Technologie als dritte Säule der Ars Electronica spiegelte sich 2023 in Projekten wider, die von Linz bis Shanghai, von KI bis zum Kartenspiel und von der lokalen Industrie bis hin zur internationalen Raumfahrt reichen.
Das Jahr 2023 war – nicht nur für die Ars Electronica – geprägt von außergewöhnlichen Fortschritten im Bereich der Künstlichen Intelligenz, die Einflüsse auf das ganze Leben, entweder bereits haben, oder noch haben werden. Diese Fortschritte bilden heuer vielleicht noch mehr als in anderen Jahren bei Ars Electronica die Grundlage für eine Fülle an technologischen und künstlerischen Entwicklungen. An der Spitze, was die Entwicklung und Umsetzung mit und von neuen Technologien betrifft, stehen bei Ars Electronica vor allem zwei Unternehmensbereiche: Ars Electronica Solutions und Ars Electronica Futurelab. Das Mantra, das die Arbeit in diesen Bereichen geprägt hat und auch in Zukunft prägen wird, lautet: Experimentieren, Entwickeln und Erzählen. Hier werden abstrakte Ideen in greifbare Wirklichkeiten umgewandelt, ob für hauseigene Produktionen wie die Neugestaltung der Compass Reloaded Ausstellung oder Kund*innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung in der ganzen Welt. Hier wird die Vorstellungskraft angeregt, hier werden Diskussionen über die Zukunft der Technologie und ihre gesellschaftliche Rolle entfacht.
Begleitet uns auf einer Rückschau auf ein Jahr voller bahnbrechender Errungenschaften und auf die Vorfreude auf eine Zukunft, die von der Symbiose aus Kunst, Technologie und Gesellschaft geprägt ist, die Ars Electronica 2023 definierte und weiterhin definieren wird.
Labor und Atelier der Zukunft
Das Ars Electronica Futurelab ist ein Labor und Atelier für Systeme der Zukunft. Als Think-and-Do-Tank der Ars Electronica stellt es stets den Menschen in den Mittelpunkt der Forschung und betrachtet die sozialen Aspekte technologischer Entwicklungen – wie künstliche Intelligenz, Robotik, Medienarchitektur, interaktive Technologien, neue ästhetische Ausdrucksformen oder Schwarmintelligenz – und deren Auswirkungen auf die Zukunft der Gesellschaft.
Das Ars Electronica Futurelab arbeitet zusammen mit Toyota Coniq Alpha in Japan am „Data Art & Science Project„: Hier trifft die Auswertung von Daten auf künstlerische Perspektiven, die interdisziplinäre Zusammenarbeit und soll künftig auch in universitäre Lehrpläne einfließen. Die ersten Projekte, die beim Ars Electronica Festival 2023 vorgestellt wurden, zielen darauf ab, ganz neue Einblicke in und ein tieferes Verständnis für Themen wie Gesundheit, Artenvielfalt und Klimawandel zu schaffen.
„missimo: Deine Mission Morgen“ ist ein Projekt der gemeinnützigen Stiftung Kaiserschild für Kinder im Alter von acht bis zehn Jahren. Entwickelt vom Ars Electronica Futurelab und in den nächsten Jahren betrieben vom Ars Electronica Center, bietet missimo viele Experimente zu Themen wie KI, Robotik und Programmierung. Per LKW erreicht missimo in ganz Österreich Schulen im ländlichen Raum, zum nachhaltigen Konzept gehören außerdem Lehrer*innen-Fortbildungen und Workshop-Kits für die Klasse.
Theatermagier Max Reinhardts umjubelte „Faust“-Inszenierung aus den Jahren 1933 bis 1937 wiederauferstehen zu lassen, das war eines der Ziele der Salzburger Festspiele anlässlich der Feierlichkeiten zu Reinhardts 150. Geburtstag. Das Ars Electronica Futurelab kreierte hierfür die Virtual-Reality-Anwendung „Faust VR“: ein einzigartiges Erlebnis dank einer aufwendigen digitalen Rekonstruktion des berühmten Bühnenbildes der Felsenreitschule.
„Future Teams“ ist ein gemeinsames Forschungsprojekt von Ricoh, Art and Program und Ars Electronica Futurelab. Die Frage im Mittelpunkt: Wie können wir außergewöhnliche Teams der Zukunft pflegen, die verschiedene Wesen von Robotern bis Mikroorganismen umfassen? Beim Ars Electronica Festival wurde die daraus entstandene Future Buddy Platform vorgestellt: Roboter, die sich um das Wohlergehen der Teammitglieder kümmern, sich aber dank KI auch aktiv in den kreativen Prozess einbringen können.
„Deep Sync“ schafft eine interaktive Spielwiese für Sound und Visuals in der immersiven Umgebung des Deep Space 8K im Ars Electronica Center. Im Mittelpunkt steht der Herzschlag eines jeden Menschen, der künstlerisch mit Klängen und Visualisierung dargestellt wird. Auf diese Weise verbindet das Projekt menschliche Biodaten mit technologischer und konzeptioneller Innovation. Deep Sync ist eines der beiden Gewinner*innenprojekte des internen Ideenwettbewerbs Ideas Expedition 2023 des Ars Electronica Futurelab. Ebenfalls ausgezeichnet wurde das generationsübergreifende Zukunftsspiel „Bridge 2040“.
Entwickler von Erlebniswelten
Ars Electronica Solutions konzipiert, gestaltet und implementiert interaktive und multisensorische Erlebniswelten. Sie entwickeln kreative, individuelle Lösungen für temporäre und permanente öffentliche Ausstellungen, Markenlandschaften, Messen und Events. In den Produktionen der Solutions kommen allerhand modernste Medientechnologie zum Einsatz, trotzdem steht diese nie im Vordergrund. Technik ist immer nur Mittel zum Zweck, sie hilft dabei, Geschichten auf eine Weise zu erzählen, die Menschen berührt und inspiriert.
Diese Geschichten reichten heuer von einem Multimediasaal eines schweizer Hotels über den Export des beliebten Deep Space Formates bis nach Shanghai, der Gestaltung eines Multimediazentrums der ESA, zum größten öffentlichen Teleskop, dem Space Eye, bis hin zu innovativen Showkonzepten für Industriebetriebe wie zum Bespiel BÖHLER und KEBA.
Mit der Eröffnung des Neuro Campus Hotels DAS MORGEN in Vitznau, Schweiz, schuf Ars Electronica Solutions einen vielseitig nutzbaren Multimediasaal mit modernster Technologie. Basierend auf der bewährten Technologie des Deep Space 8K im Ars Electronica Center ist dieser Saal nach Cubro Negro im Centro de Sinaloa, Mexiko, der zweite Deep Space außerhalb von Linz. Ars Electronica Solutions entwickelte zudem zwei maßgeschneiderte Applikationen dafür.
Nach Cubro Negro im Centro de Sinaloa, Mexiko, und dem Multimediasaal im Hotel DAS MORGEN in Vitznau, Schweiz, wurde im Dezecmber der vierte Deep Space im West Bund Museum, Shanghai errichtet. Mehr als zehn von Ars Electronica entwickelte Applikationen werden nun auch in China sichtbar sein.
ESA-ESRIN in Frascati, Italien ist den Erdbeobachtungsaktivitäten der ESA gewidmet und gleichzeitig das europäische Exzellenzzentrum für die Nutzung von Erdbeobachtungsmissionen. Ars Electronica Solutions entwickelte hier aus einem früheren ESA-Kontrollraum ein Multimediazentrum mit. Das ESA ESRIN Visitor Center beeindruckt mit Satellitenbildern, Echtzeitdatenübertragung und eine Vega-C-Start-Erfahrung.
Im September eröffnete das multimediale Besucherzentrum „Space Eye“ im Naturpark Gantrisch bei Bern. Es präsentiert aktuelle Forschung zu Weltraum und Umwelt, ermöglicht den Zugang zum größten öffentlichen Teleskop der Schweiz. In Zusammenarbeit mit Erdbeobachtungsexperten des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) steuerte Ars Electronica Solutions spezielle Entwicklungen bei, um interaktive und lehrreiche Erfahrungen für Menschen jedes Alters zu schaffen.
Die „Salon International de l’Aéronautique et de l’Espace“ (SIAE) in Paris, Le Bourget, zählt zu den weltweit größten Luft- und Raumfahrtmessen. Ars Electronica Solutions gestaltete den ESA Space Pavillon, der die zentralen Aufgaben und Missionen der ESA vorstellte. Die interaktive Präsentation mit Artefakten, Licht und Sound bot den Besucher*innen ein faszinierendes und informatives Erlebnis.
1870 gegründet als Hammerwerk in Kapfenberg, eröffnete das voestalpine Edelstahlwerk BÖHLER am 18. Oktober seine weltweit modernste Produktionsstätte. Ars Electronica Solutions inszenierte das fulminante Opening-Event mit einem individuell entwickelten Showkonzept, das eine Werkshallen-Inszenierung, vielfältige Visualisierungen und eine atmosphärische Soundgestaltung umfasste – und 600 Eröffnungsgästen die Firmengeschichte von BÖHLER Kapfenberg näherbrachte.
Vier Jahre ist es her, dass das Ars Electronica Center unter dem Motto „Compass – Navigating the Future“ seine Pforten öffnete. Nach der Erfahrung einer Pandemie, die zu einem massiven Digitalisierungsschub führte, ist es nun an der Zeit, den „Kompass“ neu zu kalibrieren. Themen wie künstliche Intelligenz, Neurobionik, Gentechnik, Biotechnologie und globaler Wandel sind aktueller denn je. Neue technologische Entwicklungen werfen ganz neue Fragen über ihre Auswirkungen auf unser tägliches Leben und ihre Folgen für uns als Gesellschaft auf. Im Mai eröffnete das Ars Electronica Center die neue Ausstellung „Compass reloaded! Navigating the Future“. Mit Hilfe des neu kalibrierten Kompasses navigieren wir durch aktuelle Themen der Zeit und entdecken neu angepasste Bereiche.
Das Jahr 2023 bei Ars Electronica hat gezeigt, dass technologische Fortschritte eine treibende Kraft hinter künstlerischen und gesellschaftlichen Veränderungen sein können. In dieser Ära der technologischen Renaissance gestalten wir aktiv eine Zukunft, in der Innovation und Kreativität nahtlos ineinanderfließen, ohne dabei den Menschen selbst aus den Augen zu verlieren.
Wer uns auch nächstes Jahr wieder auf unserer spannenden Reise begleiten und Teil der Plattform Ars Electronica sein will, ist herzlich eingeladen uns auf unseren Social Media Kanälen wie Mastodon, Facebook, Instagram, LinkedIn, und Youtube zu folgen, unseren Newsletter zu abonnieren, oder uns im Ars Electronica Center zu besuchen.