Der Begriff „Digital Education“ kann auf verschiedene Arten aufgefasst werden: Zum einen wird die Bildung ständig digitalisiert – verstärkt wurde dieser Prozess nicht zuletzt durch die Coronakrise im letzten Jahr –, andererseits brauchen wir eben Bildung, um mit der immer stärker digitalisierten Welt umgehen zu können. Unter dem Motto „A New Digital Deal“ thematisiert das Ars Electronica Festival ebendiesen Umgang und fordert eine Revolution im Herangehen an die Herausforderungen des 21. Jahrhundert. Eine Transformation muss nicht nur im Umgang mit den digitalen Medien, sondern besonders im Umgang mit den Folgen der Digitalisierung und den Problemen der digitalisierten Welt stattfinden.
Eine essenzielle Rolle spielt, wenn von Veränderung gesprochen wird, natürlich die Bildung. Diese Rolle der Bildung, wie moderne Technologien diese vielleicht revolutionieren können und was „Digital Education“ überhaupt bedeutet, wird im Rahmen des diesjährigen Festivals durch interaktive Ausstellungen, Workshops und Konferenzen auf unterschiedliche Art und Weise aufgegriffen. In diesem Beitrag geben wir Ihnen einen Sneak Peek in eine Auswahl der präsentierten Projekte.
Beim Thema Zukunftsgestaltung spielen – zwar nicht nur, aber besonders – Kinder und Jugendliche eine Rolle. Sprechen wir also von „Digital Education“ ist es natürlich von Bedeutung, zuallererst der jungen Generation eine zeitgemäße Bildung zu ermöglichen. Diese Philosophie vertreten unter anderem zwei Ars Electronica Gardens:
Der Garden Amsterdam mit dem Titel „Collaborative Nature of Robots“ von JetBrains Techlab bietet die Möglichkeit, sich mit Themen wie beispielsweise Robotik, KI, AR und VR auseinanderzusetzen. JetBrains Techlab ist eine Bildungsgalerie, in der Humanität und Technologie aufeinandertreffen. Es wird darauf abgezielt, das Bewusstsein von Kindern für Technologie zu schärfen, ihnen helfen zu lernen, sie zu kontrollieren und sie zu inspirieren, Neues zu schaffen. Die Hauptmotivation hinter dem Projekt ist der Glaube des Unternehmens, dass Leidenschaft für Technologie bereits im jungen Alter entsteht.
Der Garden Abuja wurde entwickelt, um eine Fusion aus Kreativität und Innovation zu bieten, welche den 40 jungen Teilnehmer*innen helfen soll, sich ihre Zukunft vorzustellen und zu beginnen, diese aktiv zu gestalten. Er folgt vom Prinzip her dem Workshop „Experts of the Future“ des Ars Electronica Futurelabs. Durch Storytelling wird man mitgenommen auf eine Reise durch die Planeten, insbesondere den Planeten Erde, wobei die Jugendlichen gefragt werden, was sie sich von ihrem idealen Planeten erhoffen und welche Rolle sie in dieser Zukunft spielen möchten. Es werden auch weitere Aspekte des Workshops „Experts of the future“ einbezogen, um eine Umgebung zu schaffen, in der die Teilnehmer*innen mehr Spaß am Lernen haben.
Wenden wir unseren Blick nun nach Linz, finden sich auch hier beispielsweise in der „create your world“ Ausstellung im Kepler’s Garden Projekte, die eine Möglichkeit für junge Menschen bieten, sich auszutauschen, miteinander und voneinander zu lernen und gemeinsam Spaß zu haben. Als Teil der u19 Prix Exhibition wird unter anderem die „create your world TOUR 2021“ vertreten sein. Seit 2015 ist diese mit ihrem Programm unterwegs, will damit nachhaltig inspirieren und einen Impuls direkt ins Klassenzimmer bringen. Im Rahmen des Open Science Hub Network findet die Tour 2021 erneut statt – allerdings in einem Online Format. Als Impuls für den weiteren Einsatz digitaler Werkzeuge im Unterricht macht die Tour eben auch auf dem Festival Station und bietet einen interaktiven Workshop für ein internationales Publikum an.
Auch die „European Platform for Digital Humanism“ mit ihrem Projekt „Creative School“ und das „Project for Next Cultural Producer Incubation Program“ von Ars Electronica und der Kulturagentur der japanischen Regierung wollen Inspiration dafür bieten, wie mithilfe von neuen Mitteln kulturelle Bildung stattfinden kann.
Das Festival bietet auch Inspiration, wie moderne Medien und Technologien kreativ dazu genutzt werden können, Wissen zu teilen und Bildung neu zu erleben. Spannende Projekte präsentieren beispielsweise die Gardens Dresden, London und Mailand. Interessant ist besonders der Ansatz, Technologie mit anderen Bereichen zu verbinden, um so eine Basis für eine neue Art von Bildung zu schaffen. Ein Beispiel für ein derartiges Projekt ist STEAM INC. Als STEAM-Denken wird ein Prozess bezeichnet, der die Zusammenarbeit zwischen Kunst, Wissenschaft, Technologie, Ingenieurswesen und Mathematik stärken möchte. Das STEAM INC Projekt versucht, dies und die steigende Bedeutung von STEAM in der Hochschulbildung durch drei Ziele anzugehen: Identifizierung von Schnittpunkten aktueller europäischer STEAM-Ansätze und Entwicklung einer gemeinsamen Definition von STEAM in der Hochschulbildung, Erarbeitung von Methoden zur Umsetzung des STEAM-Denkens im Hochschulwesen und Schaffung eines Evaluierungsrahmens zur Messung der Wirksamkeit von STEAM-Prozessen.
Ãœber 8000 Kilometer entfernt, an der Korea National University of Arts setzt man sich einstweilen damit auseinander, dass unsere Gesellschaft mit dem Fortschritt der digitalen Technologie eine Sprache und eine Ästhetik entwickelt hat, die an das neue technologische Umfeld angepasst sind. Im Rahmen der Ars Electronica Academy wurden Studierende der K’ARTS bereits ein Semester lang begleitet. Zum Thema dieser Zusammenarbeit und dem Entstehungsprozess der Kunstwerke wurde bereits ein Blogbeitrag veröffentlicht. Das Ergebnis wird im von den Student*innen veranstalteten Garden Seoul, dessen zentrales Thema „Code H“ ist, gezeigt und im Zuge dessen die neue Ästhetik von heute erforscht, wobei der Humor als Mittel für die Koexistenz von Kunst und Technologie auf der Grundlage des Humanismus hervorgehoben wird.
Eine weitere Bildungsinstitution, die sich mit der Verbindung von Kunst und Wissenschaft auseinandersetzt, ist die Johannes Kepler Universität in Linz. Im Rahmen einer Sonderausschreibung des Linz Institut of Technology (LIT) wurden erneut eine Reihe von universitären Projekten im Spannungsfeld zwischen Kunst und Forschung ausgewählt, die auf der internationalen Bühne des Ars Electronica Festival erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden.
„Die dauerhafte Verankerung von künstlerisch-wissenschaftlichen Projekten im Forschungsalltag ist ein langfristiges Ziel, um die Innovationskultur der Universität maßgeblich zu bereichern“
Mit dem aktuellen Hype um künstliche Intelligenz kommen simultan viele Mythen und Missverständnisse auf. Um das Angstbild, das KI für so manchen Laien darstellt, etwas zu entmystifizieren, präsentiert das LIT Robopsychology Lab mit der Ausstellung „Demystify AI“ einen interaktiven Bereich, der aus mehreren Installationen besteht, die sich mit Themen wie der Erklärbarkeit von maschinellen Lernsystemen, der gemeinsamen Entscheidungsfindung mit einem Sprachassistenten und der aktuellen medialen Darstellung von KI beschäftigen. Eine davon, der „AI Forest“, ist ein Indoor-Wald mit vielen Pilzen, mit denen die Besucher*innen ihren digitalen Korb füllen sollen. Eine KI-Assistent in Form einer Identifizierungsapp hilft ihnen dabei. Aber wie gut kann die App erklären, warum sie einen bestimmten Pilz als essbar oder giftig einstuft? Wann kann man der KI vertrauen und wann muss man selbst entscheiden?
Wer sich für weitere Programmpunkte des Festivals interessiert, die Besucher*innen helfen wollen, moderne Technologien besser zu verstehen und in den Alltag zu integrieren, sollte – neben dieser vorgestellten Auswahl an Programmpunkten – auch einen Blick auf das Projekt „SySTEM 2020“ und auf die Beiträge der Kunstuniversität Linz zum Thema „LOOPS OF WISDOM“ wie beispielsweise „crafting futures lab“ werfen.
Abschließend ist der Themenbereich Bildung auch in Form von Konferenzen reichlich repräsentiert. Gleich am Mittwoch wird im „Zirkus des Wissens“ mit dem „Education Day“ gestartet, an dem verschiedene Konfernzen zur Bedeutung der Bildung im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung der Welt stattfinden und international ausgestrahlt werden. So wird bei der „Education Conference“ von Ars Electronica, Creative School und dem Open Science Hub erforscht, wie wir traditionelles Lernen erweitern und die Kunst durch STEAM integrieren können. Das „Symposium Universitas“ der Johannes Kepler Universität stellt die Frage nach dem Potenzial und der Herausforderung von digitalen Technologien in Forschung, Universität und Wissensvermittlung. Zuletzt wollen Pädagogische Hochschule und Arbeiterkammer Oberösterreich mit ihrem Symposium „Perspektiven Politischer Bildung: NEULAND — Eine Gesellschaft auf Expedition“ darüber diskutieren, dass der Bildungssektor sich aktiv am aktuellen gesellschaftlichen Transformationsprozess beteiligen muss und wie dies gelingen kann.
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