Highlights 2023

TRIPTYCH / Robin Fox (AU), Photo: Lachie Douglas

Ars Electronica Festival 2023

Von 6. bis 10. September 2023 lud Ars Electronica Künstler*innen, Wissenschaftler*innen, Entwickler*innen, Designer*innen, Unternehmer*innen und Aktivist*innen aus aller Welt wieder nach Linz, Österreich. Zentraler Schauplatz war – noch einmal – die legendäre POSTCITY.

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Dienstag, 5. September 2023

Pre-Opening-Walk

Photo: Ars Electronica / Robert Bauernhansl

Von 6. bis 10. September wird Linz wieder zum Nabel der Medienkunstwelt. Eigentlich startet das Festival aber schon am Abend des 5. September und zwar mit einem Pre-Opening-Walk. Dieser führt vom Mariendom über den OÖ Kunstverein, das Lentos Kunstmuseum, die Kunstuniversität, das Atelierhaus Salzamt, das Ars Electronica Center bis zur Stadtwerkstatt und macht mit Performances und kurzweiligen Präsentationen Lust auf Kunst, Technologie, Wissenschaft und (Zivil-)Gesellschaft–kurz: die Zukunft …

Punkt 17:00 geht‘s los — im Hauptschiff des größten Kirchenraums Österreichs. Der im neugotischen Stil erbaute und 1924 eingeweihte Mariendom fasst 20.000 Menschen und wird während der Ars Electronica–traditionell–zur eindrucksvollen Bühne für Medienkunst. In diesem Jahr bringt hier die taiwanesische Künstlerin Yen-Tzu Chang eine Tanzperformance zur Aufführung, die den Generationsunterschieden innerhalb einer Familie und Kultur nachspürt.

18:00. Der zweite Akt des Abends spielt im barocken Ursulinenhof an der Linzer Landstraße. Hier ist der OÖ Kunstverein zuhause und lädt im Rahmen der Ars Electronica zum Besuch der Gruppenausstellung von Markus Riebe, Yoichiro Kawaguchi und Sofia Talanti.

Yen Tzu Chang (TW), Photo: vog.photo
Photo: Yoichiro Kawaguchi

19:00. Direktorin Hemma Schmutz empfängt im Lentos Kunstmuseum. Sie fungiert dabei nicht nur als Gastgeberin, sondern auch als Jurorin der CIFO x Ars Electronica Awards, die seit 2022 von der in Miami angesiedelten Cisneros Fontanals Art Foundation (CIFO) und der Ars Electronica ausgeschrieben werden, um lateinamerikanische Medienkunst vor den Vorhang zu holen. Die besten Arbeiten des Jahres 2023 sind im Rahmen der Ars Electronica im Lentos Kunstmuseum zu erleben.

20:15. Der Pre-Opening-Walk erreicht die Kunstuniversität am Linzer Hauptplatz. Letzterer wurde 1230 angelegt und zählt mit 13.140 Quadratmetern zu den größten umbauten Plätzen Österreichs–zentraler und schöner könnte der “Campus“, zu dem Ars Electronica und die Kunstuniversität seit 2004 alljährlich laden, nicht verortet sein. Rektorin Brigitte Hütter und ihr Kurator*innenteam begrüßen und kommen dabei sicherlich auf das 50-Jahre-Jubiläum der Linzer Kunstuniversität zu sprechen (Wir gratulieren an dieser Stelle ganz herzlich!). Danach bitten sie ihre Studierenden um eine erste Kostprobe ihres kreativen Könnens.

Vibrant Self / Alba Triana (CO), Photo: Camilo Martín
LumiCore: Light-hearted Touch Interface / Rene Preuer (AT), Mathias Gartner (AT), Ingrid Graz (AT) / Photo: Jeffrey Schuster

20:45. In unmittelbarer Nachbarschaft zur Kunstuniversität befindet sich das Atelierhaus Salzamt. 1706 als kaiserliches Salzamt eröffnet, wurde das barocke Gebäude von der Stadt Linz 2008 renoviert und dient seither als Begegnungsstätte für junge bildende Künstler*innen aus aller Welt. Im Rahmen des Ars Electronica Festivals wird hier die Ausstellung *Butterfly Dreams. The New Aesthetic of AI in Artistic Practice* der Nanyang Technological University (SG) präsentiert.

21:15. Das Ars Electronica Center öffnet seine Schiebetüren und bittet seine Gäste ohne jede Umschweife in den Deep Space 8K. Der einmalige, vom Ars Electronica Futurelab entwickelte Raum lädt zu immersiven Erlebnisse der Extraklasse. Im Rahmen des Festivals sind wieder zahlreiche Künstler*innen zu Gast, die das ganze Potential des Deep Space 8K abrufen. Was das bedeutet, ist an diesem Abend zu erleben: Mit THE LAST SUPPER INTERACTIVE–Art and Mathematics in the Renaissance verwandelt Franz Fischnaller (IT) Leonardo da Vincis weltberühmtes Gemälde in einen dreidimensionalen, begehbaren Raum, in dem man rund um die Tafel schlendern und Jesus und seine Apostel aus allen möglichen Perspektiven betrachten kann.

22:15. Willkommen in der Stadtwerkstatt. Seit Jahrzehnten eine kreative, progressive und ja, im besten Sinn aufrührerische Keimzelle im Linzer Stadtgefüge ist die Stadtwerkstatt schon immer Teil des Festivals. Am Vorabend dieser Ars Electronica bringt man ab 22:15 den letzten Akt des Pre-Opening-Walks zur Aufführung.

Mittwoch, 6. September 2023

Education Day

TRIPTYCH / Robin Fox, Photo: Lachie Douglas

Was ist wahr, was falsch? Spätestens seit Hannah Arendt wissen wir, dass es die eine absolute Wahrheit für uns alle nicht geben kann. Wenngleich Wahrheit also zu jeder Zeit das ist, was wir für sie halten, bedeutet das keineswegs, dass alles und gleichzeitig nichts wahr ist. Kann sich eine Gemeinschaft nicht mehr darauf einigen, grundlegende Fakten als solche anzuerkennen (um dann trefflich darüber zu streiten, wie sie zu interpretieren sind), bricht sie auseinander. Den Beweis führt Donald Trump, der nur “seine” Fakten akzeptiert und alle anderen als “Fake News” abtut.

Unabdingbar für eine breite und kritische, dabei aber konstruktive Auseinandersetzung darüber, was wahr und was falsch, was echt und was fake ist, ist Bildung. Es ist daher gleichermaßen als Statement wie Forderung zu verstehen, dass die diesjährige Ars Electronica Tag 1 zum “Education Day“ erklärt.

missimo / Privatstiftung Kaiserschild, Ars Electronica Futurelab, Photo: Kerstin Blätterbinder
FOUNDING LAB, Photo: DALL·E 2

Der Umstand, dass Bildung, Neugierde und Offenheit möglichst früh verfangen sollten, bewegt die Kunstuniversität Linz, die österreichische Gesellschaft für Forschung und Entwicklung im Bildungswesen und die pädagogische Hochschule Oberösterreich dazu, im „Forum: digitale Bildung“ einen offenen Austausch zu innovativen Lehrmethoden zu initiieren. Vertreter*innen der Didaktik, Pädagogik, Kulturwissenschaft und Bildungspolitik gehen der zentralen Frage der Notwendigkeit und Entwicklung neuer Vermittlungsmethoden für Inhalte digitaler Bildung nach: Auch jene, die mit der Bildung von heute das Morgen bestreiten (müssen), die Schüler*innen selbst, sind eingeladen, an der Diskussion über ihre eigene Zukunft teilzunehmen. Passend zum Forum lädt die pädagogische Hochschule Oberösterreich erneut zum Symposium, um Überlegungen zu einer nachhaltigen und perspektivenreichen Zukunftsgestaltung anzustoßen. Darüber hinaus findet die Verleihung des Bildungspreises „Klasse! Lernen.“ um 12:00 in der Train Hall der POSTCITY statt.

Dass Kenntnisse in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik–kurz MINT–in Sachen Zukunftsgestaltung hohe Relevanz besitzen, ist unbestritten. Wie die Begeisterung für diese Felder auch in ländlichen Gebieten erfolgreich geschürt werden kann, zeigt missimo. Als mobiler Erfahrungsraum steuert der zweistöckige Spezial-Truck der gemeinnützigen Privatstiftung Kaiserschild ab Herbst Volksschulen in ganz Österreich an und eröffnet den Schulkindern auf 100 Quadratmetern Ausstellungsfläche die Möglichkeit, neue Technologien auszuprobieren. Das interaktive Innenleben des einmaligen Gefährts wurde vom Ars Electronica Futurelab gestaltet, den Betrieb übernehmen künftig die Expert*innen des Ars Electronica Centers. Während des Festivals kann missimo am Linzer Hauptplatz erkundet werden.

Wie eine neu zu gründende Universität zur holistischen Erforschung der digitalen Transformation aussehen sollte, steht wiederum im Mittelpunkt des “FOUNDING LAB” der Ars Electronica und dem “Institute for Digital Science Austria” (IDSA): 75 Studierende und 15 Fellows aus aller Welt erarbeiten eine Themenpalette in Sachen Digitalisierung sowie neue Strategien und Formate zur Schaffung und Vermittlung von Wissen. Die Studierenden absolvieren die “Summer School” (23. August bis 11. September), die Fellows das “Forum” (6. bis 10. September) – danach geht’s ins Fall Term (Oktober 2023 bis Januar 2024). Wer einen Einblick in die Wissensvermittlung der Zukunft bekommen will, lässt sich die begleitende Konferenz zum “FOUNDING LAB” am Mittwoch, 6. September, in der Conference Hall der POSTCITY nicht entgehen. Nach dem „Welcome to the FOUNDING LAB“ von Gerfried Stocker (AT), Mitgliedern des IDSA Founding Convent und IDSA FOUNDING LAB Fellows, wird den Studierenden die Bühne überlassen: Auf eine gemeinsame Keynote der Summer School Students folgt eine Diskussion zwischen IDSA FOUNDING LAB Students und Fellows, an der sich auch das Publikum beteiligen kann. Abschließend wird der Prototyp einer zukunftsweisenden Universität entworfen.

Eteron 15 – The Lovers / Eul Lee (KR/MX/US), Photo: Eul Lee
Isala: Citizen-science map of the vaginal microbiome, Photo: Isala Team

Täglich laden außerdem Mitglieder des Ars Electronica Futurelab zur „Expert Tour: Open Futurelab at POSTCITY„, um gemeinsam Ideen für eine vielfältige und pluralistische Zukunft zu sammeln. Auch in der POSTCITY, beginnend um 14:30 beim Meeting Point in der Train Hall, performen Cod.Act „Uperqt. Auch an den folgenden Festivaltagen besteht noch mehrmals die Möglichkeit, diese Kampfinszenierung zu erleben. Wer lieber aktiv Technologien und Fähigkeiten erarbeiten will, die uns bei der Bewältigung von Umweltproblemen helfen, sollte an „Planetary Public Stack“ , einem Workshop geleitet von Miha Turšič (SI/NL), teilnehmen.

Auch im Ars Electronica Center finden spannende Events statt: „reconFIGURE“ vom Immersive Arts Space-ZHdK lässt Besucher*innen menschliche Körper sehen, wie Maschinen diese verstehen. Zusätzlich startet um 13:00 im Deep Space 8K das „Data Art & Science Project“ von Toyota Coniq Alpha (JP), wo Prototypen präsentiert werden, welche die Ideen dieses neuen interdisziplinären Felds verkörpern.

Die inhaltlichen Schwerpunkte und strategischen Ausrichtungen von sage und schreibe 56 Kunstuniversitäten aus aller Welt können im Rahmen der “Campus Exhibition” studiert werden, die sich über die POSTCITY, über die Kunstuniversität bis ins Salzamt erstreckt. Als “Featured University 2023” präsentiert sich diesmal die Taipei National University of the Arts. Darüber hinaus sind etwa die School of the Art Institute of Chicago, “PRISMA” (eine Kooperation aus drei Universitäten aus Chile und Argentinien), die Tokyo University und “Festival X”, das drei Universitäten aus Abu Dhabi und Dubai nach Linz bringt, mit dabei.

Welch Potential das Zusammenwirken von Wissenschaft und Zivilgesellschaft in sich birgt, zeigt die Citizen-Science-Exhibition. Stellvertretend für eine ganze Reihe inspirierender Projekte–vorwiegend aus der Reihe der Preisträger*innen des European Union Prize for Citizen Science–seien hier die Initiative ISALA aus Belgien erwähnt, die Frauengesundheit und Bewusstseinsbildung fördert, sowie die konS – Platform for Contemporary Investigative Art, die Ingenieur*innen, Wissenschaftler*innen und Kunstschaffende zusammenbringt, um gemeinsame Perspektiven auf Gegenwart und Zukunft zu entwickeln.

Krönender Abschluss des ersten Festivaltages bildet das Opening, das diesmal nicht nur dem Festival gilt, sondern sich gleichzeitig als öffentlicher Startschuss des „FOUNDING LAB” und der IDSA versteht. Gefeiert wird beginnend um 20:45 in der riesigen Gleishalle und im Hof der POSTCITY – auf der Bühne erwartet werden das Schweizer Künstlerduo Luc Gut und Rolf Hellat, das Sound-Installationen und Performances kreiert, mit „OSZILOT“ , die japanische Künstlerin Kyoka vom Experimental-Label Raster-Noton, die mit „Syntax-2“ ihre audiovisuelle Performance mit elektronischer Musik verbindet, der preisgekrönte Licht- und Tonkünstler Robin Fox (AU) mit „TRIPTYCH“ sowie Riccardo Giovinetto (IT) mit „FE:MI:NA“ .

Donnerstag, 7. September 2023

S+T+ARTS Day

Credits: Richard Mosse, Broken Spectre, 2022, Film still © Richard Mosse, Jack Shainman and Carlier Gebauer

Es ist das Dreieck von Wissenschaft, Technologie und Kunst, das längst zur wichtigsten Triebfeder eines nachhaltigen gesellschaftlichen Fortschritts geworden ist. Warum? Weil es–und das vor allem der Kunst wegen–jene disruptive Innovation hervorbringt, die wir brauchen, um zukunftsfähig zu werden. Ob die sich zusammenbrauende Klimakatastrophe oder der rasante Siegeszug von KI-Systemen: Um die uns bevorstehenden ökologischen, sozialen, ökonomischen und politischen Erschütterungen abfedern zu können, brauchen wir nicht das nächste Produktdesign, sondern eine grundlegende Änderung der Marktlogik.

Genau diese zukunftsweisenden Ansätze und die damit verbundenen Paradigmenwechsel versucht die Europäische Kommission mit ihrer S+T+ARTS Initiative – Science, Technology, Arts – zu befördern. Als einmalige Plattform, auf der so ungewöhnliche wie wegweisende Allianzen zwischen Wissenschaft, Technologie und der Kunst diskutiert, vorgestellt und geschmiedet werden, dient die Ars Electronica. Unter dem Titel „The Next Renaissance” ist der STARTS Day in diesem Jahr wieder ein Treffpunkt für Innovator*innen aus Kunst, Industrie und Forschung. „Next Renaissance“ steht in diesem Fall für eine europäische Initiative des EIT Culture & Creativity, welche die Verschmelzung von wissenschaftlichem, technologischem, kulturellem und künstlerischem Wissen fördert und damit zukunftsfähige Ideen anregt.

Credits: Pollinator Pathmaker in Pollinator Vision, 2023. © Alexandra Daisy Ginsberg
Credits: SphagnumLAB, Turba Tol Hol-Hol Tol at the 59th Venice Art Biennale, 2022, photo by Benjamin Echazarreta.

Die Highlights der STARTS Prize Winner Exhibition in der POSTCITY sind das herausragende filmische Werk Broken Spectre (Richard Mosse), das die verheerenden Konsequenzen des 4 000 Kilometer langen Trans-Amazonian-Highway erfahrbar macht, und der Pollinator Pathmaker (Alexandra Daisy Ginsberg), ein Kunstwerk für Bestäuber, das durch ein KI-Tool kreiert und von Menschen gepflanzt und gepflegt wird. Als Gewinner*innen des Grand Prize in zwei Kategorien wird beiden Künstler*innen am Donnerstag die begehrte STARTS-Trophy verliehen. Um die vielen Programmpunkte nicht zu verpassen, empfehlen wir unseren Besucher*innen die POSTCITY im Rahmen der WE GUIDE YOU Führungen zu erleben – zum Beispiel führt am Donnerstag Annick Bureaud (FR) mit der „Expert Tour: Terraforming Earth – Decolonizing Space“ durch die Themenausstellung. Im Anschluss kann dann theoretischen Reflexionen der STARTS Konferenz gelauscht oder selbst mitdebattiert werden. Persönlichkeiten wie Deb Roy, Leiter des MIT Center for Constructive Communication sowie Gastprofessor an der Harvard Law School, Hito Steyerl, deutsche Filmemacherin und Autorin und erste Frau auf der Power100-Liste als einflussreiche Akteurin des internationalen Kunstbetriebs, sowie Journalistin und Datenwissenschaftlerin Karen Hao, die für ihre Berichterstattung über KI-Forschung bekannt ist, sind Teil von verschiedenen, über den Tag verteilten Gesprächen über die Möglichkeit eines Paradigmenwechsels und einer verantwortungsvollen Innovationsstruktur. Gemeinsame Diskussion bildet auch die Grundlage für andere Programme abseits des ehemaligen Postverteilerzentrums.

Interesse an Themen wie künstlerische Freiheit oder Kunst in Verbindung mit dem ökologischen Kollaps? – dann sollte man die Podiumsdiskussionen von State of the ART(ist) nicht verpassen. Teil der Gespräche sind ausgezeichnete Künstler*innen, Jurorinnen sowie Christoph Thun-Hohenstein vom österreichischen Ministerium für Europäische und Internationale Angelegenheiten. Oder doch lieber in einem Workshop selbst aktiv werden? „AIFutures“ und „Systemic Change in the Times of Polycrisis“ sind definitiv einen Besuch wert. Ausprobieren dürfen Besucher*innen nach der täglichen Performance um 17:00 auch die Klanginstallation von „OSZILOT“ . Dagegen wirft die Performance „Uncanny Valley“ Fragen aus dem Spannungsfeld zwischen Original und Kopie auf, indem eine dem Menschen ähnliche Maschine an Stelle des Autors Thomas Melle tritt, mit dem Stefan Kaegi (DE) für dieses Projekt zusammen arbeitet. Diese kann auch an den folgenden Festivaltagen noch besucht werden.

Am Gelände der Johannes Kepler Universität steht der Zirkus des Wissens für die nachhaltige Verschränkung von Bildungsinnovation und 21st-Century-Skills. Wie das gelingt? Die Kunst bringt Menschen aller Altersgruppen zum Staunen und regt damit zur selbständigen Auseinandersetzung mit Wissenschaft an. Mit originellen Produktionen, Workshops und partizipativen Formaten ruft der Zirkus des Wissens dazu auf, den Sprung in unerforschtes Terrain zu wagen.

Außergewöhnlichen visuelle und immersive Erfahrungen versprechen am Donnerstag die zahlreichen Projekte im Deep Space 8K. Um 13:00 zeigt der renommierte Experte und Chefkurator Alejandro Vergara vom Museo del Prado in „Goya’s Truth“ eine Selektion von Francisco de Goyas Werken. Später folgt „Faust VR: Making Of“ , wo das Ars Electronica Futurelab in das Bühnenbild der Neuinszenierung von Goethes Faust während der Salzburger Festspiele eintauchen lässt, und abends werden im Rahmen von „Deep Stage„, Part I und Part II, audiovisuelle Projekte aus aller Welt präsentiert.

Freitag, 8. September 2023

More-than-Planet Day

StellaVerde / Gregor Krpič (SI), Simon Gmajner (SI), Dr. Jan Babič (SI), Dr. Marko Jamšek (SI), Gal Sajko (Jožef Stefan Institute) (SI), Photo: Matjaž Rušt and Katja Goljat

Der Festival-Freitag knüpft nahtlos an den Donnerstag an. Ausgehend von jener Innovation, die wir im und für das 21. Jahrhundert brauchen, geht es nun darum, diese Lösungen in ein Bigger Picture einzupassen: in ein holistisches, also ganzheitliches, Denken über die Zukunft. Denn wenngleich wir uns gestern noch als die Krone der Schöpfung wähnten, müssen wir heute der Tatsache ins Auge blicken, dass wir doch nur ein kleiner–wenngleich mächtiger–Teil des Ökosystems dieses Planeten sind. Daraus wiederum folgt, dass die Zukunft unserer Art untrennbar mit dem Gedeih und Verderb des großen Ganzen verknüpft ist. Nicht aus Dankbarkeit, weil es uns hervorgebracht hat, sondern weil wir perfekt an seine Lebensbedingungen und keine anderen angepasst sind, sollten wir es schützen.

Massive Binaries / Andy Gracie, Photo: Andy Gracie
ORGAN OF RADICAL CARE: UNA MATRIZ COLABORATIVA / Charlotte Jarvis (GB), Dr. Patricia Saragüeta (AR), Photo: Charlotte Jarvis

Das große Symposium beginnt am Freitag um 11:00 und läuft bis 17:00. Alle Beiträge dieses Tages richten ihren Blick–angelehnt an das diesjährige Festivalthema „Who owns the truth?“–auf die Frage „Who owns the planet?“. Veranstaltet wird der Thementag durch das von Creative Europe geförderte Projekt More-than-Planet. Am Samstag setzen sich die Diskussionen um Eigentum und Wahrheitsfindung im gleichen Zeitrahmen fort. Expert*innen aus unterschiedlichen Fachrichtungen treffen aufeinander und zielen auf zentrale Brennpunkte unserer Zeit: Wahrheit, Deutungshoheit und Souveränität. Ob mit fachlichem Hintergrund oder ohne–jede*r ist eingeladen, den Diskussionen auf der Bühne zu folgen. Gemeinsam mit kommerzieller Astronautin, Geologieprofessorin, Künstlerin, Autorin und Major in der Civil Air Patrol Sian Proctor, renomierter Künstlerin Alexandra Daisy Ginsberg, Gründerin Aina Abiodun, der ersten schwarzen Frau, die ein risikokapitalfinanziertes Technologieunternehmen in Deutschland leitete, und zahlreichen weiteren Sprecher*innen wird am Freitag unter dem Titel „(Un)Earthing the Truth: Ownership and Narratives about the Planet“ Wahrheit als wirtschaftliches Objekt diskutiert.

Parallel dazu greift die Themenausstellung die Überlegungen auf kreative Art und Weise auf: Während sich der interdisziplinäre Künstler Andy Gracie auf die wissenschaftliche Erkundung der Galaxien stützt und die Medienkünstlerin Dorotea Dolinšek sich von Weltraum-Expeditionen inspirieren lässt, beschäftigen sich Charlotte Jarvis und Patricia Saragüeta mit der künstlerischen Interpretation medizinischer Forschung. Letztere haben ihre künstlerischen Forschungsarbeiten im Rahmen der European Media Art Platform (EMAP) realisiert. Visual Artist Christo Riffo zeigt, was Drohnenbilder und mikroskopische Aufnahmen für unsere Perspektive auf die Welt bedeuten und der Komponist und vielfältige Künstler David Shongo beschäftigt sich mit der menschlichen Verantwortung für die Klimakatastrophen unserer Zeit. Einen tieferen Einblick in präsentierten Projekte und auch hinter die Kulissen der Ausstellung bietet Kuratorin Christl Baur mit der Expert Tour „(Co)Owning More-than-Truth“.

Masakhane – pioneering participatory approaches to building African language technologies, for Africans, by Africans / Masakhane (INT), Artwork by Keneilwe Mokoena
Open Futurelab at POSTCITY, Photo: Philipp Greindl

Wenige Schritte weiter finden sich die Preisträger*innen des Ars Electronica Award for Digital Humanity, dessen Vergabe kulturellen Austausch in einer digitalen Welt vorantreiben will. Im Mittelpunkt steht die afrikanische Initiative “Masakhane”, die diskutiert, wie algorithmische Steuerung und Voreingenommenheit gesellschaftliche Ungleichheit (mit-)bestimmt – und dafür 2023 den Hauptpreis gewann. Neue technische Visionen werden unterdessen im Ars Electronica Futurelab erarbeitet–das im Rahmen des Festivals wieder eine Dependance in der POSTCITY hat, ebenso wie der Unternehmensbereich Ars Electronica Solutions, der eine interaktive Begegnungszone forciert.

Ebenfalls in der POSTCITY veranstaltet das MIT Center for Constructive Communication um 10:00 den Workshop „Nature of LLMs (Large Language Models)“. Wie gut können LLMs meine Werte vertreten? Wie, was und woher lernen LLMs? – mach mit und finde es heraus. Die Performance „Shadows from the Walls of Death: Remediating Green Shadows“ befasst sich hingegen mit dem Auftragen von gefährlichem grünen Pigment auf eine Tapetenreproduktion aus Dr. Kedzies Buch „Shadows from the Walls of Death“. Außerdem wird es auf der Lecture Stage von 11:00 – 14:00 ein Launch Event für die Europäische Initiative „The Next Renaissance“ geben, wo an Kreativität und euroäischer Zusammenarbeit sowie kulturelle Wiedergeburt und Erneuerung Interessierte alles über künftige Ausschreibungen und Beteiligungsmöglichkeiten erfahren.

Wer sich aus der POSTCITY hinaus wagt, kann außerdem der Ausstellung Dualities in Equalities: Art, Technology, Society in Latin America im LENTOS Kunstmuseum erleben. Besucht werden kann diese zwar bis Ende September 2023, doch nur während des Festivals gibt es die Möglichkeit, die prämierten Werke sowie ihre Kreator*innen auf GUIDED Tours wie der Expert Tour mit Martin Honzik, Co-Kurator der Ausstellung, kennenzulernen.

Die Zukunft der Computer Animation lässt sich im Ars Electronica Center erleben, dort findet das Expanded Animation Symposium und das Ars Electronica Animation Festival statt. Das Screening des Animation Festivals beginnt um 10:00 im Seminarraum (Level -1) des Ars Electronica Center und zeigt eine Auswahl an Projekten, die für den Prix Ars Electronica in der Kategorie „New Animation Art“ eingereicht wurden. Das Eintauchen in fantastische virtuelle Welten fiel noch nie so leicht–versprochen! „AI & Human. Who Owns the Truth“ wird zusätzlich um 13:30 im Deep Space 8K gezeigt, wo zuvor auch „Meet the artist Miwa Matreyek (US/CA)“ abgehalten wird. Unabhängig vom Animation Festival finden im Deep Space 8K außerdem die neue Mixed-Reality-Musikperformance „Project Humanity – All players welcome, the world meets unexplored possibilities“ sowie „Venice Revealed“ , eine Ausstellung von Grand Palais Immersif und Iconem in Zusammenarbeit mit der Fondazione Musei Civici di Venezia, statt. Das Expanded Animation Symposium folgt dann am Samstag ab 11:00 im Skyloft.

Das Bruckner Orchester rundet den Abend mit der Großen Konzertnacht ab, die die rustikale Gleishalle der POSTCITY zum Hotspot für klassische Musik werden lässt. Unterstützt wird es durch Bassistin und Komponistin Bára Gísladóttir (IS) und Rapper Def Ill (AT). Mit derselben Leidenschaft, aber weniger klassisch, geht es mit den Acts der Ars Electronica Nightline weiter–zu erwarten sind Artists Siska (AT), Jessiquoi (CH), Noémi Büchi (CH), Soraya Lutangu (CH/CG), Myriam Bleau (CA), Mika Bankomat (AT) und Kenji Araki (AT).

Samstag, 9. September 2023

Dare-the-Truth Day

Empreintes sonores / Victor Drouin-Trempe (CA), Jean-Philippe Côté (CA), Photo: Victor Drouin Trempe et Jean-Philippe Côté

Wieder macht das Festival dort weiter, wo es tags zuvor aufgehört hat, und fordert dazu auf, die Wahrheit zu wagen. Eine unbequeme Wahrheit zu akzeptieren, ist–wie wir alle wissen–nicht einfach. Im Besonderen gilt das dieser Tage für die wissenschaftliche Evidenz der sich entwickelnden Klimakatastrophe. Die Messergebnisse einer global forschenden Wissenschaftscommunity lassen keinen anderen Schluss zu, als dass wir einen radikalen Kurswechsel brauchen und sich das Zeitfenster dafür schnell schließt. Diese Wahrheit zu akzeptieren, fällt schwer, weil die Konsequenzen anstrengend, unbequem und teuer sein werden, aber auch weil sich damit ein jahrzehntelanges Versprechen einer besseren, reicheren und leichteren Zukunft in Schall und Rauch auflöst.

Die Ars Electronica rückt an diesem Samstag Menschen in den Mittelpunkt, die diese Wahrheit nicht nur akzeptiert haben, sondern schon längst alles daransetzen, das Beste daraus zu machen. Unter dem Titel “The End of the Truth“ finden sich internationale Vortragende wie amerikanische Politikwissenschaftlerin, Veteranin der United States Air Force und Mitglied des Council on Foreign Relations Sarah E. Kreps, Forscherin und Schriftstellerin Nina Jankowicz, die zum Beispiel über die russische Verwendung von Desinformation als geopolitische Strategie schrieb, und die taiwanesische Digitalministerin Audrey Tang für den zweiten Teil der Themenkonferenz zusammen – dieser wird durch das von Creative Europe geförderte Programm European Digital Deal umgesetzt.

Auch sehens- oder eher hörenswert ist die Podiumsdiskussion „Not your data? Open relationship between culture and technology“ um 16:00 auf der Lecture Stage der POSTCITY, wo taiwanesische Künstler*innen sich mit Fragen rund um Datenbesitz und Kreativität auseinandersetzen. Wer lieber versucht, einem Text-zu-Bild-Programm die überraschendsten, verstörendsten oder schönsten Bilder zu entlocken, könnte außerdem „Prompt Battle“ einen Besuch abstattet.

Create Your World Ceremony, Photo: Jürgen Grünwald
Farmers‘ Market / BIO AUSTRIA Oberösterreich (AT), Photo: tom mesic

Doch auch die junge Generation macht sich Gedanken und bietet Lösungen an. Mit der Create Your World Exhibition in der POSTCITY öffnet sich einmal mehr ein Raum zum Entdecken und Erkunden für Besucher*innen ab dem Kindergartenalter–gemeinsam wird anhand neuester und weiterentwickelter Erfindungen experimentiert. Munter geht es weiter, sobald die große Preisverleihung der Goldenen Nicas des Prix Ars Electronica in der u19-Kategorie zwischen 10:00-12:00 über die Bühne der POSTCITY geht. Von selbstgebauten Robotern, über animierte Spiele, Filme und handwerkliche Meisterwerke reicht die Bandbreite. Für einen langen Festivaltag holt man sich am besten Proviant am Bio-Austria-Bauernmarkt, der nur an diesem Samstag seine Marktstände öffnet.

Sich ausprobieren und mit neuen Ideen auseinandersetzen können Besucher*innen außerdem bei Workshops wie „Future Impulses – Artificial Intelligence“ von der Future Thinking School oder „The Anoiksis Experiment“ , wo man sich mit Halluzinationen und Wahnvorstellungen als logische Reaktionen von zentraler Bedeutung für unser Dasein auseinandersetzt. Außerdem sollte, wer sich für Naturschutz in der Stadt interessiert und gerne einmal das Dach der POSTCITY betreten möchte, die „Expert Tour: POSTCITY Rooftop“ mit Friedrich Schwarz nicht verpassen.

Hylozoic² Hotspot / Marlot Meyer (ZA/NL), Photo: Hanneke Wetzer
Anouk Wipprecht, Photo: Florian Voggeneder

Für internationales Flair sorgt die Ars Electronica Gardens Exhibition an mehreren Spielorten der POSTCITY–diesmal sind etwa Rotterdam, New York, Montreal, Bangalore und Hamburg dabei. Sie zeigen unter anderem die Ergebnisse der Residency-Programme des V2 Lab for Unsustainable Media, den wissenschaftlichen und künstlerischen Output der Initative Hexagram und eine Live-Performance des Climate Service Center Germany (GERICS).

Im ersten Obergeschoss der fulminanten POSTCITY wird der Fokus auf neue Entwicklungssprünge in der Technologie gerichtet, lokale und internationale Partner*innen stellen ihre Überlegungen, Prototypen und marktreifen Produkte vor. Die Projekte reichen von 3D-gedruckter Kleidung und BCI-Applikationen (Anouk Wipprecht, g.tec medical engineering, OnShape & Hewlett Packard), über Auseinandersetzungen mit der Arbeitskraft als Größe im Kapitalismus (IMPAKT – Centre for Media Culture) und einem Online-Spiel gegen Fake News (Escape Fake Polycular (AT)) bis hin zu den Darstellungen von „Robots in Architecture“ aus Linz.

Die Stadtwerkstatt als Location der Ars Electronica ist ein Hotspot für spannende Kunstprojekte, die an der Norm vorbeischlittern oder eben jene zur Diskussion stellen: So auch die Visualisierungen von Franz Xavers „Endlose Annäherung“ an Null, in denen er auf Glitches–also Störungen–hinweist oder „Minuskunst“ von Tanja Brandmayr, ein Projekt, das sich auf künstlerische Weise der Quantentheorie annähert. Was die STWST 2023 umtreibt, ist die Rolle künstlicher Intelligenz in menschlicher Entscheidungsfindung: “KI, sag mir, was ich wollen soll!“. Außerdem finden hier von 22:00-5:00 die „STWST48x9 COLD HEAVEN Concert Nights: No Trash Nightline“ mit Mai Mai Mai (IT), Rojin Sharafi (IR/AT), Vomitatrix (US), Ujif_notfound (UA), Puce Mary (DK), Okabre (AT), Shapednoise (IT/DE) und Breuer/Kern/Audiobomber (AT) statt.

Im besonderen Ambiente des Mariendoms startet bereits um 21:00 die Performance „The Mirage Replicas 2.0“ von Yen-Tzu Chang (TW). Diese zieht einen in den Bann einer Geschichte, wobei durch die Symbolik von Fledermäusen, Erinnerungen und kulturelle Perspektiven der Künstlerin vermittelt und Generationsunterschiede innerhalb einer Familie und Kultur erforscht werden. Wer die Performance lieber am Nachmittag erleben möchte, hat dazu noch am Sonntag um 13:00 die Möglichkeit. Auch der Deep Space wartet erneut mit einem ausgiebigen Programm auf Besucher*innen: Um 11:30 kann man mit „cool earth“ über die planetarische Zukunft nachdenken – zwischen Dystopie und postfossiler Welt. Nachmittags werden dann die Projekte des „5TH VH AWARD“ gezeigt. Der Zukunft von KI und Co sind Festivalbesucher*innen im Rahmen der Futurelab Night im Deep Space/Ars Electronica Center auf der Spur. Wer lieber outdoor in die Zukunft blickt, ist am Festivalsamstag bei der Linzer Klangwolke richtig–und das schon seit 1979. Zu erleben ist diesmal eine postapokalyptische Erzählung rund um ein junges Mädchen, welche Video-, Licht- und Sound-Design, Aerial Performance, Acrobatic-Show-Dance und Stepptanz zu einer atemberaubenden Symbiose vereint.

Sonntag, 10. September 2023

Prix Ars Electronica Day

Unerasable Characters series / Winnie Soon (HK/UK), Photo: Andrew Curtis

Es wäre keine Ars Electronica, würde nicht die Kunst das letzte Wort haben. Ob Bildung (MI), Innovation (DO), holistische Zukunftsvision (FR) oder die Wahrheiten unserer Zeit (SA): Es ist die Kunst, die in all dem eine essenzielle Rolle spielt. Sie ist die, die alles darf und weder vor Naivität noch Subjektivität oder Radikalität zurückschrecken braucht, um uns und unserem Denken und Tun den berühmten Spiegel vorzuhalten. Das gilt besonders an Tagen, an denen vielerorts von Zeitenwenden die Rede ist und sich das Neue immer öfter nicht als Evolution, sondern als Revolution ankündigt.

Der letzte Tag des Festivals gehört den Gewinner*innen des Prix Ars Electronica, ihren Visionen, Ideen und Projekten. Die Preisträger*innen der Goldenen Nicas (in den Kategorien Digital Musics, New Animation Art und AI & Life Art) sowie eine Vielzahl an innovativen Einreicher*innen sind vor Ort in der Prix Ars Electronica Exhibition in der POSTCITY vertreten. Exemplarisch sei die Sound-Study des Kollektivs Atractor Estudio (CO) + Semantica Productions (UK) genannt, Ayoung Kim (KR) mit „Delivery Dancer’s Sphere„, einem Mix aus 3D-Animation und Live-Action-Dreh sowie Winnie Soon (HK/UK) mit der „Unerasable Characters Series“, die mediale Zensur problematisiert und inszeniert. Verena Friedrich ist mit der Installation „Erbsenzähler“ Teil der Ausstellung, genauso wie Nadita Kumar mit „From Paradigm to Paradigm, Into the Biomic Time“ und Francois Knoetze et al., die anhand des Werkes „Dzata“ dazu aufrufen, sich mit Archivierung und der ihr innewohnenden Fiktion auseinanderzusetzen. Wer sich mehr Interaktion wünscht, folgt der offenen Diskussion zwischen den Gewinner*innen des Prix Ars Electronica 2023 und der Jury im Rahmen des Prix Forums.

ERBSENZÄHLER Quality Sorter V2 / Verena Friedrich (DE), Photo: Verena Friedrich
Jowhar / Mahsa Aleph (IR), Photo: Soheil Moradian

Neben den Prix-Aktivitäten holt die State of the ART(ist)-Ausstellung alle neun der 2023 ausgezeichneten Projekte des gleichnamigen Wettbewerbs aus aller Welt nach Linz. Im Zentrum stehen die diesjährigen Gewinnerinnen Mahsa Aleph aus dem Iran und Taiye Ojo aus Nigeria, die sich auf individuelle Weise mit Geschichtsschreibung und Gegen-Geschichten beschäftigen. Passend dazu steht ebenfalls am Sonntag ein Panel von S+T+ARTS4AFRICA am Programm, einem Vorhaben, das die Zusammenarbeit mit Innovation Hubs in Subsahara-Afrika fördert. Das Thema der Diskussionsrunde mit dem Titel „Re-build together: digital, human and arts-driven innovation in Africa„: Art-Tech Collaborations in Afrika und mit afrikanischen Partner*innen. Außerdem sprechen bei „FOUNDING LAB: University of the Futures“ IDSA FOUNDING LAB Fellows über die fundamentalen Fragen zukunftsweisender Hochschulbildung.

Des internationalen Austausches nicht genug: Auch ein neuformiertes europäisches Netzwerk findet im Rahmen der Ars Electronica 2023 zusammen und nimmt am Sonntag sein Grande Finale, nämlich beim Digital Deal Summit. Hier treffen sich Vertreter*innen der 14 Partnerinstitutionen und diskutieren Ideen, Möglichkeiten und Chancen, um die digitale Welt mit demokratischen Werten in Einklang zu bringen.

Doch natürlich wird auch am letzten Festivaltag nicht nur geredet. Beim Workshop „Build your Own Virtual Avatar“ kann man kurz der Realität entfliehen und mit VR-Headset und verschiedenen Programmen einen eigenen virtuellen Avatar erstellen. Außerdem findet in der POSTCITY auch „Earth4All: Living Loops“ statt und stellt die Frage, welche Veränderungen für eine nachhaltige Zukunft nötig sind. Bereits bekannt aus vergangenen Jahren ist vielen sicher „Hebocon – Wettstreit der Low-Tech-Roboter“ , welcher erneut bei create your world um 15:00 über die Bühne geht. Im Ars Electronica Center, im Deep Space 8K, kann man sich mit „Tulpenmania / Domum“ durch eine Kombination von Klangproduktion und Live-Spielen auf eine Erkundung der holländischen Tulpenlandschaft begeben oder mit „The Quest for Cosmic Truth“ fragen, ob wir die tiefsten Wahrheiten unseres Kosmos überhaupt wissen können.

Die Gleishalle in der POSTCITY wird abschließend einmal mehr zur Bühne für Musik: Das Duo Pianographique – bestehend aus Maki Namekawa (JP), Cori O’Lan (AT) – performt am letzten Festivaltag um 14:00 in der Train Hall das „Köln Concert“ des Pianisten Keith Jarrett von 1975.