Das war das Ars Electronica Festival 2025

Liminal Ring / Jin Lee (KR), Photo: vog.photo

Fünf Tage lang wurde Linz erneut zum Treffpunkt für Kunst, Technologie und Gesellschaft – und die POSTCITY ein letztes Mal zur Bühne für Begegnungen, Experimente und Visionen.

Es war das letzte Gastspiel von Ars Electronica in der POSTCITY – und es war erfüllt von einer großartigen Atmosphäre. Mit über 122.000 Besuchen wurde das diesjährige Festival zum erfolgreichsten aller Zeiten.

1472 Künstler*innen, Wissenschaftler*innen, Entwickler*innen, Unternehmer*innen und Aktivist*innen aus 83 Ländern haben in diesem Jahr zur Ars Electronica beigetragen. 51 Ko-Kurator*innen, 398 Mitarbeiter*innen und 440 Kooperationspartner*innen haben es möglich gemacht, an 15 offiziellen und 4 Associated Locations, 379 Exponate zu zeigen und 684 einzelne Programmangebote umzusetzen.

In diesem Rückblick möchten wir diese fünf Tage Festival noch einmal Revue passieren lassen. Und für alle, die nicht dabei sein konnten: Keine Sorge – das nächste Ars Electronica Festival findet vom 9. bis 13. September 2026 statt! Wo? Das ist noch offen!

Losgehen, bevor es losgeht

Von 3. bis 7. September wurde Linz also erneut zum internationalen Zentrum der Medienkunst. Eigentlich begann das Festival aber schon am Abend des 2. September mit dem Pre-Opening-Walk, der quasi inoffiziellen Eröffnung der Ars Electronica. Halt gemacht wurde an sieben Festival Locations, wo Kurator*innen und Künstler*innen willkommen hießen und erste Einblicke in ihre Ausstellungen und Programme gaben.

Erste Station waren der Oberösterreichische Kunstverein und hier die Ausstellung CALIBRATION MUM: I PREFER NOT TO von Elisa Jule Braun. Anschließend zog die Menge weiter ins Francisco Carolinum, wo Ausstellungen zu den Medienkünstler*innen Peter Kogler und Claudia Hart gezeigt wurden. Am frühen Abend führte der Weg ins Lentos Kunstmuseum. Der nun aufkommende Regen trübte die Stimmung keineswegs. Wie schon im Vorjahr war hier die Ausstellung des Prix Ars Electronica zu sehen, und rückte diesmal Arbei­ten aus den Kate­go­rien New Ani­ma­ti­on Art, Digi­tal Musics & Sound Art sowie Arti­fi­ci­al Life & Intel­li­gence in den Mittelpunkt. Danach öffnete die Kunstuniversität Linz ihre Türen, einmal mehr das pulsierende Zentrum des Festival-Campus, wo Studierende und Lehrende ihre Projekte präsentierten. Als Featured University brachte die National Academy of Art Sofia im Splace am Linzer Hauptplatz eine eindrucksvolle Kostprobe ihrer Exzellenz nach Linz.

Weiter ging der Abend im Atelierhaus Salzamt und den innovativen Animationen der Ausstellung Expanded Play. Direkt im Anschluss traf man sich im Ars Electronica Center: Im Deep Space 8K spielte Maki Namekawa, die wohl profilierteste Expertin für die Klaviermusik von Philip Glass, eine Suite mit sieben Stücken aus Mishima. Visuell begleitet wurde das Konzert mit Realtime-Visualisierungen von Cori O’Lan. Den Abschluss bildete die Stadtwerkstatt. Unter dem Titel STWST48x10 FOG MANIFESTO präsentierte diese auf dem Main Deck des Ars Electronica Center einen Fog Cube und machte das Phänomen Nebel zum Material, Medium und Manifest.

Tag 1: Das Festival beginnt

Impression POSTCITY, Foto: vog.photo

Punkt 10 Uhr öffnete die POSTCITY am Mittwoch ihre Tore und lud die Besucher*innen mit ihren imposanten Paketrutschen, weitläufigen Hallen, dem Bunker und der Gleishalle zur Erkundungstour ein.

Panic in a Global Context: Neuroscience, Culture, and Crisis, Foto: flap

Das Themensymposium, das uns die nächsten drei Tage begleiten würde, widmete sich zum Auftakt der Panik selbst. Künstler*innen, Wissenschaftler*innen und Gestalter*innen reflektierten und diskutierten die neurobiologischen Grundlagen von Angst und Panik, ihre kulturellen und politischen Dimensionen sowie Strategien im Umgang mit kollektiven Krisenerfahrungen.

Im Workshop-Bereich konnten die Teilnehmenden des Workshops From Generative to Regenerative Technologies die ökologischen Folgen heutiger Technologien reflektieren und mit dem Ansatz des Permacomputing alternative, regenerative Praktiken in einer praktischen Übung erproben.

Im Rahmen des diesjährigen Festivals öffnete das Ars Electronica Ecosystem – eine Präsentationsfläche der hauseigenen Bereiche der Ars Electronica – erstmals seine Türen und lud Besucher*innen zum Austausch ein. Im Open Futurelab präsentierten Forscher*innen, Entwickler*innen und Künstler*innen ihre neuesten Prototypen an der Schnittstelle von Kunst, Technologie und Gesellschaft. Gleich daneben zeigte Ars Electronica Solutions, wie innovatives Storytelling für Partner*innen wie die ESA, Museen oder internationale Events wie die EXPO 2020 entsteht. In der Art Thinking Lounge schließlich traf man sich zu Gesprächen, Workshops und Town Hall Meetings rund um Fragen wie: Was bedeutet Bürger*innenschaft eigentlich? Wer sind wir als Menschen und welchen Mehrwert kann Art Thinking für die Gesellschaft haben?

Wer den ersten Stock der POSTCITY erkundete, kam an Flood the Zone with Courage nicht vorbei. Mit Live-Interventionen, dem Pavillion gegen Gleichgültigkeit, sowie Protest Labs, die digitale Tools und Aktivismus verbanden, wurde das Areal für fünf Tage zum lebendigen Zentrum des Protests und der gesellschaftlichen Auseinandersetzung.

Wer besitzt eigentlich unsere Daten? My Data Is Bigger Than Yours machte daraus kein trockenes Panel, sondern ein energiegeladenes Spektakel: Wrestling-Matches, Tanz-Battles und jede Menge Showdown standen am Programm. Laut, bunt und provokant brachte die Performance die Besucher*innen gleichzeitig zum Lachen, Nachdenken und Mitfiebern.

In den bedrückenden Gängen des Bunkers entwarf Etsuko Ichihara gemeinsam mit Civic Creative Base Tokyo mit Dystopia Land ein Japan der Zukunft, das zwischen Faszination und Unbehagen oszilliert. Die Installation zeigte, dass in der Vorstellung von Dystopien nicht nur Angst, sondern auch Kraft und Widerstandsfähigkeit liegen können und band die Besucher*innen in intime, beinahe rituelle Handlungen ein.

Domestic Data Streamers wiederum zeigten mit Synthetic Memories, eine ganze andere Perspektive auf KI. Statt Angst vor Überwachung oder Kontrollverlust stand hier Empathie im Mittelpunkt: Ein Archiv aus KI-generierten Bildern und persönlichen Geschichten von älteren Menschen, Demenzpatient*innen, Migrant*innen und marginalisierten Stimmen. Wer die Installation betrat, tauchte ein in Erinnerungen, die sonst vielleicht verloren gegangen wären – und erlebte, wie KI zum Werkzeug der Fürsorge und des Bewahrens werden kann.

Bei der Wild Future Happy Hour drehte sich alles um spielerische Spekulation und gemeinsame Zukunftsbilder. Die Gewinner*innen des diesjährigen STARTS Prize Africa präsentierten gemeinsam mit dem Wild Future Lab-Team ihr Projekt. Gekleidet in fantasievolle, zukunftsinspirierte Wearables luden sie die Besucher*innen ein, mithilfe des Wild Future Tarot kreative Szenarien einer „rewilded city“ zu entwerfen. Die 38 Karten des Storytelling-Decks eröffneten überraschende Gespräche darüber, wie wir in engerer Verbindung mit der Natur leben könnten.

Die Town Hall Meetings brachten Vertreter*innen aus Wissenschaft, Politik, Kultur, Kreativwirtschaft und Wirtschaft an einen Tisch. Ob Kontakte knüpfen, mitdiskutieren oder einfach hineinhören: Alle Interessierten waren willkommen. Bei Speed Dating Recipes—Eat the Simulation wurde die Bar zum Experimentierfeld: Fake News, Geschmack und Begegnung verschmolzen zu einem ungewöhnlichen Social Ritual. Statt über Bildschirme zu wischen, teilten die Besucher*innen Fragen, Drinks und manchmal auch unbequeme Stille , die dank einer „speziellen Menükarte“ voller Denkanstöße schnell verflog.

Auf der anderen Seite der Donau, im Ars Electronica Center wurde inzwischen Kunstgeschichte zu einer intimen Erfahrung: Besucher*innen tauchten bei EGON SCHIELE—A Personal Encounter per VR in Egon Schieles Atelier im Oktober 1918 ein, begegneten dem schwerkranken Künstler und erlebten durch Flashbacks prägende Momente seines Lebens und das Wien der Jahrhundertwende.

Der Mariendom und der Domplatz wurden heuer wieder zum Zentrum der Festivaleröffnung. Zwischen Walzer, Toccata und Partita erfüllten das Bruckner Orchester Linz und Organist Wolfgang Kreuzhuber den größten Kirchenraum Österreichs mit Energie und Emotion. Unter dem Motto „PANIC – yes/no“ spannte das Opening einen Bogen von Johann Strauss’ 200. Geburtstag bis zum 30-jährigen Jubiläum des EU-Beitritts Österreichs. Den Auftakt auf dem Domplatz gestaltete die Wienerin Luca Malina, die mit ihrer Mischung aus Alternative Pop, R&B und elektronischen Sounds das Publikum stimmungsvoll in den Abend führte. Im Anschluss folgte der White Hands Chorus NIPPON gemeinsam mit Hiemetsbergers Chorensemble und berührte mit einer Interpretation der Europahymne in Gebärden und Gesang. Vor dem Auftritt wurden weiße Handschuhe verteilt und spätestens als die Hymne angestimmt wurde, verwandelte sich der gesamte Domplatz in ein Meer aus weißen Händen.

Vom pulsierenden Domplatz ging es danach hinein in den Mariendom. Ein besonderes Highlight bildete die Walzersymphonie des Ars Electronica Futurelab im Mariendom, die Strauss’ musikalisches Erbe im Dialog mit KI neu interpretierte. Dazu kamen Caroline Shaws Partita for 8 Voices, Bachs weltberühmte Toccata in d-Moll und Navid Navabs experimentelles Orgelwerk „Organism: In Turbulence“, das mit einer Goldenen Nica ausgezeichnet wurde. Des Weiteren stand ein Vorgeschmack auf die heurige Linzer Klangwolke URBAN PULSE mit dem Ensemble MOTUS Percussion auf dem Programm. Ein langer Tag neigte sich dem Ende zu, viel Zeit sich auszuruhen blieb jedoch nicht.

Tag 2: Von Performance bis Prix

Mit blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein begann der zweite Tag des Ars Electronica Festival. Das volle Programm reichte von Konferenzen über Performances bis hin zu Workshops und gipfelte schließlich in der feierlichen Prix Ars Electronica Award Ceremony. Doch der Reihe nach.

Mit Ekklesia erlebten die Besucher*innen ein VR-Theaterstück, das sie mitten in den Aufbau einer neuen Zivilisation versetzte. Im virtuellen Raum trafen die Teilnehmenden jeweils eigene Entscheidungen darüber, welche Gebäude errichtet werden sollten und wie sich die Gesellschaft entwickeln sollte. So entstanden individuelle Städte, deren Geschichten sich in unterschiedliche Richtungen entwickelten.

making friends / Annick Durán Kandzior (CL/DE), Anastasia Landa (CZ), Szerafina Roxaná Thalia Schiesser (DE), Yeganeh Shafie (IR), Foto: tom mesic

Bei making friends stand die Kunst der Freundschaft im Mittelpunkt. Nach einem gemeinsamen Warm-up mit Trainerin Fernanda durchliefen die Teilnehmer*innen sechs ungewöhnliche Trainingsstationen, jeweils zehn Minuten lang und ausgestattet mit modernster High-Tech-Ausrüstung – Selbstumarmungen inklusive.

Die Conference Hall der POSTCITY füllte sich schon früh am Morgen. Grund dafür war das Forum Archipelago of Possible Futures unter der Leitung von Francesca Bria und José Luis de Vicente. Zwischen hochkarätigen Beiträgen, intensiven Diskussionen und den Impulsen der STARTS-Prize-Gewinner*innen 2025 entstand ein reger Austausch zwischen den Teilnehmenden.

The lost limbo: Sister Lin-Tou / MeimageDance TAIWAN (TW), Foto: vog.photo

Auch im ersten Stock der POSTCITY wurde das Publikum in digitale Traumwelten entführt: The lost limbo: Sister Lin‑Tou, ein atmosphärisches VR-Erlebnis von MeimageDance, entfaltete sich in eindringlichen Ritualmomenten zwischen Ost und West sowie Vergangenheit und Gegenwart.

WE GUIDE YOU, Foto: vog.photo

Alle die sich unsicher waren, ob sie die Fülle an Eindrücken und Projekten alleine bewältigen könnten, oder mehr über die Arbeiten erfahren wollten, waren bei den Kolleg*innen am WE GUIDE YOU Desk gut aufgehoben: Von speziellen Thementouren, die einen ersten Einblick in die unterschiedlichen Schwerpunkte des Festivals gaben, bis hin zu Expert Tours, bei denen Besucher*innen mit den Wissenschaftler*innen, Künstler*innen oder Kurator*innen selbst sprechen konnten.

Im OpenDemocracyLab der IG Demokratie wurde fünf Tage lang experimentiert, ausprobiert und neu gedacht. In einem interaktiven Rahmen konnten Teilnehmer*innen aktuelle Methoden aus der Soziokratie und dem Art of Hosting erproben, um politische Strukturen auseinanderzunehmen und wieder zusammenzusetzen.

Am anderen Ende der POSTCITY erstreckte sich die LIT Exhibition. Für alle, die eine Pause brauchten, bot The Dream In Experience einen besonderen Rückzugsort: In Schlafkapseln konnten Besucher*innen zur Ruhe kommen, während ihre Träume in Echtzeit in Klang- und Bildwelten übersetzt wurden.

Im Workshop Archival Images of AI erforschten Teilnehmer*innen gemeinsam mit Rasa Bocyte, Nadia Piet und Ploipailin Flynn die Bildwelten der Künstlichen Intelligenz. Durch Experimente mit Emojis, digitalen Verzerrungen oder Meme-Formaten wurden gängige KI-Klischees hinterfragt und neue Perspektiven auf visuelle Kultur eröffnet.

In der Ars Electronica Lounge der POSTCITY füllten sich währenddessen die Plätze, als Mitglieder des Ars Electronica Futurelab beim Panel Inside Futurelab: The Impact We Want to Create über Wirkung, Verantwortung und Zukunftsgestaltung diskutierten.

Auf der anderen Seite der Donau wurde es düster. Das Theaterstück White Hunger, basierend auf Aki Ollikainens gefeiertem Roman Nälkävuosi, erzählt von existenziellen Überlebenskämpfen, zerbrechlichen Strukturen und notwendigem Widerstand. Die Kombination aus projizierten Bildern, futuristischen Designelementen und Einflüssen aus Videospielen, Konzeptkunst und Popkultur verlieh dem Theaterstück eine fast cinematografische Intensität und ließ Besucher*innen mit einem bleibenden Eindruck zurück.

BCI-Sensor / Ars Electronica Solutions (AT), g.tec medical engineering GmbH (AT) & Erika Mondria (AT), Foto: Ars Electronica / Birgit Cakir

In der Main Gallery des Ars Electronica Center wurde beim NeuroFly‑Workshop die Grenze zwischen Geist und Maschine hörbar, sichtbar und sogar greifbar. In dieser ungewöhnlichen Erfahrung steuerten Besucher*innen ein VR‑Flugzeug, dank einer Kombination aus Flugsimulator und Gehirn‑Computer‑Schnittstelle ausschließlich mit ihren Gedanken.

Im Deep Space 8K des Ars Electronica Centers eröffnete Deep Stage den Abend mit einer intensiven, immersiven Choreografie aus Musik, Körperperformance und Medienkunst. Künstler*innen wie Jiabao Li, Lee Jung In Creation, Itabora Puy und Fernando Velázquez, verschmolzen Klang, Bewegung und Bild zu einer vielschichtigen Vielkörper-Erfahrung, die das Publikum in eine wechselvolle Welt zwischen Tradition, Technologie und Avantgarde führte.

Der Höhepunkt und Abschluss des zweiten Festivaltages fand im Designcenter Linz statt. Wie auch schon letztes Jahr fand dort die Prix Ars Electronica Award Ceremony statt, bei der die Goldene Nicas, der S+T+ARTS PrizeS+T+ARTS Prize Africa, der European Union Prize for Citizen Science der Europäischen Kommission, sowie der vom österreichischen Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten initiierte Ars Electronica Award for Digital Humanity verliehen wurden. Begleitet wurde der Abend von stimmungsvollen Performances, darunter das eindrucksvolles Harfenspiel „Harmonic Convergence von Christoph Bielefeld, sowie die Percussion-Performance „Urban Pulse“ von Christoph Sietzen.

Tag 3: Konferenzen, Kunst und die große Konzertnacht

Halbzeit beim Ars Electronica Festival. Gleich zu Beginn des dritten Festivaltages bot der Workshop Keep Calm and Create a Critical
ChangeLab
Pädagog*innen neue Impulse und praktische Werkzeuge, um Lernräume zu gestalten, in denen junge Stimmen gehört werden und zählen. Basierend auf partizipativer Aktionsforschung aus ganz Europa zeigte das Team, wie kreative, kollaborative und kritisch-reflektierte Formate im Zusammenspiel mit Schule, Forschung und Industrie entstehen können.

Art and Culture in Times of Uncertainty: From Artistic Practice to Social Action, Foto: flap

In der Conference Hall der POSTCITY wurde beim Themensymposium Art and Culture in Times of Uncertainty: From Artistic Practice to Social Action spürbar, wie Kunst und Kultur in turbulenten Zeiten gesellschaftliche Relevanz entfalten können. In Intersections I: Art, Policy, and Political Discourse reflektierten Künstler*innen, Institutionen und Akademiker*innen über die Rolle der EU-Programme – wie NEB, STARTS, EIT, Horizon oder Creative Europe – als Förder*innen kultureller Ausdrucksformen und ihre wechselseitige Wirkung auf die Politik.

Im zweiten Teil, Intersections II: Art, Healthcare, and Well-being, ging es um die Rolle der Kunst im Gesundheitswesen. Gemeinsam mit Vertreter*innen von EIT Health, EIT Culture & Creativity und der Ludwig Boltzmann Gesellschaft loteten medizinische Praktiker*innen, politische Entscheider*innen, Forscher*innen und Künstler*innen aus, wie Kunst helfen kann, individuelle Panik zu adressieren und ganzheitliches Wohlbefinden zu fördern.

NeXus Print: Demonstration and Open Research / Dai Nippon Printing (JP), Ars Electronica Futurelab (AT), Foto: vog.photo

Im Open Futurelab tauschten sich Besucher*innen mit dem Team des Ars Electronica Futurelab und seinen Partner*innen aus. Bei NeXus Print: Demonstration and Open Research konnten Besucher*innen in einem partizipativen Live-Prozess gemeinsam und gleichzeitig Umgebungen mit generativer KI erschaffen und neu erfinden. Auch die Projekte der Gewinner*innen des diesjährigen Futurelab Ideas Expedition, Inference Ground Truth und Corpus Corax, wurden im Vortrag Inside Futurelab: Overlapping Realities of Machines | Humans | Birds vorgestellt.

Auch das Team von Ars Electronica Solutions präsentierte im Rahmen des Festivals seine Projekte. Als Teil des Ars Electronica Ecosystem gab Ars Electronica Solutions unter dem Titel „Wie arbeiten wir?“ Einblicke in die eigenen Arbeitsweisen. Die täglichen Talks, Performances und interaktiven Formate mit Gästen aus Kunst, Wissenschaft, Bildung und Industrie zeigten auf, wie durch enge Zusammenarbeit neue Erkenntnisse entstehen können und wie kreative Prozesse eine Antwort auf Unsicherheit und Komplexität bieten.

Wer mehr zum diesjährigen Festivalthema erfahren wollte, hatte an diesem Tag die Chance gemeinsam mit Christl Baur, Leiterin des Ars Electronica Festivals, durch die zentrale Themenausstellung zu gehen. Im eindrucksvollen Setting des POSTCITY-Bunkers erlebten die Teilnehmenden künstlerischen Arbeiten und interaktiven Installationen, die sich mit dem vielschichtigen Begriff der Panik auseinandersetzen.

Media Literacy Award Ceremony / Ars Electronica (AT), Bundesministerium für Bildung (AT), OeAD (AT), Foto: vog.photo

Auch an diesem Tag stand eine Preisverleihung auf dem Programm: In der Conference Hall wurden im Rahmen der feierlichen Media Literacy Award Ceremony die Gewinner*innen ausgezeichnet. Der Preis, initiiert von Ars Electronica, dem Bundesministerium für Bildung und der OeAD – Österreichs Agentur für Bildung und Internationalisierung, würdigt herausragende Projekte, die Medienkompetenz kreativ und kritisch fördern.

Bevor es in die Gleishalle zur großen Konzertnacht ging, machten viele noch einen Abstecher auf die andere Seite der Donau. Im Sky Loft des Ars Electronica Center brachte die EXPANDED 2025 – Conference on Animation and Interactive Art internationale Künstler*innen, Forscher*innen und Expert*innen zusammen. Im Fokus standen Animation und interaktive Kunst jenseits der Leinwand, sowie Panels, Paper-Präsentationen und Einblicken von Prix-Juror*innen.

Wir bleiben im Ars Electronica Center: Im Deep Space 8K erlebte das Publikum mit The 6th VH Award Part I eine eindrucksvolle Schau neuer Medienkunst. Fünf eigens produzierte Arbeiten entführten in Bilderwelten zwischen Mythologie, Ökologie und spekulativer Geschichte. Besonders berührte das Grand Prix-Gewinnerinprojekt „Dream of Walnut Palaces“ von Wendi Yan, das in poetischen CGI-Bildern eine alternative Wissensgeschichte zwischen Asien und Europa entwarf.

Nun aber wieder zurück in die POSTCITY, zum Höhepunkt des Abends. Dennis Russell Davies und die Filharmonie Brno luden zur Großen Konzertnacht in die ausverkaufte Gleishalle. Im Zentrum stand die Kammeroper Der Kaiser von Atlantis von Viktor Ullmann, die 1943/44 im Internierungslager Theresienstadt entstanden. Das eindrucksvolle Werk wurde als Verbindung von orchestraler Darbietung und szenisch visualisierter Inszenierung präsentiert und ließ viele Besucher*innen sprachlos zurück.

Wer danach noch Energie hatte, konnte die Nacht bei der Ars Electronica Nightline zum Tag machen. Zu schnellen Beats, elektronischen Klängen und audiovisuellen Performances wurde in der Gleishalle der POSTCITY bis 4 Uhr Früh getanzt und gefeiert.

Tag 4: Forschung trifft Fantasie bei der Futurelab Night

Award Ceremony u19 2025 – create your world, Foto: tom mesic

Am vorletzten Tag des Festivals versammelten sich gleich zu Beginn die Preisträger*innen des diesjährigen Prix Ars Electronica der Kategorie u19–create your world in der Gleishalle zur feierlichen Award Ceremony. Die 23 Gewinner*innenprojekte wurden von Moderatorin Vivian Bausch vorgestellt, die jungen Künstler*innen erhielten ihre Urkunden und gaben einen kurzen Einblick in ihre Projekte.

Wie verändert Künstliche Intelligenz das Theater, von der Rolle der Autor*innenschaft über die Präsenz auf der Bühne bis hin zu Fragen digitaler Souveränität? Am vierten Festivaltag widmete sich die Konferenz STAGED REALITIES genau dieser Frage. In einer kuratierten Dramaturgie aus Prolog, drei thematischen Akten und einem Epilog diskutierten Künstler*innen, Technolog*innen und Forschende, wie KI die Bühnenkunst neu formt.

Die letzte große Konferenz des Festivals stand ganz im Zeichen von Citizen Science. New Pathways: AI, Art, and Collaboration in Citizen
Science: #AI, Art, Policy
zeigte, wie Citizen Science Bildung, Innovation, Kreativität und Politikgestaltung bereichern kann und welche Hürden dabei bestehen. Die Themen reichten von Lernprojekten mit Schüler*innen über KI-gestützte Beteiligung bis zu künstlerischen Kooperationen für Community Engagement. Gleichzeitig wurden Fragen nach Inklusion, Datenethik und politischem Einfluss diskutiert.

Die POSTCITY beeindruckte nicht nur mit ihren Katakomben, sondern auch mit ihrer begrünten Dachfläche, von der aus sich ein ungewohnter Blick über Linz eröffnete. Auch heuer führte Stadtökologe und Botaniker Friedrich Schwarz die Besucher*innen durch diese urbane Oase und machte die Vielfalt seltener Pflanzen sichtbar, die mitten in der Stadt ihren Lebensraum behaupten.

Die Konferenz New Media Art Trajectories versammelte Medienkünstler*innen zum Roundtable – darunter Christa Sommerer, Laurent Mignonneau, Claudia Hart und viele mehr. Zwischen Rückblick auf die visionären Anfänge der 1980er-Jahre und den Herausforderungen der digitalen Gegenwart entstand eine lebendige Diskussion unter den Teilnehmenden.

Seit 2016 lädt die Anton Bruckner Privatuniversität im Rahmen des Ars Electronica Festival zum Sonic Saturday ein. Auch heuer bot der Tag Musikbegeisterten die Möglichkeit, sich auf eine Reise in die Welt der klanglichen Erkundung und Inspiration zu begeben.

Den Pöstlingberg hinunter ging es wieder ins Ars Electronica Center, genauer gesagt in den Seminarraum im ersten Untergeschoss. Dort zeigte das Screening Austrian Panorama aktuelle Animationen von österreichischen und in Österreich lebenden Künstler*innen. Im anschließenden Q&A kamen die Besucher*innen mit den Filmschaffenden ins Gespräch und erfuhren mehr über ihre Arbeiten.

Im Deep Space 8K verwandelte The Art of Science Daten in ein sinnliches Erlebnis. Satellitenbilder, Klimadaten und urbane Strukturen wurden zu eindrucksvollen Bildern und Klängen, die den Raum füllten und das Publikum staunen ließen.

Im Anschluss erlebte das Publikum mit Cultural Astronomy eine faszinierende 3D-Reise zu den Sternenhimmeln sowie beeindruckenden Kulturerbestätten auf fünf Kontinenten, von der Sommersonnenwende bei Stonehenge über die kosmische Architektur antiker ägyptischer Tempel bis zur majestätischen Milchstraße über Machu Picchu.

Ein kurzer Spaziergang über die Nibelungenbrücke führte ins Lentos Kunstmuseum. Dort fand die Expert Tour: Artistic Actions at the Intersections of Media Art mit Emiko Ogawa, Leiterin des Prix Ars Electronica, statt. In kleiner Runde vermittelte sie faszinierende Einblicke in den Auswahlprozess, die preisgekrönten Arbeiten und die aktuelle Landschaft der Medienkunst.

Im Mariendom entfaltete Navid Navabs Organism: In Turbulence eine faszinierende Klanglandschaft auf einer robotisch präparierten, über hundert Jahre alten Pfeifenorgel. Zwischen chaotischer Instabilität und ästhetischer Intensität öffneten sich bislang ungehörte Klangnuancen, die gerade in der besonderen Akustik des Domes ihre volle Wirkung entfalten konnten und die Besucher*innen zum Staunen brachten.

Am Abend öffnete das Ars Electronica Futurelab die Türen zur Futurelab Night im Deep Space 8K des Ars Electronica Center. In kurzen, intensiven Präsentationen und künstlerischen Performances tauchte das Publikum in die Forschungsfragen des Labs ein – und damit in hochaktuelle Themen, die Kunst, Technologie und Gesellschaft miteinander verknüpfen. Das Publikumsinteresse ist dabei jedes Jahr so groß, dass das Programm gleich zweimal hintereinander präsentiert wird.

Tag 5: Ein letztes Mal durch die POSTCITY

Kepler Salon Extra Extern / Gregor Pechmann (AT), Cornelia Lehner (AT), Veronika Liebl (AT), Eugénie Desmedt (AT), Andreas Kaindlstorfer (AT), Joaquin Santuber (CL), Foto: vog.photo

Am letzten Tag des Ars Electronica Festival 2025 lud der Kepler Salon Extra Extern in die POSTCITY. Ausgehend von der Frage „Sollten wir angesichts des aktuellen Weltgeschehens Panik verspüren?“ teilten Expert*innen der JKU Linz und der Ars Electronica persönliche Perspektiven, die weniger Panikmache als Einsicht und Inspiration boten. Im Anschluss gab es für Interessierte eine exklusive Führung durch die LIT Exhibition.

Während des Festivals inszenierte create your world auf mehr als 2.000 Quadratmetern ein Labor für die Ideen der nächsten Generation. Kinder und Jugendliche konnten nicht nur basteln, drucken oder nähen, sondern auch programmieren, tüfteln, experimentieren und über gesellschaftliche Fragen nachdenken. Die Kleine Entdecker*innen: Kids Tour führte durch verschiedene Ausstellungen in der POSTCITY und lud die jungen Besucher*innen ein, überraschende Perspektiven auf das Festivalthema Panik zu entdecken – spielerisch, kreativ und mit viel Neugier.

Im musicLab konnten Besucher*innen alles rund um die Software Ableton Live lernen und erleben. Auch die neue Hardware Ableton Move konnte getestet werden.

In der Open Kitchen wurde tagsüber gesundes Essen aus der Region angeboten – und das kostenlos. Um den kleinen Hunger zu stillen, musste man schnell sein. Aufgrund des großen Interesses der Besucher*innen waren die leckeren Brote und Aufstriche meist rasch vergriffen.

Nach einer kurzen Stärkung ging es zur letzten Konferenz des Ars Electronica Festival. Earth Is a Sensorium nahm das Publikum mit auf eine Reise durch die Great Acceleration – den beschleunigten Anstieg von Wirtschaftsleistung, Papierverbrauch, Meeresversauerung bis hin zu Fast-Food-Ketten – und lenkte den Blick darauf, wie diese Entwicklung als Grundlage der Anthropozän-Diskussion wirkt.

Der finale Tag des Festivals hielt noch ein besonderes Ereignis bereit. Im Open Lab hatten Besucher*innen die Gelegenheit, ihre eigenen kleinen Roboter zu bauen und zu programmieren. Diese traten anschließend zum Wettkampf gegeneinander an und sorgten für beste Stimmung im Publikum.

Ein letztes Mal führte der Weg über die Donau ins Ars Electronica Center. Im Deep Space 8K zeigte NHK eindrucksvolle UHD-3DCG-Rekonstruktionen japanischer Kulturschätze wie Rüstungen und Ukiyo-e-Drucke sowie Van Goghs Sonnenblumen in faszinierender Detailtiefe. Dem Publikum eröffneten sich ungewohnte Perspektiven auf bekannte Meisterwerke.

Mit SPOTSHOTBEUYS brachte Silke Grabinger eine packende Neuinterpretation von Joseph Beuys’ Aktion in den Deep Space 8K. Im Mittelpunkt stand der Roboterhund Spot, der live zum Gegenüber und Mitspieler wurde. Mit viel Ironie lotet die Performance das Verhältnis von Mensch und Technologie aus und sorgte mit überraschenden Wendungen für spannende Spannung im Publikum.

Vielen Dank und auf Wiedersehen

Wir hoffen, dieser Rückblick hat euch die zahlreichen Momente noch einmal nahegebracht.

Abschließend möchten wir uns noch herzlich bei all unseren Kooperationspartner*innen und Sponsor*innen bedanken, die dieses Festival möglich gemacht haben – und mit denen wir auch in Zukunft hoffentlich viele weitere großartige Projekte realisieren werden.

Wir freuen uns schon jetzt darauf, euch vom 9. bis 13. September 2026 wieder willkommen zu heißen!

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