Golden Nica
Bi0film.net: Resist like bacteria
Jung Hsu (TW), Natalia Rivera (CO)
Bi0film.net würdigt den Widerstand, den Bakterien leisten, im Gegensatz zum reduktionistischen Diskurs des Krieges. Wir haben eines der Symbole der Hongkong-Bewegung, den gelben Regenschirm, auf der Grundlage einer
von Andrew McNeil erstellten offenen Ressource als parabolische WiFi-Antenne angepasst. Statt die User*innen abzuschirmen, zu verstecken und zu schützen, hilft Bi0film.net den User*innen bei der Kommunikation. Der Schirm kann als Antenne für einen Miniserver, einen Repeater oder einen Router dienen und so die Reichweite erhöhen, während er gleichzeitig ein nomadisches Netzwerk aufbaut, das die Demonstration auf der Straße begleitet. Unterwegs verbindet und trennt sich das Netz organisch. Die Demonstrant*innen können sich dem virtuellen Bi0film anschließen, um zu chatten, Dateien auszutauschen und zu speichern.
Unser Ziel ist es, die Verbindung mit alternativen Netzwerken zu erleichtern und gleichzeitig die Bedeutung des Strebens nach Autonomie in unseren Kommunikationstechnologien anzuerkennen, gerade jetzt, wo die Internetzensur von autoritären Regimen als Unterdrückungsinstrument eingesetzt wird.
Durch künstlerische Prozesse fragen wir nach einer „anderen Politik des Lebendigen“, nach anderen Möglichkeiten als autoritäre und hierarchische politische Organisationen, von denen wir aus langer Erfahrung wissen, dass sie für uns nicht funktionieren. Diese kollaborativen Praktiken, und nicht nur die in Labors geschaffenen Biotechnologien oder die digitalen Technologien, sind die Technologien des Lebendigen, durch die wir Widerstand leisten, und zwar immer öfter als Gemeinschaften von Organismen und weniger als vom Kapitalismus isolierte Individuen: Biotechnologien, verstanden als andere lebendige, evolutionäre und mutierende Formen des Widerstands.
Selbstorganisation, Zusammenarbeit und Kommunikation auf dezentralisierte und verteilte Weise sind einige der wunderbaren Aktionen, durch die sich das Leben manifestiert. Das ist es, was „Widerstand leisten wie Bakterien“ bedeutet.
Jurystatement
Bi0film.net: Resist like bacteria ist eine von Jung Hsu und Natalia Rivera ins Leben gerufene offene Plattform, die von Bakterienresistenz inspiriert ist und dazu beiträgt, nomadische Netzwerke zu schaffen, um Demonstrationen auf der Straße zu begleiten und gleichzeitig eine Generation junger Bürger*innen sichtbar zu machen, die ein neues engagiertes Bewusstsein für die Veränderung der Gesellschaft entwickeln. Die symbolische Beteiligung, die auf der aktiven Einbindung in die Gemeinschaft beruht, spiegelt die mutige Hoffnung der jungen Generation und ihr Streben nach Veränderung wider und verdeutlicht, wie sehr alles auf der Welt miteinander verbunden ist, von der mikroskopisch kleinen Biowelt bis hin zum riesigen Globus, auf dem wir leben.
Der gelbe Regenschirm, das Symbol der Regenschirm-Bewegung in Hongkong, wurde zu einer WIFI-Parabolantenne umfunktioniert, um die dezentrale Konnektivität auszuweiten, indem er die Bürger*innen abschirmt und schützt. Obwohl die Epidemie die physische Interaktion eingeschränkt hat, haben zwei Künstlerinnen aus zwei verschiedenen Nationen – und Kontinenten – zusammengearbeitet, um eine Form von Beteiligung zu ermöglichen, die eine alternative Lösung für unsere gemeinsamen soziopolitischen Probleme bieten kann.
Credits
Projekt von: Jung Hsu, Natalia Rivera
Ko-Kreation mit: Mutante, Juan Diego Rivera, Manuel Orellana, Carlos Acosta, Margarita González, Daniel Osorio, Ana Isabel Castrillón, Robert Schnüll, Medienhaus/project
Im Dialog mit: Juan Manuel Anzola, Lulu Hsieh, Carlos Maldonado, ZKL, I Lun Shih, Shung Fuwei
Video-Bearbeitung: Juan Diego Rivera
Shooting: Juan Diego Riveram, Leslie Chi, Chunli Wang
Modelle: Vais Yakarivuwan, Brian Chang
Lektorat Drehbuch: Sandra Ramos
Basierend auf dem Tutorial von Andrew Mcneil: The Wifi Umbrella Ultra long range Wifi
New-Media-Klasse, UDK Berlin, Prof. Jussi Ängeslevä, Luiz Zanotello
Projekt in Verbindung mit dem Suratómica Netzwerk. Koproduziert von Mutante.
https://www.bi0film.net/
Award of Distinction
The Eternal Return, pre-Hispanic Interactions
Cristhian Avila (PE)
The Eternal Return ist eine Kunstinstallation, die auf die private und kollektive Vorstellungswelt einwirken soll, und zwar mit Hilfe von 3D-Abdrücken prähispanischer Musikinstrumente, die mit technologischer Unterstützung von Neuem vom Wind „gespielt“ werden. Es geht darum, zufällige Interpretationen der Vergangenheit einer anderen Person zu hören. Dieser Prozess wirft die Frage auf, wie wir die Zeit verstehen und ob wir, wie im Theseus-Paradoxon, bestätigen können, dass der Klang derselbe ist, wenn sich der Körper verändert?
Zunächst greift das Projekt The Eternal Return, pre-Hispanic Interactions einen realen Alltagsaspekt des vorspanischen Peru auf: den Klang. Zu diesem Zweck werden Repliken von Musikinstrumenten, die bei verschiedenen archäologischen Ausgrabungen entdeckt wurden, in eine musikalische, interaktive und zufällige Installation integriert.
Zweitens versucht das Projekt, die prähispanischen Stücke aus verschiedenen Sammlungen auf der ganzen Welt wieder zugänglich zu machen und neu zu imaginieren, um einige der Lücken in unserem historischen Wissen über diese Zeit zu füllen. Die Installation zielt auch darauf ab, durch das Klangerlebnis ein kollektives Bewusstsein zu enthüllen.
Der Prozess beginnt mit der Zusammenarbeit von Institutionen, die vorspanische Stücke aus ihren Sammlungen zur Verfügung stellen. Diese werden einer tomografischen Untersuchung unterzogen, um eine innere und äußere Karte von ihnen zu erstellen. Anschließend werden sie in einem 3D-Material gedruckt, das tonähnliche Eigenschaften aufweist. Dann werden diese Stücke an ein pneumatisches System angeschlossen, das nach dem Zufallsprinzip Druckluft in jedes Stück einbläst, wobei die aus dem Wind erfassten Daten berücksichtigt werden.
Gleichzeitig verwenden wir einen mit Sensoren bestückten Turm, der die Winddaten erfasst und dank seiner Höhe Hindernisse, die die Qualität beeinträchtigen könnten, vermeiden kann. Diese Daten werden dann an eine Arduino-Platte gesendet, die die Informationen interpretiert. Die Platte ist auch mit einem pneumatischen System verbunden, das Druckluft in das System einführt. Am Ende öffnen und schließen sich einige Magnetventile und geben den Weg für die Luft frei, die die Nachbildungen „anbläst“ und einen Ton erzeugt.
Jurystatement
Eternal Return ist ein Werk, das versucht, ungewöhnliche Informationsschichten freizulegen, die sich aus Windenergie speisen, einer verborgenen Kraft der Natur, die wir normalerweise nicht in ihrer wahren Dimension und Bedeutung erkennen. Durch den Bau eines Windmühlenturms in einem Hof fängt diese Installation die Windenergie ein – die von Natur aus aleatorisch ist – und übersetzt sie in Daten, indem sie Quantifizierungen wie Windstärke, Orientierungswinkel oder Einfallsrhythmen verwendet, die Luftpumpen auslösen, die dann 3D-Nachbildungen prähispanischer Blasinstrumente spielen. Die partizipatorische Installation dient als gigantisches Musikinstrument, dessen Luftklänge Verbindungen aus anderen Zeiten in unseren Alltag bringen und
dadurch zu einer Bibliothek von Ausdrücken aus der Vergangenheit wird. Indem die Installation eine Verbindung zur Erfahrung der Besucher*innen herstellt, verleiht sie der Natur und der Geschichte neuen Wert und reflektiert poetisch über die Bedeutung und Schönheit der Natur. Die Installation fungiert als großer „Windfänger“, der die Moderne umarmt und das Materielle mit dem Immateriellen in Form von überliefertem Wissen versöhnt.
Credits
Künstler: Cristhian Ávila Cipriani
Kurator: Jerson Ramirez
Allgemeine Produktion: Yuriko Tanaka
Mechatronik: Hayashi Mateo
Musikalische Gestaltung: Ronald Sánchez
Technische Assistenz: Esteban Coronel
Beratung: Fánel Contreras, Daniel Ocupa
Mit Unterstützung von: Museo de Arte de Lima, MALI; Fundación Telefónica del Perú; Clínica Javier Prado; Resocentro; 3D Rey; Municipalidad de Lima; Museo Central de Reserva, MUCEN; Sammlung Cohen; G&L ingenieros Corporación; Red Animation Studio
https://cristhianavila.com/
Award of Distinction
Perfect Sleep
Tega Brain (AU), Sam Lavigne (US)
Perfect Sleep untersucht den Schlaf und das Träumen als potenzielle Climate-Engineering-Technologie. Die Arbeit lädt Teilnehmer*innen ein, mit ihren eigenen Schlafzyklen zu experimentieren, und untersucht, wie sowohl Schlafmangel als auch Klimawandel Produkte desselben extraktivistischen kapitalistischen Systems sind, in dem Regeneration, Ruhe und natürliche Grenzen abgetan und nicht wertgeschätzt werden.
Die Arbeit wird in zwei Teilen realisiert: als Smartphone-App und als Installation. Mit der App Perfect Sleep können die Nutzer*innen ihren Schlafrhythmus anpassen und ihre Schlafdauer im Laufe von drei Jahren langsam erhöhen, bis sie einen Zustand des „totalen Schlafs“ erreichen. Um den Nutzer*innen beim Einschlafen zu helfen, haben die Künstler*innen eine Reihe von Trauminkubationstexten bei Simone Browne, Johanna Hedva, Holly Jean Buck und Sophie Lewis in Auftrag gegeben, die die Schläfer*innen dazu auffordern, ihren Traumraum einer Welt jenseits unserer eigenen zu widmen. Diese Texte wurden von der Komponistin Luisa Pereira in Traumlandschaften verwandelt und sind am besten in den Momenten zwischen Wachen und Schlafen zu erleben.
In der Installation Sleep Study kann das Publikum die Traumlandschaften von speziell angefertigten Tagesbetten aus erleben. Das Design dieser Liegemöbel ist inspiriert von den Liegestühlen in Thomas Manns Roman Der Zauberberg, in denen Tuberkulosepatienten in Erwartung ihrer Heilung dösen, sowie von den Schlafkapseln des Silicon Valley, wo der Schlaf ein weiterer Parameter ist, der im unendlichen Streben nach übermäßigem Reichtum und Macht optimiert werden muss. Die Arbeit versucht außerdem, die Auswirkungen, die ein sich ändernder Schlafrhythmus auf das Klima hat, zu modellieren, und stützt sich dabei auf Forschungsergebnisse, die einen Zusammenhang zwischen durchschnittlicher Schlafdauer und BIP sowie zwischen BIP und CO2-Emissionen herstellen. Es werden Szenarien zur Emissionsreduzierung für eine Bevölkerung mit unterschiedlichen Schlafzeiten vorgestellt.
Jurystatement
Sowohl der Schlaf als auch die Klimakrise sind Produkte des kapitalistischen extraktivistischen Systems, und Perfect Sleep lädt das Publikum ein, seinen Schlafrhythmus langsam anzupassen, um einen Zustand des „totalen Schlafs“ zu erreichen, indem es seine Aktivitäten unterbricht und den langfristigen Einfluss dieser Veränderungen auf den CO2-Reduktionsfaktor, die CO2-Emissionen und das Bruttoinlandsprodukt berücksichtigt – sowohl online über eine App als auch offline beim Nickerchen! Das Kunstwerk setzt abstrakte Zahlen in unmittelbare menschliche Erfahrung um und dient als Provokation gegen die erlernte Hilflosigkeit angesichts der globalen Herausforderungen. Einerseits zapft es die allgegenwärtige Bewegung des „Quantified Self“ und der Selbstoptimierung an, stellt sie aber andererseits der planetarischen, kollektiven Verbesserung für uns alle gegenüber und trifft damit den Kern dessen, wofür das „+“ in dieser Kategorie steht: die Ermächtigung, die durch Beteiligung möglich werden kann. Die Medienformate, mit denen die Geschichte erzählt wird – eine herunterladbare mobile App sowie eine räumliche Erfahrung –, machen das Werk einem breiten Publikum zugänglich, bilden aber auch einen treffenden Kontext für die Kritik.
Credits
Künstler*innen: Tega Brain und Sam Lavigne
App-Entwicklung: Sam Lavigne
Trauminkubations-Texte: Simone Browne, Johanna Hedva, Holly Jean Buck und Sophie Lewis
Klangkomposition der Traumlandschaft: Luisa Pereira
Traumlandschaft-Erzählung: Mukundwa Katuliiba
Möbelentwurf: Jordana Maisie Design Studio
Perfect Sleep wurde in Auftrag gegeben vom Museum Sinclair-Haus, Stiftung Kunst und Natur, Bad Homburg.
https://perfectsleep.labr.io/
Honorary Mention
Another Moon
Kimchi and Chips (KR)
Another Moon ist eine groß angelegte Outdoor-„Erscheinung“, bei der ein technisch raffinierter, schwebender Globus aus dem Licht am Himmel geschaffen wird. 40 Türme sammeln tagsüber Sonnenenergie und projizieren dieses Licht nachts zurück in den Himmel, so dass ein zweiter Mond entsteht, wo sich die Strahlen eng überlagern und eine dreidimensionale Form bilden. Das Projekt wurde in den Industrieruinen der Zeche Zollverein (historisch gesehen die produktivste Zeche Europas) präsentiert. Das öffentliche Kunstwerk war bis zu einem Kilometer weit zu sehen und schuf einen Fokus, um wieder ein Gefühl der Verbundenheit zwischen den Menschen in der Post-Corona-Ära zu ermöglichen.
Jede Nacht schalten sich die Laser nacheinander aus, sobald ihre Batterien leer sind. Wann das passiert, hängt davon ab, wie viel Sonnenschein am jeweiligen Tag herrschte. Durch diesen Mechanismus wird auf die Fragilität der tagsüber anfallenden Energie verwiesen und unser On-Demand-Denken in Sachen Energie, wie es in der Ära der Kohlekraft vorherrschte, in Frage gestellt.
Das erste kommerzielle Elektrizitätswerk wurde 1882 in der Nähe der Wall Street in Manhattan in Betrieb genommen und löste die zweite industrielle Revolution der Elektrizität, des Kapitalismus und der Informationstechnologien aus. Diese globale Revolution brachte ein instinktives „Angebot und Nachfrage“-Denken in Bezug auf Energie mit sich: Zusätzliche Energie kann jederzeit geliefert werden, es muss nur mehr Kohle ins Feuer gelegt werden.
Im postfossilen Zeitalter muss sich unser Instinkt erneut ändern, da erneuerbare Energiequellen wie Sonnen- und Windenergie sich nicht nach unserer Nachfrage richten, sondern Energie im Überfluss, aber chaotisch produzieren. Unser Verhältnis zur Energie wird zunehmend dem zum Internet ähneln (zum Beispiel gibt es an einem schlechten Tag wenig Strom, und die Waschmaschine kann nicht laufen. An einem guten Tag gibt es viel Strom, und man kann sein Auto aufladen). Another Moon versucht, diese neue Beziehung zur Energie aufzuzeigen und seinem Publikum zu helfen, neue Instinkte zu entwickeln. Wenn die unregelmäßig liefernde Energiequelle eines klaren, sonnigen Himmels für ein Spektakel genutzt werden soll, muss das Spektakel mit einer unvorhersehbaren Umgebung interagieren und ist von unserer Nachfrage und Kontrolle entkoppelt. Dieser Rhythmus steht im Gegensatz zu dem der Kohlemine, in der das Projekt präsentiert wurde.
Jurystatement
Trotz aller Hoffnungen auf eine Rückkehr zur Normalität nach der Pandemie leben wir weiterhin in außergewöhnlichen Zeiten. Wir sind begieriger denn je nach gemeinsamen Erlebnissen in der physischen Welt, auch wenn das Social Distancing die Einführung von remoter bzw. virtueller Beteiligung beschleunigt hat.
Another Moon ist eine groß angelegte Lichtinstallation am Himmel, die aus der Ferne betrachtet werden kann und ein intimes Erlebnis auf einem städtischen Platz bietet. Die Installation besteht aus einem künstlichen Mond, der mit Energie aus echtem Sonnenlicht beleuchtet wird und eine begrenzte Lebensdauer hat, im Gegensatz zu unserer heutigen Wirtschaft, die Ressourcen von einem anderen Tag und Raum ausborgt. In den letzten Jahren hat die Ausweitung des Wettlaufs in der privatwirtschaftlichen Raumfahrt unsere Wahrnehmung vom menschlichen Territorium auf den (äußeren) Weltraum ausgedehnt. In der Zwischenzeit zwingt uns die Dringlichkeit dazu, über die entscheidenden Mechanismen nachzudenken, die uns die Existenz auf unserem Planeten ermöglichen. Auf poetische Weise schafft der zweite Mond, der durch Sonnenenergie in den Ruinen einer industriellen Kohlemine entsteht, einen Moment des Nachdenkens, einen Aufruf zum Handeln gegen den Klimawandel.
Credits
Kunstwerke von Kimchi und Chips (Mimi Son, Elliot Woods)
Kontrolle und Kalibrierung: Kimchi und Chips
Mechanische Konstruktion: Kimchi and Chips in Zusammenarbeit mit LaserAnimation Sollinger
Technik: Jin Lee, Donghwi Chris Kang, Boeun Kim, Syemin Park
Montage: Blue Wheels Veranstaltungstechnik GmbH
Another Moon ist ein Auftragswerk der Stiftung Zollverein für das NEW NOW Festival, gefördert durch das Ministerium für Kunst und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.
Das Projekt wurde unterstützt von RAG Stiftung, Arts Council Korea – ARKO, 한국문화예술위원회, Fund for Korean Art Abroad (KAMS).
Besonderen Dank an LaserAnimation Sollinger für die fünfjährige Unterstützung des Projekts Another Moon.
https://kimchiandchips.com/works/anothermoon/
Honorary Mention
Behind Shirley
Ibiye Camp (GB)
Behind Shirley dekonstruiert und denkt die kolonialen Narrative bei der Entwicklung von Gesichtserkennungssystemen neu. Es untersucht, wie dunkle Haut von der Chemie des Films nicht berücksichtigt wurde und heute auch bei Gesichtserkennungssoftware ignoriert wird.
In der Fotografie wurden „Shirley-Karten“ als standardisierte Referenz für den Farbausgleich bei Hauttönen verwendet. Diese Karten zeigten in der Regel eine einzelne kaukasische Frau in heller Kleidung und farbige quadratische Blöcke in Blau, Grün und Rot. Die Chemikalien verfälschten Rot-, Gelb- und Brauntöne, was zu Fehlern beim Fotografieren dunklerer Haut führte. Der Film wurde erst verbessert, als sich Möbel- und Schokoladenhersteller darüber beschwerten, dass er nicht in der Lage war, die unterschiedlichen Holzmaserungen und Schokoladensorten zu erfassen. Die Vorliebe für helle Haut in der Technik ist auch heute noch vorhanden, sodass die Gesichtserkennung gelegentlich Menschen mit dunkler Hautfarbe nicht erkennt.
Die algorithmische Voreingenommenheit in der digitalen Bildgebungstechnologie ist auf menschliche Voreingenommenheit zurückzuführen. Wenn wir versuchen, eine Künstliche Intelligenz zu schaffen, bauen wir unweigerlich die menschliche Intelligenz nach. Die Künstliche Intelligenz findet Muster in Datenbeständen, die unser eigenes Verhalten widerspiegeln und dessen negative Aspekte oft noch verstärken. Empathie gewinnt in der Künstlichen Intelligenz, in Datensätzen und Algorithmen zunehmend an Bedeutung, also in Bereichen, deren inhärente Perspektiven weiter hinterfragt werden müssen.
Jurystatement
Gesichtserkennung, Künstliche Intelligenz und Algorithmen regeln unseren Zugang zu Informationen – von der Entsperrung unseres Smartphones mit einem Blick bis hin zur Vorhersage zukünftiger Verbrechen, zur Gesundheitsfürsorge, zur Überwachung durch die Strafverfolgungsbehörden, zur Flughafenkontrolle, Beschäftigung und Sozialhilfe. Der anhaltende Mangel an Diversität im Bereich der Vorstellungskraft und der Entscheidungsfindung in der Tech-Industrie sowie das Fehlen von Gesetzen, die auf die Technologie anwendbar sind, vergrößern nur die bereits bestehende Rassendiskriminierung und Ungleichheit. Behind Shirley erinnert an die frühen Jahrzehnte der Erfindung der Fotografie, in denen ein einziges hellhäutiges kaukasisches Bild als standardisierte Referenz zum Farbausgleich verwendet wurde. Infolgedessen war die Technologie nicht in der Lage, schwarze und braune Körper korrekt darzustellen. *Behind Shirley* versucht, unsere historischen Erinnerungen an technologische Unzulänglichkeiten aus der Vergangenheit wiederherzustellen und sie mit der heutigen Gesichtserkennungssoftware zu verknüpfen. Dass nach wie vor helle Haut als Referenz für die Farbkalibrierung dient, hat tiefgreifende, lebenslange Folgen für schwarze und braune Körper in einer Vielzahl von Lebensbereichen, von den Medien und der Technik bis hin zum Gesundheitswesen und dem Strafrechtssystem. Behind Shirley bietet neue Möglichkeiten des algorithmischen Widerstands, indem es Technologie nutzt, um sich eine spekulative Zukunft vorzustellen, in der sich widerständige Körper der wachsenden Bewegung anschließen, in der Rassengerechtigkeit algorithmische Gerechtigkeit ist.
Credits
Behind Shirley, Film 5’58“, von Ibiye Camp
Mit Unterstützung von: 5th Istanbul Design Biennial
https://cargocollecive.com/ibiyecamp/Behind-Shirely/
Honorary Mention
Brave New Commons
Masaki Fujihata (JP)
Brave New Commons ist ein Projekt, das sich mit der neuen Form von Eigentum an digitalen Kunstwerken befasst, die durch NFTs ermöglicht wird, wobei die Einzigartigkeit eines Werkes nicht auf konventionellen Materialien beruht, sondern diese neuartige Form des Eigentums die Eigenschaften digitaler Daten nutzt. Im Gegensatz zur offenen Auktion mit aufsteigendem Preis habe ich sie „Unterteilungsmethode“ genannt: Dabei wird der Preis eines Kunstwerks mittels Division eines von den Künstler*innen festgelegten Preises durch die Anzahl der Käufer*innen bestimmt. Eine höhere Anzahl von Käufer*innen führt zu einem niedrigeren Preis. Da bei digitalen Daten nicht zwischen Original und Duplikat unterschieden wird, können mehrere Personen dasselbe Kunstwerk besitzen, wodurch eine Form des „verteilten Eigentums“ entsteht, die sich von dem unterscheidet, was manche „Miteigentum“ nennen.
Künstler*innen dachten lange, dass das Anfertigen von Kopien und die Weitergabe der einzige Weg sei, um digitale Kunstwerke für die Zukunft zu sichern, ähnlich wie bei Public-Domain-Software. Nun kamen die NFTs ins Spiel, aber die derzeitige wirtschaftliche Situation rund um NFT-Kunst ist zu spekulativ. Deshalb wurde dieses Projekt realisiert, um den Zustand der NFT-Kunst zu kritisieren.
Jurystatement
Unter den vielen NFT-Projekten, die für den Prix Ars Electronica eingereicht wurden, ist *Brave New Commons* eines der wenigen, das darüber spekuliert, wie es anders hätte sein können. Anstatt auf der Hype-Welle der Spekulation und der Anerkennung des Wertes digitaler Kunst als spekulative Investition auf dem Kunstmarkt mitzureiten, erinnert uns Masaki Fujihata daran, wie die immaterielle Leichtigkeit digitaler Kunst hätte bewertet werden können. Gleichzeitig präsentiert er eine ironische Bewertung des gehypten Bereichs der NFTs im Allgemeinen. Indem er eine tmp-Datei ausgräbt, die auf einem alten Medium aus seiner frühen Karriere als Künstler zwischengespeichert war und auf wundersame Weise den kurzsichtigen Fokus digitaler Artefakte über 30 Jahre überlebt hat, wird ihre visuelle Bedeutungslosigkeit durch ihre schiere Existenz in den Schatten gestellt. Die visuelle Ähnlichkeit mit den vielen Pixeln des heutigen NFT-Wahns wird dann in etwas anderes als spekulative Geldwäsche verwandelt: Der vom Künstler festgelegte Preis wird durch die Anzahl der interessierten Käufer geteilt, die alle einen gleichen Teil des festgelegten Preises zahlen. Auf diese Weise steht der Wert, wie ihn der Künstler und die Eigentümergemeinschaft sehen und wie ihn das Publikum erlebt, in krassem Gegensatz zur aktuellen Krypto/NFT-Realität.
Credits
Konzept: Masaki Fujihata
Ausstellung Coded Theory 2021, 3331 Arts Chiyoda, Tokio, organisiert von Masato Nakamura (commandA LLC).
Koordination: Himi Tsukayama (nutriment), Arasuke.
Unterstützt von Aiko Konabe (Startbahn Inc).
Website: Akihiro Kato (drawCircle Inc), Daishi Tajima (TISSUE org.)
Besonderer Dank an Taihei Shii (Startbahn Inc.)
http://mf.3331.jp/
Honorary Mention
BLACKTRANSARCHIVE.COM / WE ARE HERE BECAUSE OF THOSE THAT ARE NOT
Danielle Brathwaite-Shirley (GB)
Traditionell waren schwarze Trans-Menschen in Archiven missrepräsentiert oder waren erst gar nicht vorhanden. BLACKTRANSARCHIVE.COM, auch bekannt als WE ARE HERE BECAUSE OF THOSE THAT ARE NOT , ist ein Archiv, das von und für schwarze Trans-Menschen aufgebaut und gestaltet wurde. Ziel des Archivs war es, einen Weg zu finden, „Black Trans Existence“ präziser zu speichern, als Archiv, das uns auslöscht, während es versucht, uns zu erinnern. Das Projekt, das in einem 3D-animierten Spiel gipfelt, bewahrt die Geschichten schwarzer Trans-Menschen und schafft einen Raum, in dem unsere Existenz nicht ignoriert werden kann. Das Stück, das zusammen mit den Künstler*innen Ebun Sodipo, Tobi Adebajo, Jacob V Joyce und anderen Mitwirkenden entwickelt wurde, wurde von Grund auf von einem Team schwarzer Trans-Personen zusammengestellt, die ihre eigenen Erfahrungen als Grundlage für die Entwicklung nutzten. Auf Basis dieser Gespräche wurden alle Charaktere, Landschaften und Geschichten zu einem lebendigen Abbild ihrer selbst ausgearbeitet.
Im Stil eines „Choose Your Own Adventure“ und unter dem Einfluss von PS1-Spielen müssen die Besucher*innen ihre eigene Identität preisgeben, um Zugang zu dem Werk zu erhalten. Je nachdem, wie sie mit dem Archiv umgehen, wird ihre Reise durch das Werk ihren Umgang damit widerspiegeln.
Jurystatement
BLACKTRANSARCHIVE.COM rekonfiguriert auf kritische Weise unsere Vorstellung von Archiven, indem es neue Möglichkeiten des Zugangs zu ihnen bietet und gleichzeitig ihre institutionellen Formen in Frage stellt, die an patriarchale Kategorisierungen gebunden sind, die schwarze Trans-Menschen vernachlässigen oder falsch darstellen. Die Antwort der Künstler*innen ist ein Archiv in Form eines webbasierten 3D-Videospiels, das von und für schwarze Trans-Personen entwickelt und gestaltet wurde. Die Designer*innen und Entwickler*innen haben ihre eigenen Erfahrungen berücksichtigt, um eine praktikable und offene Plattform zu schaffen, die das Verhältnis zwischen Macht, Wissen und Subjektivität, das in den heutigen digitalen Plattformen vorherrscht, neu strukturiert. Durch die Verwendung gut ausgearbeiteter 3D-Charaktere und Landschaften nimmt uns BLACKTRANSARCHIVE.COM mit auf eine umfassende Erkundung einer virtuellen Welt, die von fluiden Geschlechtern und Persönlichkeiten bewohnt wird. Sie ist absichtlich aus der Perspektive schwarzer Trans-Personen gestaltet und wirkt daher nicht für jeden einladend. Während man jedoch mit dem Archiv interagiert, entsteht ein intimer Dialog, der zeigt, dass Solidarität und Empathie in einer Online-Welt möglich sind, die in der Regel geschlechtsspezifisch und rassistisch hierarchisiert ist.
Credits
Regie: Danielle Brathwaite-Shirley
Programmierung, Coding: Emily Martinez
Mitwirkende: Danielle Brathwaite-Shirley, Marikiscrycrycry, Pacheanne, Tobi Adebajo, Ebun Sodipo, Bernice Mulenga, Ornella Ospino Blkmoodyboi, Jacob v Joyce, Shay P-W, Zamy, Camus-Doughen, Elijah Che, Travis Alabanza, Raks, Arthur Kibet, Vik, Aaron Marlowe, Christopher
Besonderer Dank an METRO Transcend
In Auftrag gegeben von Science Gallery
https://blacktransarchive.com/
Honorary Mention
morphecore
Daito Manabe + Shingo Oono + MIKIKO
morphecore war eine experimentelle Lecture-Performance, die neue Möglichkeiten für Performances an der Schnittstelle von Neurowissenschaft und Tanz auslotete. Mittels fMRT- und Gehirndekodierungstechnologie rekonstruierte das Projekt Körperhaltungen aus der Aktivität des visuellen Kortex und generierte eine Choreografie, die weiter manipuliert wurde, um eine Reihe von physischen Variablen zu testen – von den Auswirkungen der Schwerkraft bis hin zu Muskelelastizität und Gelenkrotation –, um zu erforschen, welche Arten von Tanz jenseits von realen Zwängen entstehen könnten. Die Ergebnisse wurden in einem Video präsentiert, das von einem Avatar von Daito Manabe gesprochen wurde, und gipfelten in einer Tanzperformance dieses digitalen Daito, die zunehmend abstrakter wurde, je mehr sie die physischen Grenzen des menschlichen Körpers überschritt. Die Tanzperformance stützte sich auf 3D-Scandaten von Daito Manabe, auf die von fMRI aufgezeichnete Aktivität des visuellen Kortex und auf Motion-Capture-Daten von Shingo Oono und ELEVENPLAY-Tänzern.
Durch die Analyse und Rekonstruktion des Tanzes als drei konstituierende Elemente – Haltung, Bewegung und Choreografie – wollten wir körperliche Ausdrucksformen untersuchen, die frei von den Zwängen der Schwerkraft und den physischen Grenzen des Bewegungsumfangs des Körpers sind. Durch die weitere Untersuchung des „Rauschens“ und der „Störungen“, die in chaotischen neuronalen Prozessen entstehen, nahm das Projekt eine Zukunft vorweg, in der Tanz durch Klangreize im Gehirn erzeugt werden könnte, die eine interaktive Reaktion im Körper hervorrufen.
Da die Coronavirus-Pandemie die Erhebung neuer Daten von Proband*innen verhinderte, wurde die Arbeit als Prototyp auf der Grundlage von Simulationen erstellt, die sich auf fMRI-Daten und -Verfahren aus dem Jahr 2018 stützen. Obwohl ein zukünftiger tatsächlicher Datensatz unweigerlich andere Ergebnisse hervorbringen wird, bleiben die dem Projekt zugrunde liegenden Methoden zur Entschlüsselung des Gehirns dieselben. Es handelt sich um ein laufendes Projekt.
Jurystatement
Die Tanzperformance Morphecore, die eindeutig als „Work in Progress“ zu verstehen ist, macht den schwer fassbaren Diskurs über Brain-Computer-Interfaces zu einer greifbaren Erfahrung. In Zusammenarbeit mit hochmodernen Gehirnscans der Universität Tokio und einem trainierten Machine-Learning-Modell ordnen die Künstler die imaginierten Posen einem manipulierten 3D-Modell zu und animieren eine Abfolge dieser Posen zu einer Choreografie. Die Grenzen der Gehirnmessung sind in der glitchartigen Bewegung deutlich spürbar, aber gleichzeitig wird das Potenzial auf eine unmittelbare Weise wiedergegeben: nicht mehr als theoretische Referenz oder philosophische Position, sondern als konkrete Erfahrung mit maßgeschneiderter Ästhetik. Das Werk unterstreicht die Rolle, die interaktive Kunst (+) spielen kann, indem sie den Hoffnungen und Sorgen des technologischen Fortschritts einen Spiegel vorhält, und zwar in einer direkten, nachvollziehbaren Erfahrung. Das Werk ist auch eine ergreifende Reflexion über die körperlose Existenz, die wir alle im letzten Jahr bei Zoom-Calls erlebt haben und die uns die Sehnsucht nach körperlicher Berührung spüren lässt.
Credits
Motion-Capture-Tanz und Choreographie: Shingo Okamoto
Betreuung: MIKIKO (ELEVENPLAY)
Musik-Koproduzent: Hopebox
Schnittregie: Kenichiro Shimizu (PELE)
CG-Regie: Kenta Katsuno (+Ring)
Effekte: Tetsuro Takeuchi (quino grafix)
Effekte: Jun Satake (TMS JINNIS)
Effekte: Tai Komatsu (cai) ,Keisuke Toyoura (cai)
Effekte: Mikita Arai (freiberuflich)
Effekte: Tsukasa Iwaki (+Ring)
CG-Produzent: Toshihiko Sakata (+Ring)
Datenverarbeitung: 2bit
Bewegungserfassung: Crescent, Inc.
3D-Scan: K‘s DESIGN LAB
Komposition: Naoya Kawata (PELE)
Projektleitung: Naoki Ishizuka (Rhizomatiks) + Yurino Nishina (PELE)
Produktion: Takao Inoue (Rhizomatiks)
https://rhizomatiks.com/en/work/morphecore/
http://www.daito.ws/
https://rhizomatiks.com/
Honorary Mention
NoSearchBar
Erik Anton Reinhardt (DE)
Es kann zwischen spezifischem und unspezifischem softwarebezogenen Datenzugriff unterschieden werden: Die spezifische Suche hält aufgrund ihres Daseinszwecks kaum Überraschungen bereit. Wir finden, was wir suchen, die Probleme, Vorlieben und Bedürfnisse sind spezifisch individuell, überwiegend umweltbezogen und selbstbestimmt. Die Menge der von Websites gesammelten Daten scheint jedoch zu groß zu sein. Eine triviale oder komplexe spekulative Form des Sortierens, Kategorisierens und Kuratierens ist gefragt – der unspezifische Zugang. Beispiele hierfür sind Vorhersagesysteme, Sortier-, Kategorisierungs- und Empfehlungssysteme, die versuchen, Probleme, Vorlieben und Bedürfnisse der Nutzer zu antizipieren, aber oft auch neue zu schaffen. Wenn wir die Suchleiste entfernen, sind wir einer ideologischen Software-Vorwegnahme ausgesetzt. Wir haben nicht mehr die Möglichkeit, unsere eigenen Probleme, Vorlieben und Bedürfnisse zu artikulieren, sondern werden immer mit gemischten Gefühlen zwischen Frustration und der Hoffnung zurückgelassen, dass doch noch das Richtige herauskommen könnte.
Jurystatement
Die neue Mentalität des kognitiven Kapitalismus, auf der das Internet basiert, stützt sich in hohem Maße auf Suchfunktionen, die bestimmen, wie wir unseren digitalen Lebensraum erleben. Wenn wir online suchen, finden wir nicht nur Antworten, sondern geben auch wertvolle Informationen über unsere Interessen und Motivationen ein und füttern gigantische Datenbanken, die persönliche Daten extrahieren und akkumulieren, die die Grundlage für Empfehlungssysteme bilden. Die Antizipation des menschlichen Verhaltens durch die Analyse der Informationen, nach denen wir alle suchen, ist der Kern des Geschäftsmodells von Google und der zukünftigen Produkte und Dienstleistungen, die es anbieten wird. Allerdings lassen Suchwerkzeuge systematisch Informationen außer Acht oder schließen sie ein, wobei sie einigen Informationen auf Kosten anderer Bedeutung beimessen. Suchmaschinen sind nicht nur eine technische Meisterleistung, sondern beinhalten auch politische und soziale Ausgrenzungen, die unsere Fähigkeit, das Richtige zu finden, einschränken. *NoSearchBar* ist eine Chrome-Erweiterung, die die Suchfunktion von Websites entfernt. Wenn wir sie benutzen und unsere Suchmöglichkeiten einschränken, bringt sie uns dazu, kritisch über unsere starke Abhängigkeit von textbasierten Suchanfragen nachzudenken. Gleichzeitig hilft sie uns, unsere Neugierde wiederzuerlangen und Informationen über andere Mechanismen als die Suche zu finden.
Credits
Finn Jakob Reinhardt, New Media Class (UdK Berlin)
https://www.ereinhardt.net
https://chrome.google.com/webstore/detail/nosearchbar/fjjlanpalmagenpageablaphkfcchado?hl=de
Honorary Mention
Siempre se tienen 19 años en un rincón del corazón / Du behältst 19 Jahre immer in einer Ecke deines Herzens
Gabriela Munguía (MX), Germán Pérez (AR)
Die immer noch funktionale Architektur des Espacio de Arte Contemporáneo, heute das kulturelle Epizentrum der Stadt Montevideo, erinnert ständig an die Vergangenheit. Dieses Gebäude, das heute der Kunst und Kultur im Herzen des historischen Zentrums gewidmet ist, diente fast 130 Jahre lang als Haftanstalt und war unter dem Namen „Migueletes-Gefängnis“ bekannt. Diese große panoptische Maschine, die dem Wegsperren und der Isolation diente, wurde als Instrument der Moderne zur Kontrolle und Auslöschung von Körpern eingesetzt. Wie können wir diese große Maschinerie in eine Vorrichtung zur Erinnerung an Körper und Materie rekonstruieren, die Schicht für Schicht diesen physischen und symbolischen Raum, den wir bewohnen, immer wieder neu zusammensetzen?
Siempre se tiene 19 años en un rincón del corazón („Du behältst 19 Jahre immer in einer Ecke deines Herzens“) wurde als anarchäologische Übung geboren, die versucht, eine Vergangenheit anzuerkennen, deren Narben und Wunden auch 20 Jahre später noch latent vorhanden sind. Bei dieser Suche wurde technologisches Gerät als sensible Schnittstelle eingeflochten, die dazu beiträgt, die Tiefe unserer heutigen biopolitischen Architekturen sichtbar zu machen.
Die Installation besteht aus zwei Zeichenmaschinen, die verschiedene Texte an die Wände schreiben, die in den verlassenen Zellen des Gefängnisses gefunden wurden und von den Gefangenen stammen, die einst in diesem Raum eingesperrt waren. Diese Erinnerungsmaschinen interagieren als Gesten in der Geschichte dieses Raumes, der immer noch seine Identität abstreitet, und artikulieren einen Dialog zwischen der Latenz der Vergangenheit und den Spuren der aktuellen Körper und ihrer materiellen Erinnerung.
Dieses Projekt dient der Entwicklung von Maschinen und Algorithmen, die es uns ermöglichen, die Interaktion zwischen Mensch, Maschine und Architektur als kollektive Erfahrung von Territorien zu erproben. Durch einen transdisziplinären Ansatz erforscht dieses Projekt digitale Open-Source-Technologien, um das strukturelle Gedächtnis eines Ortes wiederherzustellen. Es bringt die Machtsysteme in Konflikt mit den Körpern, die diesen Ort bewohnen und ihn zusammen mit seinen symbolischen und materiellen neuen Resignifikationen, Ruinen und Rissen gestalten.
Jurystatement
Das Projekt Siempre se tiene 19 años en un rincón del corazón ist ein Reenactment und eine archäologische Übung, die mit 3D-gedruckten Open-Source-Tech-Geräten am Standort des ehemaligen Migueletes-Gefängnisses durchgeführt wird, das heute der Espacio de Arte Contemporáneo ist, das kulturelle Epizentrum der Stadt Montevideo. Bei der Installation handelt es sich um eine Live-Performance, bei der zwei Zeichenmaschinen langsam und präzise die in den Gefängniszellen gefundenen Texte und Zeichnungen auf die Wände übertragen, die von den Gefangenen stammen, die einst in diesem Raum eingesperrt waren. Politisch motivierte Strafen sind seit jeher ein Instrument der Unterdrückung, Ausbeutung und Kolonialmacht. Seit den 1970er-Jahren haben viele Länder ihre Strafmaßnahmen verschärft, und der industrielle Gefängniskomplex hat sich zu einem der am schnellsten wachsenden Absatzmärkte für Investitionskapital entwickelt. Die Installation ist eine kraftvolle poetische Geste, die das Potenzial von Maschinen und Algorithmen erforscht, um unsere verblassten historischen Erinnerungen wieder aufleben zu lassen, indem sie die Handlungen der ausgelöschten und gefangenen Körper reinkarnieren.
Credits
Dieses Kunstwerk wurde vom Espacio de Arte Contemporáneo de Montevideo, Uruguay, für die Ausstellung Delitos del Arte zu seinem zehnjährigen Jubiläum in Auftrag gegeben.
https://www.gabrielamunguia.com/artes/siempre-se-tiene-19-anos-en-un-rincon-del-corazon
Honorary Mention
Technologies of Hope & Fear: 100 Pandemic Technologies
Marek Tuszynski (PL), Stephanie Hankey (GB)
Technologies of Hope & Fear ist ein künstlerisches Archiv von hundert datengesteuerten, Machine-Learning- und KI-gestützten Technologien, die entwickelt, vermarktet und implementiert wurden, um die Pandemie zu bewältigen und letztlich der Gesellschaft zu helfen, „zur Normalität zurückzukehren“. Ob an unserem Körper befestigt, in Krankenhäusern, Schulen und Bahnhöfen installiert, in der Luft schwebend oder Informationen aus den sozialen Medien auslesend – dieses Projekt zeugt von der Revolution in der Umgebungs-, Biometrie-, Mobilitäts- und Verhaltensüberwachung und von der Intelligence Revolution, die durch die Pandemie ermöglicht wurde.
Das Projekt erstellt eine Momentaufnahme vom Beginn der Pandemie. Es ist ein kuratiertes künstlerisches Archiv, das dokumentiert, wie rasch sich Nutzung von Daten und Informationen als Reaktion auf die Krise verändert hat. Das Künstlerarchiv, dessen Elemente aus über 250 Technologien weltweit ausgewählt wurden, untersucht, wie sich der datengesteuerte „Katastrophenkapitalismus“ als Reaktion auf die Krise sowie die sprachlichen und ästhetischen Formen der Unternehmensnarrative verändert haben, die in Werbevideos und visuellen Metaphern festgehalten werden. Es dokumentiert pandemiebedingte Überschreitungen zwischen öffentlicher und privater Sphäre auf der ganzen Welt.
Indem es die Kompromisse zwischen Sicherheit und Freiheit, Überwachung und Kontrolle untersucht, befasst sich das Projekt bewusst mit Fragen der Skalierung zwischen dem Einzelnen und Millionen von Menschen, mit Rückkopplungsschleifen, die individuelle und kollektive Einsichten schaffen.
Es zeichnet den Aufstieg des „Pandemic Pivots“ auf, einer Reihe von Lösungen, die nach Problemen suchen.
Einige dieser Technologien bringen Hoffnung, andere spielen mit unseren Ängsten. Letztlich stellt das Projekt die Frage: Welche Art von Gesellschaft bauen wir auf? Welche Kompromisse sind wir bereit einzugehen? Und helfen uns diese technischen Lösungen bei der Bekämpfung des Virus oder nur bei der Kontrolle der Wirte?
Jurystatement
Die Pandemie als Krise wurde zu einem Wendepunkt, der einen tiefgreifenden Einfluss auf das menschliche Verhalten, auf Leben und Arbeit hatte und hat. Sie wurde aber auch zu einer Gelegenheit für Regierungen und Unternehmen, weitere Überwachungsinstrumente einzusetzen und noch einen Schritt in Richtung Normalisierung der Überwachung zu machen. Technologies of Hope & Fear ist ein aktuelles und relevantes Werk, das uns eine Momentaufnahme von datengesteuerten, KI- und Machine-Learning-gestützten und Technologien für Pandemien präsentiert, die als Lösungen entwickelt und vermarktet wurden, um die Gesellschaft „zurück zur Normalität“ zu bringen. Gleichzeitig ist es eine Sammlung von Ideen für technologische Lösungen und eine weitere Erinnerung an die Besessenheit der Tech-Welt und ihren blinden Glauben an Datenerfassung und Quantifizierung als Antwort auf alles.
Credits
Gestaltung, Forschung und Leitung: Stephanie Hankey und Marek Tuszynski
Mitwirkende des Tactical-Tech-Teams:
Gestaltung: Yiorgos Bagakis
Technische Leitung: Laurent Dellere
Redaktion: Christy Lange
Lektorat: Alexander Ockenden
Mitarbeit:
Recherche und Produktion: Patrick Harvey
Illustrationen: Ann Kiernan
Technik: Bernardo Loureiro
Besonderer Dank an Daphne Dragona
Mit Unterstützung von: The Onassis Stegi: Concept development, artistic direction and digital production support. Das Projekt entstand während der „Geographies of AI“-Residency von Onassis Stegi, die im Rahmen des European ARTificial Intelligence Lab 2020 organisiert wurde. Kofinanziert durch das Creative-Europe-Programm der Europäischen Union. Die schwedische Agentur für internationale Entwicklungszusammenarbeit (SIDA): Unterstützung für die internationale Forschungskomponente des Projekts.
https://techpandemic.theglassroom.org/
Honorary Mention
The Zizi Show
Jake Elwes (GB)
„Wenn KI der Gesellschaft einen Spiegel vorhält, dann trägt Zizi das Make-up auf.“
Drew Hemment
The Zizi Show (2020) ist ein Deepfake-Drag-Kabarett, eine virtuelle Online-Bühne, auf der eine bahnbrechende neue Show mit einem gewissen Etwas stattfindet. Sie zeigt Nummern, die mit Hilfe der Deepfake-Technologie in Zusammenarbeit mit der Londoner Drag-Community entwickelt wurden. The Zizi Show nimmt einen der vorherrschenden Mythen über KI auseinander, nämlich die Vorstellung, dass „eine Künstliche Intelligenz“ ein Ding ist, das wir mit einer Person verwechseln könnten. Es geht auch darum, wie wir unsere eigenen Datensätze erstellen und die Kontrolle darüber zurückerobern können. Der queeren Community geht es auch darum, ob sie von diesen Systemen erkannt werden will und wie sie diese Systeme queer machen kann.
Die Körper in der Show wurden von neuronalen Netzen generiert, die an einer Gemeinschaft von Drag-Künstler*innen trainiert wurden. Sie wurden gefilmt, um Trainingsdatensätze in einem Londoner Kabarettlokal zu erstellen, das während COVID-19 geschlossen war. Das Projekt eröffnete sichere Räume für kreativen Ausdruck, sowohl persönlich als auch online.
The Zizi Show konstruiert und dekonstruiert ein virtuelles Kabarett, das die Grenzen dessen, was man sich auf einer digitalen Bühne vorstellen kann, auslotet. Während jedes Aktes ist das Publikum eingeladen, mit der Website zu interagieren und damit zu spielen, welche Deepfake-Körper welche Lieder aufführen. Die Deepfakes wurden kollaborativ und in einem positiven Geist geschaffen, sie widersetzen sich der ausbeuterischen und unterdrückerischen Natur von Deepfakes. Manchmal funktioniert dies nicht, wenn nämlich die KI versucht, unmögliche Positionen zu konzipieren oder mehrere verschiedene queere Identitäten zu kombinieren; sie kann sogar das Skelett enthüllen, auf dem das Deepfake aufgebaut ist.
The Zizi Project (2019 –) ist eine Sammlung von Arbeiten von Jake Elwes, die die Überschneidung von KI und Drag-Performance erforschen. Es handelt sich um eine Partnerschaft mit der Forschungsgruppe Experiential AI am Edinburgh Futures Institute. Drag stellt das Geschlecht in Frage und erforscht das Anderssein, während KI als Konzept und Werkzeug oft mystifiziert wird und an der Reproduktion sozialer Vorurteile beteiligt ist. Zizi kombiniert diese Themen mittels einer synthetischen Deepfake-Drag-Identität, die mithilfe von maschinellem Lernen erstellt wird. Das Projekt untersucht, was KI uns über Drag lehren kann und was Drag uns über KI lehren kann.
Jurystatement
Künstliche Intelligenz, neuronale Netze und Gesichtserkennungstechnologien sind oft mystifizierte Konstrukte, Konzepte und Werkzeuge und mitschuldig an der Reproduktion sozialer Vorurteile und der Verstärkung von Rassismus. Aber was könnte passieren, wenn sich eine KI mit Drag überschneidet? The Zizi Show reagiert auf die mangelnde Repräsentation und Vielfalt in Trainingsdatensätzen, die in der Regel auf normativen Identitäten basieren, und versucht, diese Systeme zu stören und zu unterlaufen, indem sie Drag- und genderfluide Gesichter einbezieht. Das Ergebnis ist ein außergewöhnliches Deepfake-Drag-Kabarett, das die Grenzen digitaler Bühneninhalte verschiebt und den queeren Gemeinschaften, die an der Erstellung des Datensatzes beteiligt waren, die Kontrolle zurückgibt, während es gleichzeitig die Vorstellungen von Geschlecht in Frage stellt. In der Show, die online zugänglich ist, kann man sich einen Hirsch-Avatar aussuchen, einen Song wählen und seinen eigenen Auftritt kreieren, während die glitchige Ästhetik die Fragilität von KI-Technologien aufzeigt.
The Zizi Show ist eine dringend benötigte Injektion von Queerness, Differenz und Andersartigkeit in einer ansonsten von KI geprägten Welt, die aus konstruierten, binären Identitäten besteht.
Credits
Künstler, Programmierer und Produzent: Jake Elwes
Drag-Regie: Me the Drag Queen
Web & Entwicklung: Alexander Hill
Kamera & Beleuchtung: Toby Elwes
Drehort (LGBTQ+ Cabaret Venue): The Apple Tree
Drag-Künstler*innen: Bolly-Illusion, Cara Melle, Chiyo, Dakota Schiffer, Lilly SnatchDragon, Luke Slyka, Mahatma Khandi, Mark Anthony, Me, Oedipussi Rex, Ruby Wednesday, Sister Sister, Tete Bang
The Zizi Show ist Teil von The New Real des Edinburgh Futures Institute beim Edinburgh International Festival
https://zizi.ai/
Honorary Mention
Voz Pública
Dora Bartilotti (MX)
Voz Pública ist ein partizipatorisches Kunstwerk mit einem stark taktischen Mediationsaspekt, das den Protest gegen geschlechtsspezifische Gewalt im städtischen Kontext Lateinamerikas verstärken soll. Das Projekt will ein Mechanismus sein, der jenen eine Stimme verleiht – und diese noch verstärkt –, die normalerweise von einer Gesellschaft neutralisiert werden, die Frauen immer noch diskriminiert und Gewalt unsichtbar macht. Es ist eine Beschwerde und kollektive Forderung und verlangt unser Recht auf die Stadt zurück.
Ausgehend von einem Engagement für kreativen Aktivismus besteht das Projekt aus drei Teilen, die zusammenwirken:
Der erste Teil besteht aus einer Online-Partizipations- und Visualisierungsplattform (www.vozpublica.cc), auf der Frauen und nicht-binäre Menschen auf anonyme Weise persönliche Geschichten im Zusammenhang mit diesem Problem teilen können. Aus diesen Beiträgen wird eine Datenbank erstellt, die mit den anderen beiden Teilen des Projekts verknüpft ist.
Der zweite Teil besteht aus einem elektronischen Textil, das diesen Geschichten mittels Sprachsynthesizer eine Stimme verleiht und diese verstärkt, sodass sie im öffentlichen Raum physisch präsent sind. Dieses Textil bezieht sich auf visueller Ebene auf die lateinamerikanische Textiltradition und verwendet Grafiken mit Bezug zu aktivistischen und feministischen Kämpfen. Der elektronische Teil des Textils besteht aus einem eingebetteten Computersystem, leitfähigen Fäden und einer Reihe von Mikrolautsprechern. Auf diese Weise stellt das Textil eine Verbindung zum Internet her, lädt die Datenbank mit den Testimonials herunter, wandelt sie in Sprache um und verstärkt sie automatisch.
Der dritte Teil besteht aus einer Reihe von künstlerischen Laboratorien mit dem Namen „La Rebelión textil“ („Die textile Rebellion“). Diese Laboratorien sollen gesellige Räume für Reflexion und Wissensaustausch sowie für die Aneignung und gemeinschaftliche Gestaltung elektronischer Textilien auf der Grundlage des ursprünglichen Prototyps sein. Das Endziel dieser Labors ist es, kollektive performative Aktionen zu entwickeln und diese Geräte im öffentlichen Raum zu aktivieren, die unser Recht auf die Stadt zurückfordern. Bislang sind sieben Ausgaben von La Rebelión Textil entwickelt worden.
Jurystatement
In Zeiten einer globalen Krise, die von geschlechtsspezifischer Gewalt und anhaltender Verletzung der Menschenrechte von Frauen, Mädchen und nicht-binären Menschen gekennzeichnet ist und zur Aufrechterhaltung struktureller geschlechtsspezifischer Ungleichheiten beiträgt, wird Voz Pública zu einer mächtigen partizipativen Plattform, die das Schweigen bricht. Voz Pública ermöglicht es Frauen und persönlichen Geschichten über geschlechtsspezifische Gewalt anonym über eine partizipatorische Online-Plattform zu teilen. Dort werden ihre Geschichten dann in kollaborative elektronische Textilien eingebettet, die auf traditionelle lateinamerikanische Textilien und Grafiken verweisen, die in Zusammenhang mit dem Kampf der Frauen stehen. Diese Textilien können bei Protestaktionen aktiviert und zu einem verstärkenden Mechanismus werden, um diese Geschichten auf die Straße zu tragen und ihnen Gehör zu verschaffen. Das ultimative Ziel des Projekts ist es, diese Stimmen in den öffentlichen Raum und in die Gesellschaft zu tragen – in eine Gesellschaft, die sich nicht nur weigert, die Gewalt zu hören, sondern sie ignoriert und Frauen und nicht-binäre Menschen diskriminiert.
Credits
Projekt von: Dora Bartilotti (Idee und Konzeption, Textildesign und -produktion, Grafik- und Webinterfacedesign, Design und Lehre von Laboratorien, performative Aktionen, Textilprogrammierung und Elektronik)
Web- und Elektronikprogrammierung: Leonardo Aranda
Ein besonderer Dank geht an alle Teilnehmer*innen der sieben Ausgaben von La Rebelión Textil.
Mit Unterstützung von: Virtual Residence – FEM TEK (Bilbao); Artistic Residences program – FONCA (Mexico); Immersion Laboratory Residence – Digital Culture Center (Mexico)
https://www.vozpublica.cc/
https://www.dorabartilotti.com/voz-publica