Der dritte Tag des Ars Electronica Festival 2022 steht ganz im Zeichen der STARTS Initiative der Europäischen Kommission. Diese will eine Verbindung von Technologie und Kunst als Weg fördern, soziale, ökologische und wirtschaftliche Herausforderungen zu bewältigen. Ein Teil dieser Initiative ist auch der STARTS Prize. Dieser wird jedes Jahr – so auch in diesem – an außergewöhnliche Projekte vergeben, die zur Bewältigung dieser Herausforderungen beitragen. Im Zuge des Ars Electronica Festival sind diese dann in der Form der STARTS Prize Exhibition für ein breites Publikum ausgestellt. Doch die Ausstellung dient nur als Ausgangspunkt für einen ganzen Tag voller Vorlesungen und Konferenzen, die am sogenannten STARTS Day, dem Freitag des Ars Electronica Festival 2022, Innovation im 21. Jahrhundert thematisieren.
Das themenbezogene Symposium findet in Kepler‘s Gardens im Keplergebäude, Hörsaal 1, statt und startet bereits um 10:00 Uhr mit einer Einführung von Michael John Gorman. Der Lineup enthält unter anderem Namen wie STARTS Prize Gewinnerin Giulia Foscari oder Digital Pioneer of Media Art Laurie Anderson.
Natürlich bleiben aber auch am STARTS Day alle anderen permanenten Ausstellungen an der JKU und in Linz geöffnet und laden Besucher*innen auf eine spannende Reise durch Kunst, Technologie und innovative Ideen ein. Besonders möchten wir auf die Ausstellung State of the ART(ist) in der Kepler Hall hinweisen. Diese Initiative wurde gemeinsam mit dem österreichischen Außenministerium als Reaktion auf die russische Invasion der Ukraine ins Leben gerufen und will Künstler*innen aus aller Welt einen Ort bieten, sich durch Kunst frei auszudrücken, auch wenn sie in ihrer Heimat momentan nicht die Möglichkeit dazu haben. Die Kunstwerke werden im Rahmen des diesjährigen Ars Electronica Festival sowohl online als auch vor Ort in der Kepler Hall präsentiert. Am STARTS Day findet hier um 11:30 Uhr außerdem der erste Tag der State of the ART(ist) Live Session: State of Emergency – Lectures & Talks, gehalten in englischer Sprache, statt. In der ersten Live Session wird zum einen ein Blick auf die gegenwärtige ukrainische Kunstszene geworfen, zum anderen aber auch in deren Vergangenheit. Die Gespräche werden begleitet von Vorführungen des ersten Teils der preisgekrönten Kunstwerke von Ivan Svitlychniy (UA), SVITER Art Group (UA), Oleksandr Burlaka (UA), DE NE DE (UA), Daria Pugachova (UA) und Oksana Chepelyk (UA).
Eine weitere, ganz besondere, internationale Ausstellung, die wir erwähnen möchten, ist A parallel (r)evolution – digital art in Latin America, entstanden durch die Kooperation von Ars Electronica und der Cisneros Fontanals Art Foundation (CIFO). Diese könnt ihr täglich im Lentos besuchen. Am Freitag von 15:00 – 16:30 Uhr gibt es jedoch die besondere Möglichkeit, die Ausstellung mit der WE GUIDE YOU: Curator & Artist Journey in einer Führung mit Sergio Fontanella (Director of Collections CIFO) und Hemma Schmutz (Artistic Director Lentos) zu entdecken und Details über Lateinamerika als Kulturraum mit einer komplexen Geschichte und den Einfluss der digitalen Revolution auf diesen zu erfahren. Darüber hinaus bietet die Tour die Möglichkeit, die Kreator*innen der Kunstwerke – Amor Muñoz, Dora Bartilotti, Thessia Machado, Ana Elena Tejera, Gabriela Lilian Munguia Ortiz und Evelia Guadalupe Chavez Pardo – zu treffen. Die Tour endet mit Dora Bartilottis Performance Have You Seen Her?.
Wenn wir uns nun bereits vom Gelände der JKU entfernt haben, wollen wir vom Lentos aus noch einen Blick auf die andere Seite der Donau werfen – ins Ars Electronica Center. Hier wird um 10:00 Uhr im Deep Space 8K eines der berühmtesten Bilder der Welt gezeigt: die Mona Lisa. Diese Darbietung ist eine Einladung, Leonardo da Vincis Meisterwerk durch Geschichten und Sinneserfahrungen, die sich auf verschiedenen Ebenen abspielen, neu zu entdecken. Über den Tag verteilt folgen weitere Performances und Präsentationen im Deep Space 8K. Ebenfalls im Center findet nach zwei Jahren rein digitalen Events von 11:00 – 17:30 das Expanded Animation Symposium des Campus Hagenberg, FH Oberösterreich, statt. Besonders zu empfehlen ist – um 14:00 Uhr – die Keynote von Rashaad Newsome, der für sein Werk Being, eine nicht-binäre, keiner Rasse zugehörige künstliche Intelligenz, die Goldenen Nica in der Kategorie Computer Animation erhalten hat. In seinem Vortrag erzählt er mehr über seinen künstlerischen Prozess. Auch dieses Symposium wird in englischer Sprache gehalten.
Jetzt wollen wir aber wieder zum JKU Campus zurückkehren, wo in Kepler’s Gardens auf der Festival University Stage erstmals ein ganz besonderes Highlight des Festivals stattfindet: der International Environmental and Climate Court. Noch nie gehört? Diese fiktionale Gerichtsverhandlung stellt den spannenden Höhepunkt der Festival University 2022 dar. Mehr zu dem Projekt könnt ihr in diesem Blogbeitrag erfahren. Kurz und knapp wird von Freitag bis Sonntag jeden Tag eine fiktionale Verhandlung zu einem zuvor in diversen Vorträgen, Workshops und Talkrunden behandelten klimarelevanten Thema abgehalten. Die erste dieser Verhandlungen startet am Freitag um 10:00 Uhr mit dem Thema Wasser.
Ganz in der Nähe dieses Programmpunkts findet von 13:00 – 14:30 Uhr der Workshop of the day statt. Feminist Futures – Imagining Another Internet wird dieses fortlaufendes partizipatorisches Kunstprojekt, geleitet von Katrin Fritsch genannt, das Science-Fiction Geschichten über ein feministisches Internet initiieren und kreieren will. Zusammen mit dem Branch Magazine sollen neue Ansätze und ein Bewusstsein dafür angeregt werden, wie Online-Machtstrukturen abgebaut werden können, die Klima Aktivismus verzögern.
Einen letzten Schwerpunkt des dritten Tags des Ars Electronica Festival 2022 macht die Musik aus. Ein Konzert Laurie Andersons könnt ihr euch am Freitag zwar noch nicht anhören, jedoch möchten wir an dieser Stelle noch einmal die Visionary Pioneer Lecture Laurie Andersons mit Laudatio von Charles Amirkhanian betonen, die von 14:30 – 15:30 Uhr im Keplergebäude mitverfolgt werden kann.
Untertags könnt ihr an verschiedensten Orten in Kepler’s Gardens Ensembles und Solist*innen des Bruckner Orchesters antreffen. Die Kollaboration zwischen Bruckner Orchester und Ars Electronica besteht schon seit Jahren und versucht mit Musik immer neue Gebiete zwischen Kunst und Technologie zu entdecken. Dieses Jahr wendet man sich der Kammermusik zu und gestaltet zwischen 13:30 Uhr und 17:45 Uhr Kammermusikalische Pfade durch Kepler’s Gardens, eine einzigartige Möglichkeit für besondere Begegnungen.
Am Abend empfehlen wir euch, den Tag ab 22:00 Uhr noch mit Beyond Quantum Music bei der Schloss Auhof Bühne ausklingen zu lassen. Das LP Duo führt erstmals ihre neuen selbst komponierten Stücke, geschrieben für zwei Hybridklaviere, auf. Die Kompositionen basieren auf Experimenten, die gemeinsam mit Wissenschaftler*innen in den Laboren durchgeführt wurden, in denen der neue Quanten-VST-Synthesizer geschaffen wurde.
Neben den vorgestellten Beiträgen gibt es sowohl am Freitag als auch an den anderen Tagen des Festivals viele weitere Programmpunkte zu entdecken. Mehr Informationen und Empfehlungen für die anderen Festivaltage findet ihr hier am Blog oder auch auf der offiziellen Website zum Ars Electronica Festival 2022.