Cyber Arts 2022: Die besten Medienkunstwerke des Jahres

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, Brave New Commons / Masaki Fujihata (JP), Credits: Masaki Fujihata

Mit 2.338 eingereichten Projekten aus 88 Ländern präsentiert sich der Prix Ars Electronica im Jahr 2022 einmal mehr als zentraler Knotenpunkt im globalen Netzwerk der Medienkunst. Den Preisträger*innen winken die begehrten Goldenen Nicas, bis zu 10.000 Euro je Kategorie und der Auftritt beim Ars Electronica Festival in Linz. Schauplatz des Zusammenkommens der preisgekrönten Arbeiten ist wie immer die Cyber Arts Ausstellung. Dieses Jahr wird die Ausstellung jedoch nicht im OK (Offenes Kulturhaus) im OÖ Kulturquartier stattfinden, sondern in den KEPLER’S GARDENS am Campus der Johannes Kepler Universität Linz, dem zentralen Schauplatz des Ars Electronica Festival 2022. Von 7. bis 11. September gastieren hier Medienkunstwerke der Kategorien „Computer Animation“, „Digital Communities“, „Interactive Art +“ und „u19 – create your world“. Wir zeigen euch, was es dieses Jahr zu sehen gibt!

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Computer Animation – Digitale Welten

„Being“ ist eine soziale humanoide künstliche Intelligenz, die vom interdisziplinären Künstler Rashaad Newsome mit der Unterstützung des LACMA Art + Technology Lab Grant geschaffen wurde. Das Projekt ist eine Kombination aus 3D-Animation, Game-Engines, geskripteten Antworten, generativen Grammatiken und einzigartigen Machine-Learning-Modellen, die einen gegenhegemonialen Algorithmus verwenden.

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Being / Rashaad Newsome (US)

„Absence“, der One-Shot-Film von Marc Hericher lässt uns in einer atemberaubenden Darstellung von technischem Können und stilvoller Ästhetik über die Beziehung zwischen Journalismus, Politik und Informationsaustausch in einer grotesken Darstellung der menschlichen Abwesenheit nachdenken.

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Absence / Marc Hericher (FR)

Yoriko Mizushiri’s flächige, farbreduzierte Zeichenanimation „Anxious Body“ will das Konzept der Berührung mit abgerundeten menschlichen Formen und eindringlichen Alltagsmotiven, die den Körper bedrohen, zum Ausdruck bringen.

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Anxious Body / Yoriko Mizushiri (JP)

Ad Hominem“ ist eine interaktive philosophische Wähle-dein-Eigenes-Abenteuer-Animation, in der der Spieler in die Rolle von „Change“ schlüpft. Change ist ein alter Revolutionär, der in seine Heimatstadt zurückkehrt und nach Anerkennung für seine Taten sucht. Bei seiner Ankunft wird klar, dass ihm zu Ehren eine Veranstaltung organisiert wird – um was genau es sich handelt, weiß er jedoch nicht. Durch das Beantworten von Fragen über Themen der modernen Gesellschaft wird die Geschichte vorangetrieben und das Geheimnis gelüftet.

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Ad Hominem / Alex Verhaest (BE)

Digital Communities – Miteinander Grenzen auflösen

Besucher*innen des „Avatar Robot Café“ werden remote bedient. Über die Personalagentur Avatar Guild können sich User*innen als Kellner*innen bewerben und ihre Kund*innen dann mittels Roboter wie OriHime und OriHime-D bedienen, ohne vor Ort zu sein. Auf innovative Weise will das Avatar Robot Café ausloten und zeigen, welche technologischen Hilfsmittel es braucht, damit Menschen, die sich aufgrund psychischer oder physischer Erkrankungen oder Beeinträchtigungen nur eingeschränkt bewegen können, besser am Arbeits- bzw. Gesellschaftsleben teilhaben können. Der Roboter ist so konzipiert, dass er für eine Vielzahl von körperlichen Behinderungen geeignet ist, einschließlich Augen-, Maus- und Smartphone-Eingabe.

AVATAR ROBOT CAFE DAWN, Ory Yoshifuji (JP), Credit: Ory Laboratories Inc.

Neben dieser Goldenen Nica werden noch einige weitere prämierte Arbeiten der Kategorie „Digital Communities“ zu sehen sein. „Families for Freedom“ ist eine Gemeinschaft syrischer Familien, die Freiheit für alle Söhne und Töchter des Landes fordern, die inhaftiert oder verschwunden sind, von denen die meisten in Gefängnissen des syrischen Regimes sitzen, aber auch für andere Parteien des jahrzehntelangen Krieges.

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Families For Freedom / Amina Khoulani (SY), Credits: The Syria Campaign, Paul Wagner

In Äthiopien kann man die Nation oder den Stamm einer Person oft schon am Aussehen erkennen, und die Haare können sowohl ein soziales Signal als auch ein Statussymbol sein. „Strong Hair“ ist eine Sammlung von 100 sich wiederholenden Porträts, die die Vielfalt und Kraft des afrikanischen Haares mit Blockchain verbinden. Es wurden verschiedene ethnische Gruppen aus ganz Äthiopien abgebildet, die das kulturelle Mosaik des Landes mit seinen über 80 verschiedenen ethnisch-linguistischen Gruppen repräsentieren.

STRONG HAIR / Yatreda (ET), Photo: Kiya Tadele

Sisyphus“ ist eine Kunstinstallation mit zwei Robotern, die sich in einer endlosen, sich wiederholenden Interaktion befinden. Kleinere Roboter bauen Ziegelbögen, während ein riesiger Roboter sie herunterstößt. Benannt wurde dieses Projekt nach einer Figur in der griechischen Mythologie, die dazu verdammt ist, jeden Tag einen Felsbrocken auf einen Hügel zu schieben, um ihn dann wieder herunterrollen zu sehen.

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Sisyphus / Kachi Chan (HK)

Interactive Art + – Inspiriert von der Natur

Der Schirm von „Bi0film.net„, der von Jung Hsu und Natalia Rivera entwickelt wurde, schützt nicht nur die Bevölkerung, sondern er kann noch weit mehr als das: Kombiniert mit der Superkraft von Bakterien ist er eine offene Plattform, inspiriert von der Widerstandsfähigkeit von Bakterien, die dazu beiträgt, nomadische Netzwerke zu bilden, um Demonstrationen auf der Straße zu begleiten. Gleichzeitig macht sie eine Generation junger Bürger*innen sichtbar, die ein neues Bewusstsein und Engagement für die Veränderung der Gesellschaft entwickeln.

Bi0film.net: Resist like bacteria / Jung Hsu (TW), Natalia Rivera (CO), Photo: Jung Hsu

Perfect Sleep“ untersucht den Schlaf und das Träumen als potenzielle Climate-Engineering-Technologie. Indem die Teilnehmer*innen eingeladen werden, mit ihren eigenen Schlafzyklen zu experimentieren, untersucht die Arbeit, wie Schlafmangel und Klimawandel beide Produkte desselben kapitalistischen Systems sind, in dem Regeneration, Ruhe und natürliche Grenzen abgetan und nicht wertgeschätzt werden.

Perfect Sleep / Tega Brain (AU), Sam Lavigne (US), Credit: Anja Jahn

Eternal Return“ ist eine Kunstinstallation, die das private und kollektive Vorstellungsvermögen mithilfe von 3D gedruckten prähispanischen Musikinstrumenten, die vom Wind mit technologischer Unterstützung gespielt werden, beeinflussen will. Die interaktive Installation dient als gigantisches Musikinstrument, dessen Luftklänge Verbindungen aus anderen Zeiten in unseren Alltag bringen. Sie wird zu einer Bibliothek von Ausdrücken aus der Vergangenheit, die sie mit den Erfahrungen der Besucher*innen verbindet, den Wert der Natur und der Geschichte wiederherstellt und poetisch über die Bedeutung und Schönheit der Natur reflektiert.

The Eternal Return, pre-Hispanic Interactions / Cristhian Avila (PE), Credit: Cristhian Ávila Cipriani

Technologies of Hope and Fear“ ist ein künstlerisches Archiv von 100 datengesteuerten, maschinellen Lern- und KI-gestützten Technologien, die entwickelt, vermarktet und implementiert wurden, um die Pandemie zu bewältigen und letztlich der Gesellschaft zu helfen, „zur Normalität zurückzukehren“. Ob an unseren Körpern befestigt, in Krankenhäusern, Schulen und Bahnhöfen installiert, in der Luft schwebend oder Informationen aus den sozialen Medien auslesend – dieses Projekt zeugt von der Revolution der Umgebungs-, Biometrie-, Mobilitäts- und Verhaltensüberwachung und -aufklärung, die durch die Pandemie ermöglicht wurde.

Technologies of Hope & Fear: 100 Pandemic Technologies / Marek Tuszynski (PL), Stephanie Hankey (GB), Illustration by Ann Kiernan

u19 – create your world

Eine schwarze Decke unter der sich ein scheinbar regloser Körper befindet, auf ihr ein Gedicht in Großbuchstaben verfasst. Das Gedicht entstand an einem emotionalen Tiefpunkt und handelt von Lethargie, Erschöpfung und Isolation. Mit dem Projekt „Die Schwarze Decke“ beschäftigt sich Mary Mayrhofer stark mit dem Thema „psychosoziale Gesundheit“ und zeigt die Schattenseiten einer Generation, die in den letzten Jahren komplett weggebrochen ist.

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Die schwarze Decke, Credit: Mary Mayrhofer

171“ ist ein Stop-Motion-Film, der mit insgesamt 746 Grafiken die Partnerschaft von Bild und Ton feiert. 621 der Bilder wurden in das Schabblatt geritzt, die restlichen 125 mit Bleistift, Tusche und Deckweiß gezeichnet. Der Film soll den Vorgang der Interpretation des auditiv Wahrgenommenen verdeutlichen und die eigene Fantasie ankurbeln.

171 / Fabian Wenzelhumer (AT)

Wer kennt sie nicht, die FOMO, die „Fear Of Missing Out“, also die Angst, etwas zu verpassen. Man wird zu etwas eingeladen und hat aber eigentlich keine Lust hinzugehen. Nach einigem Grübeln rappelt man sich aber auf, weil man ja nichts verpassen möchte – rückblickend merkt man, dass man gar nicht so viel verpasst hat, wie man es sich im Kopf ausgemalt hatte. „/ _ holofear“ lässt uns dieses Spektakel sichtbar erleben, indem die Installation eine angesagte Party zeigt, die, je näher man ihr kommt, immer langweiliger und einsamer wird.

/_holofear / Jolanda Abasolo (AT), Julian Köppl (AT), Xaver Haiden (AT), Leonhard Schönstein (AT)

Visionary Pioneers of Media Art

Mit der in New York lebenden Künstlerin Laurie Anderson ehrt die Ars Electronica 2022 eine „visionäre Pionierin der Medienkunst„, deren breit gefächertes Werk stets um das Verhältnis von Mensch und Technik kreist und sich durch ein hohes Maß an gesellschaftspolitischem Engagement auszeichnet. Als Musikerin, Komponistin, Filmemacherin, Autorin und Medienkünstlerin mit der ungewöhnlichen Fähigkeit, verschiedene Genres zu durchqueren und zu kombinieren, ist sie zu einer einflussreichen und stilprägenden Ikone der avantgardistischen Medienkunst geworden. Am 10. September 2022, dem vorletzten Tag des Ars Electronica Festivals, wird es mit „Laurie Anderson in Concert“ ein musikalisches Highlight in den KEPLER’S GARDENS der Johannes Kepler Universität geben.

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Laurie Anderson / Credit: Hirshhorn Museum

Mehr Infos zum Ars Electronica Festival 2022 „Welcome to Planet B – A different life is possible! But How?“ findest du hier.

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