetischen Ausdrucks. Indem sie ungewöhnliche Perspektiven, neue Erkenntnisse und Anstöße für unerwartete Entdeckungen liefert, wird die Konvergenz zwischen Kunst und Wissenschaft also zur Quelle für Kreativität und Innovation. Wie man sich dies vorzustellen hat zeigt das Linz Institute of Technology mit sieben interaktiven und/oder immersiven Installationen, die sich der Bedeutung der Mehrphasenströmungen für Wasseraufbereitung, Abgasreinigung oder Impfstoffproduktion („Do You Feel Stressed“) oder den verfassungsrechtlichen Implikationen der Virtualisierung von Gerichtsverfahren widmen („The Virtual Court. Reality.“), lebendige chromogene Bakterienkulturen und ihr Potential für umweltschonende Methoden der Färbung von Textilien („Growing colors: Patterning with living pigments”) oder abseits des Hypes rund um KI die Möglichkeiten und Grenzen des maschinellen Lernens („AI Forest“, „Serum 13 – A VR Trust Game“, „Faces of AI“) unter die Lupe nehmen.
Do You Feel Stressed, Mark Hlawitschka (DE/AT), Moritz Simon Geist (DE), Credits: Benno Brucksch B.A. Industrial Design
The Virtual Court. Reality., Law Lab (AT), Credit: LIT Law Lab
Growing Colors, Sabine Hild (AT) Institute of Polymer Science JKU; Juia Moser (AT) Fashion & Technology University for art and industrial Design Linz; Patrik Radić (AT), Molecular Biology TU Graz; Laura Holzinger (AT), Chemistry and Chemical Technology JKU , Credit: Julia Moser
DEMYSTIFY AI!, LIT Robopsychology Lab JKU Linz (AT), Credit: Lisa Caligagan
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Beachtliche 25 Jahre nach seiner Gründung klarerweise auch das
Ars Electronica Futurelab ein visionäres Wörtchen in puncto Innovation mitzureden. Das bereits seit 1996 Disziplinen übergreifend arbeitende Team aus Künstler*innen, Entwickler*innen, Designer*innen und Wissenschaftler*innen gibt Einblick in seine prototypische Erforschung der Zukunft. Einen ganzen „
Futurelab Day“ lang stehen Lectures, Workshops, Demos, Inspirational Tours und Performances auf dem Programm, die vor allem eines deutlich machen: die maßgebliche Rolle, die Künstler*innen für eine Innovationsdynamik spielen, die nicht auf die nächste Quartalsbilanz schielt, sondern gesellschaftliche Nachhaltigkeit im Blick hat.
Ebenfalls Teil des Futurelab Day sind the „Night Performances“. Ohne Zweifel ein Programm vom Allerfeinsten. Spitzenpianistin Maki Namekawa zeichnet für die Musik, Cori O’Lan für die immersiven Echtzeitvisualisierungen verantwortlich, ihre Bühne ist der Deep Space 8K. Auf dem Programm stehen Stücke von György Ligeti, Chick Corea und zum ersten Mal auch von der polnischen Komponistin Hania Rani. Wir wünschen … nein, wir garantieren einen Abend, der in Erinnerung bleibt!
Futurelab, Alchemists of the Future, Credit: Kerstin Blätterbinder
Ars Electronica Futurelab
Credit: Ars Electronica / Robert Bauernhansl
Morphologies, Maki Namekawa (JP/AT), Photo Credit: Florian Voggeneder
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