Die Ars Electronica Features Exhibition bietet Partnerinstitutionen aus aller Welt eine Plattform, um künstlerische Perspektiven und forschungsbasierte Praktiken zu präsentieren, die das kuratorische Thema des Festivals reflektieren. Im Jahr 2025 widmet sich die Ausstellung unter dem Titel PANIC – yes/no den multiplen, miteinander verflochtenen Krisen unserer Gegenwart: dem ökologischen Kollaps, der algorithmischen Intransparenz, strukturellen Ungleichheiten und dem Abbau demokratischer Strukturen.
Anstatt zu fragen, ob Panik gerechtfertigt ist, widmen sich die Beiträge der Entstehung, Wahrnehmung und Bewältigung von Dringlichkeitszuständen. Panik wird dabei nicht als Moment des Chaos betrachtet, den es zu vermeiden gilt, sondern als kulturelle und politische Konstellation, die Aufmerksamkeit, Analyse und kreative Antworten verlangt. In Installationen, Performances und spekulativen Formaten bewegen sich die Arbeiten von der Krise zur Kritik – und von der Überwältigung zur Vorstellungskraft.
Mehrere Partnerinstitutionen setzen sich mit ökologischer Panik nicht nur über Daten oder Dystopien auseinander, sondern beziehen dabei den Körper, die Sinne und kollektive Rituale mit ein. Das Ecocentric Future Lab präsentiert eine Ausstellung mit essbaren Biokunststoffen, KI-generierten Haikus aus schmelzendem Eis sowie spekulativen pharmazeutischen Ansätzen zur Bekämpfung der Plastikverschmutzung – und lädt das Publikum buchstäblich dazu ein, den ökologischen Kollaps zu schmecken, zu spüren und zu verstoffwechseln. Im Rahmen des STARTS4WaterII-Programms verbindet Gluon künstlerische Forschung mit Wassersystemen: Performances entlang der Donau, Soundwalks und Fluss-Mappings rücken Gewässer als handelnde Akteure unserer ökologischen Zukünfte ins Blickfeld.
Digitale Panik – verwurzelt in unsichtbaren Infrastrukturen, ausbeuterischen Logiken und epistemischer Instabilität – steht im Zentrum der Arbeiten von Tetem. Ihre immersive Installation lädt das Publikum ein, mit algorithmischen Skulpturen zu interagieren, die auf eingegebene Fragen reagieren und dabei Geschichten über Vorurteile, Ausbeutung und verdrängte Wissenssysteme offenlegen. Auch V2_, Lab for the Unstable Media, wählt mit PANIC MODE: ON einen unmittelbaren, körperlich erfahrbaren Zugang: Kontrollierte Explosionen dienen hier gleichermaßen als Metapher und Methode – eine Einladung, sich materiell wie performativ mit dem Moment des Zusammenbruchs auseinanderzusetzen.
Das C-LAB Sound Lab aus Taiwan präsentiert Polyphony – ein vielschichtiges Programm aus immersiven Installationen, Konzerten und VR-Erlebnissen. Inspiriert vom musikalischen und philosophischen Konzept gleichzeitiger Stimmen, spiegelt Polyphony die kulturelle und technologische Komplexität Taiwans wider – und bietet künstlerische Strategien im Umgang mit Widersprüchen, Koexistenz und wechselseitiger Abhängigkeit.
Gemeinsam machen diese Projekte Panik nicht nur sichtbar – sie inszenieren, analysieren und denken sie neu. Sie zeigen, wie künstlerische Praktiken Ausnahmesituationen nicht durch Vereinfachung oder Verdrängung begegnen, sondern indem sie neue Wege des Wahrnehmens, Denkens und Handelns eröffnen. Die Ars Electronica Features Exhibition wird so zu einem Raum konstruktiver Brüche – einer kollektiven Probe für Zukünfte, die ungewiss sind, aber dennoch innerhalb unserer Vorstellungskraft liegen. Neben diesen zentralen Beiträgen bereichern zahlreiche weitere Partnerinstitutionen das Programm mit vielfältigen Perspektiven und drängenden Impulsen – und erweitern so die gemeinsame Auseinandersetzung über die Rolle von Kunst und Technologie in einer Zeit sich überlagernder Krisen.

Anthropocene Territories / Territorial Agency / John Palmesino, Ann-Sofi Rönnskog - Photo: Territorial Agency
Exhibition
Ars Electronica Features Exhibition
The Climate Tasting Menu
Jiabao Li: Ecocentric Future Lab (US)
Eine Dining-Performance, bei der Gäst*innen essbare Kunststoffe zu sich nehmen – ermöglicht durch Bakterien aus plastikfressenden Würmern. Eine Eisinstallation, in der lokale Klimadaten gefrorene Landschaften formen, übersetzt in KI-generierte Poesie. Zwei Projekte, die Konsum „verdauen” und den Mythos der Kontrolle zum Schmelzen bringen – Biss für Biss, Tropfen für Tropfen.
Chemical Calls of Care II
New Art Foundation (ES) / Yolanda Uriz (ES)
Die interaktive Installation Chemical Calls of Care II spürt der Kommunikation zwischen Spezies durch Geruch und Klang nach. Mithilfe olfaktorischer Signale und atmosphärischer Daten lädt sie Menschen und Pflanzen zu einem gleichberechtigten Dialog ein – getragen von Empathie, Fürsorge und ökologischem Gleichgewicht.
Model Collapse
Tetem (NL)
Model Collapse ist eine immersive Ausstellung, die die verborgene Landschaft hinter generativer KI erforscht. Anhand von Cyber-Skulpturen und Relikten offenbart sie die Ursprünge von KI in der Ressourcen- und Datenextraktion. Besucher*innen interagieren mit einer lokalen KI, wodurch die Cyber-Skulpturen Reaktionen und Geschichten preisgeben.
Futures Entangled: Material Intelligence, Memory & Movement
Istanbul Digital Art Festival (IDAF)
Im Kontext des Festivalthemas PANIC – yes/no verwebt die Ausstellung Migration und ökologische Krise zu einer Erzählung, die durch Installationen, VR und Data Art erfahrbar wird. Sie legt die emotionalen, materiellen und technologischen Schichten von Vertreibung, Anpassung und Überleben offen.
PANIC MODE: ON
V2_, Lab for the Unstable Media (NL)
In einer Welt im permanenten Ausnahmezustand sind wir längst über den Punkt hinaus, an dem wir uns fragen, ob Panik angebracht ist. Stattdessen präsentiert V2_, Lab for the Unstable Media, die Ausstellung PANIC MODE: ON.
On Point
National Arts Council Singapore (SG)
On Point kritisiert das menschliche Bedürfnis, durch Panik ausgelöste Krisen übermäßig zu vereinfachen und zu kategorisieren. Die Ausstellung zeigt lightmode – eine Einladung, inmitten des Chaos innezuhalten und sensorische Technologien zu erleben.
That sinking feeling: cell biology of climate change
Stanford University (US)
Plankton steuert das Klima der Erde aus der Tiefe. Diese Ausstellung verwandelt wissenschaftliche Daten in immersive Erlebnisse und macht sichtbar, wie mikroskopisch kleines Meeresleben den Kohlenstoffkreislauf unseres Planeten und unsere gemeinsame Zukunft beeinflusst.
Polyphony
C-LAB Taiwan Sound Lab (TW)
Die sich über Kinetik, interaktives Programmieren, KI, Sounddesign, instrumentale Darbietung und Video/VR erstreckende Ausstellung Polyphony spiegelt Taiwans Vielfalt und Inklusivität in den Bereichen Kultur, Geisteswissenschaften, Umweltbewusstsein sowie wissenschaftlich-künstlerische Innovationskraft wider und bietet neuartige audiovisuelle und sinnliche Erlebnisse.
Digital Deities: The Spirit of Restoration
The Metaverse Alliance (TW)
Im sich wandelnden digitalen Licht verschmilzt KI-Twin-Technologie ihre Formen mit der deinen und ein zeitübergreifender Dialog entsteht. Tritt vor das digitale Tor – dein Abbild vereint sich mit dem Göttlichen und lässt dich Teil von Schutz und Tradition werden. Diese Verbindung von Kunst und Technologie würdigt das spirituelle Erbe Taiwans.
Yielding
Yasuaki Kakehi Lab., The University of Tokyo (JP)
Diese Ausstellung zeigt drei flüssigkeitsbasierte Installationen, die den Akt des Nachgebens erforschen. Die Arbeiten evozieren Fluss, Form und Wandel: sich verändernde Farben (Colors in the Haze), verflochtene Bewegungen (Entangled Liquidities) und organische Silhouetten (Living Lens). Eine stille Einladung zur Veränderung.
CODE 2025: Technosferatu and V.I.B.E.
IMPAKT (NL)
CODE ist ein Co-Creation-Prozess, der sich mit dringenden Fragen unserer digitalen Realität befasst. Das Projekt präsentiert kritische, humorvolle und provokative Visionen einer Welt, die von Big-Tech-Narrativen dominiert wird. Das Werk fungiert als Augenöffner und Gesprächsanstoß, um das Bewusstsein für digitale Rechte zu schärfen.
STARTS4WaterII residencies showcase
Gluon präsentiert eine kuratierte Auswahl von Projekten aus den STARTS4WATERII Residencies, in deren Rahmen Künstler*innen, Wissenschaftler*innen und lokale Communities gemeinsam die oft unsichtbaren ökologischen und sozialen Herausforderungen europäischer Häfen und Hafenstädte erkundeten.
Expanded Voices
DataViz Group at Barcelona Supercomputing Center (ES)
Expanded Voices ist Teil einer langfristigen Zusammenarbeit zwischen dem Barcelona Supercomputing Center (BSC) und der Künstlerin Maria Arnal. Das Projekt beschäftigt sich mit KI-Stimmensynthese und dem kreativen Potenzial von sogenannten Latent Spaces – für Anwendungen in Bereichen wie Industrie, Musik und Kunst.
robo signans
Emergence Delft (NL)
robo signans ist eine kinetische Installation mit drei autonomen Robotern, die zeichnen. Entstanden in Zusammenarbeit von Emergence Delft und dem Künstler Jorrit Paaijmans (NL), beschäftigt sich das Projekt mit der Beziehung zwischen Mensch und Maschine und stellt Fragen zu Kreativität, Urheberschaft und funktionalem Design.
Ekklesia
Staatstheater Augsburg (DE)
Erschaffe eine neue Zivilisation in Ekklesia, einer Virtual-Reality-Städtebausimulation. Diese Performance verbindet Theater mit modernster Technologie und konfrontiert das Publikum auf satirische Weise mit Fragen zu gesellschaftlichen Strukturen und den Folgen der eigenen Entscheidungen.
BRIAN
Joyh Design / Oliver Thomas Hamedinger (AT), Jade Bailey (GB)
Können wir abgedichtete Räume hinter uns lassen, um eine offenere, empfänglichere Art des In-der-Welt-Seins zu entdecken? BRIAN ist ein Vorschlag, ein Experiment und ein Schritt hin zu Räumen, die nicht einengen, sondern beflügeln – ein Schritt in eine Zukunft ohne Panik.
Hinweis: Das Programm fürs Ars Electronica Festival 2025 ist noch in Arbeit.
Wir sind gerade dabei, alle Informationen für die Website aufzubereiten und planen, in den kommenden Tagen das Programm vollständig online zu stellen – stay tuned!