Jänner 2021: Geschlossen, aber doch geöffnet

Ars Electronica Center, Credit: Ars Electronica / Martin Hieslmair

Der erste Monat im Jahr 2021 begann ungewöhnlich still. Österreich war wie viele andere Länder im „Lockdown“, um die physischen Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren. Die Zahl der an dem Coronavirus erkrankten Personen im Land war zu dieser Zeit noch immer hoch. Die erste Dosis einer Impfung gegen COVID-19 und türenöffnende QR-Codes waren noch einige Wochen entfernt. Die österreichischen Schulen erprobten einmal mehr das Lernen von zuhause aus, das Team der Ars Electronica vernetzte sich ebenso digital von den vielen Wohnzimmern in und rund um Linz, arbeitete an neuen Konzepten und Projekten des kommenden Jahres, oder befand sich in Kurzarbeit.

Verschlossen waren sie, die gläsernen Schiebetüren des Ars Electronica Center, doch mit Ars Electronica Home Delivery schickten wir seit Beginn der Pandemie laufend pulsierende Lebenszeichen in den Äther – oder genauer genommen durch die Glasfaserkabel und über die Satellitenverbindungen auf die großen und kleinen Bildschirme in die vielen „Zuhause“ dieser Welt.

Es werde Licht…

Zu Jahresbeginn durchbrachen wir die Finsternis dieses ungewöhnlichen Winters mit mehreren Online-Vorträgen zu den Themen Astronomie und Licht. Der Astronom, Physiker und Wissenschaftshistoriker Peter Habison erklärte uns, was das Licht eigentlich ist und wie es uns bei seiner Reise durch das Universum hilft, den Kosmos besser zu verstehen. Der Astrofotograf Dietmar Hager rückte bei seiner Präsentation die kunstvollen „Feuerwerke“ von weit entfernten Sternenexplosionen und farbenprächtigen Supernovae in den Fokus.

By starting the content, you agree that data will be transmitted to www.youtube.com.
Data Protection Declaration
By starting the content, you agree that data will be transmitted to www.youtube.com.
Data Protection Declaration

Vom Ölgemälde bis zum Lasertracking

In unserem riesigen zu einem begehbaren Sendestudio aufgerüsteten „Deep Space 8K“ im Ars Electronica Center spannten wir einmal mehr einen großen thematischen Bogen: Dieser reichte von der Kunstgeschichte vor über 450 Jahren bis hin zur Medienkunst von heute. Museumsleiter Christoph Kremer widmete sich beispielsweise dem riesigen Baustellen-Wimmelbild von Pieter Bruegel dem Älteren, das als Original im Wiener Kunsthistorischen Museum zu sehen ist, und vergrößerte es auf ein Vielfaches der Ursprungsgröße. Das digitale Abbild des Gemäldes „Großer Turmbau zu Babel“ ist gerade dazu geschaffen, um sich in die vielen Details zu vertiefen.

By starting the content, you agree that data will be transmitted to www.youtube.com.
Data Protection Declaration

Wie wohl Pieter Bruegel der Ältere den „Deep Space 8K“ genutzt hätte? Welche Stücke dieser Raum sonst noch spielen konnte, das zeigte jedenfalls das Projekt „Kooperative Ästhetik“ der Kunstuniversität Linz. Bei einer eigens dafür zugeschnittenen Lehrveranstaltung unter der Leitung von Gerhard Funk und Holunder Heiß lernten die Studierenden der „Zeitbasierten und Interaktiven Medienkunst“ im vergangenen Jahr die Software und das Lasertracking so einzusetzen, dass die mehrere Meter großen Animationen auf die Bewegungen der Besucher*innen und ihren Interaktionen reagieren konnten. In einer kleinen Videoserie zeigten wir zu Beginn des Jahres Ausschnitte aus den visuellen Experimenten, die während des Ars Electronica Festival erstmals präsentiert wurden.

Cooperative Aesthetics, Curves / Gerhard Funk, Credit: Ars Electronica / Robert Bauernhansl
Cooperative Aesthetics, Eccentric Circles, Gerhard Funk / Credit: Ars Electronica / Robert Bauernhansl
Cooperative Aestethics, Critical Mass / Fabian Terler
By starting the content, you agree that data will be transmitted to www.youtube.com.
Data Protection Declaration

Online-Workshops aus dem Hause „Ars Electronica“

Natürlich machten es pandemiebedingte Sicherheitsabstände nicht gerade leicht, sich in kleinen Gruppen zusammenzutun und Workshops zu aktuellen Themen aus Kunst, Technologie und Gesellschaft beizuwohnen. Doch dank der digitalen Technologie, mit der sich viele unter uns durch Corona noch ein Stück näher beschäftigten, und der 2020 gegründeten „Future Thinking School“ der Ars Electronica waren Bildungseinrichtungen, Kunden aus der Wirtschaft und den öffentlichen Bereichen hier weiterhin gut aufgehoben. Wir erweiterten unser Angebot an Online-Workshops einmal mehr – mit virtuellen Schulprogrammen über Künstliche Intelligenz bis hin zu Weiterbildungsprogrammen für Unternehmen über Blockchain.

Future Thinking School, Credit: Ars Electronica / Robert Bauernhansl
Future Thinking School, Credit: Ars Electronica / Robert Bauernhansl

STARTS Prize: Innovative Projekte bitte hier einwerfen!

Das erste Quartal der Ars Electronica war der mittlerweile bewährte Startschuss für zahlreiche Open Calls. Wir riefen Künstler*innen, aber auch Technolog*innen, Wissenschaftler*innen und Institutionen aus den vielen Ländern dieser Welt auf, sich mit ihren Kunstwerken, mit ihren Projekten und Ideen zu beteiligen. Beim STARTS Prize der Europäischen Kommission warteten zwei je mit 20.000 Euro dotierte Preise auf die besten innovativen Projekte an der Schnittstelle von Wissenschaft, Technologie und Kunst, die das Potential haben, zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Innovation beizutragen.

By starting the content, you agree that data will be transmitted to www.youtube.com.
Data Protection Declaration

Prix Ars Electronica: Vielseitige Medienkunst bitte hier hochladen!

Es waren schon lange keine Briefe, Disketten und Pakete mehr, die uns seit 1987 aus aller Welt erreichten und jedes Jahr aufs Neue zu den begehrten Goldenen Nicas führten: Zu Beginn des Jahres öffnete der Prix Ars Electronica, der traditionsreichste Medienkunstwettbewerb, seine Einreichdatenbank im Web – mit vier sehr unterschiedlichen „Postkästen“ bzw. Kategorien. Den Preisträger*innen winkten die begehrten Goldenen Nicas, bis zu 16.000 Euro je Kategorie und ein Auftritt beim renommierten Ars Electronica Festival in Linz.

By starting the content, you agree that data will be transmitted to www.youtube.com.
Data Protection Declaration

Die Kategorie „Computer Animation“ richtete sich an alle kreativen Köpfe bewegter Bilder, die sowohl in künstlerischer als auch in technischer Hinsicht bewertet wurden, und durchaus auch die Grenzen des Bildschirms verlassen durften. Mit der Kategorie „Digital Musics & Sound Art“ wandte sich der Prix Ars Electronica an die schöpferische Welt des Klangs und seinen vielen Oktaven und Variationen an Genres und Stilrichtungen. Mit dem Isao Tomita Special Prize, benannt nach dem 2016 verstorbenen japanischen Pionier der elektronischen Musik, begaben wir uns gemeinsam mit Isao Tomita Research auf die Suche nach dem nächsten Klanggenie. Bei „Artificial Intelligence & Life Art“ standen hingegen die Arbeiten im Vordergrund, die sich mit der kulturellen und gesellschaftlichen Bedeutung von Künstlicher Intelligenz, maschinellem Lernen, der Biotechnologie und den Biowissenschaften beschäftigten. Die „Young Creatives“ und „Young Professionals“ unter 19 Jahren in Österreich konnten ihre vielseitigen Projekte in der Kategorie „u19 – create your world“ hochladen.

Der neue Ars Electronica Award for Digital Humanity

Und wer beim STARTS Prize und beim Prix Ars Electronica 2021 teilnahm, hatte zum ersten Mal auch die Chance, Preisträger*in des neu geschaffenen und vom österreichischen Außenministerium unterstützten „Ars Electronica Award for Digital Humanity“ zu werden – ein Preis, der mit 10.000 Euro kulturellen Austausch und die Zusammenarbeit für die Entwicklung einer gesellschaftsorientierten, digitalen Welt belohnt.

Was sonst noch in den Sternen stand…

Wir haben den Jänner mit Sternenbildern begonnen und schließen ihn damit auch wieder: Während in diesem Monat zahlreiche Open Calls ihren Anfang fanden, konnten wir zumindest virtuell schon den nächsten Preisträger*innen die Hand schütteln. Das „European ARTificial Intelligence Lab“, ein vom Creative Europe Programme der Europäischen Union finanzierten Netzwerk 17 europäischer Partnerinstiutionen aus Kunst und Wissenschaft, ermöglichte Sarah Petkus und Mark J. Koch eine Residency am ältesten heute in Betrieb befindlichen Universitätsobservatorium in Leiden, Niederlande, sowie am Ars Electronica Futurelab in Linz, Österreich. Unter dem Motto „Astronomy x AI“ vertieften sie sich in ihr Forschungsprojekt „Moon Rabbit“, um einer Reihe von künstlichen Intelligenzen beizubringen, vertraute Formen und Muster in Bildern von Sternhaufen, Planetenoberflächen und anderen Himmelskörpern zu erkennen.

Moon Rabbit / Sarah Petkus, Mark J. Koch, Credit: tom mesic
Moon Rabbit / Sarah Petkus, Mark J. Koch,

Und wie es im Februar 2021 weiterging, zeigen wir euch im nächsten Teil unseres Jahresrückblicks 2021.